Livebericht Everlast (mit Dan Patlansky ) |
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Ein Livebericht von Eddieson aus Münster (Sputnikhalle Münster) - 23.10.2013 (6463 mal gelesen) |
Es sollte ein Abend werden, den so einige der heutigen Besucher wohl nicht so schnell vergessen werden und auch EVERLAST, hat sich heute nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Aber lest selbst, wie es dazu gekommen ist. Mein Kumpel Boddy und ich befinden uns heute auf einer Reise fernab vom Metal, fernab von harten Gitarren, wummernden Bässen, Doublebass und unverständlichem Gesang. Heute machen wir uns auf den Weg Richtung Münster, genauer gesagt in die Sputnikhalle, um dort eine Akustik-Show des ehemaligen HOUSE OF PAIN Musikers EVERLAST zu begutachten. Okay, fange ich mal mit dem Weg von Bielefeld nach Münster an. Diese Strecke ist zum Kotzen. Man kommt sich vor, wie in Australien, wo man stundenlang nur geradeaus fährt, ab und zu mal durch ein kleines Dorf kommt und sonst keinem Menschen begegnet. Gut, natürlich ist es hier in NRW nicht ganz so krass, wie in Down Under, aber die Strecke ist echt sterbenslangweilig. Die Sputnikhalle befindet sich auf einem ehemaligen Fabrikgelände am Hawerkamp und dürfte einigen von euch vielleicht durch das Vainstream Festival bekannt sein. Wenn ich mich nicht irre, dann haben dort die ersten Editionen des Festivals auf dem Gelände stattgefunden, bis auch dieses Gelände für die Massen an Kiddies zu klein geworden ist. Das Gelände am Hawerkamp hat durch dieses ehemalige Fabrikgelände einen gewissen Charme und ist mit seinen Innenhöfen, besonders im Sommer, für Konzerte und andere Disco-Veranstaltungen sehr gut geeignet. Die Halle an sich ist relativ groß und hat ein geschätztes Fassungsvermögen von vielleicht 400-450 Leuten. Eine lange Theke lädt zum Biertrinken ein und die etwa hüfthohe Bühne befindet sich direkt am Eingang der Halle. Bierpreise sind im Rahmen und für's Merch habe ich mich heute nicht interessiert. Pünktlich um 20 Uhr steht, bzw. sitzt DAN PATLANSKY auf der Bühne. Der junge Mann aus Südafrika eröffnet den heutigen Abend. Typischer Singer/Songwriter, den er spielt, mit Einflüssen von JIMI HENDRIX, LED ZEPPELIN und STEVE RAY VAUGHN. Aber der hierzulande noch relativ unbekannte Musiker macht seine Sache sehr gut und kann das Publikum für sich gewinnen. Aber ehrlich gesagt, kann ich da nicht viel zu schreiben. Ein Mann, der auf der Bühne sitzt und ca. 30 Minuten auf seiner Gitarre spielt und dazu singt. Kurze Ansagen zwischendurch und dann war es das auch schon. Dem Publikum hat es aber wohl gefallen, dennoch freut man sich auf EVERLAST. Während der "Umbaupause" (ich setze das bewusst in Anführungszeichen, denn bei einer Akustik-Show gibt es nun mal nicht viel umzubauen) füllt sich die Halle zusehens. Das Publikum ist sehr gemischt. Von Normalsterblichen über Hip-Hopper, bis hin zu langhaarigen Metallern ist heute alles vertreten. Aber vor allem haben heute Pärchen den Weg in die Sputnikhalle gefunden. Akustik-Musik ist wohl was für jedermann(-frau). Pünktlich um 21 Uhr kommt dann EVERLAST auf die Bühne. Dicke Turnschuhe, 3/4-Hose, Oberteil, Mütze und Sonnenbrille. Er hat seinen mexikanischen Freund mitgebracht, der ihn am Keyboard etwas unterstützt. Das Set startet mit 'Broken' und 'Today (Watch Me Shine)', läuft dann weiter mit 'Blinded By The Sun' und 'White Trash Beautiful'. Während der ersten Songs wird aber schon relativ schnell deutlich, dass EVERLAST so seine eigenen Regeln auf und vor der Bühne hat. Ich sitze am Seitenrand der Bühne, um einige Fotos zu machen und plötzlich dreht er sich um, geht wütend auf seinen Techniker zu (der hinter mir steht) und sagt ihm, dass er mir sagen soll, ich solle dort verschwinden. Warum kann ich nicht sagen, jedenfalls sagt der Techniker mir dann ich solle dort weggehen, da darf man nicht sein. Kein Absperrgitter, kein Absperrband, aber man darf da nicht sein. Okay, dann gehe ich halt. Kurze Zeit später passiert das, womit wohl niemand gerechnet hat. Mitten in 'Little Miss Sunshine' bricht EVERLAST ab geht vorne zum Rand der Bühne und schreit ins Publikum "Shut the fuck up!!". Ich stehe etwas ungünstig und kann nicht genau sehen, was da vor sich geht. Jedenfalls wird sehr schnell deutlich, dass EVERLAST ziemlich sauer ist. Und