Firewing - Resurrection

Review von Rockmaster vom 08.05.2021 (5154 mal gelesen)
Firewing - Resurrection So Kollegen wie FIREWING hinterlassen den Rezensenten mitunter auch mal ziemlich ratlos. Das Intro 'Prelude: Moonlight Of Despair' fühlt sich an, als würde sich der siebte Sinn für Epik und Dramatik müde vom Sofa nach oben recken und fragen: "War was?" Und schon fläzt er sich unaufgeregt wieder hin. Damit ist die Erwartungshaltung für den Opener 'Obscure Minds' schon mal gedämpft. Dass ausgerechnet da Sänger Airton Araujo ganz schön wackelt, hat das Zeug, die Band gleich abzuschreiben und zu verreißen. Die Produktion, die dem Symphonic/Power Metal irgendwie keine Power zu verleihen vermag, macht das nicht gerade besser. Hört man aber genauer hin, darf man zumindest nicht verleugnen, dass die Musiker an den Instrumenten größtenteils tolle Jobs machen. Auch 'Demons Of Society' ist noch nicht so der fette Knaller, überzeugt aber mit guter Melodie und Komposition - wenn man vielleicht das popsongartige Finale ausblendet, in dem lediglich der Refrain transponiert und totgenudelt wird. Schwierigkeiten hat die Band fast durch die Bank, die (dazuproduzierten? von einem Gastmusiker eingespielten?) Keyboards organisch in die Musik zu integrieren. Das klingt häufig aufgesetzt und hat wenig Bezug zum übrigen Instrumentalspiel.

Zum ersten Mal überzeugt die Band durch die Bank mit dem etwas langsameren, leicht balladesken 'Far In Time'. Airton Araujo trifft hier nicht nur jeden Ton, sondern bringt auf einmal auch echt Energie rüber. Er kann's also! Auch die Gitarrenarbeit von Bruno Oliveira und Caio Kehyayan passt hier einwandfrei. Ihr Werkstück für die Gesellenprüfung liefern FIREWING mit 'Time Machine', in dem alle auf Top-Niveau spielen und singen. Es gelingt den Jungs hier, einen Spannungsbogen aufzubauen und auch bis zum Ende des knapp acht Minuten langen Titels aufrecht zu erhalten. Höhepunkte sind das Gitarrensolo und die weibliche Gesangsstimme - Achtung, klassisches griechisches Drama - zwischen zweitem und letztem Drittel des Songs. Wenn der Meister hier noch was auszusetzen hat, dann einzig und allein, weil er zukünftige Konkurrenz fürchtet.

'Eternity' will gleichzeitig verspielt und dramatisch klingen, die Komposition verzettelt sich aber dabei ein wenig. Und ein schauriger Tiefpunkt ist leider erreicht, wenn in der zweiten Hälfte die Erzählstimme klingt, als würde der 'Keeper Of The Seven Keys'-Narrator die Rettung der Welt auf dem Höhepunkt einer fatalen Abhängigkeitsbeziehung zum Valium in seinem Medizinschrank verpassen. Wenn er dann am Ende "the tales of Ember & Vishap" ankündigt, ist der Hörer geneigt zurückzurufen: "Oh ja, ich bin schon so gespannt vor freudiger Erwartung."

Nun, wie schon zuvor wiederauferstehen FIREWING nach Absturz mit gestutzten Flügeln und zeigen, dass sie trotz allem echt Feuer haben. Teil 1 der Tales ist noch etwas ruhiger, aber stilecht durchkomponiert und macht Lust auf mehr. In 'Tales Of Ember & Vishap: The Meaning Of Life' indes wirft die Band alles in die Waagschale, was sie im Repertoire hat. Vollkommen unerwartet greifen sie tief in die progressive Schublade und hauen eine fantastische Nummer raus. Wäre schade gewesen, die wegen der ersten Enttäuschungen zu verpassen.

Die letzte Nummer in kompletter Bandbesetzung 'The Essence Of Your Heart' hält das Niveau nicht ganz, hat aber auch gute Momente. Der Schlusstitel indes ist für einen Epilog zu lang und hat stilistisch keine klare Linie. Da werden Romantik, Programmmusik, Kirchenmusik und eine gehörige Portion Filmmusik zusammengerührt, es entstehen gute Momente (wirklich gut sind die Passagen mit Chorgesang), aber die Mischung verfängt nicht restlos.

Ein abschließendes Urteil über "Resurrection" fällt wirklich schwer, wenn denn die Spanne von zwei Blutstropfen bis acht Blutstropfen lückenlos vertreten ist. "Resurrection" - Wiederauferstehung - charakterisiert sich selbst schon ziemlich treffend. Zieht man in Betracht, was FIREWING können, sollte man sie durchaus auf der Rechnung haben. Wenn sie bei ihrem zweiten Longplayer nicht erst fallen müssen, um wiederaufzuerstehen, dann könnte das richtig gut werden.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Prelude: Moonlight Of Despair (1:30)
02. Obscure Minds (5:22)
03. Chapter I: Acheron's Ritual (1:34)
04. Demons Of Society (4:14)
05. Far In Time (3:29)
06. Chapter II: Temple Of Helios (1:57)
07. Resurrection (4:56)
08. Time Machine (7:55)
09. Chpater III: Transcending Souls (1:18)
10. Eternity (7:40)
11. Tales Of Ember & Vishap: How Deep Is Your Heart? (4:35)
12. Tales Of Ember & Vishap: The Meaning Of Life (4:05)
13. The Essence Of Your Heart (4:17)
14. Epilogue: Sacred Journey (5:30)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 58:23 Minuten
VÖ: 23.04.2021

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