Ingrimm - Auf Gedeih Und Verderb | |
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Review von Zephir vom 31.01.2020 (8178 mal gelesen) | |
Als die Regensburger INGRIMM 2007 ihr Debüt "Ihr Sollt Brennen" auf den Mittelaltermarkt brachten, war die Szene gerade voll dabei, den Mainstream zu erobern: Bereits 2003 waren IN EXTREMO auf Platz 3 der deutschen Albumcharts vorgedrungen, um drei Jahre später am Bundesvision Song Contest teilzunehmen. 2008 bewarben sich auch SUBWAY TO SALLY um diese umstrittene Ehre. Veranstaltungen wie das Burgfolk Festival in Mülheim an der Ruhr buhlten gleichzeitig um Mittelalterfans, Gothics, Humppa-Hörner-Träger und kuchenessende Familien mit Kleinkindern; zu allem Überfluss trieben zu dieser Zeit auch FEUERSCHWANZ ihr Unwesen auf unserer armen Erde. Es war eine leichte Zeit für sackpfeifenspielende Mettrinker, an Hörerschaft zu geraten - ob dies dem Erfolg der relevanten Bands nun zugute oder zuschlechten gekommen sein mag, liegt wohl in den Ohren des Hörers. INGRIMM jedenfalls, die von Beginn an eher in die härtere und metallischere Kategorie der Mittelaltersektion zu sortieren waren, erfreuten sich trotz einiger Besetzungswechsel in der Bandhistorie auch mit ihren Folgewerken "Todgeweiht" (2008), "Böses Blut" (2010), "Henkt Ihn!" (2014) sowie mit ihrem eigenen Starkbier namens "Ingrimmator" recht guten Erfolges. Es sind ein paar Jahre vergangen, seit 2016 das zehnjährige Bandbestehen mitsamt Starkbierfest ordentlich gefeiert wurde. Das neue Album "Auf Gedeih Und Verderb" spielt nun auch zum Beginn des zweiten Jahrzehnts unseres Jahrhunderts die typischen Drehleier-Geigen-Metal-Klänge aus, derer ein breites Publikum, so scheint es, nicht müde wird. Musikalisch bewegen sich INGRIMM auf gewohnt hohem Niveau, sämtliche zwölf Tracks haben ordentlich Krawumms und laden mit donnerndem Gitarrenriffing und rotzig-ehrlichem Schreigesang zum Nackenbrechen ein. So kennt man es vom Mittelalter-Metal: Kein Kraftausdruck zu obszön, kein Klischee zu derb ('Ich Bin Ein Mann'), oftmals mit einem Augenzwinkern und unter ordentlich Drive, der den Puls in die Höhe treibt. Inhaltlich tappen allerdings auch INGRIMM in die nun schon seit Jahren bei diversen deutschen Düsterbands verschiedener Genrezugehörigkeit bestehende Falle, todernste Lyrics tanz- und hüpfbar aufzubereiten - eine legitime Attitüde, die abzufeiern man allerdings als Hörer vermutlich genügend Juvenilität in den Knochen haben muss. Mögen Songs wie 'Schinder' oder 'Schuldig Oder Nicht' noch jener als "Mittelalter" verstandenen Manier frönen, mehr oder durchaus auch mal minder subtile Gewaltdarstellungen in nachmittagsmarktverträglicher Gewandung zu präsentieren und meine Geschmacksgrenzen aufgrund meiner Ü-30-Zugehörigkeit sprengen, so muss jedem anderen Hörer unter genügend inhaltlicher Aufmerksamkeit bei Songs wie 'Klang Von Leder' die Lust aufs Fröhlichsein schwinden. Der geht nämlich voll daneben: Kindesmisshandlung ist kein Thema zum Abfeiern. Wie auch immer dieser Track im Rahmen von "Auf Gedeih Und Verderb" zu kontextualisieren ist, so graust es mir bei dem Gedanken, dass lustig trinkende, tanzende Fans hierzu hüpfend ihre Humpen heben. Schade! Der straighte Mittelalter-Metal von INGRIMM kann ja ordentlich was, das steht außer Frage. Persönlich stört mich leider die nur zu gern in der Szene allzu unreflektiert verwurstete Folter- und Gewaltthematik so sehr, dass ich mich zwingen muss, an dieser Stelle noch einmal auf gelungene Titel wie 'König Der Idioten' oder 'Glück In Sicht' hinzuweisen. Möge jeder Interessierte einmal reinhören und sich eine eigene Meinung bilden. Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Himmel Und Hölle 02. Klang Von Leder 03. Albtraum 04. König Der Idioten 05. Glück In Sicht 06. Sturm Und Drang 07. Drachenritt 08. Ich Bin Ein Mann 09. Schalk Im Nacken 10. Mammon 11. Der Schinder 12. Schuldig Oder Nicht | Band Website: www.ingrimm.com Medium: CD Spieldauer: 48:00 Minuten VÖ: 10.01.2020 |
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