Moor - Heavy Heart | |
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Review von Schankwirt Arnie vom 16.06.2023 (2596 mal gelesen) | |
Bei MOOR handelt es sich um eine deutsche Doom-Band aus dem hohen Norden, die am 17.05.2023 via Blood Blast Distribution ihr Debüt-Album "Heavy Heart" auf den Markt gebracht hat. Wer sich weiter mit der Band beschäftigt, wird feststellen, dass genau dieser Titel nicht zufällig gewählt wurde. MOOR beschreibt das Album selbst wie dieses wunderschöne, grausame Experiment namens Leben. Es kann hart auf hart kommen, für Feiglinge ist das sicherlich nichts. Und genau dies musste die Band schmerzhaft selbst am eigenen Leib erfahren, als gleich für zwei der Bandmitglieder die Diagnose Krebs festgestellt wurde. Hatte man vorher noch die Zeit damit genutzt gemeinsam Musik zu machen, an den Songs zu arbeiten und die aufkommenden Schicksalsschläge zusammen zu meisten, so hat Mitbegründer und Bassist der Band Christian 'Smu' Smukal 2022 den Kampf gegen den Krebs verloren und somit eine große Lücke in das Bandgefüge gerissen. Schwer und kräftig schlägt die Passion im Herzen der Mitmusiker und an ein Ende der Band ist nicht zu denken. Nein, im Gegenteil: Jetzt erst recht! Einen anderen Weg gibt es nicht - und das ist auch die richtige Einstellung und "Heavy Heart" wird somit auch Smus Abschiedsbrief an alle, die ihn kannten und liebten: sozusagen sein Vermächtnis an die Verbliebenen. Geschrieben und aufgenommen wurde das Album noch in der Erstbesetzung um Sänger und Gitarrist Kasalar, die Gitarristen Ben Laging und David Kaiser, Bassist Christian Smukal und der Schlagzeuger Chad Popple. "Heavy Heart" ist folglich dieses schwere, ernste Album, das die letzte Erinnerung an einen alten Freund und Weggefährten, aber zugleich der Anfang von etwas Neuem, etwas Großem ist. Der Opener 'Heavy Heart' beginnt auch umgehend mit den Worten This Heavy Heart und drückt sofort genau die Stimmung aus, die erwartet wird. Schwerfällig, einschüchternd und voller Verzweiflung. Der erste Gedanke, der einem in den Kopf stößt, ist der Vergleich mit der Doom-Sludge-Band CROWBAR aus New Orleans, Amerika. Die Verzweiflung im Gesang wird von den schleppenden Drums und den harten, langsamen Gitarrenriffs mehr als deutlich unterstützt. 'Pale Grey Snow' folgt ebenso schwerfällig und fügt sich sehr passend ein. Die beiden Gitarrenstimmen ergänzen sich fantastisch zueinander. Hartes Riffing, welches immer wieder durch melodiöse Zwischenspiele abgelöst wird, sorgt für die nötige Portion an Atmosphäre, die durchgehend im ganzen Album stetig präsent ist. 'Void', mit etwas mehr als zwei Minuten der kürzeste Track auf "Heavy Heart", ist ein sehr sphärisches Instrumentalstück, welches mit Synthie-Liegeklängen und einer düsteren Klaviermelodie beginnt und beim ersten Hören und mit den bekannten Hintergrundinformationen direkt an eine Vertonung der Stunde des Wolfes erinnert. Die Zeitspanne zwischen drei und fünf Uhr am Morgen, in der angeblichen die meisten Tode und Geburten geschehen. Genau in der Mitte des Albums ein perfekt platzierter Titel. Mit 'Restless' geht es dann in mittlerweile gewohnt schleppender Doom-Manier mit harten Riffs und Melodien weiter. 'Breath Like Nails' ist der siebte und letzte Song auf dem Album, der mit neuen Minuten Länge auch die längste Nummer darstellt. Zu Beginn eher ruhig wirkend, baut sich der Song immer mehr in ein atmosphärisches Sound-Gewitter auf, bis er letztendlich in scheinbar unendlichem Klageleid gepaart mit Schmerz, immer kratziger und wehleidiger werdend, abrupt ein Ende findet. Aufgenommen wurde diese Entfesselung aus Lärm, Tränen und Schmerz in der Tonmeisterei Oldenburg. An dieser Stelle ein großes Lob und Dankeschön für ein solch grandioses Album. Von MOOR werden wir sicherlich in nächster Zukunft noch mehr zu hören bekommen. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. HEAVY HEART 02. PALE GREY SNOW 03. TEARS FROM ACRID SMOKE 04. VOID 05. RESTLESS 06. UNDER YOUR WINGS 07. BREATH LIKE NAILS | Band Website: Medium: CD, digital Spieldauer: 40:53 Minuten VÖ: 17.05.2023 |
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