Carnal Forge - Aren't you dead yet?

Review von Opa Steve vom 29.06.2004 (7408 mal gelesen)
Carnal Forge - Aren't you dead yet? Carnal Forge sind wieder da. Frei von Überraschungen fährt das Thrashquintett wieder verdammt oldschooligen Sound auf. Keine Spur von moderner Produktion, die Riffs klingen immer noch so, als stammen sie direkt aus den alten mittachziger Schmieden. Die furztrockenen Riffs werden gelegentlich durch melodische Leads unterbrochen, zu denen man exzellent die Matte schütteln kann.

Nach dem etwas zurückhaltenden Opener rast "My suicide" mit prächtig stumpfem Gewitter durch die Ohren des Zuhörers. Der skandinavische Stil kommt zwischendurch immer deutlich durch, aber der starke Hang zu alten Bay-Area-Größen ist unverkennbar - "Burn them alive" hätte auch von diversen Frisco-Kapellen stammen können und marschiert zurückhaltend und mächtig zugleich durch die Boxen. Die wahre Stärke spielen Carnal Forge aber immer noch bei den simplen und effektiven "Auf-die-Mütze"-Songs aus. "Waiting for sundown" bietet genau das Stück Musik, was heute leider schon rar geworden ist. Statt auf dauerhaft plakative Doublebass-Gewitter verlässt sich Drummer Stefan immer wieder auf etwas mehr Luft im Bassdrumbereich und lässt den Gitarrenakkorden mehr Präsenz im Vordergrund. Als Ergebnis klingt jeder geschlagene Ton messerscharf ohne durch Triggergedonner vermatscht zu werden.

Was gar nicht zu Carnal Forge passen will ist der gelegentliche Anspruch, komplexere Riffs aufzubauen. "Sacred Flame" bietet zwar nette Technik auf dem Griffbrett und eine interessante Rhythmik, aber dieser Niveauschub nimmt der Band etwas von der Brutalität. Da freut man sich, wenn gegen Ende wieder simpel und wild losgethrasht wird. Wenn man schon beweisen will, wie gut man spielen kann, sollte man sich vollends auf technisch orientierten Thrash oder Death Metal a la Cannibal Corpse verlassen - fiese Wutausbrüche wie die von Carnal Forge werden durch das aufmerksame Zuhören nur ausgebremst. Im anderen Extrem verleiten etwas zu unmotiviert geschriebene Stücke wie "The final hour" zum Griff zur Skiptaste. Schade, dass die Agressionsklasse nicht durchgehend vom ersten bis zum letzten Song geboten werden konnte. Ausschließliche Stampfer wie auch das folgende "Totally worthless" treten leider arg auf der Stelle und retten sich knapp durch etwas atmosphärische Parts im Mittelteil.

Das rasende "The strength of misery" reißt den Hörer gottseidank wieder aus der Lethargie und bietet einen würdigen Abschluss dieses Albums. Meine Fresse, was ein Killer.

Carnal Forge können viel Energie aufweisen. Leider mangelt es an Kondition und Durchhaltevermögen. Der Klasse wie dem gerade erwähnten Rausschmeißer würde ich ohne zu zögern eine volle Punktzahl verpassen. Man sollte sich diesen sowie "My suicide" als erste Anspieltipps merken, denn diese beiden Songs könnten schon allein einen Kauf des Albums rechtfertigen. Bei so viel Power nehme ich gern in Kauf, dass der Rest des Albums diesen Energielevel leider nicht konstant halten kann, und Carnal Forge weder sich noch den Thrash Metal unbedingt neu erfinden. Auch mit den beiden Totalausfällen "The final hour" und "Totally worthless" bleiben netto noch genug Muskeln statt Fett, die dem Album ein Mitspielen in der oberen Liga bescheinigen.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
Decades of despair
My suicide
Burn them alive
Waiting for sundown
Exploding veins
Sacred flame
Inhuman
The final hour
Totally worthless
The strength of misery
Band Website: www.carnalforge.com
Medium: CD
Spieldauer: 37:00 Minuten
VÖ: 21.06.2004

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