Evildead - United States Of Anarchy | |
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Review von Damage Case vom 28.10.2020 (7589 mal gelesen) | |
"Manchmal kommen sie wieder", so der Titel eines Horrorfilmklassikers von 1991. Was hat das mit EVILDEAD zu tun? Einige der 80er / 90er US-Thrash-Veteranen waren nie weg (man denke an MEGADETH, OVERKILL oder ANTHRAX), andere Kultacts sind seit Ewigkeiten verschollen und neuer Stoff von ihnen wird schwer vermisst (zum Beispiel DARK ANGEL (seit 1991), DEMOLITION HAMMER (seit 1994) und HOLY TERROR (sogar seit 1988)) und wiederum andere kehren nach x Jahren Abstinenz zurück, egal ob sie vermisst wurden (positive Beispiele wären SACRED REICH, POSSESSED und EXHORDER) oder nicht. Dass diese Albencomebacks nicht immer glücken und neue Songs das Andenken an die alten Heldentaten manchmal nicht unbedingt stärken, bewiesen zum Beispiel LAAZ ROCKIT ("Left For Dead" 2008), Sadus ("Out For Blood" 2005) oder NUCLEAR ASSAULT ("Third World Genocide" 2005) als mahnende Beispiele, die die eingangs erwähnte Wiederkehr dann tatsächlich zum Horror werden ließ und die Bands nachhaltig vom Tableau genommen haben. Die Herren EVILDEAD um den ehemaligen AGENT STEEL- und derzeitigen BODY COUNT-Mucker Juan Garcia bemühen sich heuer stolze neunundzwanzig Jahre nach ihrem letzten Studioalbum "The Underworld" (1991) wieder um die Gunst der Thrasher-Fanschar. Was ist also vom dritten Streich "United $tate$ Of Anarchy" zu halten? Eine modernisierte Version des alten Bandsounds mit Hilfe digitaler Unterstützung oder angestaubte Retromucke für den gealterten Thrash-Onkel? Die Antwort lautet: Ja, nein, vielleicht. Das aktuelle Line-up besteht tatsächlich nur aus Musikern, die das erste, das zweite oder beide Alben vor dem Split eingespielt haben. Es handelt sich also nicht um eine Retro-Nummer um den alten Bandleader, am besten mit einem unbekannten 25-jährigen Sänger und den Söhnen des Bandchefs an Bass und Schlagzeug, weil man mit den alten Mitstreitern entweder seit Ewigkeiten zerstritten ist oder sie es schlicht nicht mehr draufhaben. EVILDEAD waren bereits zu ihrer Blütezeit lediglich eine Band der zweiten Reihe, deutlich im Schatten aller vorgenannten Kapellen. Aber sie hatten einen Signaturesound, den sie ins Jahr 2020 transportieren konnten. Klar modernisiert, Gitarren klingen heute einfach anders, mehr Druck auf den Drums und auch im Gesamtsound deutlich differenzierter als vor dreißig Jahren - Produzentenlegende Bill Metoyer hat hier hörbar ganze Arbeit geleistet. Auch hier ein Haken dran. Bleiben die Songs, Teil 1: Juan Garcia hat seine Truppe sauber im Griff, sie spielen das routiniert runter, keiner bleibt zurück. Wütend klingen die Mittfünfziger heute immer noch irgendwie. Gut, nicht mehr (nur) weil sie sich vom (damaligen) Establishment belogen fühl(t)en, sondern vermutlich auch wegen schlechter Krankenversicherung und Altersvorsorge sowie drohendem Wohlstandsverlust des eigenen Nachwuchses - und diese Midlife-Wut holt eben nicht mehr die vollen 100 Prozent wie aus jungen Männern heraus, sondern lässt eher an manchen Stellen nach Frust klingen. Betrachtung der Songs, Teil 2: Das Songwriting. In knapp fünfunddreißig Minuten rattern die fünf Kalifornier ihr Arsenal runter, Abwechslung und Tempovariationen werden dabei groß geschrieben. Der Opener 'The Descending' empfängt direkt mit Gangshouts, 'No Difference' eröffnet mit einem chilligen Jazz-Intro. Hinzu kommt das Wiederverwenden alter Songs beziehungsweise Ideen, wie zum Beispiel 'Greenhouse', das bereits 1990 Teil der Setlist war und neben dem typischen Stakkato-Riffing die ganz alte SLAYER-Keule ("Show No Mercy") einbaut. So auch im Riffing von 'A.O.P. / War Dance', das allerdings spätere SLAYER respektvoll zitiert und mit feiner Gitarrenmelodie unterlegt. Auch das Cover von Ed Repka, der auch für die Frühwerke verantwortlich zeichnete, sorgt dafür, dass sich "United $tate$ Of Anarchy" nahtlos in die Diskografie einreiht. Mission erfüllt. Käufer der LP-Version erhalten noch den B-52-Song 'Planet Claire' als Bonus. Fazit: SACRED REICH, POSSESSED und EXHORDER kamen noch ein Stück stärker und frischer zurück. Und Comebacks von HOLY TERROR, DEMOLITION HAMMER oder DARK ANGEL wären wahrscheinlich noch spannender und werden von weitaus mehr Hardcore-Fans sehnlichst herbeigesehnt. Aber EVILDEAD gelingt es, den alten Spirit für die damals Dabeigewesenen noch einmal neu aufleben zu lassen ohne verstaubt zu klingen. Neue Fans wird man damit allerdings nicht für das eigene Schaffen begeistern können. Oder um es anders zu formulieren: Es hat schon seine Berechtigung, dass Bands wie MEGADETH und OVERKILL, die in all den Jahren und trotz aller Trends nie eine spürbare Auszeit nahmen und regelmäßig neue Musik veröffentlicht haben, einerseits ob steter Weiterentwicklung auch heute noch frisch klingen und andererseits ein kommerzielles Plateau erreicht haben, das ihnen das Profimuckertum ermöglicht. Drei Anspieltipps: Das Triple 'Word Of God', 'Napoleon Complex' (wem dieser Song wohl gewidmet ist?) und 'Greenhouse'. Eigentlich liegen alle Songs im Bereich von 7 bis 8 Punkten sehr nah beinander. Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Descending 02. Word Of God 03. Napoleon Complex 04. Greenhouse 05. Without A Cause 06. No Difference 07. Blasphemy Divine 08. A.O.P. / War Dance 09. Seed Of Doubt 10. Planet Claire (B-52-Cover, LP Bonus) | Band Website: Medium: CD, LP Spieldauer: 34:38 Minuten VÖ: 30.10.2020 |
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