Summer Breeze Open Air 2006

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Take off: 17.08.2006 - Review (13740 mal gelesen)

Intro

Live-Reviews

Fazit

Besucherstimmen

Interview mit dem OB von Dinkelsbühl, Dr. Hammer

Intro

Das Summerbreeze-Festival feierte in diesem Jahr eine Premiere: da das Gelände in Abtsgmünd durch Baumaßnahmen nicht mehr in der nötigen Größe zur Verfügung steht, wich man erstmalig nach Dinkelsbühl aus, wo ein großes Wiesengelände neben dem Aeroclub Sinbronn kurzerhand die neue Heimat für ca. 11000 Metalheads bot. Während der Veranstalter im Vorfeld noch von einer Auslegung für 15000 Besucher sprach, zeigten wohl die langen Verzögerungen bei den Geländezusagen, dem Vorverkauf und endgültigem Billing genauso Wirkung wie der WM-Stress und die nicht schlafende Metal-Festival-Konkurrenz. Auch schien das Lineup dieses Jahr etwas zu sehr Gewicht auf große Gegensätze zu legen - so waren poppiger Prog-Rock á la LIV KRISTINE und vor allem auch die Gothic/Elektro-Fraktion mit LACRIMOSA, ASP und auch den DEATHSTARS stärker vertreten denn je, was dem Festival ein wenig von seinem Gesicht nahm. Wie die äußeren Metal-Randgebiete aber beim Publikum letztendlich wirklich ankamen, lest ihr nun in unseren Live-Reviews:

Live-Reviews

Donnerstag Freitag Samstag
SUBCONSCIOUS
TOURETTES SYNDROME
VOLBEAT
UNDERTOW
NEAERA
ANGEL BLAKE
THE HAUNTED
SALTATIO MORTIS
MOONSPELL
1349
FINNTROLL
ASP
KREATOR
KATATONIA
APOSTASY
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
LENG TCH'E
THE OCEAN
TRAIL OF TEARS
FRAGMENTS OF UNBECOMING
POTENTIA ANIMI
SCAR SYMMETRY
REBELLION
ONE MAN ARMY
EXILIA
TURISAS
AMORPHIS
HEAVEN SHALL BURN
MORBID ANGEL
LIV KRISTINE
LACRIMOSA
DEATHSTARS
THE OTHER
PERZONAL WAR
LUMSK
GOJIRA
VISIONS OF ATLANTIS
LEGION OF THE DAMNED
NECROPHAGIST
CARNAL FORGE
TOTENMOND
PSYCHOPUNCH
CORVUS CORAX
THYRFING
NEGATIVE
BLOODFLOWERZ
GAMMA RAY
UNLEASHED
FEAR FACTORY
MY DYING BRIDE

SUBCONSCIOUS

Das Festival fing ganz und gar nicht so an, wie es sollte. Statt REGICIDE spielten SUBCONCIOUS aus Stuttgart auf, dafür aber getauscht mit VOLBEAT. Jedenfalls eröffnete ein Schwabenquartett anstatt eines Dänentrios das Festival, was mancherorts für erstaunte Blicke sorgte. Ihren spontanen Auftritt meisterten SUBCONCIOUS jedenfalls recht statisch, dafür aber mit ausgefeiltem, progressiven Liedgut, das meist durch ordentlich Druck auf dem Gaspedal zu gefallen wusste. Es wäre ihnen zu wünschen, dass sie das nächste mal später und planmäßig auftreten dürfen.

TOURETTES SYNDROME

TOURETTES SYNDROME dürften wohl den meisten deutschen Zuschauern eher weniger ein Begriff gewesen sein, kommt das eher abgefahrene Quertett mit "Sängerin" immerhin aus Australien. Frontfrau Michele Madden war nicht unbedingt sofort als solche auszumachen - und das lag nicht nur an ihren krassen Grunts. Ihr hammerhartes Organ, das Stage-acting der Kombo und das Death-Geknüppel kam bei den noch wenigen Anwesenden jedoch recht gut an und sorgte so schon für einigermaßen Stimmung. Michele bedankte sich auch artig durch häufiges Widerholen immer selber Aussage: "I love Germany".

VOLBEAT

Die Dänen auf Festivaltour. Sie scheinen wohl recht gut anzukommen, stand doch auch noch am Ende der Saison ein gut gelaunter Sänger auf der Bühne. Allerdings musste man zwischendurch um den Auftritt der Nachbarn bangen, da selbst eine viertel Stunde nach planmäßigen Gigbeginn niemand auf der Bühne stand. Fast ohne Soundcheck, mit wenigen Ansagen und geschmälertem Programm legten sie dann schließlich los und zeigten mit ihrem Metal'n'Roll, dass man auch heute noch Neues schaffen kann. Wobei einen großen Teil der Klasse und des Charmes die Elvis-gleiche Stimme von Michael Poulsen beiträgt.

ANGEL BLAKE

THE CROWN gibt es zwar nicht mehr, aber irgendwie sind sie doch noch auf dem Breeze vertreten. Und zwar in Form von ANGEL BLAKE, der Band des ex-THE CROWN Gitarristen Marko Tervonen (und ONE MAN ARMY, der Band des damaligen Sängers und Frontmanns). Die Schweden haben als kleine Besonderheit keinen E-Bass, sondern einen Kontrabass mit dabei, der sich allerdings als nicht besonders zuverlässig heraus stellte und nach einem halben Lied schon reperaturbedürftig hinter Bühne verschwand. Erst drei oder vier Lieder später war er dann wieder mit von der Partie. Ansonsten zogen die Mannen um Marko eine souveräne Show ab, der aber irgendwo der Punkt fehlte. Die Lieder tummeln sich eher im Midtempobereich und hin und wieder hatte man das Verlangen, ein wenig auf das Gaspedal zu drücken. Wirklich mitgerissen wurde man nicht.

THE HAUNTED

Mit THE HAUNTED stand eine Schwedenkombo auf den Brettern, die von Beginn an zu überzeugen wusste. Fronter Peter stellte von Anfang an eine gute Connection zum Publikum her. Der Sound war einfach klasse, was sicherlich auch zum frühzeitig entstehenden Moshpit beitrug. Es war eindeutig zu sehen, dass THE HAUNTED selbst richtig Spaß an der Sache hatten. Wer hätte dies nicht, wenn man so gut beim Publikum ankommt? Die Schweden hätten sich sicherlich auch gut auf der Main-Stage zurechtgefunden. Hoffen wir, dass wir dies in den nächsten Jahren irgendwann erleben dürfen. Dieser Gig machte brutal Spaß.

SALTATIO MORTIS

Die Mittelaltermucker betraten die Bühne und wurden angemessen empfangen. Der Gig gestaltete sich äußerst interessant für jemanden, der SALTATIO MORTIS bisher nur von entsprechenden Mittelaltermärkten kannte. Deren Sackpfeifenmusik, diesmal von fetten Gitarrensounds mehr als nur untermalt, kam riesig an und stellt zum üblichen Programm der Spielleute einen tollen Kontrast dar. Fackeln am Rande der Bühne taten ihr Übriges, um das Gesamtbild der 7 Spielmänner abzurunden. Das Publikum feierte Songs wie 'Des Königs Henker', 'Der dunkle Engel' und die obligatorische Zugabe 'Licht und Schatten' verdienter Maßen mächtig ab. Show und musikalisches Können sind bei dem Septett Dinge, die unweigerlich zusammengehören. Ein toller Auftritt, bei dem Sänger Alea auch gelegentlich durch den Fotograben sprang, der Band und Publikum gefiel.

