Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus - Mahdoton Yhtälö

Review von baarikärpänen vom 24.03.2020 (10019 mal gelesen)
Timo Rautiainen & Trio Niskalaukaus - Mahdoton Yhtälö Nein, ich werde jetzt nicht auf den immer schneller fahrenden Corona-Zug aufspringen. Aber darauf hinweisen, dass man gerade in einer Zeit wie der momentanen immer gerne einen hellen Streif am Horizont sieht, das lasse ich mir nicht nehmen. Dieser helle Streif am Horizont ist in meinem Fall die Entdeckung von grandioser Musik, die in normalen Zeiten ungehört an mir vorbeigerauscht wäre. Und eben die Neuerscheinungen, auf die man irgendwie gewartet hat. Dass "Mahdoton Yhtälö", das neue Album von TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS ausgerechnet am 20.03. erschienen ist, also mitten in der derzeitigen Hysterie, kann man als Glücksfall bezeichnen. Kann man doch mal wieder von der Welt draußen für einen Moment abschalten und sich angenehmen Sachen widmen.

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Für Album Nummer zwei nach der Wiederbelebung der Band, haben sich TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS satte drei Jahre Zeit gelassen. Zeit, die sinnvoll genutzt wurde. Denn was schon nach dem ersten Durchlauf auffällt, ist, dass die Band nicht auf Nummer sicher geht und den erfolgreichen Vorgänger "Lauluja Suomesta" einfach nur kopiert. Vielleicht erinnert sich jemand an das kürzlich veröffentlichte Triple-Special auf unserer Seite? Was ich dort geschrieben habe, der Vergleich zwischen "Rajaportti" und "Kylmä Tila", trifft fast zu 100% auch auf "Lauluja Suomesta" und "Mahdoton Yhtälö" zu. "Lauluja Suomesta" war einfacher zugänglich und hatte Songs wie 'Suomi Sata Vuotta' oder 'Marmoritiski', die dem Hörer gleich gut ins Ohr gingen. Solche offensichtlichen Ohrenschmeichler finden sich nämlich auf "Mahdoton Yhtälö" nicht, auch wenn die vorab bereits veröffentlichten 'Kolme Vuotta Sitten' und 'Elämänohje', vor allem zweiterer Song mit fast schon poppig-flockigem Aufbau, anderes erwarten ließen. Der typische TRIO NISKALAUKAUS-Style, der eine völlig eigenständige Mischung aus Härte und Melodie bedeutet, findet sich auf auf dem neuen Album, und so wird kein Freund der alten Alben enttäuscht sein. Aber doch: Es hat sich etwas geändert, wenn auch nur unterschwellig.

imgright Das TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS schon immer dafür bekannt waren, kein Blatt vor den Mund zu nehmen (textlich) ist bekannt. Aber was Timo Rautiainen für dieses Album an Texten geliefert hat, das hat nochmal eine ganz neue Qualität. Gerade weil Rautiainen keine ausschweifenden Texte geschrieben hat, sondern nur ganz wenige Zeilen braucht, um das auf den Punkt zu bringen, was er sagen will. Vor allem aber stehen die Texte in einem starken Kontrast zur Musik. Schon die Zeilen des Openers 'Tie Uuteen Kotiin' (Der Weg zu einem neuen Zuhause) sind gezeichnet von Resignation. All die Versprechungen eines kommenden "Retters" werden ins Reich der Fabel verwiesen. Und selbst wenn, was könnte dieser Erlöser in dieser Welt noch retten, die auf dem Weg in den Abgrund ist? Nein, Rautiainen ist wirklich kein negativer Mensch, aber die Wahrheit muss eben weh tun, um sie zu begreifen, beziehungsweise vielleicht doch noch die Kurve zu bekommen. Im Interview zum Triple-Special hatte Rautiainen versprochen, die Antwort auf meine Frage nach der heutigen Relevanz des Bandklassikers 'Surupuku' läge in der zweiten Strophe von 'Suuri Pensas'. Und Timo Rautiainen hat nicht zu viel versprochen. Mit wirklich feiner Feder zeigt Rautiainen sämtlichen Populisten und geldgeilen Raffzähnen die Arschkarte. Was übrigens in ebensolcher Eindrücklichkeit auch für 'Vaarallista Ryhmää' (Gefährliche Gruppe) gilt, wo Rautiainen den devot-gehorsamen Anhängern von selbsterklärten populistischen Rettern den Spiegel vorhält. Aber es geht noch weiter. In 'Aikamatkaaja' (Zeitreisender) fragt Rautiainen, was aus unserer Gesellschaft geworden ist, wenn wir Kindern ihre Kindheit stehlen und sie schon in jungen Jahren mit den Problemen der Erwachsenen konfrontieren. 'Hannukainen' dagegen warnt mit recht poetischen Worten vor der kompletten Ausbeutung des Planeten und der Folgen. Alles in allem wirklich starker Tobak, was die Texte angeht. Aber wie gesagt, die bittere Wahrheit war noch nie schön. Da wird auch klar, warum das Album gar keinen anderen Titel haben konnte außer "Mahdoton Yhtälö" (Unmögliche Gleichung).

Dass für die Kompositionen wieder hauptsächlich Jari Huttunen (Gitarre), Jarkko Petosalmi (Gitarre) und Nils Ursin (Bass) verantwortlich waren, hat dem Album gut getan. Die bringen nämlich frischen Wind in die Kompositionen, ohne die Trademarks im NISKALAUKAUS-Sound zu vernachlässigen. Alter Wein in neuen Schläuchen sozusagen. Und wenn wir schon beim Wein sind, dann ist Rautiainen als Sänger so etwas wie der Wein, der im zunehmenden Alter immer besser wird. "Mahdoton Yhtälö" mag im Vergleich zum Vorgänger vielleicht etwas sperriger, weniger zugänglich, sein, hat aber, was die Langzeitwirkung der Songs angeht, klar die Nase vorne. Auch soundmäßig ist das Album mit seiner glasklaren Produktion sehr gelungen. Gilt übrigens auch für das Cover-Artwork, das ebenfalls mit seinem Motiv in einem deutlichen Kontrast zum Vorgänger steht und als bildliche Umsetzung der Texte durchgeht. Und weil "Mahdoton Yhtälö" im Vergleich zu "Lauluja Suomesta" noch mal einen Tick gelungener geworden ist, gibt es dementsprechend auch mehr Punkte.

Logisch, den europäischen Markt werden TIMO RAUTIAINEN & TRIO NISKALAUKAUS nicht erobern. Wollen sie aber auch gar nicht. Mag sein, dass finnische Lyrics vielleicht abschrecken, aber "Mahdoton Yhtälö" sei jedem qualitätsbewussten Metaller ans Herz gelegt, der sich auch die Zeit nimmt, sich näher mit den Texten zu beschäftigen. Was gerade jetzt, in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Social Distancing, keine so schlechte Idee ist, um die Zeit sinnvoll zu nutzen.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Tie Uuteen Kotiin
02. Hannukainen
03. Kolme Vuotta Sitten
04. Elämänohje
05. Kuolla Seisten
06. Vaarallista Ryhmää
07. Suuri Pensas
08. Aikamatkaaja
09. Vuoden Pisin Päivä
Band Website: www.facebook.com/timorautiainentrioniskala
Medium: CD, LP
Spieldauer: 39:28 Minuten
VÖ: 20.03.2020

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