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Take off: 29.09.2012 - Review (13360 mal gelesen) |
Beim entspannten Einlass und des mittags noch mäßig gefüllten JUZ wurde schon klar, dass es heute wohl kein ausverkauftes Haus geben würde. Also bezog man erst einmal nach kurzen Hallos Stellung beim Tresen, während die Bühne für den Opener vorbereitet wurde.
Etwa 20 Minuten nach der angekündigten Startzeit eröffnete ODIUM den Bandreigen des All Metal-Festivals mit einem leichtem Gitarrenintro. Der Fünfer aus der Nähe von Frankfurt wollte seinen Thrash Metal der alten Schule an den Mann (bzw. an die leider nicht allzu zahlreichen Frauen) bringen. Schließlich stand man kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums "Beautiful Violence". Zu Beginn des Auftritts befanden sich aber nur etwa 30 vereinsamte Seelen über die Halle des JUZ verteilt, um sich die Thrasher anzuschauen. Doch die Musiker bemühten sich mit Songs wie 'Dying Day', War Leader' oder dem Titeltrack der kommenden CD 'Beautiful Violence' die Zuschauer anzuheizen. Der Funke wollte allerdings nicht so ganz überspringen. Die Musiker auf der Bühne taten sich selbst etwas schwer. So wirkte Bassistin Beli ziemlich emotionslos und schrubbelte während des gesamten Sets ohne eine Miene zu verziehen auf ihrem Instrument rum. Und auch der Rest der Band sah den Auftritt über recht unlocker aus. Sänger Ralf versuchte zwar zwischendurch immer wieder mit halbherzigen Ansagen, die Leute nach vorne zu winken. Doch dies zeigte zunächst keine große Wirkung hat. Erst gegen Ende der Spielzeit wurde die inzwischen auf 50-60 Leute angewachsene Menge etwas lockerer. So konnten ODIUM dann wenigstens mit dem älteren Song 'Beast By Society' ein paar Punkte aufholen. Zum Abschluss präsentierte die Truppe noch 'Loosing Control' bevor sie die Bretter mit einem insgesamt recht unspektakulären Gesamteindruck verließ.
Als WORDS OF FAREWELL nach einer kurzen Umbaupause die Bühne betraten, war man zunächst doch etwas erstaunt und voreingenommen. Denn wäre da nicht (der aufgrund seiner nicht vorhandenen Haare auffällige) Fronter Alexander Otto gewesen, hätte man die restlichen fünf Mann durchaus auf den ersten Blick für eine Schülerband halten können. So beäugte man zunächst etwas skeptisch das Treiben da oben. Aber als das Publikum die ersten Töne der nordrhein-westfälischen Jungs vernahm, wurde es doch schnell eines besseren belehrt. Da stand keine Anfängerband vor uns. Im Gegenteil WORDS OF FAREWELL präsentierten absolut souverän ihren technisch-progressiven Death Core. Dabei sorgten die Keyboards (übrigens die einzigen, die an diesem Tag zum Einsatz kamen) mit vielen melodischen Parts zusätzlich für eine tolle Melodik. Die Kompositionen wie z. B. 'On Second Thought' aus dem diesjährigen Album "Immersion" sind sehr interessant gestaltet. So arbeitet man neben den Melodien auch mit mit vielen Breaks. Die Stücke, in denen der sehr präsente Fronter auch mal fast geheimnisvoll flüstert statt zu genretypisch zu grunzen, schwanken stets zwischen Härte und - ja, man mag es kaum glauben - einer gewissen Zerbrechlichkeit. Dafür sorgten in der Hauptsache die oben schon erwähnten Keyparts, die im Kontrast zur sonstigen Härte der Stücke sehr stimmungsvoll rüberkamen. Diese junge Band bot also eine intelligente, spannende und spieltechnisch klasse Unterhaltung, welche mit einer guten und passenden Lightshow untermalt wurde. Auch wenn (leider) nicht übermäßig großer Andrang im Zuschauerraum herrscht, so kam der Sechser doch bei allen Anwesenden sehr gut an und bleibt bei dem ein oder anderen auch bestimmt noch länger in positiver Erinnerung. Das war ein rundum gelungener Gig.