MOONSPELL

Auf die Portugiesen MOONSPELL wartete schon eine recht große Menge. So gab es denn auch großen Jubel, als die Mannen um Fronter Fernando in seinem dunkel-blut-roten Mantel auftauchte. Und schon legten die Dark Metaller mit ihrem Kracher 'Finisterra' los, was die Stimmung noch weiter anhob. Neben aktuellen Songs durfte natürlich der MOONSPELL Hit ever 'Opium' nicht fehlen, welcher vom Publikum auch lauthals mitgesungen wurde. Anschließend griffen die portugiesischen Dunkelmetaller dann noch weiter in die Historienkiste und hauten uns 'Wolfshade' und 'Alma Mater' von der allerersten Scheibe um die Ohren. Allerdings war bei den älteren Titeln Fernandos Gesang etwas schwach. Es scheint, als sei seine Stimme eher auf die neueren Tracks trainiert. Zum Finale gab es das obligatorische 'Full Moon Madness', was jedoch im Hellen (die Sonne schien noch) nicht so gut wirkte. Für eine Band wie MOONSPELL wäre ein Platz in der Setlist am späteren Abend besser gewesen. Alles in allem hat mir (und den restlichen Zuschauern) der Gig aber trotzdem sehr gut gefallen.

1349

1349 war ein finsteres Jahr, denn die Pest erreichte Skandinavien. Nicht ganz so finster war's 657 Jahre später, als die gleichnamige Band am frühen Abend die Bühne des Breeze bestieg. Man muss schon sagen, dass brutalster Black Metal im grellen Gegenlicht eine Menge seiner Wirkung verliert. Allerdings ließen sich die Jungs davon nicht beeindrucken, enterten klassisch geschminkt und mit grimmigen Posen die Sonnenstrahlen, die normalerweise jeden Vampir zu Asche verbrennen, und spuckten ihre Blastbeats in die spärliche Menge. Vielleicht lag's an der für Black Metal ungünstigen Zeit, dass sie nicht so viel Publikum vor die Pain Stage zogen, aber dafür gab's genug Die-Hard-Fans, die in den ersten Reihen den Verstand aus den Haaren bangten. Leider litten auch 1349 unter dem etwas schlechten Sound des Donnerstags, so dass die Hochgeschwindigkeitstitel etwas im Brei versanken. Nichtsdestotrotz konnte man in all dem grellen Krach die enorme Drumleistung bewundern, die Gasttrommler Tony Laureano (MALEVOENT CREATION; 1349-Kultdrummer Frost ist momentan mit SATYRICON beschäftigt) hochpräzise unter die schneidenden Riffs legte.

FINNTROLL

FINNTROLL schaffen es irgendwie, dass in letzter Zeit jeder Auftritt, den ich sehe, immer schlechter wird. Zwar haben sie auch auf dem Breeze wieder Liedmaterial aus der gesamten Schaffenspreiode gespielt, aber ansonsten war es eine eher enttäuschende Vorstellung. Der Sound war anfangs zu basslastig, der Keyboarder hat Einsätze ein wenig verzockt, die Gitarre war nicht immer exakt und die Band insgesamt wirkte eher statisch, einfach zu routiniert. In dieser Hinsicht war der einzige Lichtblickt Sänger Vreth, der Aktivität zeigte und sich auf der Bühne bewegte. Wahrscheinlich wären die Trolle ganz gut mit einer Schaffenspause beraten.

ASP

Wie gut, dass es schon dunkel war als ASP die Pain Stage betraten. Die vier Mannen um Sänger und Mastermind Alexander 'ASP' Spreng starteten ihren Set mit 'Ich bin ein wahrer Satan'. Dabei kamen gleich passend die ersten Höllenfeuer zum Einsatz: vor dem Drummer tauchte eine hohe Feuerwand auf. Danach ging es mit 'Besessen', 'Sing Child' und weiteren Songs aus allen bisherigen Veröffentlichungen munter weiter. Zum Singen und Mittanzen und Springen musste sich die Meute vor der Bühne nicht erst auffordern lassen. Von Beginn an war das durch zahlreiche ASP-Anhänger geprägte Publikum mit Leib und Seele dabei. Vor allem bei dem traurig-melancholischen Stück 'Und wir tanzten' sangen ALLE Fans mit. Zum krönenden Abschluss einer absolut gelungenen Show durften alle Augen bei 'Ich will brennen' sogar ein richtiges Feuerwerk bewundern. Gerade Fronter ASP konnte durch sein geiles Stageacting und den Spaß, den er dabei an den Tag... äh den Abend... legte, viele Zuschauer, die der Band ob ihrer Gothic-Herkunft vorher kritisch gegenüberstanden, positiv überraschen.

KREATOR

Groß, wenn auch kurzfristig, wurde die KREATOR-Show des 2006er Summer-Breeze angekündigt. Eine 3D-Bühne sowie eine fulminante Lightshow wurden versprochen. Der Platz vor der Mainstage füllte sich bereits während des Bühnenumbaus zusehends. Als KREATOR recht pünktlich die Bretter betraten, brach eine astreine Lightshow, wie auch eine Sahneauswahl an Songs über das geneigte Publikum ein. Songs wie 'Enemy Of God', 'Extreme Aggression', 'Pleasure To Kill' und 'Tormentor' (leider wurde der Refrain immer noch nicht in Originalgeschwindigkeit rausgebrüllt) wurden knallhart der Meute entgegengeschmettert, die die Show entsprechend zu würdigen wusste. Etwas unglücklich waren jedoch Milles Ansagen zu einzelnen Songs. So relativierte er, nachdem er frug, ob die Meute bereit wäre, sich gegenseitig umzubringen (sinnfreier Introspruch für 'Pleasure To Kill'), dass er dies nicht wörtlich meine, was zu einigem verdutzten Kopfschütteln (nicht zu verwechseln mit headbanging) führte...die Message wäre jedem Anwesenden klar gewesen. Der Stimmung tat dies jedoch glücklicher Weise keinen Abbruch. KREATOR legten in perfekter Manier ein Stück Musik hin, das sich gewaschen hatte. Sound perfekt, Show astrein. KREATOR verstehen es, die Massen zu begeistern. Nach über 20 Jahren wissen die Essener nach wie vor, wie man Thrash-Metal lebt. Wer sich dies hat entgehen lassen, ist selbst schuld. Während des Gigs wurden im Übrigen Aufnahmen zu einer neuen DVD gefertigt. Hinsichtlich der einstudierten Songansprachen, die auch schon vor 10 Jahren gleichlautend waren, ist davon auszugehen, dass die neue DVD einige Parallelen zur "Live-Kreation"-DVD aufweisen wird. Warten und hoffen wir also gespannt auf ihr Erscheinen und lassen uns überraschen.

KATATONIA

Neben eher schnellen Liedern wie 'Ghost of the Sun' waren die Schweden wahrscheinlich der Versuch des Veranstalters, die Menge durch schwermütiges, eher träges Liedgut ein wenig in den Schlaf zu wiegen. Dieser Plan misslang vollkommen: Das Publikum war noch voll dabei und konnte nicht genug kriegen. So oder so wohl ein eher gelungener Abschlussact für den ersten Abend.