das nicht wegen schlechtem Sound oder schlechtem Licht, sondern er hat sich gezielt eine Person aus dem Publikum rausgesucht, die er anschreit. Aufgrund meiner Position kann ich nicht erkennen wer es ist, aber EVERLAST brüllt und irgendjemand brüllt zurück. Die Lage scheint sich beruhigen, EVERLAST geht zurück zum Mikro und sagt sowas wie, dass er hier für das Publikum auf der Bühne steht und es respektlos findet, dass sich Leute im Publikum unterhalten, während er auf der Bühne steht und seine Musik macht. Die Situation schaukelt sich dann aber doch immer weiter hoch, bis irgendwann EVERLAST seine Gitarre abstellt und von der Bühne gehen will, um sich mit dem Mann aus dem Publikum ordentlich zu wemsen. Viele Leute versuchten ihn vorher noch zu ermutigen doch weiterzuspielen aber EVERLAST hat sich so in diese Situation verrannt, dass es für ihn kein Halten mehr gibt. Er steht am Seitenrand der Bühne und wird von einigen seiner Leute zurückgehalten. Währenddessen wird der andere Mann aus dem Publikum von einigen Leuten rausbegleitet, dabei müssen sie an EVERLAST vorbei. Es fallen noch einige sehr unschöne und weit unter die Gürtellinie gehende Beleidigungen vor allem vonseiten des Amerikaners. Auf die möchte ich hier aber nicht näher eingehen. Ist nicht jugendfrei. Jedenfalls hat er sich dann plötzlich auf eine zweite Person aus dem Publikum eingeschossen und fängt mit der an zu diskutieren, bis auch diese die Halle verlässt. EVERLAST geht zurück auf die Bühne erzählt irgendeinen und sagt, dass die Show jetzt vorbei ist. Man kann zur Kasse gehen und sich sein Geld zurückholen, die Show ist jedenfalls vorbei und er verschwindet hinter der Bühne. Viele Fragezeichen und entsetzte Ausdrücke in den Gesichtern der Zuschauer sind zu sehen. Keiner scheint so wirklich zu verstehen, was hier grad passiert ist. Bis irgendwann einige Rufe laut werden, dass EVERLAST doch wieder auf die Bühne kommen soll, um weiterzuspielen. Nach einer gewissen Zeit tut er das dann auch. Erzählt wieder einen, dass er sich ja nicht entschuldigen müsse usw. er aber jetzt das Konzert fortsetzt. Großer Jubel im Publikum. Verhaltene Freude bei mir. Mit 'Love For Real' geht es dann weiter und das Publikum tut so, als ob nichts gewesen wäre. Im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, dass die Stimmung nach diesem Zwischenfall noch viel besser geworden ist. Jedenfalls wird gelacht und fröhlich mitgesungen. EVERLAST kommt auch nach mehreren Songs immer mal wieder auf diese Situation zurück. Er spielt noch mit 'Folsom Prison Blues' ein JOHNNY CASH-Cover. 'Little Miss Sunshine', das er ja kurz vorher abgebrochen hat, wird noch mal in voller Länge gespielt, und auch seine beiden Radiohits 'What It's Like' und 'Leave Your Lights On' dürfen nicht fehlen. Auch die Akustik-Version vom HOUSE OF PAIN-Hit 'Jump Around' kommt beim Publikum gut an. Bei mir hinterlässt dieser Zwischenfall aber einen etwas üblen Nachgeschmack. Auf Menschen ist ja Verlass: immer wenn etwas passiert, wird die Handy-Kamera draufgehalten und das Video später bei YouTube hochgeladen. So natürlich auch in diesem Fall. In dem Video wird deutlich, dass EVERLAST so ausrastet, weil sich jemand im Publikum mit seinem Nachbarn unterhält. Das findet er respektlos und will das nicht. Was ich aber viel erschreckender an diesem Video finde, ist, dass das Publikum dann auch plötzlich anfängt diesem Mann persönlich zu beleidigen, ihn beschimpft und sagt, er solle sich doch verpissen. Ich meine, wo sind wir denn? Die Leute zahlen 30 Euro für eine Eintrittskarte und dann darf man sich nicht mal während des Konzertes unterhalten?! Gut, die Atmosphäre während eines Akustik-Konzertes ist eine andere, aber man kann niemanden verbieten, sich zu unterhalten und ihn aufgrund dessen dann auch noch beleidigen oder ihm sogar Prügel androhen. Nennt mich Hippie, aber das finde ich unter aller Sau! So professionell sollte ein Künstler sein, um mit solchen Situationen anders fertigzuwerden. Nach ca. 2 Stunden Spielzeit ist dann offiziell Schluss und mein Kumpel Boddy und ich machen uns auf dem Heimweg und diskutieren noch lange über diese und ähnliche Situationen, in denen Musiker sich auf der Bühne nicht mehr unter Kontrolle haben. Spannendes Thema übrigens! |
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