Bitburger Tasche, Bitburger Dosen, Bitburger Fässchen.... na wer kann denn da jetzt auf die Bühne kommen? Klar, die Stahlprediger und Lokalmatadore bitten zum gepflegten Headbangen für traditionelle Kuttenträger. Wie immer sorgten die drei Spaßchaoten vom ersten Augenblick an für gute Laune. "Machen wir noch'n Soundcheck?" - "Och nö, wir fangen einfach an." war der erste Dialog auf der Bühne, und dann spielte als Intro sogleich der bekannte Lucas-Film-Jingle der alten StarWars-Kinoreihe auf, welcher per unglaublich schiefer Flöte verhunzt wurde. Ja, so muss das. Dabei ist die Mucke der drei Jungs doch wirklich bodenständig und kein Klamauk (wenn man von den sinnbefreiten Texten mal absieht). 100% True Metal in all seinen Spielarten - von AC/DC-ähnlichem Hardrock bis zu speedigen Powermetal-Nummern haben STEELPREACHER alles auf dem Kasten, was straight ist. Natürlich hatten sie wie immer in der Region ein Heimspiel und konnten den Liveclub für diese Uhrzeit (und gemessen an den schwachen Besucherzahlen) schon gut füllen. Sie nutzen die Spielzeit auch gleich für ein gutes Dutzend Songs. Nach den MOTÖRHEAD-lastigen Songs wie 'Bitchcraft' packten sie die ultimative Verbeugung an RUNNING WILD aus und zockten das rasend schnelle 'Atlantean Dawn' runter, so dass im Publikum keine Matte mehr ruhig blieb. Hier sah man MU schon leichte Konditionsschwächen an, weswegen man nur raten kann: nicht nur saufen, auch mal bewegen! Apropos "Saufen": STEELPREACHER treten ja auch gern mal Events mit dem Kommentar "Wir sind nur zum Saufen hier!" an, und natürlich durfte es an Flüssigbrot auch bei dieser Show nicht fehlen. Die beiden Front-Fraggles gossen sich gern mal gegenseitig ein Döschen während des Songs hinter die Binde, und für das Publikum wurde sogar das Partyfässchen spendiert. Dies war allerdings gut "geladen", und so ging der ganze Biersegen beim Anzapfen in breitem Strahl in die erste Reihe, die mehr Bier auf dem Shirt als in der Kehle hatte. Passender Kommentar dazu: "Ups - jetzt hab ich dir in's Gesicht gespritzt!". Aber so ein kleiner Biersegen hat auf einem Metal-Konzert ja noch nie geschadet, und das Singalong-Triple 'Start Raising Hell', 'We Want Metal' und 'D.O.A.' wurde weiter in bester Laune abgefeiert. Die Band war dabei so spielfreudig, dass Preacher sogar seinen Jammerhaken an der Klampfe verlor, kurz eine Suchmeldung herausgab, und ihn dann doch auf der Bühne wiederfand. Nachdem sich das Trio souverän durch das Set gefetzt hatte, stellte man nach 'Metal Hangover' fest, dass man glatt noch Zeit für 'nen Song hat, und danach war der erste richtige Höhepunkt des Tages auch schon leider vorbei.