APOSTASY

Widriger konnten die Umstände kaum sein, unter denen die Schweden APOSTASY das Breeze beehrten. Ur-Gitarrist Henrik Johansson wurde im Frühjahr von seiner Freundin getötet, und dann gab es auch noch kurz vor dem Festival enorme Besetzungswechsel. Dies hielt die sympathische Truppe aber nicht davon ab, die Reise nach Dinkelsbühl anzutreten, um einen kurzen Gig am frühen Morgen abzuliefern. Damit haben sie sich Respekt verdient! Ebenfalls Respekt gebührt ihnen wegen ihrer völlig klischeefreien Darbietung des melodischen Black Metals. Bequeme Straßenklamotten statt Spikes und Leder dürften in diesem Musiksegment einzigartig sein. So zogen sie trotz der lahmen Frühstückszeit erstaunlich viel Publikum an, welches sogar noch in den Genuss eines recht ordentlichen Sounds für den Opener des Tages kam. Selbst ein kurzer Gitarrenausfall wurde lässig und mit Charme überspielt, so dass sich die Jungs einiger neu gewonnenen Fans gewiss sein dürfen. Problematisch ist allerdings immer noch, dass sie tatsächlich sehr nach DIMMU BORGIR klingen, obwohl sie das gar nicht gerne hören....

EXCREMENTORY GRINDFUCKERS

Eines meiner selbstauferlegten ToDos war, die Show der EXCREMENTORY GRINDFUCKERS zu sehen. Auch wenn die Spaßvögel noch zu nachtschlafender Zeit (11:30 morgens) zum Ablachen luden, war die Pain-Stage sensationell besucht. Die GRINDFUCKERS hatten sich offenbar sehr schnell als Geheimtip herumgesprochen. Der ausgemachte Schwachsinn entlud sich bereits zu Beginn bei Songs wie 'Tri-Tra-Trullala' oder 'Im Graben vor mir...' ('Im Wagen vor mir'), selbstverständlich in entsprechender Grindcoremanier dargeboten, und sollte bis zur letzten Sekunde anhalten. Ein oberwitziges Spektakel, bei dem kaum ein Auge trocken blieb. Die Jungs wurden so dermaßen abgefeiert, vermutlich konnten sie es selbst kaum glauben. Vollbesetztes Publikum, Jubelrufe, immer lauter werdende "GRINDFUCKERS"-Rufe, erste Crowdsurfer und einfach eine tolle Stimmung - damit hätten sie vermutlich in diesem Ausmaße nicht gerechnet. Mit Bandmitglied Rufus als neuem Sänger zeigte sich, dass eine gute Wahl getroffen wurde. Altsänger Him wurde mehr als würdig vertreten. Es muß vermutlich nicht erwähnt werden, dass der Kontakt zum Publikum perfekt war. Der Fun-Grindcore ('Ich hör' Grindcore im Gummiboot') war vermutlich der absolut perfekte Einstieg in diesen 2. Festivaltag. Geil!

LENG TCH'E

Passend zum eher harten Freitagmorgen legten LENG TCH'E eine eher etwas härtere Gangart, landläufig wird das, was sie von sich gaben, einfach als Geknüppel bezeichnet. Zu der intensiven Bearbeitung der Instrumente kam eine actiongeladene Show, die mit allerlei seltsamen Grimassen des Sängers verziehrt wurde. Das Publikum dankte es den Belgiern mit jeder Menge Stimmung und Mitmachen, was für die Uhrzeit schon ganz ordentlich war.

THE OCEAN

Als ungewöhnlich und innovativ kann man THE OCEAN bezeichnen, wenn man wohlwollend ist. Als ungeordnet und chaotisch ansonsten. Angefangen bei dem zusätzlichen Percussion-Set, weiter bei den komplexen, extremen Songs und beim herum zappelnden Sänger nebst Rest der Band: Leicht haben THE OCEAN dem Publikum nicht gemacht, spontan live Zugang zu finden. Entsprechend wenig ging ab und wurde von den meisten wohl mehr ertragen denn genossen.

TRAIL OF TEARS

Als eine der schon bekannteren Bands des Line-ups wurden TRAIL OF TEARS schon von ihrer Fangemeinde empfangen. Und spätestens mit ihrem zweiten Lied 'Splendid Comalicious' hatten sie auch den Rest des Publikums auf ihrer Seite und rissen es weiter mit. Die begeisterte Fangemeinde ließ sich auch nicht durch einen eher matschigen Sound beeindrucken und feierte den Melodic Death der Jungs ab.

POTENTIA ANIMI

Auf einen Live-Auftritt von POTENTIA ANIMI war ich ja schon mächtig gespannt. Zur besten Kaffeetrinkzeit zog die Bruderschaft unter der Kutte auf die Bühne. Die meisten Mönche trugen zunächst Gummimasken, derer sie sich aber dann während des 'Intros' entledigten. Bruder Schnabausus Rex beeindruckte mit seiner Rastafrisur unter einer Bischöfsmütze. Als er dann anfangs auch noch ein Verlängerungskabel hinter der Bühne holen musste, bevor er loslegen konnte, hatte er alle Lacher auf seiner Seite. Und genau das ist es, was die Kuttenträger wollen; nämlich, dass die Leute das Ganze nicht so ernst nehmen. So sind denn auch die Lieder und ihre Texte mitnichten christlich-sittlich sondern eher genau das Gegenteil. Ebenso durften deftige Zitate wie "Bruder Schlaf ist eine Pussy vor dem Herrn" nicht fehlen. Die Messe begann dann mit 'Ave Maria' und wurde mit weiteren Psalmen wie 'Drei Reiter', bei dem sich die fröhliche Stimmung noch steigerte und Tanzketten im Publikum gebildet wurden, 'Gaudete' und 'Anima et Animus' weiter zelebriert. Nicht nur diejenigen, die POTENTIA ANIMI kannten, sondern sogar böse angemalte Black metallische Pandabären tanzten zur Musik wie Rumpelstilzchen. Der Gig hat Spaß gemacht, auch wenn's kein purer Metal war.

SCAR SYMMETRY

Ein weiterer Schwedenknaller rollte das Publikum um. SCAR SYMMETRY betraten die Bühne und waren einfach unüberseh- und -hörbar da. Der Shouter bekam die, für diese Band typischen, Wechsel zwischen Growls und Clean-Vocals im Gros gut geregelt, der Tieftonquäler verdiente sich den bandinternen Posing-Titel, hüpfte von links nach rechts über die Bühne und verhalf somit der Stimmung weiter nach oben. Leider war der Leadgitarrensound anfänglich zu leise, der Bass dafür zu laut. Zum Ende des Sets hin jedoch war ein ausgeglichener Sound gefunden und sowohl die älteren Songs, wie auch die neuen, wurden souverän und routiniert dargeboten. Außer dem Sound gab es nichts zu bemäkeln, die Schweden erhielten richig geilen Applaus, Matten wurden zahllos gekreist und die Crowdsurfer von der Security freundlich herausgefischt. Auch für die Band selbst schien dieses Set recht anstrengend gewesen sein, was Sänger Christian mit den Worten "I'm way to fat for this" durchblicken ließ. Es ist trotzdem davon auszugehen, dass SCAR SYMMETRY ebenso viel Spaß hatten, wie das Publikum. Nämlich eine ganze Menge.

ONE MAN ARMY

Neben ANGEL BLAKE weilte auf dem Breeze auch ein weiteres Übrigbleibsel der legendären THE CROWN, nämlich Shouter Johan als ONE MAN ARMY und sein untotes Quartett. Mit gerade mal einem Album im Rücken hat man natürlich nicht die Möglichkeit der großen Abwechselung, und so verwundert es nicht, dass beinahe das gleiche Set gespielt wurde, wie im Frühjahr bei den Fuck Eastern Festivals. Johans Stimme war wieder gewohnt erstklassig und rauh, und der gesamte Gig eigentlich ohne Überraschungen. Bis auf den kampferprobten Frontmann war die junge Mannschaft noch etwas statisch auf der Bühne. Wie bei LEGION OF THE DAMNED wird man gespannt auf die nächste CD sein dürfen, denn auch die ONE MAN ARMY hat sich noch nicht so richtig freigespielt, auch wenn sie stets zwei Hammersongs durch die PA jagen: 'So grim, so true, so real' und den fantastische Rausschmeißer 'Bulldozer Frenzy' gröhlt man auch noch vor sich hin, wenn die Band die Bühne längst verlassen hat.

