Interview mit Christopher von Fragments Of Unbecoming

Ein Interview von Eddieson vom 04.01.2013 (12386 mal gelesen)
Pünktlich nach der Tageschau klingelte mein Telefon und ich plauderte etwas mit Christopher, Bassist bei FRAGMENTS OF UNBECOMING, über das neue Album, über Dan Swanö, warum Touren etwas schwierig ist und noch andere Dinge.

Hi Christopher! Euer Album ist jetzt seit dem 30. November raus. Wie sind bisher die Reaktionen darauf?

Christopher: Bisher also, ziemlich geil. Es wurden einige Reviews veröffentlicht, und die waren durch die Bank positiv. Es gab einen Ausreißer bisher von dem wir gehört haben. Wir kriegen ja auch nicht alle mit, wir schauen dann auch immer wieder neu. Einer hatte dann mal 3 von 6 gegeben. Ansonsten sind wir eigentlich immer im oberen Bereich angesiedelt. In der jetzigen Ausgabe vom Metal Hammer sind wir im Soundcheck auf 7, im Rock Hard sind wir auf 6 und im Legacy auch relativ weit vorne. Ich glaube auf 5. Von daher sind wir echt zufrieden.

Das könnt ihr auch sein. Es ist ja auch ein starkes Album geworden.

Christopher: Ja, vielen Dank!

Was mir aber aufgefallen ist, die Platte hat keinen Untertitel.

Christopher: [lacht] Ja, genau. Das Chapter hat sie trotzdem. Wir haben aber diesmal bewusst auf einen zweiten Titel verzichtet. So hatten wir bisher immer diese langen Titel und das hat auch so gepasst. Sascha hat sich die immer ausgedacht, wir fanden das auch irgendwie cool, aber diesmal ist der Albumtitel etwas griffiger. So braucht es keine zweite Zeile. Wir haben überlegt, kann man da irgendwas machen, haben dann aber auch gedacht, jetzt muss man sich nicht auf Biegen und Brechen was Zweites ausdenken. Dann hat das eigentlich gereicht. Diesmal einfach und schlicht.

Ich habe die Vinyl-Version hier rumstehen. Ist die CD-Version auch wieder in einem Pappschuber?

Christopher: Nee, diesmal haben wir ein Digipack für die CD-Version. Wir sind eigentlich alle Fans von Digipacks, und dann haben wir überlegt, was wir machen wollen, dann haben wir etwas verhandelt und letztendlich unser Digipack gekriegt. Find ich auch ziemlich cool. Man kann mehr, vor allem von Artwork, unterbringen. Das ist ein wesentlicher Punkt, der da eine Rolle spielt. Der Sascha gibt sich da immer viel Mühe, flechtet sehr viel Details ein, und wenn er da eine größere Fläche zur Verfügung hat, ist das natürlich 'ne ganze Ecke cooler.

Das kommt dann auf der Vinyl-Version noch mal ne Ecke cooler!

Christopher: Ja, danke!

War das eure Idee das Teil auch auf Vinyl zu veröffentlichen?

Christopher: Ja, Initiator war eigentlich...Moment, wie kam es eigentlich dazu? Ich bin noch nicht so lange Vinyl-Fan und Sammler, im Grunde erst so seit eineinhalb Jahren. Vorher war und bin ich eigentlich leidenschaftlicher CD-Sammler, irgendwie hat mich dann doch aber das Vinyl gepackt, und dann haben wir doch mal drüber gesprochen, dass es ganz cool wäre, ein Release auch auf Platte zu machen. Ich schätze Musik dann auch ganz anders wert und du hörst es ganz anders auf Platte, also, wenn ich 'ne Platte auflege, als wenn ich eine CD durchlaufen lasse. Und dann haben wir immer wieder drüber gesprochen, vor allem Sascha und ich, und Sam auch, als begeisterte Vinyler. Dann haben wir gesagt, komm, wir machen das, versuchen es. Haben dann mit unserem Label gekuckt, wie wir das am besten machen, und nach langem Hin und Her hat es dann funktioniert, dass wir es machen durften und konnten. Und sind jetzt froh, es geschafft zu haben. Wir hoffen jetzt natürlich, dass die Platte gut ankommt. Das ist immer so ein Knackpunkt, aber bisher sind wir zufrieden.

Jetzt können die Leute zig Reviews lesen und bekommen so zig verschiedene Meinungen. Erzähl du doch mal etwas über das Album.

Christopher: Ja, gut. Es ist ja oft so, dass, wenn du Songs zu oft hörst, vor allem deine eigenen, sie dir irgendwann zum Hals raushängen. Hier ist es halt so, dass ich immer mal wieder das komplette Album oder einzelne Songs anhöre. Einfach die Platte auflege und immer noch denke, auch nach so langer Zeit, und noch mal mixen und noch mal aufnehmen und mastern und alles Mögliche und noch mal anhören, dass ich die Songs immer noch geil finde. Es hat so einen Dauerbrenner-Charakter.

Gemastert hat es Dan Swanö. Wie war die Arbeit mit ihm?

Christopher: Eigentlich war es so, dass hauptsächlich Sascha mit ihm Kontakt hatte. Der Kontakt an sich kam über unser Label zustande. Das war aber auch mehr eine glückliche Fügung, weil wir überlegt haben, wer es mastern könnte und dann eben Martin, der Chef von Cyclone Empire, meinte, wie sieht es denn aus mit Dan Swanö? Dann war die Sache eigentlich schon klar. Gerade für die anderen, die eh große EDGE OF SANITY Fans sind, war das natürlich die Krönung. Dann ging das über'n Sascha, weil der auch den Hauptkontakt zum Label hat. Als er im Urlaub war, hab ich das halt übernommen, wobei der Kontakt zu Dan eigentlich nur über e-mail stattgefunden hat. Persönlich da waren wir auch nie, sondern wir haben dann unser Zeug hingeschickt, und er hat dann immer wieder Versionen abgeliefert, und hatte Rückfragen und hin und her. So lief dann die Kommunikation ab mit ihm. Ich hoffe, dass wir uns dann mal persönlich begegnen können, einfach mal die Hände schütteln und sagen, ich bin der Typ vom anderen Ende der Leitung.

Ich stelle es mir komisch vor, grad aus seiner Sicht. Er bekommt da zig Bands, dass alles läuft nur über e-mail und hat keinen persönlichen Kontakt, weiß evtl. nichts über die Bands.

Christopher: Ja, ich fand es auch ein bisschen schade, bzw. wir alle fanden es ein bisschen schade. So im Nachhinein hätten wir uns auch lieber ins Auto gepackt. Er ist auch, wenn ich das richtig mitbekommen habe, kurz vorher nach Krefeld gezogen, von Schweden aus. Er hat jetzt, so wie ich weiß, seinen Hauptwohnsitz in Krefeld. Dann wäre es eigentlich ein Leichtes gewesen, da mal eben hochzufahren und uns das Zeug vor Ort anzuhören und mit ihm direkt zu kommunizieren. Aber das gehört so zu den Sachen, wo man im Nachhinein sagt, ach hätten wir doch. Das nächste Mal sind wir dann doch schlauer. Es war doch eine sehr langwierige Prozedur, dieses ganze Mastering, mit 5 Parteien und das alles nur per e-mail. Du schickst die e-mail rum und fragst, wie findet ihr das? Da kommt von zwei Leuten direkt eine Reaktion, von einem kommt erstmal gar nichts, und so stehst du halt ewig da. Das braucht halt sehr viel Zeit. Wenn jeder sagen könnte das find ich scheiße, das möchte ich lieber so und so haben, das find ich gut, das finde ich super, dann hätte es wahrscheinlich viel Zeit erspart. Man lernt jedes Mal viel dazu. Grad in diesem Verfahren, wie wir es diesmal gemacht haben. Vom Aufnehmen her was ganz Neues ausprobiert. Da war viel Lernprozess dabei.

Werdet ihr jetzt im Zuge des neuen Albums eine große Tour spielen oder fehlt euch die Zeit dafür?

Christopher: Also, für eine große Tour fehlt uns leider die Zeit, weil wir auch alle beruflich eingespannt sind, gerade auch Sam als Lehrer. Er ist dann immer an die Ferien gebunden. Er kann nicht einfach mal sagen, er nimmt dann entsprechend frei. Da haste dann das Problem, dass es eine blöde Zeit ist, weil vielleicht Festivalsaison ist, wo du nichts Großes spielen kannst an Touren oder du musst dich halt stark an diese Zeiten richten. Wir haben noch nichts Konkretes geplant, aber wir hoffen, dass wir 2013 wenigstens eine kleine Mini-Tour machen können, wo wir dann mehr beackern als nur den Süden.

Das stimmt. Ich komme aus Bielefeld und hier in der Ecke habe ich euch noch nie gesehen.

Christopher: Ja, genau. Es war mal irgendwie zur "Skywards"-Zeit, da haben die Jungs mal in Bochum gespielt, in der Matrix. Aber das ist halt auch schon eine Weile her. Das ist aber eigentlich schon geplant. Es fängt jetzt an, wir haben am 01.06. einen bestätigten Gig in Hamburg. Mal schauen, ob wir da vielleicht was dranhängen können. Wobei da auch wieder Festivalsaison ist, da ist es schwer, was zu kriegen. Einige Clubs haben auch Sommerpause. Wir haben eigentlich schon Bock, Deutschland mal ein bisschen zu beackern, vielleicht auch noch mal nahes Ausland. Um einfach auch das Album noch mal etwas zu promoten. Dafür mache ich Mucke, um nachher live auf der Bühne zu stehen, die Musik zu präsentieren und einfach eine geile Zeit zu haben. Ansonsten, kommst du zum Partysan?