WARRANT hatten einen schweren Stand - die Speed-Metaller aus Deutschland, die in den 80ern mit "The Enforcer" und "First Strike" die Szene bereicherten, laufen seit ihrer Reunion eher etwas unproduktiv und konnten sich noch nicht wieder so richtig in die Szene einspielen. Es soll sogar heute noch Leute geben, die sie mit den gleichnamigen Kitsch-Hardrockern aus den USA verwechseln. Auf KIT und Swordbrothers findet die Band natürlich fruchtbaren Boden für traditionelles Publikum, allerdings wirkten sie auf diesem Thrash-Fest mit durchweg jüngerem Publikum etwas deplaziert. Es war daher auch nicht weiter verwunderlich, dass sich das Interesse eher in Grenzen hielt. Die wenigen Kenner und ältere Semester konnten sich an den Oldschool-Songs laben, mit denen WARRANT damals mitte der 80er mit Kollegen wie IRON ANGEL - aber auch den ganz frühen KREATOR - die deutsche Speed-Szene aufbauten. Und so ging es auch schön mit dem Opener 'The Rack' direkt fett zur Sache. Jörg Juraschek konnte zwar nicht ganz seine Enttäuschung verbergen, dass das Publikum nicht ganz so prickelnd war, aber führte souverän durch das Set. Als er den Enforcer nochmal ankündigte, schaffte er es auch, das mittlerweile aufgewärmte Publikum zu "Enforcer!"-Chören zu animieren, bis das Band-Maskottchen samt Henkersmaske und Axt zur Enthauptung der ersten Reihe wiederkam. Bei gleichnamigem Song klappten die spitzen Schreie zwar nicht mehr so gut, aber der coole Refrain wurde aus einigen Kehlen unterstützend mitgesungen. Vom Debüt wurde noch 'Satan' gespielt (extra-böse angekündigt) und 'Scavenger's Daughter', so dass der Schwerpunkt auf dem "Enforcer"-Album lag. Trotz aller Schwäche an aktueller Kreativität: WARRANT hüten einen Teil des Erbes deutscher Heavy-Metal-Geschichte und haben einige recht coole Titel auf Lager. Das Publikum war lediglich zu jung.
Im Rahmen ihrer TEUTONIC THRASH ATTACK-Tour fanden die Oldschooler CONTRADICTION auch den Weg zum All Metal nach Andernach. Und nicht nur der Stil stammt aus der alten Schule, denn genau wie die Vorgänger auf der Bühne sind die vier Kerle nicht mehr ganz so neu. Bereits seit 1989 treiben sie ihr musikalisches Unwesen und brachten zuletzt 2009 ein Album heraus. Als die Truppe die Bühne betrat, fiel - sofern man die Band kennt - auf, dass da jemand Fremdes am Bass stand. Der eigentliche Bassist Andreas saß zu diesem Zeitpunkt nämlich in der Schweiz fest, daher hatten CONTRADICTION eine "Aushilfe" engagiert. Wie Fronter Oliver "Koffer" Lux nicht ohne Anerkennung mitteilte, hatte sich dieser etwas jüngere Herr den kompletten Set innerhalb von zwei Tagen reingezogen. Respekt. Was gleich zu Anfang beim ersten Stück ebenfalls auffiel: CONTRADICTION waren unglaublich laut! Ohne geeigneten Ohrschutz waren die Stücke, die die Wuppertaler Thrasher aus ihrem breit gefächerten Repertoire boten (z. B. 'The Warchitect', 'Your God' oder 'The Spectator'), kaum auszuhalten. Bei letzterem gab es einen Anflug von Crowdsurfing einer einzelnen Person, die aber nur ca. 2 Leute "weit" kam. Darüber hinaus präsentierte man - unterstützt durch eine schöne Lightshow, u. a. mit Stroboskoplicht - recht souverän weitere diverse Stücke wie das ganz alte 'Demon' (2001), das 2005er 'Nation Of Fear' oder das neuere 'Death Is Now'. Insbesondere Vokalist Oliver zeigte ziemliche Konditionen beim Brüllen. Die Oldschool Fans, von denen tatsächlich ein paar anwesend waren, wurden also aus allen Schaffensperioden bedient. Am besten kam jedoch der Coversong 'In Zaire', der mit folgenden Worten angekündigt wurde: "Wir waren einen Monat in Afrika, und herausgekommen ist nur ein Song". Da fast jeder dieses Lied kennt, sangen auch zahlreiche Kehlen den Refrain lauthals mit. Insgesamt war's ein unterhaltsamer und ordentliche Auftritt.