EXILIA

Die Italiener um Frontflummi Masha schienen anfänglich ein wenig mit der Main-Stage überfordert zu sein - dies täuschte jedoch. Das zunächst eher zurückhaltende Publikum taute schnell auf und ließ sich auf Mashas unvergleichliche Präsenz ein. Befehlen wie z.B. "Hands in the air" wurde umgehend nachgekommen. Das Set bot eine gute Mischung aus älteren und neuen Songs, wobei auch bei EXILIA der Bass etwas weniger Druck hätte vertragen können. Klassiker wie 'Stop Playing God' oder 'Coincidence' wurden hervorragend dargeboten, ebenso wie das brandneue 'Nobody Excluded', wenn auch man bei 'Coincidence' jederzeit Angst um Mashas Stimme hatte...die Dame war etwas heiser, was sich in den Brüllparts niederschlug. Die Cleanparts jedoch wurden trotz dieses Problems sehr sahnig dargebracht. Zum Ende hin wurde seitens EXILIA noch zur Demo gegen Krieg und seine Konsequenzen aufgerufen. Masha und 2 Statisten kamen zu diesem Song in Sträflingsuniformen auf die Bühne, die mehr als einen Wink nach Guantanamo darstellten. Alles in allem eine sehr, sehr runde Sache, die gefiel.

TURISAS

Mit dem Folk/Pagan Metal wie in ENSIFERUM oder eben TURSISAS anbieten muss man schon grün sein - weswegen Bands wie diese wohl die Menge meist spalten. Und während einige Leute lieber eine Pause einlegten, gab es genug andere, die bereitwillig den 'Battle Metal' aufnahmen und entsprechend abgingen: bei wenigen Gigs auf diesem Breeze gab es mehr Crowdsurfer. Hundertprozentig passend war hierfür auch das Styling mit rot/schwarzer Ganzkörperbemalung und Fellbehang. Zwar gab es schon exakter gezockte Gigs Seiten eines Schlagzeugers und über den Klang einer verzerrten Geige beim Solo lässt sich auch streiten, aber das störte die vielen Kurzzeitwikinger da draußen recht wenig.

AMORPHIS

Zur besten Abendbrotzeit enterten die Finnen AMORPHIS unter dem Jubel der sie erwartenden Fans die Main Stage. Und die Band stieg mit 'Leaves' Scar', einem der Hits des aktuellen Albums "Eclipse", gleich voll ein. Auch wenn Sänger Tomi Joutsen zunächst Schwierigkeiten hatte, bei den cleanen Parts die Töne zu treffen, so wurden nach kurzer Eingewöhnungsphase die Stimmbänder doch geschmeidig genug. Joutsens Stimme steigerte sich dann von Song zu Song, so dass auch die älteren Lieder (zu deren Entstehungszeiten der Fronter noch nicht bei AMORPHIS war) bestens intoniert wurden. Was noch mehr zu seinem ohnehin schon nicht geringem Charisma beitrug. Mit Stücken wie 'Alone' (2001), 'Against widows' (1996), 'Mourning soil' (2003) und sogar 'Sign From The North Side' vom allerersten Album (1993) präsentierte die Band eine gelungene Mischung aus allen ihren Schaffensphasen. Die begeisterte Zuhörerschaft, die den Platz vor der Bühne bis hinten gefüllt hatte, honorierte die Darbietungen jedes Mal mit frenetischem Jubel. Die (auf Festivals leider selten erhörten) Zugaberufe, wurden dann auch belohnt. Und zwar mit wohl DEM AMORPHIS-Song schlechthin 'Black winter Day'. Dieser animierte dann einen Crowdsurfer dermaßen, dass er sich nur in schwarzem Slip von der Menge vor die Bühne treiben ließ. Also, die Jungs haben nicht nur mich überzeugt!

MORBID ANGEL

Das Florida-Urgestein wieder mit David Vincent am Mikro auf deutschen Festivalbühnen! Das ließen sich natürlich auch nicht die Breeze-Besucher entgehen und wohnten zahlreich dem Gig bei. Nach einem kurzen instrumentalen Krach, welcher wohl das Intro darstellen sollte, legten die Jungs direkt ein minutenlanges Doublebass-Gewitter auf die Bretter. Kräftig abgemischt, ohne zu dominanten Gesang, hatte der Sound die nötige Härte, die man eben auf einem so großen Gelände erzeugen muss, wenn es sich um eine Band wie MORBID ANGEL handelt. Klar, dass David die alten Alben bevorzugen würde, und so bestand fast das gesamte Programm aus der "Altars Of Madness" bis "Covenant"-Phase. Viel Kommunikation zum Publikum wurde nicht geboten, sondern man ließ die Stücke für sich sprechen. Titel wie 'Maze Of Torment', 'Sworn To The Black', 'Immortal Rites' musste Vincent nicht einmal fertig aussprechen, denn das Publikum nahm ihm jedesmal die Worte aus dem Mund. Nach 'Chapel Of Ghouls' gab's noch ein üblich verwirrtes Gitarrensolo von Trey Azagthoth, und das fiese, schleppende 'God Of Emptiness' beendete dann einen tollen Gig, über dessen Klasse wohl Einigkeit im Publikum herrschen dürfte. Lediglich die Bühnenperformance müssten MORBID ANGEL noch etwas aufbohren. Klar, dass David meist am Mikro klebt, aber seine 6-Strings zu beiden Seiten hätten ruhig den Platz etwas ausfüllen können. Überhaupt sah man Trey nur verkrampft über seine Klampfe gebeugt, aus welcher er mit den unglaublichsten Verrenkungen mindestens nochmal so unglaublich verpeilte Soli rausholte. Überhaupt konnte man froh sein, wenn sein Gesicht während des einstündigen Gigs nicht mal hinter der Matte versteckt war. Die Hoffnung, dass sich dieser Mensch nochmal aus seinem musikalischen Parallelluniversum herausbewegt, dürfte man nach all den Jahren wohl langsam begraben.

DEATHSTARS

Als letzte Band des zweiten Festivaltages erklommen die DEATHSTARS die Bretter der Pain Stage, vor der trotz der späten (Geister-)Stunde noch jede Menge Leute versammelt waren. Sänger Whiplasher tauchte in schwarzem Hemd, ebensolcher Hose und roter Federboa auf. Was dann die weiblichen Fans umso mehr entzückte, war die Tatsache, dass der Fronter während der ersten beiden Songs 'Fuck Industrie' und 'Blitzkrieg Boom' Stück für Stück strippte, bis nur noch die hautenge Hose übrig blieb. Nach jeweils düsteren Ansagen gaben die Elektro-Metaller DEATHSTARS hauptsächlich Songs der aktuellen Scheibe "Termination Bliss" zum Besten. Die Zuschauer dankten es ihnen mit einer Superstimmung und in dem sie vom ersten bis zum letzten Ton mitgingen. Etwas Verwirrung kam dann auf, als Shouter Whiplasher bei 'Dehumination' hinter Gitarrist Nightmare Industries trat und diesen mit einem feuchten Zungenkuss abknutschte. Nach einem kurzen Schockmoment brach aber die Begeisterung der Leute wieder durch, die die Beiden jubelnd anfeuerten. Zuguterletzt gab es auch noch eine Zugabe ('Virtue to Vice'), bevor die Band nach einem wirklich gelungenen Tagesabschluss-Gig die Bühne verließ.

