Interview mit Melissa von Melissa Auf Der Maur

Ein Interview von Opa Steve vom 13.06.2010 (6548 mal gelesen)
Melissa auf der Maur ist sicherlich eine der wenigen weiblichen Ausnahmekünstler im harten Rocksegment. Mit dem neuen Album "Out Of Our Minds" perfektionierte sie ihren Solo-Stil auf unverkennbare Art.

Hi Melissa, Glückwunsch zum neuen Album! Zuerst möchte ich gerne eine Verwirrung beseitigen: "Out Of Our Minds" wird oft als "Projekt" bezeichnet, und es gehören viele Teile dazu. Manche könnten das "Projekt" im Sinne eines Konzepts verstehen, so dass in Zukunft vielleicht noch mehr über das OOOM-Thema veröffentlicht wird. Kannst du die Idee dahinter erklären, und wie es damit weitergeht?

Melissa: "Out Of Our Minds" ist ein ALBUM - FILM - COMIC, und wird auch weiter häppchenweise freigelegt. Jeder Teil davon kann für sich existieren, und niemand muss alles davon sammeln. ABER man hat die Option, tiefer zu graben! Ich habe das gesamte Projekt zeitgleich entwickelt, aber ich wusste, dass es wichtig sein würde, das Album erst einmal setzen zu lassen - und da Roadrunner nun das Album gerade rausgebracht haben, ist das gesamte Multimedia-Package direkt auf meiner Homepage verfügbar: www.xmadmx.com. Nun, wie und warum das so passierte..... ich bin ein Kunstschule-Mädel, welches für 10 Jahre allein die Rockmusik verehrte, und ich fühlte, dass ich mal alle Interessen in einem Projekt miteinander verheiraten sollte. Alle Teile waren inspiriert durch: Rock-Musik, Mythologie, bildende Kunst, Fantasy-Stories, und alle Inspirationen griffen zusammen. Meine Liebe zur Zusammenarbeit spielte auch eine große Rolle in der Vielschichtigkeit dieses Projekts. Ich mag es, mit Drummern zu spielen, aber genauso mit Filmemachern und Illustratoren...

Wann hast du dich entschieden, deine künstlerische Ausrichtung auf die Sache mit den neuen Medien auszudehnen?

Melissa: Direkt am Anfang habe ich es mir selbst versprochen, dass ich meine Geschichten erweitern würde und eine größere Welt um diese Songs schaffen würde.

Vielleicht sehen wir dich noch in einer Schauspieler-Karriere in anderen Film-Projekten?

Melissa: Interessante Frage, da ich gerade für einen "echten" Film mit echten Schauspielern und Text und allem drumherum gecastet wurde .... wir werden sehen!

War diese ganze Sache für dich befriedigend, oder denkst du "Oh mein Gott, bitte gebt mir einfach meinen Amp zurück und lasst mich spielen"?

Melissa: Nun ... mein Bass und mein Amp haben sich noch nie so gut angefühlt! Ja, auf eine Weise ist dies ein toller Trick gewesen, mich noch tiefer in Musik zu verlieben!

Ich habe den Eindruck, dass du als Künstler sehr kreativ bist, und deine aktuelle Scheibe ist ein wenig experimenteller als die letzte. Wenn du an die Zeit zurückdenkst, wo du einfach ein Bandmitglied unter vielen warst, könntest du dir vorstellen, dich jemals wieder in einer Band unterzuordnen?

Melissa: Als Solo-Künstler kann ich auch in vielen Bands spielen und verschiedene Seiten meiner Kreativität entdecken, und ich muss sagen, dass mich das am glücklichsten macht. Ich glaube, es war in meinen frühen Jahren ein gutes Training, in Strukturen zu arbeiten, Diplomatie zu lernen und in mein Instrument - Bass - so richtig einzusteigen. Mittlerweile nutzen mir die Lehren dieser Zeiten in meiner Unabhängigkeit.

Ganz nebenbei: nervt es dich eigentlich, wenn dich die Medien immer als "ehemalige HOLE- und SMASHING PUMPKINS Bassistin" vorstellen?

Melissa: Nein, denn das war ich, und ich bin stolz darauf.

Dann zurück zu deiner neuen Arbeit... wie hast du die Jahre nach deinem Debüt-Album verbracht?

Melissa: Ohne eine ruhige Minute. Ich habe mich als Sängerin und Songwriterin verbessert. Ich hatte meine Ausflüge in die Filmwelt - der Film zu "Out Of Our Minds" brauchte ein ganzes Jahr. Die ganze Zeit habe ich alles selbst gemacht. Investiert, produziert, gemanaged, und durchgedreht. Ich hab die geschäftliche Seite erlernt, und: Mensch was ist dieses Geschäft interessant geworden! Die Technik des 21. Jahrhunderts hat uns Musik- oder Medienmacher alle revolutioniert - das hat eine große Rolle in diesem Projekt gespielt!

Kannst du uns etwas über das Textkonzept erzählen? Ich glaube, es ist eine Story dahinter - ist es alles Fiktion, oder hat es auch autobiografische Einflüsse?

Melissa: Ich wollte persönliche Geschichten in universelle Geschichten transformieren. Zum Beispiel der Titelsong beginnt mit "If you're listening, come in..." und ist eine Einladung, mit mir meine Traumwelt zu betreten, und deinen Verstand zurückzulassen. Entstanden aus persönlichen Gefühlen, aber in breitere emotionale Erlebnisse gebracht .... zumindest habe ich das versucht!

Und wie ist es zur Zusammenarbeit mit Glenn Danzig gekommen?

Melissa: Ich hatte für ihn einen Song geschrieben und mailte ihm diesen, ohne ihn jemals getroffen zu haben. Obwohl er noch niemals mit jemand anderem zusammengearbeitet hat, mochte er den Song und hat eingewilligt. Einen heilenden Totengräber zu spielen ist auch eine dankenswerte Rolle für einen Song. Ich fühlte mich unglaublich geehrt - ein Traum wurde wahr - und er war unglaublich bodenständig und großzügig obendrein! Solch eine Inspiration!

Als letzte Frage würde ich gerne deine persönliche Differenzierung zwischen dem ersten Album und OOOM erfahren.

Melissa: Das erste wurde von einem Mädchen in ihren Zwanzigern in den 90er Jahren geschrieben, während es in anderen Bands Bass spielte. Das neue stammt von einer Frau in ihren Dreißigern, die total frei in ihren Entscheidungen ist. Ich habe auch meine Stimme ein bisschen besser entwickelt, aber der großartigste Unterschied - und darüber hatte ich eine regelrechte Erleuchtung auf der Bühne - war, dass das Herz gewachsen ist! Mehr Liebe und mehr Herz stecken in dem neuen Album. Du kannst mich ruhig "New Age" schimpfen, aber ich finde die einfache Bedeutung "Alter" viel treffender und ich fühle mich diesem auch verbunden.

Melissa, vielen Dank für deine Zeit!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten