Galaxy - On The Shore Of Life | |
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Review von baarikärpänen vom 19.11.2021 (5513 mal gelesen) | |
Erinnert sich noch jemand an das Debut "Mayhemic Destruction" der Australier MORTAL SIN? Eigentlich 'ne blöde Frage, weil die Scheibe völlig zu Recht als erstes ernstzunehmendes Statement in Sachen (Speed-)Thrash Metal aus Down Under gilt. 1987 sowas wie die Aussie-Antwort auf METALLICA. Zum großen Durchbruch hat es nie gereicht, was wohl auch mit der geographischen Lage zu tun hatte. Damals jettete man nicht mal eben von der Südseite des Planeten für eine ausgedehnte Tour nach Europa oder USA - schon gar nicht als Newcomer, trotz Major-Deal hierzulande. Aber die Zeiten haben sich geändert, und 2021 ist die Welt kleiner geworden (wenn es da nicht diese Pandemie gäbe) - sehr zum Vorteil neuer Bands aus Australien. So eine sind GALAXY, und was die Jungs mit MORTAL SIN verbindet, ist der Fakt, dass GALAXY knietief im Sound der 80er verwurzelt sind, im Gegensatz zu ihren Landsleuten aber eher im Speed Metal zu verorten, wenn auch nicht nur. Dafür sprach ihr erstes Ausrufezeichen 2019, die EP "Lost From The Start", der nun der erste Longplayer "On The Shore Of Life" folgt. Und im Gegensatz zu erwähnten MORTAL SIN, die ihrem Stil treu blieben, legen GALAXY fast schon eine komplette Kehrtwende hin. Wobei wir aber zuerst mal festhalten wollen, dass GALAXY (im Moment) keine "echte" Band sind, sondern nur aus Stu Callinan (sämtliche Gitarren und Bass) und Sänger Phillip T. King bestehen. Wer gesagt, GALAXY haben den Stil der "Lost From The Start"-EP fast zu den Akten gelegt. Die Mucke der EP war deutlich vom Speed Metal oder straightem Heavy Metal geprägt, angereichert mit einigen wenig zu erwartenden Breaks und Wendungen bis hin zum Psychedelic. Eben diese merkwürdig anmutende Herangehensweise wird auf "On The Shore Of Life" deutlich ausgebaut. Bedeutet, die Anteile an speedigen Abfahrten haben sich deutlich reduziert, dafür wird es geradezu progressiv. Im Infozettel wird das als Mischung aus traditionellem Metal im Fahrwasser von MERCYFUL FATE, gemischt mit THIN LIZZY und 70er JUDAS PRIEST, garniert mit FATES WARNING bezeichnet. Genau das kann man so auch unterschreiben. Was auch bedeutet, dass den Hörer hier etwas erwartet, das so auch noch nicht zu hören war. Wie ernst es GALAXY mit ihrer Musik ist, verdeutlicht vielleicht der Blick auf den Posten des Drummers, den sich die beiden Recken für die Aufnahme ausgesucht haben. Kein Geringerer als Simon Phillips sitzt hier hinter den Kesseln. Der 64-jährige spielte schon mit dem Who Is Who der Szene, unter anderem mit JUDAS PRIEST, JEFF BECK, ASIA, THE WHO, MICHAEL SCHENKER, um nur ein paar zu nennen. Wen wundert's also, dass "On The Shore Of Life" - im Unterschied zur EP - auf einem wesentlich höheren musikalischen Niveau anzusiedeln ist. Dazu tragen auch Gitarrist Callinan bei, der sich einige klasse Riffs hat einfallen lassen, aber halt auch sehr komplexe Songstrukturen bei, womit wir zum Haken des Albums kommen: Easy listening ist hier nicht angesagt. Wenn sich zum Beispiel in 'Valentine' zu dem unüberhörbaren MERCYFUL FATE-Einfluß noch deutliche von VOIVOD inspirierte Parts hinzugesellen, dann wird's frickelig. Da darf es dann auch mal balladesk/folkig zugehen, wie in 'Daughter In The Distance', um schließlich im letzten Viertel der Nummer wie MEGADETH zu thrashen, die sich mit YES zur Jam Session treffen. An die speedigen Elemente der EP erinnert auf "On The Shore Of Life" lediglich 'Bargaining', aber auch hier wieder psychedelisch anmutende Zwischenparts. Damit aber nicht genug, denn 'Firelight Palaver' ist zu Beginn Epic Metal in Reinform, nur um schon nach kurzer Zeit den Schlenker Richtung Classic Rock und Proto Metal (die Gitarre) zu machen. Beim abschließenden 'We Enter The Door Of Death Alone' (für mich der Höhepunkt der Scheibe) schaffen es GALAXY gar, alles zuvor an unterschiedlichen Stilen Gehörte in einen einzigen Song zu packen. Was zusammenfassend bisher an musikalischen Einflüßen recht wirr klingt, funktioniert auf wundersame Weise aber recht gut. Vorausgesetzt natürlich, man ist als Hörer bereit, sich darauf einzulassen. Ein weiterer Punkt, ob einem die Scheibe gefällt oder nicht, dürfte zudem Sänger Phillip T. King sein, der - man sollte es bei diesem Nachnamen schon ahnen - seinem Namensvetter KING DIAMOND nacheifert. Klappt über weite Teile des Albums recht gut, geht aber bei einigen wenigen Parts auch mal leicht in die Hose. Da ist noch deutlich Luft nach oben. Dass auch das Cover des Albums eher an eine Prog Band der 70er denken lässt, passt dann wieder prima ins Konzept. Nein, leichte Kost ist "On The Shore Of Life" nicht und wird polarisieren, da bin ich mir sicher. Wer aber ein offenes Ohr für diese Ansammlung an Ideen hat, die auf den ersten Blick nicht so recht passen wollen, den erwartet ein durchaus spannendes Album mit Langzeitwirkung. Und seien wir doch mal ehrlich: In einer Zeit, in der scheinbar alles schon gesagt ist und in der Imitation vor Inspiration kommt, sollte man erst recht ein offenes Ohr haben und einer ungewöhnlichen Band eine Chance geben. Deswegen haben GALAXY sich ihre acht Punkte mehr als verdient. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Bright Stars 02. Valentine 03. Gemini 04. Daughter In The Distance 05. Bargaining 06. Firelight Palaver 07. On The Shore Of Life 08. We Enter The Door Of Death Alone | Band Website: www.facebook.com/GalaxyAus/ Medium: CD + digital Spieldauer: 38:14 Minuten VÖ: 19.11.2021 |
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