LUMSK

In großer Besetzung enterten LUMSK die Mainstage und unterschieden sich nicht nur optisch von all den anderen vertretenen Mittelalter-Bands. Bis auf die Geige spielte die Band eine klassische Metal-Instrumentierung, aber bot hochflexible Sounds auch zu folkigen und schön arrangierten Passagen. Die prachtvolle Optik erinnerte stark an den Herr-Der-Ringe-Boom, und neben klasse Stageacting ist unbedingt noch die herausragende Stimme von Vokalistin Stine zu erwähnen. LUMSK sind für diese Musikrichtung erfrischend anders, denn sie entsprechen keinem Klischee. Natürlich fällt der Kontakt zu einem Metal-Publikum so etwas schwer, aber sie erspielten sich um die Mittagszeit mehr als einen Achtungsapplaus.

GOJIRA

Die lyrischen Umweltaktivisten aus dem Nachbarland Frankreich waren schon die Überraschung auf dem diesjährigen RockHard-Festival. Und es wurde auch allerhöchste Zeit, dass diese Truppe mal zwangsweise einem großen Publikum in Deutschland vorgestellt wird, denn ihre komplexen und progressiven CD-Outputs laufen doch hierzulande eher als Geheimtipp. Livehaftig entpuppte sich die Band als Urgewalt, die auch ohne Sampleunterstützung und Ambient-Parts absolut livetaugliche Interpretationen ihrer Stücke darbieten kann. Technisch perfekt und mit einem Berge-versetzenden Sound (vor allem bei den druckvollen Drums) nutzten die Franzosen die viel zu kurze Spielzeit, um ohne viel Ansagen möglichst viel Stoff des letzten Albums "From Sirius To Mars", aber auch einiger älterer Titel darzubieten. Die Band, die es gewagt hat, mit 2 Fulltime-Alben im Rücken schon eine DVD auf den Markt zu bringen, dürfte auch auf dem Breeze eine große Anhängerschaft hinzugewonnen haben. Ein klarer Beweis, dass sperrige und progressive Musik nicht nur was für den Kopf ist, sondern auch verdammt gut abgehen kann, war der Basser Michel, der mit seinem exzessiven Stageacting beinahe die halbe Bühne in Anspruch nahm. Diese Band muss dringend durch unsere Hallen touren, und dann dürft ihr euch diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

VISIONS OF ATLANTIS

Die Österreicher waren mir bisher als "die Band, deren Sängerin nicht singen kann" im Kopf. Durch den Austausch ist das zumindest ein wenig besser geworden, obgleich es immer noch Bands dieses Genres gibt, die durch wesentlich bessere gesangliche Leistungen glänzen können. Obgleich sie durch ihre starke Gewichtung der männlichen Clean Vocals doch irgendwie eine Sonderrolle spielen. Aber um zu Doublebasspassagen bangen zu können braucht man keinen guten Gesang. Das Problem daran ist nur: es bangten die wenigsten. Die meisten ließen die Band regungslos über sich ergehen, wohl mehr die Sängerin im Auge als deren Stimme im Ohr. Unglücklich war schließlich das letzte Lied: 'Last chance for your eyes" ist als teilweise recht balladesker Song eher ungeeignet als Abschluss eines Gigs.

LEGION OF THE DAMNED

Die Thrasher, die auf der Beliebtheitsskala letztes Jahr sehr gut durchstarteten, ließen auf der Bühne so richtig Dampf ab. Die Songs wurden noch eine Spur härter und schneller als auf CD runtergeknallt und lagen soundmäßig irgendwo zwischen KREATOR und SLAYER. Das Matteschütteln war sowohl auf der Bühne als auch in den ersten Publikumsreihen faszinierend, und auch Tausendsassa Singh hat ganz vorn seinen Spass. Toller Gig, aber aufgrund des noch sehr kleinen Backcatalogs dieser Band muss man mal das nächste Output abwarten, ob sie noch etwas an Vielseitigkeit hinzugewinnen werden. Das ist nämlich leider noch ein kleines Manko, dass sich die Songs nicht im Kopf festsetzen wollen.

NECROPHAGIST

Man sieht es ihnen eigentlich nicht an. Vor allem Shouter/Klampfer Muhammed denkt man sich mit seiner Kurzhaarfrisur eigentlich eher überall hin - nur nicht an die Pole-Position einer der vertracktesten und schnellsten Frickeldeath-Kapellen dieses Landes. Leider hatte sich das Material der Jungs noch nicht bis zum letzten Festivalbesucher herumgesprochen, und so ging das hochpräzise Geballer leider etwas unter, während sich die meisten überforderten Besucher wieder dem Mittagsbier bei schönstem Wetter zuwanden. Vor der Bühne versammelte sich lediglich eine Schar der Fans, und natürlich die der rein zufällig vorbeikommenden Musiker, denen die Kinnlade selbstverständlich auf den Dinkelsbühler Rasen knallte. NECROPHAGIST sind beachtenswerte Instrumentalisten und bieten hochgradig komplizierte Songs, das muss man ihnen lassen. Leider ist es damit beinahe unmöglich, mit diesen Break-Orgien auf Speed ein Publikum zufriedenzustellen, welches zur Musik auch noch Party machen möchte. Ganz besondere Fans von Basser Fimmi hielten allerdings lange mit der Aufforderung durch, sich doch mal nackig zu machen, doch auch diese Showeinlage musste leider bis zum Schluss gestrichen bleiben....

CARNAL FORGE

Das Schwedenquintett enterte die Bühne nach dem etwas eigenwillig gewählten Intro "Stille Nacht" und eröffnete eine Knüppelsession, die sich gewaschen hatte. Basser Lars ließ mit Sänger Jens die Matten um die Wette kreisen. Die Kombination aus Schwedentod und Thrash ließ die Meute der zu ca. 1/3 gefüllten Pain-Stage gefällig abmoshen. Im Laufe des Sets füllte sich der Platz vor der Stage noch recht ansehnlich. Der Misch aus rotzigem Gitarrensound und glasklarem, wenn auch leicht zu lautem Doublebass-Gewitter, weckte eindeutig Interesse, wenn auch leider die teils vorhandenen Gitarrenharmonien in genau diesen Gewittern untergingen. Die Stimmung jedenfalls stieg stetig, Sänger Jens suchte und fand guten Kontakt zum Publikum und ließ die Audienz wissen, dass sich die 20-Stunden-Anreise für die 35 Minuten Spielzeit auf jeden Fall gelohnt hätten. Seine ansonsten brutalen und hasserfüllten Gesangsdarbietungen wurden perfekt durch die Backing-Vocals des Drummers Stefan ergänzt, der es hervorragend verstand, mehr als brauchbare Vocals zu liefern, ohne dass sein Drumming an Perfektion verlor. Respekt hierfür, diese Show war mindestens ebenso beeindruckend, wie Jens' arschlange Dreads. Die anwesenden Fans würdigten dann noch die 2 neuen Songs (das als "radiotune" angekündigte 'Burden Eden' und 'The Dead') mit tosendem Applaus, bevor die Schweden ein zufriedenes Publikum zurückließen.

