Livebericht Die Apokalpytischen Reiter (mit Turisas und Akrea) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Köln (Live Music Hall) - 24.03.2011 (29471 mal gelesen) |
DIE APOKALYPTISCHEN REITER, die just mit ihrem Album ordentlich in die Charts einsteigen konnten, starteten ihre Headliner-Tour in der Kölner Live Music Hall. Da wir vom Bleeding4Metal nun schon einige Zeit Reiter-Abstinenz hatten, waren wir gespannt, wie sich die Band mittlerweile präsentieren würde. Nicht großartig beworben waren AKREA, die den Abend eröffnen sollten. Dank des recht großen Andrangs kamen sie aber nach Hallenöffnung doch in den Genuss eines ordentlichen Publikums, welches zu den Pagan/Death-Songs der Truppe mehr als Höflichkeitsapplaus spendete. Die Spielzeit reichte aus, um sich ordentlich präsentieren zu können, sie hatten Merch am Stand, aber sie sollten sich unbedingt ein griffigeres Logo zulegen. Denn nicht wenige Zufallsbesucher konnten dieses vor dem Hintergrund des "Lügenkabinett"-Motivs nicht einmal richtig entziffern. Und das verpulvert in einer solchen Situation natürlich Chancen. Nach AKREA sollten TURISAS die Menge endgültig auf Betriebstemperatur bringen. Dies taten sie auch - das Makeup sieht zwar mittlerweile hübsch glänzend statt kriegerisch-martialisch aus, aber in Punkto Wiedererkennungswert ist die Bühnenpräsentation der Jungs einfach klasse. Hinzu kommen die Frontmann-Qualitäten von Mathias, der zwischen den Songs wie 'One More' oder 'March Of The Varangian Guard' stets mit dem Publikum kommunizierte und sichtlich froh war, nach dem US-Aufenthalt wieder in Europa unterwegs zu sein. So hatte er nur lobende Worte für das hier bessere Essen - und vor allem das bessere Bier! Dem Wunsch nach mehr Bewegung wurde bei 'Stand Up And Fight' gerne nachgekommen. Allerdings gab es auch lustige Kommunikationspannen: Als Mathias die Halle in eine rechte und linke Seite einteilte, um einen Disco-mäßigen Singalong-Wettbewerb zu veranstalten, signalisierte das Kleinhirn diverser Zuschauer reflexhaft "Wall Of Death", und anstatt schön abwechselnd rechts und links zu singen rannten die Leute erst einmal aufeinander zu, was die Band mit einem "You idiots, what are you doing???" quittierte. Aber beim zweiten Mal klappte es dann doch. Zum Abschluss gab es dann natürlich 'Battle Metal', was einmal wieder mehr eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass TURISAS ohne diesen Song heute niemals da wären, wo sie sind. Und angesichts des anderen soliden, aber nicht spektakulärem Materials, wird auch klar, dass sie vermutlich niemals mehr einen solchen Hit produzieren werden. Kein leichtes Los für langfristigen Erfolg. Die REITER kennen dieses Problem wahrlich nicht. Ihre Hitdichte ist enorm, und die stets sympathischen Vibes, wenn die Jungs auf der Bühne stehen, sind ein fantastisch fruchtbarer Boden für einen Live-Gig. Die Bühne wurde endlich zur vollen Tiefe enthüllt, wo Dr. Pest links in einem Unikum von Keyboardverkleidung thronte, und Sir G. sein Kit rechts stehen hatte. So ergab sich viel Raum für die agilen Fuchs, Volk-Man und Ady, die natürlich posten was das Zeug hält. Zum Intro kam Fuchs wie kürzlich Slash beim Super Bowl aus dem Bühnenboden hervor und zappelte sich durch die ersten drei Songs dermaßen 'nen Wolf, dass die Fotografen arge Probleme hatten, ihn wenigstens einmal scharf vor die Linse zu bekommen, und eine Konfettikanone verwandelte dann die ersten Kölner Reihen in Karnevalsoptik. Die Weimarer hatten für ihre Tour eine proppevolle Setlist mit locker 20 Songs zusammengestellt, so dass hier wahrlich Value For Money geboten wurde. Der Eintrittspreis war allerdings