Für DESTRUCTION wurde die Bühne dann nochmal ordentlich umgebaut. Drei Mikroständer mit stylischem Totenkopf ermöglichen Schmier, bei aller Action auf der Bühne von jeder Position seinen Gesang fortzuführen, Banner tarnten die Backline. In rotes Licht getaucht startete die Band nach dem Opener erst einmal in ein gnadenloses Oldschool-Set. 'Total Desaster' (leider noch immer nicht in der Energie von MARDUK), das uralte 'Satan's Vengeance' und der 'Mad Butcher' sorgten direkt mal für geile Stimmung im Publikum. Überhaupt setzten die Drei auf Altbewährtes. Obwohl gerade im Studio zockten sie vornehmlich die alten Abrissbirnen, in denen Mike sichtbar auf Wolke 7 schwebte und ununterbrochen über die Bühne fegte, seine Matte fliegen ließ, und die berühmten verqueren Riffs von 'Eternal Ban', 'Deathtrap' oder vom zappeligen 'Bestial Invasion' wie am Fließband aus dem Griffbrett raushaute. Vor lauter Energie gab es dann auch gleich nach wenigen Songs ein paar technische Probleme mit dem Amp, so dass Neu-Drummer Vaaver die Gelegenheit hatte, dies durch ein unplanmäßiges Drumsolo zu überbrücken. Die Entscheidung war dann auch relativ simpel, denn die Band beschloss einfach, den Amp weiter zu quälen, bis er kracht. Zum Glück hielt das Equipment dann doch noch den ganzen Gig durch, so dass das Publikum ohne weitere Pausen die Wahl zwischen Moshpit und Headbanging treffen konnte. Neue Songs wurden nur vereinzelt eingestreut. So gab es den 'Armageddonizer' und 'Hate Is My Fuel' vom letzten Album sowie einige Kracher der letzten 10 Jahre. Schmier bekannte sich angesichts des doch eher gering gefüllten Live-Clubs zu dieser Art von Gigs, denn man könne den Fans in die Augen sehen und hätte nicht nur ein Ameisenheer weit unten vor der Bühne. Nun, sicher freut sich jede Band über genügend Zuspruch, und auch Musiker mit 30 Jahren Aktivität auf dem Buckel stellen sich sicherlich öfter die Frage, ob sich der Aufwand für 200 Leute lohnt, aber Schmier & Co. haben sich dies zumindest nicht anmerken lassen und zockten ihr Set ungekürzt und energiereich runter, so dass man ihnen den Spass an dem, was sie tun, wirklich abnehmen konnte. Besonders begeistert war er, als sich beim Song-Wunschspiel ein 15-Jähriger Grünschnabel in der ersten Reihe 'Invincible Force' wünschte und somit den Erfolg fleißigen Oldschool-Nachsitzens vorweisen konnte - schließlich war dieser Titel schon über 10 Jahre alt, als besagter Fan geboren wurde. So muss man sich über den Metal-Nachwuchs keine Gedanken machen, wenn die jungen Leute nicht nur auf aktuelle Trends aufspringen, sondern tiefer in "ihre" Musik eintauchen. So endete der Zugabenblock dann auch noch mit Klassikern wie 'Bestial Invasion' und 'Curse Of The Gods' und hinterließ zwar relativ wenige, aber äußerst zufriedene und ausgepowerte Fans.
Es ist müßig zu erwähnen, dass sich auch bei diesem kleinen Clubfest der Andernacher JUZ-Liveclub wieder äußerst entspannt und fanfreundlich präsentierte. Abgesehen von der reibungslosen Abwicklung der Shows gab es die gewohnten zivilen Getränkepreise, eine entspannte Thekenmannschaft, und für das leibliche Wohl dieser stundenlangen Veranstaltung einen örtlichen Imbisswagen direkt vor der Haustüre. Dieser hätte sein Angebot zwar etwas vielseitiger gestalten können, aber ich habe schon größere Venues erlebt, die ihre Besucher nach Einlass einschlossen und in dieser Richtung überhaupt nichts bieten konnten. Von der Location über die Helfer bis zum Sound hat hier alles Wohlfühlfaktor - das ist mit einer der Gründe, warum Andernach immer einen Besuch wert ist. Im Übrigen soll das All Metal auch zukünftig zu den Andernacher Traditionsveranstaltungen wie das ehemalige Open Air "Summer's End" zählen, und die allesamt nächstes Jahr auf zwei Tage ausgedehnt werden sollen - hier wird schon fleißig an Lineup-Ideen getüftelt, so dass man die nächsten Monate gespannt über neue Ankündigungen sein darf.
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