TOTENMOND

Einer der Gigs, während denen man ohne schlechtes Gewissen eine Essenspause einlegen konnte. Angefangen wurde mit minutenlangem Feedback, weiter gemacht wurde mit eintönigem Drumming und eher einfallslosen Songstrukturen, punkig eben. Ein gewissen harter Kern schien es zu lieben, schließlich bildete sich schon zum ersten Lied ein Moshpit, der sich auch nicht wieder auflöste. Über die musikalische Qualitäten dürfte schon die Tatsache, dass dem Bass die höchste Saite fehlte, genug aussagen.

PSYCHOPUNCH

Die Band mit dem Sänger, der wie ein "John Travolta auf Punk" aussieht, ist quasi ein Stammgast auf dem Breeze. Während sie noch 2003 zu Staubparty und Moshpit in der heißen Mittagssonne einlud, wurde sie 2004 - etwas zu gewagt - auf eine Abendposition gesetzt. Dies funktionierte leider nicht mehr so gut, da die Erwartungen abends schon andere sind als zur besten Partyzeit. Diesen Fehler hat man 2006 korrigiert und die Schweden wieder zu einer Zeit auf die Bühne gestellt, zu der das Bier noch rasch fließt. Und was soll man sagen? PSYCHOPUNCH waren wieder ein Erlebnis! Trotz Regenschauer stieg der Launepegel im Publikum stets weiter, und bis in die hintersten Reihen tanzten und hüpften die Leute fröhlich zu der Mischung aus Rotzrock und Emo. Mit ihrem bisher stärkstem Album "Kamikaze Love Reducer" im Gepäck war es für die Jungs ein leichtes Spiel, das abfeiernde Publikum zu fesseln und um den Finger zu wickeln. PSYCHOPUNCH sind weiter auf dem aufsteigenden Ast - watch out!

CORVUS CORAX

Mit CORVUS CORAX gab es auch am letzten Festivaltag eine Mittelalter Band auf dem Programm. Die Spielleute zogen mit Schlagwerk und allerlei Blasinstrumenten auf die Bühne und mit den Worten "Wir sind über Moor, Mist und Morast gekommen, um ein Schlammbad zu veranstalten" / "Lasst uns durchdrehen" begannen sie ihre Show. Leider regnete es zu diesem Zeitpunkt und so wollte die Stimmung zunächst nicht recht übergreifen. Die Leute waren noch etwas zurückhaltender, zumal die Spielleute ja wirklich reine Mittelaltermusik machen und eben hauptsächlich Metaller im Publikum vertreten waren. Der Platz vor der Main Stage war etwa zu Hälfte voll, der Rest stand bis nach hinten locker verteilt. Die Mannen brachen aber dann doch das Eis, und die Menge ging gut mit. Nach 3 reinen instrumentalen Songs hörten wir erstmals Gesang bei der 'Ballade de Merci'. Es folgten weitere stimmungsvolle Liedlein wie 'Venus Vina Musica' oder 'In Taverna'. Die Kolkraben erhielten eine wirklich gute Resonanz und brachten Abwechslung in das metallische Lineup.

THYRFING

Einer der Höhepunkte des Breeze dürften wohl THYRFING gewesen sein. Zumindest für doch eine ziemliche Anzahl an Zuschauern. Sie wurden schon mit Applaus und Jubel empfangen und von Anfang an waren die ersten Reihen ein Kopf kürzer da am bangen. Die Pagan-Metaller haben sich auch von Anfang an mit starken Stücken wir 'Mjöllner'alle Mühe gegeben, die Stimmung zum überlaufen zu bekommen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass natürlich die komplette Band in Kriegsbemalung die skandinavische Sagenwelt besangen.

BLOODFLOWERZ

Zunächst einmal muss ich Sängerin Kirsten Zahn ein riesen Kompliment aussprechen: sichtbar hoch schwanger so eine Show zu rocken - alle Achtung. Sie hat sich wirklich bemüht, hat gebangt und ist herumgerannt, was das Zeug hielt. Dadurch wurden ihre Ansagen aber leider nicht interessanter ("Alle Engel breiten jetzt die Flügel aus!"). Zugleich stellt sich die Frage, ob es einem Ungeborenen so gut tut, wenn es live auf der Bühne ist. Wie dem auch sei: Die Bemühungen von Kirsten haben das neuere Songmaterial nicht besser gemacht, obgleich die Gitarren zumindest ein wenig mehr Druck hatten. Zwar gab es eine kleine, treue Fangemeinde recht weit vorne, aber aufgrund des Wetters war nicht so viel los und der größte Teil des Restes lehnte die BLOODFLOWERZ eher ab. Erfreulich wäre es gewesen, wenn bei "Anthem for a Stranger" die Schalmei nicht eingespielt worden wäre, sondern Birgit Muggenthaler von Schandmaul sie live vorgetragen hätte. Bleibt übrig, für die Geburt alles Gute zu wünschen!

GAMMA RAY

Was ein großes Kino! Der wohl berühmteste und sympathischste Powermetal-Sänger mit seiner markanten Stimme war mit seiner Truppe eine Bereicherung für's Breeze, die nicht unbedingt jeder in diesem großen Stil erwartet hatte. Die schlichte Bühne mit wenigen Sidedrops war von Marshall-Türmen dominiert, und die Frontsäue Kai, Dirk und Henjo nutzten den freien Platz der großen Bühne für eine Selbstdarstellung, die unvergleichlich war. Während die Bands von heute sich meist auf Rübe-Schütteln beschränken und gelegentlich mal 'nen Platz tauschen herrschte bei GAMMA RAY stetige Aktion, und man fühlte sich in selige Zeiten zurück, als Posing zum Metal gehörte wie der Arsch zum Kacken. Die Gitarrenhälse formierten synchrone Gruppen wie seinerzeit bei den SCORPIONS, die Saiten wurden angeschlagen, wie es uns damals Pete Townsend vorgeführt hat, und die Stilmittel des Medleys sowie dramatisch in die Länge gezogener Songs ('Somewhere Out In Space') durften auch nicht fehlen. Hansens Stimme brauchte zwar paar Songs, um sich fit zu machen, aber spätestens ab der Mitte des Sets sang er wie vor 20 Jahren. Die eingestreuten HELLOWEEN-Titel durften natürlich nicht fehlen, und vor lauter Spielfreude tauchten auch in GAMMA RAY Songs stets Seitenhiebe auf alte Klassiker wie z.B. 'Future World' auf. Die Hamburger ließen schwächere Titel der frühen Phase komplett aus und konzentrierten sich auf Speed-Titel wie 'Fight' sowie wirkungsvolle Hymnen wie 'Afterlife'. Der Funke sprang natürlich auf das mitfeiernde Publikum über, und selbst Death-Metaller liessen sich auf diese "untrue" Musik ein und bangten und hoben die Faust. Zwischendurch sorgte 'Blood Religion' mit fantastischer roter Lightshow und intensiver interpretiert als auf CD sogar für eine prima Gänsehaut. Eine Wahnsinns-Liveband, auf deren Aktivitäten man auch in Zukunft ein waches Auge werden sollte.

