Hanging Garden - I Am Become

Review von Zephir vom 09.12.2017 (8735 mal gelesen)
Hanging Garden - I Am Become Dass die melodischen Death-Doomer HANGING GARDEN gern ohne viel Vorgeplänkel zur Sache kommen, wissen wir ja bereits. So überrascht es nicht, dass sie uns ihr jüngstes Output "I Am Become" nahezu unvermittelt und ohne weiteres Erklärungsgedöns um die Ohren schlagen, wobei so manches, was wir mit diesem Album auf die Ohren bekommen, zumindest rudimentär erklärt werden müsste, wie sich gleich zeigen soll.

Die mit einem Zitatausschnitt betitelte Platte (der ganze Satz lautet "Now I am become Death, the destroyer of worlds" – gegen die Fragezeichen im Kopf hilft hier Google) beginnt mit dem ziemlich druckvollen 'As Above, So Below', das dem Doom mit melodischen, schmerzbewegten Riffs und hellstimmigen Gesangshooks zu entkommen versucht. Das noch bewegtere, ungleich groovigere 'Hearthfire' serviert die wohlbekannte Stimme von AMORPHIS-Sänger Tomi Joutsen – ein Schmankerl, das durchaus zur Popularität der bereits seit über einem Jahrzehnt bestehenden finnischen Formation beitragen könnte. 'Elysium' legt mit echt skandinavischer Melancholie ein wenig Gothic-Puder auf, aber nur dezent und nur in der ersten Hälfte des Tracks, um alsbald mit vollem Gegrowle garniert in eindeutigen Melodeath überzugehen.

Soweit, so stimmig. Die anschließenden Tracks frappieren allerdings aufs Äußerste. 'Our Dark Design' überrascht mit stampfendem Dark-Metal-Charakter, der mich irgendwie an die Ära "Passage" von SAMAEL erinnert, die hier und da leicht verfremdete Stimme atmet einen Hauch Industrial. 'Kouta' ist mit dem Einsatz von elektronischem Instrumentarium und der durch Tranquilizer in Schach gehaltenen Angstdepression eine ziemliche Gothic-Rock-Nummer, aus der uns das fies dissonante Riffing der nächsten Sorte, 'From Iron Shores', mitsamt dem Black-Metal-Eingangsgekreisch herausreißt. Diese beiden musikalischen Fremdkörper wiederholen sich nur einmal im weiteren Verlauf des Titels, der ansonsten eher im Geiste der vorangegangenen Songs steht, und ich bin zunächst geneigt, sie für eine bloße experimentierfreudige Spielerei von HANGING GARDEN zu halten. In 'One Hundred Years' gehen derlei Experimente allerdings weiter, wenn es neben traurigen Pianoakkorden Trip-Hop-artige Beats zu hören gibt. Erst mit 'Forty One Breaths' befinden wir uns wieder im doomigen Melodeath, wobei sich der folgende Rausschmeißertrack 'Ennen' wiederum mit fast allen vorgenannten Elementen mischt, inklusive piepsiger Frauenvocals, die dem Albumabschluss noch einmal einen kräftigen Gothic-Stempel aufdrücken.

Was ist "I Am Become" nun in seiner Gesamtheit für ein Werk? Eigenartig in sich zerrissen, ohne wirklich experimentell zu sein – dafür verlieren sich alle Anflüge von Charakterpatches, von instrumentalen und vokalen Spielereien viel zu schnell im bereits Bekannten. So richtig zufrieden bin ich daher mit dem fünften Album von HANGING GARDEN nicht: Der Hörer wird durch zu viele eingängige Refrains verwöhnt, um die vereinzelten Ausbrüche zu verstehen; diese Ausbrüche wiederum sind zu auffällig und treten nach dem ersten Albumdrittel zu häufig auf, um als bloße Knochenbeilage durchzugehen. Beiseite legen oder noch mal hören?

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. As Above, So Below
02. Hearthfire
03. Elysium
04. Our Dark Design
05. Kouta
06. From Iron Shores
07. One Hundred Years
08. Forty One Breaths
09. Ennen
Band Website: www.hanging-garden.net
Medium: CD
Spieldauer: 46:54 Minuten
VÖ: 27.10.2017

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