Krakow - amaran

Review von Zephir vom 16.02.2015 (5176 mal gelesen)
Krakow - amaran Als das norwegische Quartett KRAKOW 2009 sein Debüt "Monolith" auf den Markt für experimentellen Post-Sludge-Metal fluppte, waren die Reaktionen nicht überwältigend intensiv. Der Nachfolger "Diin" fand 2012 etwas mehr Beachtung und erntete eigentlich ganz gute Kritiken, und mit dem dritten Werk "Amaran" gedachte sich die Band weiterhin zu steigern. An musikalischem Können und Erfahrung mangelt es den Vieren nicht: Frontman und Bassist Frode Kilvik hat bereits als Bassist live mit Landsmann Hoest (TAAKE) auf der Bühne gestanden, und Drummer Ask, der KRAKOW seit 2012 mit seinem Können bereichert, ist der Welt seit vielen Jahren bekannt durch seinen Einsatz für die Pagan-Black-Metaller KAMPFAR. Die beiden waren mir geläufig, KRAKOW bis dato noch nicht: Es ist die erste Platte der Post-Metaller, die ich zu hören bekomme.

Die Kenntnis der beiden Vorgenannten hilft aber für das Verständnis ohnehin nicht weiter, denn bei KRAKOW experimentiert man sich teils stoned, teils noisig durch die schwarzen Gefilde. Bereits für die Charakterisierung der Vorgängeralben gezogene Vergleiche mit NEUROSIS sind nicht unpassend. Lange, bleischwere Instrumentalpassagen unterfüttert mit Dark-Ambient-Einschlägen stehen im Wechsel zu post-metallischen Tracks, Sludge-Anleihen und Noise-Gedröhn. Rechte Gewissheit erlangen Ohr und Hirn beim Hören nicht.

Im Opener 'Luminauts' wähnt man sich im Stoner-Metal-Genre, das Tempo ist träge, träge, und die Basssaiten schnarren schlapp. Kilviks aggressives Gekreisch markiert allerdings eindeutig das zeitgenössische Revier. Der Übergang zum zweiten Track 'Atom' ist kaum spürbar, da man sich hier zum einen die Mühe gespart hat, die es bereitet, die Grundtonart zu wechseln – und zum anderen werden die typischen verminderten Schräglagen der Gitarrenriffs, die sich mit 'Luminauts' in die Synapsen gebrannt haben, geradewegs weiterverwendet. 'Genesis' überrascht mit plötzlicher Hyperaktivität und kulminiert im letzten Drittel in einem Doublebass-Gewitter, welches das ansonsten nervös durchbrochene Rhythmusschema (ist es ein Schema?) sprengt. 'Vitriol' schnarrt wieder leicht bekifft einher, eine Ambient-Noise-Bridge verstärkt den Eindruck. Gegen Ende zerfasert aber auch dieser Track, dessen Titel wieder und wieder repetiert wird, im Aggro-Sound. 'Pendulum' ist instrumental und fährt offenbar alles auf einmal auf, was KRAKOW auf diesem Album bieten möchten; die einzige erkennbare Struktur ist das beharrliche Stampfen des Trommelwerks. In gewisser Weise scheint dieser Titel der Wegbereiter für das monumentale 'Of Earth', das einen dunklen Klangraum weitet, den man als Landschaft mit Bergen, Schluchten, Wind und Felsen nachzeichnen müsste. Der Rausschmeißer 'Ten Silent Circles' schlendert dann überraschend gechillt einher. Das ist wohl der Song, der am schwierigsten einzuordnen ist mit seinem wohlüberlegten Geordnetsein und dominierenden Cleangesang.

Insgesamt ist "Amaran" eine reife Leistung. Bleibt noch die Frage, woher der Albumtitel stammt, der sich wohl kaum auf die nur wenige Jahre existierende Schwedische Power-Metal-Band gleichen Namens bezieht. Auf Hindi bedeutet der Begriff so etwas wie "ewig"; nun ja, das Coverart hat auch ein bisschen was von indischer Chakren-Lehre. Wo man bei der Gründung 2005 mit dem polnischen Bandnamen hin wollte und mit dem ursprünglich aus russisch-kyrillischen Zeichen zusammengesetzten Bandlogo – von dem man sich inzwischen verabschiedet zu haben scheint - kann ich mir allerdings nicht erklären.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Luminauts
02. Atom
03. Genesis
04. Vitriol
05. Pendulum
06. Of Earth
07. Ten Silent Circles
Band Website: www.krakowofficial.com
Medium: CD
Spieldauer: 44:17 Minuten
VÖ: 15.02.2015

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