Kain - Seele | |
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Review von Zephir vom 08.07.2015 (6705 mal gelesen) | |
Ich bin noch in faszinierte Kontemplation des Albumcovers völlig versunken, als jemand unmittelbar hinter mir direkt in mein Ohr atmet. Auf diese Schrecksekunde folgt 'Agonie', der Opener des dritten Longplayers der jungen Würzburger Anti-Helden KAIN. Oh ja, es ist die pure Agonie, mit denen die Black-Metaller um Frontman David Seifert das Album "Seele" ausschmücken: Wunde Seele, blutige Ekstase – Leere und Nichts. Wer sie nicht kennt: KAIN spielen seit 2009, zunächst so etwas wie angeschwärzten Death, nun eine Art deathened Black mit avantgardistischen Ambitionen und Black’n’Roll-Elementen, der insgesamt Fans von der Schiene NOCTE OBDUCTA oder DER WEG EINER FREIHET ansprechen dürfte. Viel Blast und Uptempo ist Ehrensache, Drummer Daniel Schwarz drischt mit beachtlichem Krawumms die Welt in Trümmer. Ein besonderes Hörvergnügen ist diesbezüglich 'Galgenbaumes Sündenfrucht', ein Track, dessen medieval-mäßiger Titel mir eigentlich nicht zusagt, der dafür rhythmisch und technisch umso gediegener umgesetzt wurde. Bandkollege Max Landeck an der Gitarre steht dem in nichts nach: man beachte das zeitgenössische Solo in 'Abschaum', das ein bisschen an HARAKIRI FOR THE SKY erinnert. Die Lyrics lohnen übrigens auch mal einen intensiveren Blick: Was im Titel salopp hingerotzt klingt, lässt bei genauerem Lesen stutzig und nachdenklich werden. Im Titelsong 'Kain' kommt angemessen eingesetzt ein Keyboard zum Zuge, an dem sich Bassist Julian Langguth zwischenzeitlich austobt. Der Track strotzt nur so vor Progressivität, die Jungs zeigen schamlos, dass sie es können. Alles, was lebt, wird von Drum-Geprügel und Bass-Gegrolle ungespitzt in den Boden gerammt, ohne dass das Melodiöse hier zu kurz käme. Das ist es überhaupt: KAIN sind aggro und wüst, aber melodisch; sie sind roh und ungeschliffen, aber sauber und ordentlich gemischt – ohne die Aalglätte, die viele neu aufgebügelte BM-Bands heutzutage eitel zur Schau stellen. Aufgenommen und produziert wurde übrigens in Kooperation mit Nikita Kamprad (DER WEG EINER FREIHEIT), der in 'Seele Stirbt' gastmäßig seine Stimme beisteuert. ‚Seelenkrüppel‘ ist ein weiterer Kandidat, der einen schier wegpustet, dann wieder mit modernen Instrumental-Bridges fesselt, wie wir sie aus dem Black 'n' Roll kennen. Auch in 'Verbranntes Fleisch' scheint jedes Bandmitglied seine persönliche schwarze Sternstunde herbeizuspielen. Davids Stimme, durchgehend kräftig gefärbt zwischen relativ stimmvollem Screamen und Growlen, tut das Ihre. Jetzt kann die Welt untergehen. Einziger Wermutstropfen sind die faden Songtitel, die den Lyrics überhaupt nicht gerecht werden. Stereotype wie 'Seele stirbt' oder 'Schwarze Tirade' lassen nicht im Mindesten erahnen, dass sich dahinter wirklich gut gemachte, mit gekonnt eingesetzter Metaphorik verschlüsselte, aber nicht verkitschte (wie sonst so oft!) Wort- und Gedankenmalereien verbergen, über die man eine Weile grübeln kann. In dieser Hinsicht haben KAIN seit ihrem Debüt "Weltenfluch" (2009) über das Folgemodell "Omega" (2011) etwas nachgelassen. Das ist aber auch wirklich das Einzige, was ich zu bemängeln habe. Ansonsten: Hut ab vor diesem ausgesprochen fähigen Nachwuchs! Und weiter so, falls nach nochmaligem Abspielen nicht das Universum in Schutt und Asche liegt! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Agonie 02. Seele Stirbt 03. Galgenbaumes Sündenfrucht 04. Abschaum 05. Trotz 06. Seelenkrüppel 07. Verbranntes Fleisch 08. Schwarze Tirade 09. Erwachen | Band Website: www.myspace.com/kaindeathmetal Medium: CD Spieldauer: 55:14 Minuten VÖ: 19.06.2015 |
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