Evtl. Mal sehen ob, ich das schaffe.

Christopher: Also, da sind wir auf jeden Fall schon für bestätigt. Partysan spielen wir. Solltest du da sein, hast du auf jeden Fall die Möglichkeit, uns zu sehen.

Na, dann werde ich mal versuchen, dass ich das hinkriege.

Christopher: Ansonsten behalten wir Bielefeld mal im Auge.[lacht]

Für dich und die anderen ist die Band aber ein Hobby, ein vielleicht etwas größeres Hobby. Der Beruf steht schon noch im Vordergrund und ihr sagt nicht, ihr wollt jetzt groß rauskommen und mit der Band Geld verdienen.

Christopher: Ja, richtig. Wir haben alle unsere geregelten und festen Jobs, wo wir auch ganz froh drüber sind. Ich glaube auch nicht, dass für uns das Musikerleben erstrebenswert ist. Für mich: Mal kurz reinschnuppern ist super, aber dauerhaft, dass ich von der Musik leben können/möchte, wäre einfach nicht so meins. Du musst ständig auf Tour sein, hast einen immensen Druck, gute Sachen rauszubringen, um einfach dein täglich Brot zu verdienen. Und gerade mit unserer Musik. Je extremer sie wird, um so schwieriger wird es. Ich würd jetzt einfach mal sagen, dass die Art von Musik, die wir spielen, schon zu den Extremeren gehört. Da auch wirklich so viel Kohle zu verdienen, dass man davon leben kann, ist ziemlich utopisch.

Im Death Metal-Bereich kannste doch die Bands an einer Hand abzählen, die davon leben können.

Christopher: Ja, richtig. Kuck' dir VADER an, was der Typ sich da abrackert, um davon leben zu können. Das wäre nichts für mich. Es ist cool, es ist ein Hobby. Es ist ein Hobby, das unheimlich viel Spaß macht, was auch unheimlich viel Zeit frisst, das muss man auch dazu sagen. Es ist ja alles was dazugehört. Nicht nur die Proben-Termine, sondern auch alles andere, da steckt schon viel dahinter. Aber es ist einfach was, worin man gerne die Zeit investiert.

In den Printmedien, wie z. B. Rock Hard oder Metal Hammer seid ihr mit Interviews relativ wenig vertreten.

Christopher: Ja, tatsächlich!

Wie kommt das?

Christopher: In den nächsten Ausgaben sind wir drin [lacht]. In den Januar-Ausgaben vom Rock Hard und vom Metal Hammer kommt jeweils ein Interview. Im Legacy glaub ich auch noch mal. Aber, an sich, ja, ist 'ne gute Frage, warum das so ist. Ich meine, so ein Satz, den man in irgendwelchen Reviews oder sonst irgendwas findet, da heißt es dann, eine der unterbewertesten Death-Metal-Bands Deutschlands. Unterbewertet würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Wir machen unser Zeug, haben auch einen gewissen Bekanntheitsgrad, aber darüber hinaus wird es unheimlich schwierig, sich bekannt zu machen.

Obwohl ihr mit Metal Blade schon ein großes Label im Rücken hattet.

Christopher: Das stimmt, ja. Deswegen ist es eigentlich und an sich "komisch". Wir gucken, dass wir von uns aus machen, soviel es geht, dass wir uns da nicht verschließen. Heutzutage musst du "leider" halt eben auch bei Facebook präsent sein und dort deine Sachen posten, die Leute bei der Stange halten. Es reicht dann leider nicht mehr aus, gute CDs rauszubringen oder schickes Merch zu haben, du musst es auch an den Mann bringen. Das ist gar nicht so einfach. Genau wissen tue ich es natürlich nicht, sonst würde ich was dagegen tun.

Ein offizielles Video habt ihr nicht, oder? Also, nicht, dass ich das unbedingt brauche. Ich finde Musik-Videos total überbewertet. Aber so was habt ihr auch nie gemacht, oder?

Christopher: Nö, so was haben wir nie gemacht. Es gibt halt dieses Livevideo vom Summerbreeze mit 'Sterling Black Icon' und ansonsten gibt es eigentlich nichts. Wir haben jetzt diesen Teaser noch mal gemacht für's neue Album. Aber ansonsten gibt es von uns gar nichts. Haben wir aber auch keine Ambitionen. Also, so ein Livevideo fänd ich mal wieder schick. Vor allem wo ich dann auch selber dabei bin.

