The Ferrymen - One More River To Cross | |
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Review von Rockmaster vom 20.02.2022 (5128 mal gelesen) | |
Alles Gute beehrt uns wieder mal im Laufe der Musikgeschichte. In den 80er-Jahren gaben sich die Metalsänger, die mit hoher Stimmlage, Power und unglaublichem Stimmvolumen ihre Anhängerschaft entzückten die Klinke der Studiotür in die Hand. Großen Vorbildern wie Bruce Dickinson nachzueifern war einfach en vogue. An Rob Halfords Stimmumfang haben sich wohl wenige herangetraut, und über viele Sänger des Jahrzehnts muss man wohl auch mit JUDAS PRIESTs Textzeile urteilen: "They didn't last and they died as they tried." ("Sie haben nicht durchgehalten und sind beim Versuch untergegangen.") Dennoch, viele unserer Helden von damals haben die Zeiten überlebt, in denen unser klassischer Heavy Metal auf einmal aus der Mode kam und sind auch heute noch im Geschäft. Um so schöner zu sehen, dass auch die aktuelle Generation von Sängern wieder Vokalkünstler hervorbringt, die mit den alten Tugenden aufwarten können. Ein Kandidat, der sich mit seiner klasse Stimme schon an der Seite von Ritchie Blackmore in unsere Herzen gesungen hat, ist der Chilene Ronnie Romero, den Ritchie mit seinen "Memories in Rock" mitten in die Rock- und Metalszene katapultiert hat. Nicht verwunderlich also, dass mir seitdem etwa ein halbes Dutzend Bands untergekommen ist, deren Sänger so klingt, wie Ronnie. Nein, wirklich nicht verwunderlich, denn in all diesen Bands singt: Ronnie Romero. Der Knabe wird aktuell bei acht Bands als hauptamtlicher Sänger gelistet. Wie macht der Kerl das? Und, wie soll so eine Tour funktionieren? Wird Ronnie als Support Act für sich selber signen? Um Gitarrenstil und -sound zu vergleichen, muss man vielleicht schon etwas genauer hinhören. Aber kann es sein, dass sich auch ein gutes halbes Dutzend aktueller Bands so anhört, als hätte da jemand bei Magnus Karlsson abgekupfert? Na ja, der geneigte Leser wird den Grund dafür erraten. Es begab sich also zu der Zeit, dass die vielbeschäftigten Ronnie und Magnus ... Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wie sie sich begegnet sind. Aber es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die beiden in der Studiotür ineinander rannten, und spontan beschlossen, den ebenso vielbeschäftigten Drummer Mike Terrana bei einer Aufnahmesession zu unterbrechen, um mit ihm THE FERRYMEN zu gründen. Damit ist das Lineup der Fährleute schon umfassend beschrieben, Multi-Instrumentalist Magnus übernimmt im Studio neben der Gitarre noch die übrigen Instrumente, um den Sound der Band zu komplettieren. Stilistisch geht es bei der Flussquerung sehr klassisch zur Sache, und wenig überraschend dreht sich die Musik vor allem um Ronnies starke Stimme und Magnus' Instrumentalkunst. Wo in alten Zeiten die zweite Gitarre keine Alternative kannte, haben Keyboards schon lange Einzug gehalten, was den Sound weniger hart aber dafür fetter macht. Dafür verpasst Mike den Titeln auf "One More River To Cross" einen anständigen Drive und gestaltet die Rhythmen mit hübschen Fills abwechslungsreich. Stakhaken (Hooks) zum Übersetzen haben die Jungs auch genug an Bord. Eigentlich müsste also dem Traditionalisten sowas von das Herz aufgehen. Aber, egal wie oft ich das Album höre, mir fehlt etwas. Denke ich an meine Kindheit, da war es immer eine Freude für mein Bruderherz und mich, mit der "Schaukelfähre", einer einfachen Autofähre auf zwei Schwimmpontons, über den Rhein überzusetzen. Einfach nur einmal rüber und zurück. Und wenn ein schwer beladeter Pott vorbeizog, war das Schlingern der Plattform der Höhepunkt jeder Überfahrt. Und das ist das, was ich bei den FERRYMEN vermisse. Die meisten Titel gehen einfach glatt und geschmeidig runter. Zwar brillieren die Beteiligten in allen musikalischen Lebenslagen, sowohl die ruhigen als auch die kraftvollen Passagen sind stark eingespielt, aber trotzdem mag sich die Wasseroberfläche nicht so recht kräuseln. Dynamik im Mix ist ja leider total aus der Mode, hätte der Musik hier aber richtig gut getan. Das scheint auch Ronnie, der selten weniger gibt als "volle Fahrt voraus", die Möglichkeit zu nehmen, mehr Emotion und Ausdruck in seine Stimme zu bringen. Dennoch sind den Jungs ein paar starke Nummern gelungen, zu denen ich 'Shut It Out', 'City Of Hate', 'Bringers Of The Dark' und 'The Passenger' zähle. Ich höre mir das gesamte Album gerne an, aber es bleibt schwerpunktmäßig beliebiger, gefälliger Konsum. Aus dem, was die Musiker an Fertigkeiten mitbringen, hätte man mehr machen können. Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. One Word (4:58) 02. The Last Wave (4:48) 03. Shut It Out (5:25) 04. City Of Hate (5:07) 05. One More River To Cross (6:18) 06. Morning Star (6:40) 07. Hunt Me To The End Of The World (4:54) 08. Bringers Of The Dark (5:34) 09. The Other Side (4:22) 10. The Last Ship (4:08) 11. The Passenger (4:17) | Band Website: www.facebook.com/pg/TheFerrymenofficial Medium: CD Spieldauer: 56:31 Minuten VÖ: 21.01.2022 |
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