Ewigheim - Schlaflieder | |
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Review von Zephir vom 22.10.2016 (8428 mal gelesen) | |
Wenn EWIGHEIM uns in den Schlaf singen, dann werden uns ganz sicher schwarze Träume durch die Nacht begleiten. Erwartet man in der abgründigen Schwärze der "Schlaflieder" aber jenen zynischen Sarkasmus, der das bisherige Werk der Düsterformation um Yantit und Allen B. Konstanz prägte, so wird man beim Hören des sechsten Studioalbums überrascht: So ernst, so schwermütig waren EWIGHEIM noch nie. Schon das Coverart verspricht etwas in diese Richtung, so Yantit es mit einem Ausschnitt eines Gemäldes von Gabriel von Max (1840-1815) gestaltet hat, seines Zeichens nicht nur Maler, sondern auch Spiritist mit großem Interesse an Somnambulismus und Hypnose. Bereits der Eröffnungstrack 'Schlaflied' gibt vor, welche Träume hier geträumt werden. Inhaltlich ist bissige Ironie einer wahrhaft weltschmerzenden Melancholie gewichen, musikalisch sind die groovigen Beats und tanzbaren Elektro-Elemente stark in den Hintergrund gerückt zugunsten pathetischer, gotischer Gitarren-Epik und einsam im kalten Raum perlender Tasten- und Saitenklänge. Klar hauen EWIGHEIM einem hier und da auch wieder rotzfreche Formulierungen direkt in die Fresse, die das Pathos durchbrechen, so zum Beispiel in 'Dies Ist Der Preis', wo der episch-monumental verklanglichte Refrain lyrisch lapidar lautet: "Wer sich besäuft, wird kotzen gehen". Man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass dies eher von Resignation denn von Humor zeugt. Auch das 'Mondlied' trifft die gleiche schmerzende Wunde. Und wenngleich die Titel 'Himmelsleiter', 'Ein Stück Näher' sowie 'Besessen Und Entseelt' mit mehr Power und Tempo voranpreschen, scheint ein bestimmtes Gefühl mehr denn je zu überwiegen: Tiefe Traurigkeit und auch Liebesschmerz, dornengekrönt von dem in Dur gehaltenen 'Einmal noch' und dem wie eine Reprise dieses Titels anmutenden namenlosen Song '…'. Es wird mehrfach geweint in diesen Liedern, und es dürfte niemanden verblüffen, wenn auch anderswo geweint wird ob dieser metaphernreich erzählten Geschichten. 'Wir, Der Teufel Und Ich II' folgt thematisch in gewisser Weise dem ersten Teil auf dem Album "24/7", fügt sich mit dem zum Zerreißen angespannten Elektro-Beat und Allens raunender Stimme jedoch in die Songwriting-Konzeption von 2016. Zum wiederholten Mal frappiert die selbstverständliche Stilsicherheit von Yantits allegorischen Lyrics, die an keiner Stelle gezwungen oder gekünstelt zurechtgemalt sind. Ihre Entsprechung finden sie im deutlich zurückgenommenen Instrumentarium, das mit reduziertem Klangkörper alles sagt, was zu sagen ist. Am Bass steht übrigens wieder West (HÄMATOM), als Gastmusikerin an der Violine ist Frau N. Feind (EISREGEN); aufgenommen, gemischt und gemastert wurde in der Klangschmiede Studio E von Markus Stock (aka Schwadorf, der auch die Leadgitarre spielt). Erstaunlich, wie die Herren Yantit, Allen B. Konstanz und Schwadorf mit ihren "Schlafliedern" die emotionale Ambivalenz heraufbeschwören, sich einerseits in der melancholischen Schwere der Musik wohlig baden zu wollen, andererseits von der metaphorischen Ernsthaftigkeit der Lyrics schmerzhaft gequält zu werden. Insofern sind die "Schlaflieder" nur die folgerichtige Konsequenz des bisherigen Schaffens von EWIGHEIM, das hier offensichtlich einen beachtlichen Höhepunkt erreicht. Wertung: 9,5 Punkte und ein schwermütiger, tief berührter Seufzer. Anspieltipp: Alles. PS: Auf dem Digipack finden sich zusätzlich die beiden Bonustracks 'Des Teufels Schönstes Kind' und 'Negativ', die Grund genug sind, sich das Digipack zu holen. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Schlaflied 02. Himmelsleiter 03. Mondlied 04. Ein Stück näher 05. Einmal noch 06. Dies ist der Preis 07. Besessen & entseelt 08. Wir, der Teufel und ich II 09. … 10. Des Teufels schönstes Kind (Digipak Bonus Track) 11. Negativ (Digipak Bonus Track) | Band Website: www.ewigheim.de/ Medium: CD Spieldauer: 41:54 Minuten VÖ: 21.10.2016 |
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