FEAR FACTORY

Jaaaa! Die Götter sind unter uns!!! Als nach einem - von mir gefeierten - DEVIN-TOWNSEND-Song, mit IRON MAIDEN's 'Number Of The Beast' das diesjährige FEAR FACTORY-Intro durch die Boxen ballerte und die Jungs mit '540.000° F' das Set mit einem Highlight des aktuellen Longplayers "Transgression" eröffneten, war die Stimmung bereits auf dem Höhepunkt. Das Set erstreckte sich über jegliche Metal-Schaffensphase des Quartetts. Spezielle Highlights sind nicht hervorzuheben, da das Set an sich ein einzig durchgängiger Höhepunkt war. Selbst 'Linchpin' wurde erstmalig seit 2001 wieder live runtergeschräddert. Songs wie 'Demanufacture' und 'Martyr' rundeten das Bild ab. Der Sound war top, die Jungs spitze drauf und Drummer Ray meinte es wohl etwas zu schlecht mit seiner Snare, so dass er sie einfach durchknüppelte und somit eine Zwangspause verursachte. Diese nutzte Sänger Burton dazu, erstmalig in der Bandgeschichte, seine Mitstreiter vorzustellen. Als das Malheur beseitigt war, ging es mit unverminderter Intensität voran, was im gänzlich geilen 'Replica' gipfelte. Die begeisterte Menge forderte lautstark eine Zugabe ein, die in Form des epischen 'Timelessness' kam. Hierbei stand Burton alleine auf der Bühne und sang diesen Song zur Musik vom Band...absoluter Gänsepickelalarm. Wahnsinns Atmosphäre, die Vocals saßen, die Meute zufrieden - so verließ ein würdiger Headliner die Bühne. Jungs...bitte kommt bald wieder!!!

Fazit

Zu allererst muss man dem Veranstalter für das neue Gelände gratulieren. Die relativ kurzen Wege zum Einlass sind für gestandene Summerbreeze-Fans eine wahre Wohltat, und auch der viel geräumigere Campground konnte die Gäste endlich mal wieder stressfrei aufnehmen. Ob dies so bleibt, wenn tatsächlich mal 15000 Leute anreisen, wird sich bei Gelegenheit zeigen, aber der stressfreie Platz, ohne sich auf der Pelle zu hängen oder nachts ständig zwischen Zelten herumzustaksen, führte zu einem wesentlich entspannterem Ablauf und damit zu aggressionsfreier Stimmung. Gerade diese Bewegungsfreiheit dürfte der Hauptgewinn des neuen Geländes sein, denn dies war in den letzten Jahren stets zum Manko in Abtsgmünd geworden. Man kann nur hoffen, dass das Festival nicht bis zur Erschöpfung des neuen Geländes vergrößert wird, denn eine wiederholte Enge dürfte bei 3000 zusätzlichen Besuchern alle frisch gewonnenen Vorteile wieder zunichte machen. Dafür ist bestimmt jeder gewillt, ein paar Euro mehr auf den Eintrittspreis draufzulegen, wenn er sich diesen beinahe einmaligen Komfort für Festivals dieser Größe sichern möchte.

Ebenfalls positiv wirkte sich das erstmalige Glasverbot auf die Müllsituation aus. Schon in Abtsgmünd war es unverständlich, warum angesichts der nervigen Scherben auf dem Campground nicht schon eher dieses Verbot durchgesetzt wurde. Dieses Jahr konnte man aber tatsächlich von einem Campground abreisen, auf dem weite Flächen tatsächlich unvermüllt schienen. Natürlich scheitert eine ideale Hinterlassenschaft wieder am Egoismus und der Dummheit einiger "Gäste", die unbedingt wie Sau hausen müssen und damit die Akzeptanz des Festivals gefährden. Aber es ist schon weniger geworden, und wenn das nächste mal die durchaus präsenten Ordner auf dem Campground etwas mehr Autorität zeigen würden, würden Regeln wie z.B. das Feuerverbot auch besser eingehalten werden. Gerade im letzten Punkt und in der mangelhaften Kontrolle der angekündigten Nachtruhe machten sich die Ordner leider ein leichtes Leben und ignorierten Verstöße so lange, bis sie von entnervten Besuchern mehrmals aufgefordert wurden, einzugreifen. Gerade für eine Massenveranstaltung, bei der man erfahrungsgemäß leider nicht mit der Einsicht des Einzelnen rechnen darf, schien die eingesetzte Security-Firma etwas unqualifiziert.

Wir werden gespannt verfolgen, wie auch in Dinkelsbühl selbst die Nachlese des Festivals vonstatten gehen wird. Es wäre zu begrüßen, wenn sich das tolle neue Gelände etablieren würde, und der Veranstalter alle Möglichkeiten ausschöpft, die positiven Tendenzen in punkto Ablauf weiter auszubauen. Wenn dann auch noch das Booking wieder etwas metallischer wird, wird 2007 sicherlich das Highlight in der bisherigen Summerbreeze-Historie!

Besucherstimmen

  "Einfach geil hier. Nächstes Jahr komme ich auf alle Fälle wieder, da ist ja 10-Jähriges!"

  "Äh, wir sind alle etwas verstrahlt. Das ist unser zweites Breeze. Das neue Gelände ist viel toller, viel toller! Man hat viel mehr Platz. Das alte Gelände war einfach zu eng, und auch der Boden war scheiße. Schotter und Teer, also die Wiese ist viel angenehmer. Wenn das Billing nächstes Jahr so gut wie dieses Jahr ist, kommen wir auf alle Fälle wieder."

  "Das ist mein erstes Breeze - geil bis jetzt! Ich stehe eher auf die Gothic-Schiene, Deathstars und so. Ich kenn jetzt Rock Am Ring, M'era Luna, Wacken, aber nirgendwo war die Bandzusammenstellung so geil wie hier."

  "Die Bands sind dieses Jahr schlechter, aber das Gelände ist sehr gut. Viel besser! Nächstes Jahr wünsche ich mir aber einen besseren Einlass am Camping und Gelände, da waren voll die Schlangen. Und vor allem bessere Bands. Mittelmäßig war die Organisation der Wasserversorgung und des Supermarktes. Der war einfach zu teuer: Ravioli-Dosen kosten 3,90 Euro."

  "This is my first Summer-Breeze. I'm here especeally for the bands, because there aren't so much tours in Australia. I'd like to see Kreator and Fear Factory, but we are traveling the first time through Germany and visited Wacken and PartySan. Summer-Breeze is a quite small festival, pretty good. But Wacken had a better infrastructure and floating water for the toilets."
Australischer Metal-Tramp mit Frau, der sich mal angucken wollte, wie deutsche Langhaarige den Sommer verbringen

  "Damals war der Weg steiler und weiter, aber wenigstens gab's richtige sanitäre Anlagen. Unter'm Strich finde ich es dieses Jahr nur durchschnittlich. Ich war vor 3 Jahren mal da, aber da waren die Bands viel besser."

  "Die Musik treibt mich weniger her, denn altersmäßig is ja mei Musik a bisserl anders. Aber isch woar geschtern schon doa, heut hab ich mei Enkelin mitgebracht. Grad wollt ich mir die Parkplätze angucken wo gezeltet wird, wie's da so ausschaut. Also wegen Hinterlassenschaft und so. Ich komm aus Sinnbronn und kann bis jetscht eigentlich nix Schlechtes soagn. Einige woar'n ja schwer dagegen, weil die Texte von der Musik nich so einwandfrei ist. Aber'sch gibt ja überall welche, die wo dagegen sinn. Die woll'n das goar net hamm, sagen, die soll'n woandersch spielen. Aber ich mein, wenn doch alles wieder saubergemacht wird - is halt die Jugend heutzutag... Und die Texte versteht man ja goar net. Es wird doch immer nur auf'n Rhythmus gehört - egal ob das'n alder Schlager is oder sonstwas. Also ich weiß net warum... aber es gibt immer so welche. Klar, die Berührungsängste sinn da, das ist ja was einmalig Großes hier. Aber ich hab bisher nur positive Erfahrung. Die Leut sinn freundlich, ich bin da einfach reingekommen, hab mich dazugestellt... wirklich nett. Da wird's wahrscheinlich auch Rowdies geben, wie überall, aber die Leut sehn schlimmer aus als se sinn. Und von Abtsgmünd hammer ja gehört, da hat's nie Schwierigkeiten g'geben, also Schlägerei und so etc.. Also ich persönlich muss ja net unbedingt her sein, also altersmäßig, aber ich leg da auch nix innen Weg. Hammse das jetzt alles aufgenommen? Au weh..."
Senior-Einwohner aus Sinnbronn, der das Breeze so toll fand, dass er sogar an zwei Tagen vorbeikam

Interview mit dem OB aus Dinkelsbühl, Herr Dr. Hammer

Bleeding4Metal   Hallo Hr. Dr. Hammer! Sind Sie erleichtert, dass das erste Summer-Breeze in Dinkelsbühl nun vorbei ist?

