Beautality - Einfallen: A Tale Ov Torment And Triumph

Review von Zephir vom 16.03.2015 (4870 mal gelesen)
Beautality - Einfallen: A Tale Ov Torment And Triumph Der Name BEAUTALITY reizt zugegebenermaßen erst einmal zum Grinsen, hält man ihn doch als deutscher Muttersprachler leicht für einen Scheinanglizismus, zumal, wenn das Album auch noch "Einfallen" heißt. Dem ist aber nicht so. So vervollständigt sich der Albumtitel, der in seiner Gänze lautet "Einfallen: A Tale Ov Torment & Triumph", zumindest in seiner zweiten Hälfte zu ein wenig Verständlichkeit, wobei der erstgenannte deutsche Begriff nach wie vor enigmatisch bleibt. Die Band BEAUTALITY trägt weiterhin selbst einen durchaus rezeptionsfähigen Namen, der so viel bedeutet wie die Eigenschaft einer gleichzeitig überragend schönen wie schmerzvollen Angelegenheit. Und was sollte man unter solch einer Attribution wohl anderes musizieren als atmosphärischen Post Black Metal?

Es sind die beiden Londoner David Ravengarde und Duke Machine, die BEAUTALITY seit 2009 betreiben. 2012 gab es ein erstes Album, "Providence", und man releaste noch independent und das Cover sah noch arg self-made aus. Allrounder Ravengarde kritisierte im Nachhinein selbst seine zu sehr durchmodulierte Gitarre, es fehlte ihm insgesamt die rohe Lebendigkeit, die er nun mit "Einfallen" als sogenannten Extreme Euphoric Metal festzuhalten gedenkt.
Der Namenszusatz "A Tale Ov Torment And Triumph" lässt schon erahnen, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Der erste Teil ist betitelt als Act One: Torment , der zweite heißt dann folgerichtig Act Two: Triumph. Es geht um Liebe in ihrer schönsten und dämonischsten Form, um Besessenheit, um Wahnsinn und Nachtseiten und Sühne. Wir kennen diese Themen, die Ravengarde selbst archetypisch nennt, aus der Gothic Fiction des 18. Jahrhunderts - sie haben aber bis heute in der breiten Publikumsmasse nichts an Faszination eingebüßt. Gotische Ambitionen verrät auch das Coverart mit Beauty-and-the-Beast-Motiv, ganz zu schweigen von Titeln wie 'Doppelgänger' (Germanismus, den man auch im Englischen verwendet) und 'The Devil’s Elixir', die beide eine direkte Entlehnung des Schwarzromantikers E. T. A. Hoffmann sein könnten. Nicht ganz alltäglich scheint ihre musikalische Kontextualisierung in den rohen Black- und den modernen Post Black Metal; vor allem in letzterer Sparte scheinen derlei archaische Themen ja eher selten. Die Einflüsse stammen im Übrigen auch aus allerhand dem Hörer nicht auszumachenden Quellen.

Musikalisch schrammt man in vieler Hinsicht hart am melodischen Blastbeat-Black-Metal, der aber genug durchsetzt ist mit verzerrten Saitenklängen, größtenteils sparsam verwendeten Keyboards und Gesang irgendwo zwischen Kreischen, Kehlkopfkrächzen und Shouten. Zwischendurch wird auch Cleangesang eingesetzt, der aber meines Erachtens mitunter nicht so gut gelingt - außer in 'Unreality', das strahlt mittendrin mit rockig-kräftiger Stimme. Das beinahe zwanzig Minuten lange 'From The Abyss' liefert cleane, textfreie Vokalpassagen, die heroisch und überzeugend rüberkommen. In 'Messias' klingen die Stimmen teils verfremdet und verzerrt; spannungsvoll sind weiterhin die vielen erzählenden Takte, die das Instrumentarium ein wenig herunterfahren und so im Kontrast zum harschen Extreme-Metal-Stil stehen. BEAUTALITY sind so weit klassisch, dass man sie als kalten Black Metal identifizieren kann, und so weit innovativ, dass sie mit eingestreuten tiefschweren Zwischentakten voller Basstiefe gleichzeitig doomig anmuten, mit düstersphärischen Intermezzi wiederum weich und modern, vielleicht auch mit ganz leichter Gothic-Schlagseite, aber das glücklicherweise nicht zu viel.

"Einfallen: A Tale Ov Torment & Triumph" ist episch insofern, als es eine ausladende Geschichte erzählt, und romantisch insofern, als es zwischen den Welten wandert, die menschliche Innerlichkeit zu erzeugen vermag. Das kitschige Cover trügt: "Einfallen" ist nicht kitschig, sondern tiefernst.

Über ein neues Bandlogo sollte man einmal nachdenken; meines Erachtens entspricht die etwas plumpe grafische Darstellung in keiner Weise der feinsinnigen Vielschichtigkeit der Musik. Diese Aufgabe obliegt nunmehr Herrn Ravengarde ganz allein. Denn nach der Aufnahme von "Einfallen" trennten sich die Wege der beiden gerade Anfang-Dreißig-jährigen Musiker; Drummer Duke verließ BEAUTALITY. Ich hoffe sehr, dass es trotzdem weitergeht mit der Band, deren zweites Album mich absolut gebannt hat.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
Act One: Torment
01. I. Einfallen
02. II: Doppelgänger
03. III. The Devil's Elixir

Act Two: Triumph
04. IV. From The Abyss
05. V. Messias
06. VI: Unreality
Band Website: www.facebook.com/beautality777?fref=ts
Medium: CD
Spieldauer: 1:45:39 Minuten
VÖ: 16.03.2015

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