Marquis De Sade - Chapter II | |
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Review von Opa Steve vom 09.07.2023 (2817 mal gelesen) | |
MARQUIS DE SADE blicken auf eine Zeit mit jahrzehntelanger Inaktivität zurück. Nach der Gründung 1976 war die Band gerade mal drei Jahre aktiv und zerfiel dann wieder. Die wenigen Aufnahmen sind bis heute rar und kaum über legale Wege verfügbar. Nachdem das Cover von 'Somewhere Up In The Mountains' durch ROXXCALIBUR wieder Aufmerksamkeit erregte, kam es kurz darauf zur Reunion der Londoner Band, die jetzt mit "Chapter II" quasi ihren ersten Longplayer nach fast 50 Jahren veröffentlicht. Stilistisch hat es die Band geschafft, sich stark an den Sound der späten Siebziger anzulehnen. Die ersten Proto-Metal-Zutaten der damaligen Zeit mischen sich mit einigen kernigen NWoBHM-Riffs (als besonders schnittig möchte ich hier 'Living In The Ice Age' hervorheben), aber auch mit dem Hardrocksound der goldenen Siebziger. Die Riffs gepaart mit den oft eingesetzten Hammondorgel-Sounds erinnern nicht selten an DEEP PURPLE. Die Songs stampfen mit viel Groove ('Belvedere', 'Marquis De Sade') und die Kombination der Gitarren mit den Keyboardsounds baut nicht selten abwechselnde Soli wie Blackmore/Lord ihrerzeit ein. Natürlich ist die moderne Keyboardtechnik soundmäßig variabler aufgestellt. Mir gefallen besonders die Duelle in 'Suspended Animation', wo sich wunderbare Gitarrenleads die Klinke mit toll klingenden 80er-Retro-Synths in die Hand geben. Der Piano-Einsatz in 'Border Wall' kann mich allerdings wenig erfreuen. Wenn man aber die Parts mit den Hammond-Sounds hervorgreift und sich etwas aggressiveren Gesang dazu denkt, kommt der Vergleich mit DEEP PURPLE einfach zwangsläufig auf. Auch andere Vergleiche sind hier und da rauszuhören. Die Ballade 'Fortress Of Solitude' erinnert in ihrer Epik an eine Mischung aus QUEEN und den etwas straighteren MAGNUM. Was vor allem durch den sehr theatralischen Gesang unterstrichen wird, denn die Vocals überphrasieren gern mal wieder, weswegen ich mich am Anfang des Albums zuerst fragte, ob hier wirklich ein Native Speaker am Mikrofon steht. Das Weinerliche in vielen Parts (besonders in 'Marquis De Sade') ist auch nicht unbedingt jedermanns Sache, da es oft etwas überbordend ist. Das Klimperorchestrale in 'Border Wall' oder die Drama-Kiste von 'Last Survivor', die eher an seichten 80er Prog-Rock erinnert, hätten für mich persönlich in dieser Ausprägung nicht sein müssen und bremsen den Hörfluss etwas. Zum genredienlichen Mastering hatte ich ja schon geschrieben, dass der Sound der damaligen Zeit gut eingetütet wurde. Es gibt hier und da ein paar zischelnde Höhen, die etwas aus dem Sound herausstechen, aber "Chapter II" ist mit der Dynamik (nicht zu verwechseln mit Lautheit) der damaligen Epoche produziert und verlangt nach einem beherzten Griff zum Lautstärkeregler, damit der Klang voll zur Geltung kommt. Lediglich 'Living In The Ice Age' schmiert im Gesamtsound im Vergleich zum Rest etwas ab. Fazit: Für Freunde des frühen Metals von der Insel, Traditionalisten und Bewahrer der ursprünglichen Theatralik der ganz großen Hardrock-Namen. Und für Menschen, die neben dem heute oft vorherrschenden Einheitssound mal etwas Frisches hören möchten. Anspieltipps: 'Suspended Animation', 'Belvedere'. Gesamtwertung: 6.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Belvedere 02. Now I Lay Me Down 03. Border Wall 04. Fortress Of Solitude 05. Marquis De Sade 06. The Moons Glow 07. Suspended Animation 08. Last Survivor 09. Living In The Ice Age | Band Website: Medium: CD, LP, digital Spieldauer: 58:16 Minuten VÖ: 30.06.2023 |
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