Ja, stimmt. Seit wann bist du dabei?

Christopher: Ende 2009. Ich bin nach den Aufnahmen zur "Everhaunting Past" eingestiegen. So ist das auch das erste Album, auf dem ich tatsächlich vertreten bin.

Auf dem Partysan habt ihr doch bestimmt 'ne Möglichkeit was zu drehen.

Christopher: Das wäre natürlich cool. Erst mal müssen wir offiziell verkündet werden. Das ist ja immer noch nicht passiert. Aber ich denke mal, dass da auch einfach noch mal ein bisschen was geht. Gerade auch wenn du auf diesen Sommer-Festivals präsent bist oder präsent sein kannst, dann findste halt immer mal noch ein paar Leute, die dich vorher noch kannten. Die dann beim Bierstand stehen und denken, och, gar nicht schlecht, ziehe ich mir mal rein. Es wäre natürlich schick, wenn wir gerade da was mitzeichnen könnten.

Der Sam ist damals zur "Sterling" als zweiter Sänger dazugekommen.

Christopher: Ja, genau so ist es. 2004 oder 2005 kam der glaub ich dazu.

Warum wurde er damals als zweiter Sänger dazugeholt?

Christopher: Es war so, dass Stefan nicht mehr die ganze Arbeit übernehmen wollte. Es ist halt auch relativ statisch, wenn du vier Musiker hast und einer davon singt die ganze Zeit. Da war es einfach gut, um auch die Bandbreite etwas zu erweitern. Stefan wollte auch mehr Gitarre spielen, und auch komplexeres Zeug. Dann dabei singen ist natürlich schwierig. Dann ging es halt auf Sänger-Suche. Da kam dann Sam bei raus. Es hat sich ja auch sehr bewährt. Seit einem Jahr ungefähr proben wir auch zu dritt. Also, ich übernehme da auch ein paar Passagen in den Liedern. Wobei ich mich da sehr im Hintergrund halte. Aber manche Lieder kannste dann mit drei Sängern besser rüberbringen, weil es auf Platte viele Überschneidungen gibt. Das funktioniert ganz gut.

Welches ist dein persönlicher FRAGMENTS OF UNBECOMING-Lieblingssong?

Christopher: Ähm, 'The Art Of Coming Apart'. Es ist schwierig, einen rauszupicken, vielleicht weil ich auch selber mitspiele. Ich habe ihn halt das erste Mal gehört, als Stefan ihn komponiert hatte und fand ihn sofort richtig geil. Und das tue eigentlich immer noch. Ansonsten von allen anderen Alben gibt es immer mal wieder einen, wo ich denke, geil das könnten wir auch mal machen, oder wo ich mich freue, dass er im Set drin ist.

Wie läuft das mit dem Songwriting bei euch? Ist Sascha der Hauptsongwriter?

Christopher: Gar nicht mal so. Es ist relativ unterschiedlich. Auf der "Sterling" hatte der Sascha mehr gemacht als der Stefan und bei dem Album jetzt ist es so, dass Stefan einen Großteil der Songs geschrieben hat. Also, Sascha hat in dem Fall den kleineren Teil der Platte geschrieben. Und dann ist es so, dass derjenige, der den Song schreibt, schon mit einigen Riffs ankommt, mit so einer Grundstruktur und manchmal sind die dann auf Cubase aufgenommen, schon mehrstimmig und ja einfach ein paar Ideen mit eingeflochten, auch drumtechnisch, was man spielen könnte. Dann wird es einfach gespielt und ausprobiert, und aussortiert, und neu arrangiert und das machen wir dann im Proberaum. So kann jeder seine Ideen einbringen. Jeder kommt dann noch mal mit kleinen Änderungen. Ingo und ich meistens mit Abläufen und kleinen Änderungen, die dann gemacht werden müssen, weniger mit neuen Riffs. Sondern eher mit ergänzenden Ideen oder was man machen könnte. Und Stefan und Sascha machen dann mehr die Riff-Ideen, was man noch dazu spielen könnte oder was für Melodien man noch drüberlegt. So ergibt sich das dann. Bisher war es immer so, dass dann ganz am Ende die Texte kommen. Da gucken wir dann mal, dass wir da ein bisschen schneller werden.

Okay, das war es schon. Die letzten Worte gehören dir.

Christopher: Ich danke dir auf jeden Fall für die Möglichkeit des Interviews und hoffe natürlich, dass allen Lesern das ganze etwas Geschmack auf das Album gemacht hat, und hoffe, dass wir uns mal live sehen.

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