auch hoch genug, dass man als zahlender Fan seine Vollbedienung erwarten darf. Dafür hatten die Jungs beim Merchandise eine erträgliche Preislage, aber ihnen muss dennoch klar werden: wenn man nebst Anfahrt noch 25 Euro für den Eintritt berappen muss und die Live Music Hall mittlerweile arg teure Getränkepreise verlangt, bleibt nach 1-2 Bier und einem kleinen Imbiss nicht für Jedermann das Geld in der Tasche, um sich noch mit CD oder Shirt einzudecken. Da man aber zum Verkauf erst einmal Publikum in die Halle bekommen muss, hätte man mit 5 Euro weniger Eintritt womöglich das bessere Geschäft gemacht. Aber zurück zum Gig: da die neue Scheibe ja erst eine Weile draußen war, griffen die Reiter nach einem Drittel des Gigs auf die Garanten für perfekte Live-Stimmung zurück und präsentierten 'Revolution' und 'Friede Mit Dir', was bei dem ordentlich warmgelaufenen Publikum auf dankbare Ohren stieß. Somit war endgültig die Betriebstemperatur für ein REITER-Konzi erreicht, und nun konnten sie eigentlich nichts mehr falsch machen. Selbst (für mich) problematische Songs wie das neue 'Dr. Pest' taten der Stimmung keinen Abbruch, obwohl dieser Titel recht ungewohnt klingt und auch live mit minimaler Besetzung und düsterer Beleuchtung dargeboten wurde. Nach 'Wir Reiten' wurden aber Band und Crew auf eine Nervenprobe gestellt - Adys Gitarrenamp fiel aus. Zuerst überbrückte Dr. Pest das Problem mit einer Orgel-Improvisation, aber auch zu 'Hammer Oder Amboss' war das Problem nicht behoben. Hierbei sah man zwar einen posenden Ady, der zum Solo ansetzte und in hohen Griffbrettlagen rumjubelte - doch was hörte man im Hintergrund des Mixes? Eine leise Rhythmusgitarre! Oha, die APOKALYPTISCHEN REITER sind also live mit Konserve unterwegs? Irgendwie lustig, zumal der eigentliche Herrscher über Konserveninstrumente - Dr. Pest - oft mehr Peitsche schwengelnd als Tasten-peitschend auf dem Podest steht. Hier habe ich den Eindruck, dass die Band auf früheren Touren instrumental etwas agiler war. Rechtzeitig zum Ende des regulären Gigs war die Technik dann endgültig wieder hergestellt, und so erfüllte sich die Hoffnung von Fuchs, dass "wenigstens der Rest funktioniert". Shit happens, gerade beim Tourstart ist so was ärgerlich, aber nun mal höhere Gewalt. Gut, dass dies keine Auswirkung auf die Stimmung der Band hatte, denn sie zockten routiniert bis zum 'Kleinen Wicht' das Programm durch. Nach lauten "Reitermania!"-Chören war aber klar, dass dies nicht alles gewesen sein konnte. 'Ein Liebes Lied' eröffnete den Zugabenblock, der immerhin 4 Stücke umfasste und mit 'Roll My Heart' endete. Nachdem das Publikum aber keine Ruhe geben wollte, fragte Fuchs erst einmal vorsichtig an, ob angesichts der schon imposanten Spieldauer niemand morgen arbeiten müsste. Ne, aus der Nummer kam er nicht raus, also musste 'Riders On The Storm' nochmal alles aus der Live Music Hall rausholen. Ein toller Gig der Weimarer, wenngleich sie noch vor ein paar Jahren noch etwas spontaner schienen. Natürlich kann man Gags wie das Schlauchbootrennen nicht ewig ausreizen, aber ich vermisste schon eine neue bekloppte Idee. Anstelle von Spontanität und Ausgelassenheit tritt nun bei der auch älter gewordenen Band Professionalität und auch ein bisschen Routine zum Vorschein. Dies darf man aber nicht als echten Kritikpunkt sehen, denn die Jungs haben in manchen Dingen so einen großen Vorsprung gegenüber anderen Combos, dass sie dadurch nicht an Ausstrahlung verlieren. Im Gegenteil - ich finde nach wie vor, dass man die REITER nirgends so genießen kann, wie auf einem ihrer Konzerte! |
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