The Flower Kings - Waiting For Miracles | |
---|---|
Review von Metal Guru vom 23.11.2019 (5875 mal gelesen) | |
THE FLOWER KINGS are back (in the world of musical madness, the rivers of constant change and the flow of artistic adventure) - was, wie bitte, wow! Folgende Gedankenkette nimmt wie von selbst ihren Lauf: 1. Waren sie wirklich weg (= Voraussetzung für's Zurückkommen) oder einfach 'nur' nicht da? 2. Schön, dass die mittlerweile 'alten Schweden' mal wieder was zusammen machen, aber WAS genau machen sie (nach Jahren partieller Inaktivität) und WER genau sind sie (im Jahre 2019, Stichwort 'zusammen')? 3. Da (Tomas) Bodin und (Felix) Lehrmann fehlen - wer tastet und schlagwerkt an deren Stellen und können die 'Neuen' die Klassen ihrer Vorgänger erreichen? Ich meine, allein Bodins Beiträge, seine Klänge und letztlich seine verspielte Virtuosität prägten alle weiter unten aufgeführten FLOWER KINGS-Scheiben maßgeblich, oder etwa nicht? Aber immer schön der Reihe nach: Die Blumenband besteht im Jahre 2019 aus Mirko DeMaio (Becken und Felle), Hasse Fröberg (laut der Credits diesmal 'nur' Stimmbänder, auf Fotos aber auch linkshändige Saiten), Zach Kamins (schwarzweiße Tasten und seltene Saiten), Jonas Reingold (vier oder fünf dicke Saiten und dreizehn Stumpenpedale), Oberblumenkönig Roine Stolt (Saiten, schwarzweiße Tasten und Stimmbänder) und als 'Gäste' Paul Cartwright (Geige), John 'Zach' Dellinger (Bratsche) und Roines kleiner Bruder/großer Ex-FLOWERKING Michael Stolt (Bass, Basspedale und Gesang). So blumig, so königlich - aber lässt sich eine ehemals blumige Regentschaft einfach aus der Vergangenheit in die Gegenwart beamen? Ich mach's kurz und behaupte: JEIN! Ja, weil ich als einst bedingungsloser Blumenjünger eine Aktualisierung/Neuauflage/Wiederbelebung meiner schwedischen Helden immer erHOFFT habe. Nein, weil ich ein wie auch immer geartetes 'Wunder' nicht erWARTET habe (Achtung: erhoffen und erwarten sind NICHT dasselbe!). Oder anders: Eine Veröffentlichung im Jahre 2019 "Warten auf Wunder" zu nennen, kann Prophetisches, Politisches, Persönliches oder plattes Papperlapapp bedeuten, aber wenn ein Mensch wie Roine Stolt textet und komponiert, kommen dabei eben nicht nur teils weltfremde/teils verträumte/teils sozialkritische Texte, sondern auch komplexe Kompositionen heraus, denen Männlein wie Weiblein mal wieder/wie immer Zeit (VIEL Zeit) geben sollten. Apropos: "Waiting For Miracles" erscheint ganz offiziell (wenn auch angeblich limitiert) als Do-CD und erinnert auf den ersten Blick (CD I mit zehn Songs in dreiundsechzig Minuten und achtzehn Sekunden und CD II mit fünf Songs in einundzwanzig Minuten und siebenundzwanzig Sekunden) an 'gute alte Zeiten', was mit an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit KEIN Zufall ist! Diese anfängliche Erinnerung wird durch die baldige Erkenntnis relativiert, dass es sich bei CD II eigentlich 'nur' um Ausschuss/Ideen/Spielereien handelt (was in ferner FLOWERKINGS-Vergangenheit schon mal den einen oder anderen Schatz zu Tage gefördert hat). Nichts gegen angehäuften Ausschuss/im Keim erstickte Ideen/spaßige Spielereien, aber vollwertige Doppel-Alben wie z. B. "Stardust We Are", "Flower Power" oder "Unfold The Future" (mit jeweils vollwertigen zweiten Scheiben) werden durch eine 'Resteverwertung' wie diese hier nur NOCH vollwertiger - Fakt! Dabei sind sämtliche blumenköniglichen Zutaten auch auf "Waiting For Miracles" vorhanden: Selbstzitate (teils