Malady - Ainavihantaa

Review von baarikärpänen vom 12.12.2021 (5795 mal gelesen)
Malady - Ainavihantaa Progressive Rock darf eigentlich (so ziemlich) alles. Verdrehte oder verschachtelte Rhythmen, ellenlange Instrumentalparts, Gesang, der als weiteres Instrument im Gesamtsound fungiert...you name it. Da bilden die Finnen von MALADY keine Ausnahme. 2010 in Helsinki gegründet, war das eigentliche Ziel der Musiker lediglich, ein eigenes Album zu veröffentlichen, bevor man 50 Jahre alt ist. Genau das haben die Herren schon vor längerer Zeit geschafft und mittlerweile steht nun sogar das dritte Album, "Ainavihantaa", in den Startlöchern. MALADY sahen sich von Beginn an in der Tradition des typisch finnischen ProgRocks, egal ob älterer Vorbilder wie MAGYAR, TASAVALLAN PRESIDENTTI oder auch neuerer Vertreter wie LIEKKI. Bedeutet, MALADY's Sound darf man durchaus als retrofuturistisch bezeichnen, dargeboten mit einem möglichst analog klingenden Klangbild. Zusätzlich haben sich MALADY nochmals verstärkt und Saxophonist Taavi Heikkilä gehört nun fest zur Band.

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Genau diese Verstärkung wird dann auch ein "Problem" für viele Hörer sein. Dass MALADY auf harte Gitarren verzichten, sollte für die meisten kein Hinderungsgrund sein, mit der Musik warm zu werden. Aber Taavi Heikkilä, beziehungsweise sein Saxophon, sind nun mehr als präsent im Sound der Finnen, wenn auch nicht aufdringlich. Und eben diese Blechbüchse stellt viele auf eine harte Probe. Noch markanter allerdings sind die Keyboards, beziehungsweise Mellotron, Wurlitzer, Moog, von Ville Rohiola. Beides zusammen also nicht das, was unsere Zielgruppe normalerweise erwartet. Und doch weiß "Ainavihantaa" eigentlich zu überzeugen. Vorausgesetzt natürlich, man hat ein gewisses Faible für KING CRIMSON und auch PINK FLOYD. Von Ersteren haben sich MALADY die doch teils jazzigen Parts abgeschaut, von Zweiteren die futuristisch anmutenden Sounds. Vor allem der Titeltrack erinnert mich gewaltig an die frühen Alben der FLOYDS. Dazu passt auch der eher spärlich eingesetzte Gesang bei vielen Songs auf dem Album. Dass im Text zu 'Ainavihantaa' mein Heimatstädtchen Hanko erwähnt wird, find ich natürlich knorke. Ebenfalls gelungen das funkige Bass-Intro von 'Dyadi', ein weiteres Beispiel, dass MALADY keine Berührungsängste haben, was andere Stileinflüsse betrifft und eben typisch Prog sind. Einzelne Songs jetzt weiter breit abzuhandeln, dafür bin ich, obwohl schon Prog-Fan, eigentlich zu unbewandert, vor allem was trockene Musiktheorie angeht. Ich lasse mich dann doch lieber vom Gesamtbild auf Gefühlsbasis mitehmen. Doch halt, einen Song sollte ich noch erwähnen, denn 'Sisävesien Rannat' (in etwa übersetzt "Strände der Inlandgewässer") ist eine schöne Nummer, die den Wechsel der Jahreszeiten an Inlandgewässern musikalisch begleitet, inklusive künstlich erzeugter Waldgeräusche. Man hat tatsächlich das Gefühl, an einem der vielen Seen Finnlands die Seele baumeln zu lassen. Klasse Kopfkino, dieser Song. Richtige Nerds werden aber auch garantiert ihre Freude mit "Ainavihantaa" haben, weil es jede Menge zu entdecken gibt. Und das, obwohl das komplette Album eigentlich so richtig schön unaufgeregt daherkommt. MALADY sind darüber hinaus tolle Musiker, die genau wissen, was sie da machen. Vor allem Keyboarder Rohiola und Drummer Juuso Jylhälehto möchte ich besonders hervorheben. Auch der warme Sound von "Ainavihantaa" weiß zu gefallen, klingt sogar sehr analog. Man hört, dass MALADY eine der Bands sind, die tatsächlich noch zusammen im Studio stehen und ihre Musik einspielen.

MALADY ist mit "Ainavihantaa" ein Album geglückt, das wie aus der Zeit gefallen scheint. Hier haben wir Musiker, die sich keinem Trend anbiedern, sondern ganz einfach ihre Vision des progressiven Rocks verfolgen. Auch wenn die (offensichtlichen) Vorbilder in der Vergangenheit zu suchen sind, ist das hier fernab von angestaubt, und da macht es auch nichts aus, dass MALADY "nur" Progressive Rock sind, denn auch so ist jeder der neun Punkte mehr als verdient. Es ist spannend, welch florierende Prog-Szene Finnland im Moment zu bieten hat, man denke nur an POLYMOON, KAIRON; IRSE! und eben auch an MALADY.




Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Alava Vaara
02. Vapaa Ja Autio
03. Sisävesien Rannat
04. Dyadi
05. Haavan Väri
06. Ainavihantaa
Band Website: www.facebook.com/maladyband
Medium: CD
Spieldauer: 37:37 Minuten
VÖ: 10.12.2021

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