Kaasin - Fired Up | |
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Review von Rockmaster vom 20.11.2021 (4419 mal gelesen) | |
Wenn man den Namen Jo Henning Kaasin fallen lässt, dürfte es nicht gleich in jedem Ohr klingeln. In solchen Fällen bemüht man gerne mal die großen Namen, mit denen ein Künstler schon mal im Studio oder auf der Bühne stand, oder die Namen derer, die mit anderen großen Namen mal ... Jo Henning arbeitete immerhin schon mit Joe Lynn Turner, Glenn Hughes, Doogie White und Bernie Marsden zusammen. Und sogleich sind alle so gar nicht schlauer, was man von dem Gitarristen nun so zu halten hat. Ein wenig Aufschluss über das musikalische Genre, in dem sich Jo Henning bewegt, gibt dann eher schon das langjährige Bandprojekt COME TASTE THE BAND, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört, und bei dem eben jener Joe Lynn Turner gesungen hat. Die Band, die - kaum verwunderlich - als DEEP PUPRLE-Tribute begonnen hatte, pausiert inzwischen auf unbestimmte Zeit, und so hat Jo Henning neue Mitstreiter um sich versammelt und die neue Band kurzerhand nach sich selbst benannt. Das Ergebnis ist das vorliegende Debüt "Fired Up". Da wäre zunächst mal der starke, charismatische Sänger Jan Thore Grefstad, den Bass bedient Cousin Staale Kaasin, natürlich geht es nicht ohne Hammondorgel, die von Benjamin Dehli gespielt wird, und am Schlagzeug zu guter letzt sitzt Chris Brush. Da wäre die klassische Hardrock-Besetzung dann auch komplett. Und die liefert hier großartigen, altmodischen Hardrock für den Traditionalisten ab. Die Band rockt schon auf dem Opener 'We Are One' sauber los und hört sich an wie eine Einheit, die sich schon das ein oder andere Jahrzehnt aufeinander eingespielt hat. Keiner lässt hier den großen Virtuosen raushängen, aber zusammen liefern die Fünf perfekt ab, und man bekommt alles, was das Herz begehrt - tolle Melodien, ansteckende Rhythmen und schöne Gitarren- und Hammondsoli. Das ein oder andere Zitat meint man erkennen zu können, zum Beispiel erinnert die ein oder andere Akkordfolge an die Hochzeiten von RAINBOW. Ritchie bleibt zwar erneut unerreicht, und man darf auch nicht erwarten, dass gut 50 Jahre nach "In Rock" jede Klischeeklippe vor den neuen Rockstars ehrfürchtig und umgehend im Meer versinkt, KAASIN bleiben aber stilsicher und umschiffen jede Klippe locker flockig mit dem nächsten Hook. Man darf davon ausgehen, dass, wie zuvor bei COME TASTE THE BAND, Jo Henning auch bei KAASIN maßgeblich für die Kompositionen verantwortlich zeichnet. Und die können sich allesamt hören lassen. Die Jungs lassen es mit der schönen Ballade 'Shades Of Yesterday' auch mal ruhiger angehen, und in 'Chain Of Love' kommt eine gehörige Dosis AOR vor. Das Songwriting ist aber in jedem Tempo und in jeder Gemütslage klasse und gönnt der Band fast keinen Durchhänger. Lediglich bei 'Smoking Gun' hat man den Eindruck, dass die deutliche Kritik an den beschämenden Vorgängen nach der letzten US-Wahl, mutmaßlich initiiert vom abgewählten Präsidentenimitator oder seinem Umfeld, zu spät veröffentlich wird, und dass man das schon gar nicht mehr hören mag (auch wenn der Song musikalisch ganz geschmeidig runtergeht). Zu meinen persönlichen Favoriten zählen 'Walking Downwards', 'Wrong' und 'Revelation'. Um den Bogen zum Anfang dieses Reviews zu ziehen - vielleicht haben viele tatsächlich noch nicht Jo Hennings Namen gehört. KAASIN indes belegt, dass nicht große Namen eine gute Band ausmachen, sondern Musiker, die mit Herzblut bei der Sache sind. Und wer jetzt endlich Namen und Musik gehört hat, der wird "Fired Up" sicherlich gerne nochmal auflegen, solange das Nachfolgealbum auf sich warten lässt. Gesamtwertung: 7.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. We Are One (5:10) 02. Hidden (4:08) 03. Smoking Gun (4:38) 04. Carry On (5:01) 05. Shades Of Yesterday (3:47) 06. Walking Downwards (3:34) 07. Chain Of Love (4:11) 08. Wrong (5:35) 09. Inside Out (3:27) 10. Revelation (5:00) 11. Runaway Train (3:50) | Band Website: Medium: CD + digital Spieldauer: 48:21 Minuten VÖ: 19.11.2021 |
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