versteckt, teils ohrenscheinlich), säuselnde Synthies/perlende Pianos/organische Orgeln/mollige Mellotrone (vom 'Neuen' Kamins), weniger Rhythmus-/mehr Akkordwechsel, sensible (Gitarren-)Soli, massige Melodien, interessante Instrumentals ('Ascending To The Stars', 'Busking At Brobank', 'House Of Cards', 'House Of Cards Reprise' und 'The Rebel Circus', interessanterweise fast alle aus Kamins Kopp), genehmer Gesang (weniger von Stolt/mehr von Fröberg), dynamisches Drumming (vom nicht ganz so 'Neuen' DeMaio), beiläufiger Bombast und ein bestechender Bass, was im Falle vom IMMER überzeugenden Reingold zu erwarten war. Ansonsten ein mal wieder/wie immer ansprechendes/anspruchsvolles Artwork (das mich AUCH, aber nicht NUR zum Kauf animiert hat) und - gegenüber fast allen blumigen Veröffentlichungen der letzten Dekade - ein VIEL besserer Sound (deutliche Dynamik, erwachsene Effekte, kalkulierte Kompression usw.), was sowohl am neuen Studio als auch an Mr. Stolts Abwesenheit beim Mix liegen mag ... Wunder gab es immer wieder. Ob aber "Waiting For Miracles" ein solches (Wunder) ist oder nicht, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen - NOCH nicht! Schon gar nicht im Vergleich mit Meisterwerken wie "The Flowerking" (Stolts erstem neoprogressivem Solo-Album), "Back In The World Of Adventures", "Retropolis", "Stardust We Are", "Flower Power", "Space Revolver", "The Rainmaker", "Unfold The Future" oder "Paradox Hotel". Nein, ich sehe (besser: höre) 'die Neue' mehr als Fortsetzung von "The Sea Within" und "Manifesto Of An Alchemist", weniger "The Sum Of No Evil", "Banks Of Eden" oder "Desolation Rose" (die wirklich alles andere als überzeugten). Warum - na, auf allen drei genannten Platten heißt der Hauptkomponist Stolt und auf allen drei genannten Platten spiel(t)en dieselben Mucker - ok, fast! Dabei IST Roine Stolt der 'one & only' Blumenkönig, THE FLOWERKINGS sind SEINE Band, ohne ihn gäbe es keine Könige! Und ob er nun bei/für/mit Jon Anderson (YES), anfänglich KARMAKANIC (Jonas Reingolds Band), THE AGENTS OF MERCY (Nad Sylvans Band), THE SEA WITHIN (Roine Stolts Alternativband), THE TANGENT (Andy Tillisons Band), ja sogar TRANSATLANTIC (wessen Band?) musiziert - wo Stolt drauf steht, ist der FLOWERKING drin, Punkt! Auf "Waiting For Miracles" ist das nicht anders, alle aufgeführten blumigen Ingredienzien (wenn auch weniger/seltener/kürzer) führen zu königlichen Resultaten, aber - so leid es mir für die Band, die Fans und letztlich mich selbst tut - 2019 ist nicht 1999, die/meine Welt hat sich (weiter)gedreht und die FLOWERKINGS können jene monströse musikalische Magie vergangener Tage vielleicht 'wollen', teilweise sogar reproduzieren, aber auf gar keinen Fall neu erfinden! Na gut, vielleicht liegt's auch an altersbedingter Desillusion, neuerlichen (musikalischen) Vorlieben oder weltweitem Werteverfall - wer weiß? Fazit: Fünf Tropfen (schon jetzt) zu wenig, zehn Tropfen (vorerst noch) zu viel, bleiben siebenkommafünf auf Wunder wartende (Tropfen) - dream on, dreamer ... Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. House Of Cards 02. Black Flag 03. Miracles For America 04. Vertigo 05. The Bridge 06. Ascending To The Stars 07. Wicked Old Symphony 08. The Rebel Circus 09. Sleep With The Enemy 10. The Crowning Of Greed 11. House Of Cards Reprise 12. Spirals 13. Steampunk 14. We Were Always Here 15. Busking At Brobank | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 84:45 Minuten VÖ: 08.11.2019 |
Alle Artikel