OB Dr. Hammer:   Ich freue mich, dass alles so reibungslos und glatt über die Bühne gegangen ist, dass selbst das Wetter mitgespielt hat – aber „erleichtert“ trifft in diesem Zusammenhang meine Stimmungslage nicht. Meinetwegen könnte das Festival noch weiter gehen.

Bleeding4Metal   Wie kam es dazu, dass in Dinkelsbühl so ein tolles Gelände für das Summer-Breeze gefunden werden konnte? Wie kam der Kontakt zum Veranstalter zustande, und wie nahm die Entscheidung ihren Gang?

OB Dr. Hammer:   Der Veranstalter ist an uns heran getreten, nachdem er in Abtsgmünd aus Platzgründen weichen musste. Wir haben dann sehr schnell zusammen mit dem Aero-Club Dinkelsbühl ein geeignetes Gelände im Dinkelsbühler Stadtteil Sinbronn gefunden, mit den Landwirten gesprochen, die Flächen zur Verfügung stellten – und dann nahm alles seinen Lauf.

Bleeding4Metal   Was war im Nachhinein Ihre positivste Überraschung des Festivals?

OB Dr. Hammer:   Überrascht hat mich, wie nett, zuvorkommend und kontaktfreudig die Besucher waren. Ich denke auch, dass ihnen unsere alte Stadt gefallen hat, sie haben Dinkelsbühl jedenfalls ausgiebig besichtigt. Dabei kam von vielen Bürgerinnen und Bürgern, vielen Gastwirten oder Händlern die Rückmeldung: „Die sind ja so lieb!“

Bleeding4Metal   Gab es auch negative Erfahrungen?

OB Dr. Hammer:   Sicher kann man im Ablauf oder der Organisation noch einiges verbessern. Wir bemühen uns auch den Shuttle-Service von Dinkelsbühl nach Sinbronn zu optimieren. Aber wenn man bedenkt, dass der neue Platz, die Infrastruktur und die kurze Vorbereitungszeit für die Veranstalter eine absolute Herausforderung darstellten, kann von Negativem nicht die Rede sein.

Bleeding4Metal   Haben Sie sich das Festival selbst auch aus der Nähe angeguckt?

OB Dr. Hammer:   Selbstverständlich habe ich mir das aus der Nähe angesehen. Sowohl in der Aufbauphase, wo ja eine kleine Stadt aus dem Boden wuchs, wie auch während des Festivals – ich war immer draußen und hab viele nette Menschen getroffen.

Bleeding4Metal   Es gibt in der Öffentlichkeit immer wieder Vorbehalte gegen Heavy Metal und seine Anhängerschaft. Allerdings beruhen diese meist darauf, dass sich eine öffentliche Wahrnehmung immer nur selbst reproduziert, ohne dass sich jemand direkt ein eigenes Bild von der Szene macht. Welche Informationen wurden in Dinkelsbühl zur Entscheidung herangezogen, bzw. ist man mit der Musik auch mal näher auf Tuchfühlung gegangen?

OB Dr. Hammer:   Diese Vorbehalte sind bei uns natürlich auch laut geworden. Wir haben uns daraufhin auch im Stadtrat intensiv mit den Gruppen, den Songs und den Texten beschäftigt. Man kann über manche Inhalte natürlich geteilter Meinung sein. Unsere freiheitliche Ordnung schützt aber auch die Freiheit der Kunst, zu der Heavy Metal sich ebenso zählen darf wie Volksmusik. Und jeder darf sich bei uns die Musikrichtung seines Geschmacks auswählen.

Bleeding4Metal   Im Abtsgmündener Umfeld kam es zu gelegentlichen Demonstrationen christlicher Organisationen, die das Image des Heavy Metals mit teilweise herausgepickten Einzelfällen, teilweise aber auch abstruseste Erfindungen zu diskreditieren versuchten. Reagierte die Kirche in Dinkelsbühl gelassener auf die zur Schau gestellte "Bösartigkeit" und Imagepflege?

OB Dr. Hammer:   Die Bedenken gegen das Festival kamen im Vorfeld natürlich besonders aus kirchlich orientierten Kreisen. Wir haben daraufhin mit den beiden großen Kirchen Gespräche geführt und um Verständnis geworben, auch mit den Veranstaltern gesprochen, damit keine indizierten Songs während des Festivals gespielt werden. In einer freiheitlichen Gesellschaft (s. oben) wird man aber immer damit leben müssen, dass es zu manchen Dingen weit divergierende Meinungen und Einstellungen gibt.

Bleeding4Metal   Kann man in der Stimmung der Bevölkerung Unterschiede zwischen der Zeit vor dem Festival und nach dem Festival ausmachen?

OB Dr. Hammer:   Das kann man mit Sicherheit. Wenn auch offen nur wenige Vorbehalte geäußert wurden, haben manche Dinkelsbühlerinnen und Dinkelsbühler dem Ereignis mit einiger Skepsis entgegen gesehen. Das hat sich geändert. Dazu trug sicherlich bei, dass die „über 45-Jährigen“ aus Dinkelsbühl und Illenschwang eingeladen waren, das Festival zu besuchen und sich selbst ein Bild zu machen. Die Gelegenheit haben viele ausgiebig genutzt, so dass sich am Donnerstagabend ein buntes Volk auf dem Gelände tummelte.

Bleeding4Metal   Hat Dinkelsbühl schon ähnliche Großveranstaltungen erlebt, und wenn ja, wie fielen diese im Vergleich zum Summer-Breeze aus?

OB Dr. Hammer:   Dinkelsbühl hat Erfahrungen mit „Out in the Green“, dem Open-Air-Festival, das in den 70er und 80er Jahren auf der Inselwiese direkt an der Altstadt stattfand. Das hat sicher dazu beigetragen, dass die allermeisten Bürger dem Event recht gelassen entgegen sahen. „Summer Breeze“ verlief jedoch wesentlich friedlicher und ohne Beschwerden aus der Bevölkerung.

Bleeding4Metal   Waren die Geschäfte auf die Besucher vorbereitet, oder kam es zu Sortimentsengpässen?

OB Dr. Hammer:   Es kam zu keinen Engpässen, auch wenn einige freudig überrascht waren vom Ansturm und der Nachfrage. Einzelhandel und Gastronomie verzeichneten jedenfalls ein deutliches Umsatzplus.

Bleeding4Metal   Vielen Dank für das Interview; wir hoffen, auch im nächsten Jahr wieder Gast in Dinkelsbühl sein zu dürfen!

OB Dr. Hammer:   Das hoffe ich auch und werde das auch mit Nachdruck vertreten.

Von Unwettern verschont blieben diesmal: Devinaddict, Krümel, Lestat und Opa Steve

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