VHF - Very High Frequency

Review von Metal Guru vom 12.07.2021 (6836 mal gelesen)
VHF - Very High Frequency VHF sind nicht nur die Initialen der Herren Vinciguerra, Hoekstra und Franklin, sondern auch eben die: der (zumindest mir) nicht ganz so bekannte Todd "Vinny" Vinciguerra (viermaliger Autor und Buchveröffentlicher - Schlagzeug), der umtriebige Joel Hoekstra (WHITESNAKE, TRANS SIBERIAN ORCHESTRA, ROCK OF AGES BROADWAY, NIGHT RANGER, CHER - Gitarren) und der unvergleichliche Tony Franklin (THE FIRM, KENNY WAYNE SHEPHERD, BLUE MURDER - Bass). Also mal wieder "just another all star project" (wie der naheliegende, irreführende, halbwegs humorige Bandname annehmen lässt)? Ja und nein, denn erstens kann man hier tatsächlich von Kompositionen (im Gegensatz zu für Projekte typischen Improvisationen) sprechen, zweitens hat jede (Komposition) sowas wie Atmosphöre und drittens weiß man nie, wie lange Corona und fucking Mutanten Musiker noch zwingen, Dinge zu tun, die sie unter "normalen" (= angst-/keim-/virenfreien) Umständen NICHT täten.

"Very High Frequency" bietet sieben gitarrenlastige Stücke in 34 melodisch-metallischen Minuten und 55 progressiv-rockigen Sekunden: Gitarren, mehr Gitarren, noch mehr Gitarren (plus Alibi-Bass und Orientierungs-Schlagzeug! Und als wenn DAS nicht schon abschreckend genug wäre, handelt es sich bei "Very High Frequency" auch noch um ein reines Instrumental-Album! Nun KÖNNEN reine Instrumental-Alben animierend, interessant, kurzweilig, vollständig und unterhaltsam sein (ich sach' nur ANIMALS AS LEADERS, DYSRHYTHMIA, LIQUID TENSION EXPERIMENT, PLANET X, SCALE THE SUMMIT), SINDs aber in aller Regel nicht. Warum? Na, wer aus welchen Gründen auch immer abwesende/fehlende/mangelnde menschliche Stimmen durch Gitarren/mehr Gitarren/noch mehr Gitarren (ganz zu schweigen von guten, aber zu vielen Gitarren-Soli) substituiert, MUSS scheitern! Instrumentale Songs funktionieren anders - wenn sie denn funktionieren sollen! Auf "Very High Frequency" funktionieren sie (= die Songs) nur bedingt: Arrangementmäßig/kompositorisch/spielerisch gibt's nichts zu maulen, aber irgendwas fehlt - (die) Vocals vielleicht? Abgesehen davon ist Track Nr. 6 ('Backside Of Your Eyes') überhaupt kein (reines) Instrumental! Hier wird zwar nicht traditionell gesungen, aber in den "Strophen" geflüstert/gehaucht/geraunt, in den "Refrains" tonal geschrieen. DAS gefällt und SO hätte die ganze Platte sein sollen! Auch bleibt speziell Mr. Franklin weit hinter seinen erwiesenen Fähigkeiten/multiplen Möglichkeiten/tausend Talenten zurück: Bis auf Track Nr.7 ('All Is Within', einer Art Bass-Solo mit Backing) fällt er - Tony Franklin - kaum auf. Hallo, der Typ hat bei/mit/um Gitarren-Gott A. Holdsworth und Meistern wie V. Donati und D. Sherinian (= PLANET X) gespielt - viel abgefahrener/anspruchsvoller/außerirdischer geht's ja wohl nicht! Gemessen daran schiebt er hier 'ne reichlich ruhige Kugel. Ach ja, von den im Ankündigungstext erwähnten und mich zur Orderung verleitenden "vertrackten Rhythmen" kann ich hier nicht viel entdecken - die andere Spielerei da, die eine Verschiebung hier, letztlich aber alles Vierviertel ...

Also, wenn ihr MICH fragt (und tatsächlich 'ne ernsthafte Antwort auf/Einschätzung von/Meinung zu VHF wollt) - hier isse (die Antwort, die Einschätzung, die Meinung): Drei hochbegabte/instrumentale/mutlitalentierte Mucker haben sich während/wegen/trotz Corona und fucking Mutanten getroffen, instrumentale Ideen gesammelt (darüber den Gesang entweder gesucht, aber nicht gefunden oder ihn - den Gesang - schlicht vergessen) und diese dementsprechend zu stimmlosen "Songs" zusammengeschraubt. Ok, kann man machen und ist immer noch besser als auf die Wiederherstellung irgendeiner "alten" Welt (inklusive Band-Beschäftigung, Studio-Arbeit, Tour-Stress) zu warten! Dennoch: "Very High Frequency" hat weder was mit besonders hohen Frequenzen (die eh nur nerven) noch mit irgendeinem musikalischen Magnum Opus/Meilenstein/Monsterwerk zu tun. Was Vinciguerra, Hoekstra und Franklin hier anbieten, ist für ein Instrumental-Album erträglich unnervig, fraglos gekonnt in Szene gesetzt, NICHT aber musikalisch zwingend notwenig! Nein, ich werde diese weder supergute noch ultraschlechte Scheibe wohl nicht häufig hören ...

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Shattered Insomnia (7:13)
02. Whispers Of The Soul (4:39)
03. Suspended Animation (5:05)
04. Conception To Death (2:14)
05. Invisible Thread (5:07)
06. Backside Of Your Eyes (6:18)
07. All Is Within (4:19)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 34:55 Minuten
VÖ: 25.06.2021

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