Comaniac - None For All

Review von derkleinekolibri vom 13.10.2023 (3900 mal gelesen)
Comaniac - None For All Es ist sieben Wochen her, als ich das vierte Studioalbum von COMANIAC zum ersten Mal hören durfte. Seitdem hat es mindestens 50mal den Weg aus meinen Lautsprechern durch meine Ohren direkt in den Brocken gefunden, den man gemeinhin Gehirn nennt. Nicht aber, weil ich es mir schönhören musste.

Die vier Schweizer haben "None For All" mit sozialkritischen Texten versehen, die sich durch die Stimmgewalt des auch Gitarre spielenden Sängers Jonas Schmid manifestieren. Man nimmt dem Quartett jene Worte ab, derer sie sich bedienen, um auf Missstände der heutigen Zeit hinzuweisen. Es ist das erste Mal für mich, dass ich das Gefühl habe, Jonas bräuchte bald eine Blutauffrischung, so viel Herzblut legt er in seinen Gesang.

Doch was wäre er ohne seine Kollegen Stefan Häberli am Schlagzeug, Tom Zürcher am Bass und Valentin Mössinger an der Leadgitarre? Dank ihrer Spielkunst klingt keiner der neun Songs gleich. Da wird nicht nur einfach auf Teufel komm' raus geschrapelt, sondern auch mal ganz filigran in die Saiten gegriffen und das Schlagzeug bedient. Herausgekommen ist dabei ein 40 Minuten langes Thrash-Album alter Schule. Die neun Songs geben mit jedem Durchlauf immer mehr Feinheiten preis. Geschickt wird auch mal eine Akustikgitarre eingesetzt und Jonas, der Gott der gutturalen lauten Töne, wagt sich auch in die Gefilde des Cleargesangs.

Die ersten 38 Sekunden des Albums klingen wie die urtümliche Musik auf Schweizer Almen und führen einen erst einmal auf eine völlig falsche Fährte, bevor es dann gnadenlos in die Vollen geht. Bereits nach drei Minuten ist klar: Hier hat die Schweizer Formation etwas Besonderes geschaffen, besser als alles jemals zuvor. Im weiteren Verlauf machen die Jungs deutlich, wo der Hammer hängt. Und wie bereits erwähnt, je öfter man "None For All" konsumiert, desto mehr gelangt man in die Tiefe der Musik, bei der man sich scheinbar bei jedem Ton Gedanken gemacht hat, wo er am besten hinpasst. Die Aggressivität von Jonas Stimme macht alles glaubwürdig. Dagegen stinkt jeder Rapper mit seinem bescheuerten "motherfucker" gewaltig ab, egal wie bösartig er sich auch dabei gibt.

Nach dem leicht "besinnlichen" Stück 'Long Life Doll' folgt mein absoluter Favorit: 'Start The Madness' hat mich vollends weggeblasen. Nach der Beaufortskala muss man hier definitiv eine 12 ansetzen. Mehr als einmal musste ich aufspringen und (m)einen eigenen Circle Pit in der Wohnung vollführen. Wie bei Konzerten üblich, blieben leichte Blessuren nicht aus - warum haben Tische nur immer Ecken, gegen die man zwangsläufig rennt? Aber egal, so bleiben COMANIAC wenigstens im Gedächtnis haften.

Warum tummeln sich die Jungs eigentlich noch immer im Untergrund? So langsam ist es Zeit, dass die Hörerschaft mitbekommt, dass sich hier jemand für die obersten Etagen qualifiziert hat.

So konsequent, wie sich COMANIAC weiterentwickelt haben, so konsequent behalten sie allerdings auch ihr Konzept für die Covergestaltung bei. Würde man alle vier Longplayer nebeneinander legen und den Bandnamen entfernen, käme sicherlich mehr als die Hälfte der Betrachtenden darauf, dass dies der Output von ein und derselben Band ist. Am sinnvollsten ist natürlich die Anschaffung als Vinyl, da kommt das Coverartwork am besten zur Geltung. Das Vinyl selbst wird in drei limitierten, verschiedenfarbigen Auflagen ausgeliefert: Black (100 Stück), Dark Trans Green (100 Stück) und Green Turquoise (40 Stück). Selbstverständlich kann man "None For All" auch als CD ordern oder das Ganze digital gegen eine geringe Gebühr herunterladen.

Wäre meine finanzielle Lage nicht so angespannt, dann stünde euch längst eine Schallplatte weniger zur Verfügung. Greift also schnell zu, bevor diese Sahnestücke ausverkauft sind.

Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Eye To Eye
02. Desolation Manifest
03. None For All
04. Long Life Doll
05. Start The Madness
06. Nothing But Lies
07. Breakdown Rite
08. Between The Stars
09. Self Sacrifice
Band Website: www.comaniac.ch
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 40:08 Minuten
VÖ: 13.10.2023

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