Aquilla - Mankind's Odyssey

Review von Rockmaster vom 21.01.2023 (2613 mal gelesen)
Aquilla - Mankind's Odyssey AQUILLA haben sich auf die Fahnen geschrieben, uns den guten alten Heavy Metal der 80er Jahre in Erinnerung bringen zu wollen. Das machen sie musikalisch recht treffsicher. Chris Scanner und Kriss Invader riffen sauber und ehrlich. Da ist nichts Verkünsteltes dran und das ein oder andere Riff geht auch fluffig ins Ohr. Blash Raven singt in allen Stimmlagen und der traditionelle Eierkneifer-Scream darf natürlich nicht fehlen. Hippie Banzai zupft die dicken Saiten, und Pete Slammer gerbt die Felle und dengelt die Becken. Dabei versprühen die Polen ein ähnliches Flair, wie man es noch von so vielen Newcomer-Underdogs aus der guten alten Zeit in nostalgischer Erinnerung hat. Beim Intro 'Echoes Of The Past' drängt sich der Gedanke auf: MANOWAR hatten damals einfach ein Riesenglück, dass sie Orson Welles als Erzählstimme gewinnen konnten. AQUILLAS Erzähler eröffnet uns das Sci-Fi-Universum, um das sich die Texte des Albums drehen. Die Menschheit muss die Erde verlassen und begibt sich auf "Mankind's Odyssey", die von Motiven aus 2001: Space Odyssey, Dune, Alien, Blade Runner und Interstellar inspiriert ist.

Auch optisch versuchen sich AQILLA an ihren Themen und der 80er-Jahre-Ästhetik zu orientieren, wobei sich der große Plan anhand der Bandfotos schwer festmachen lässt. Die auffälligsten Gimmicks wären das "No Place For Disgrace"-Katana, die Tony Iommi-Rotzbremse und eine - damals futuristische - Roboter-Sonnenbrille. Mein persönliches Highlight ist die Dreieinhalb-Zoll-Floppy am Jackenzipper. Kurzum, ebenso wie bei ihren Künstlernamen wandeln die Jungs auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Kitsch, und jeder mag selber urteilen, ob er sie eher auf der einen oder auf der anderen Seite verortet. Dankenswerterweise ist die Zeit der Spandexhosen wohl doch endgültig vorbei. Wie sich das gehört, wenn man vergangenen Jahrzehnten seine Referenz erweist, wurde "Mankind's Odyssey" zunächst auf Kassette (!) veröffentlicht (pünktlich zur herbstlichen Tag-und-Nacht-Gleiche am 23.9.2022). Viel Spaß allen beim Entstauben der Abspielgeräte. Mit der nun nachgeschobenen Vinylversion wird das nächste traditionelle Medium bedient. Allerdings wollen wir hier nicht verschweigen, dass das Album unter einem anderen Label auch als Silberling erschienen ist.
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In der Gesamtschau könnte man feststellen, dass auf "Mankind's Odyssey" alles ehrliche Handarbeit ist. Der Mix ist wohltuend altmodisch und der Sound modern genug. Was der Scheibe fehlt, ist eine gehörige Portion Energie. Trotz gelungener Melodien wollen sich die Gitarren nicht so recht durch die Schädeldecke sägen, das läuft häufig links und rechts an den Ohrmuscheln vorbei. Auch Blash springt einen nicht so richtig an. Sein Gesang ist solide, aber wenn man sich schon an die bereits erwähnten Screams traut, sollten die sich auch anhören, als hätte das so richtig gemein im Schritt gezwickt. Die Rhythmusarbeit ist technisch gut, aber auch da vermisse ich den Drive, der einen beim Zuhören mitreißen würde. Damit bleibt für mich das persönliche Fazit: Mitte der 80er, als Vierzehnjähriger, hätte ich AQUILLA vermutlich gehört. Wenn sie auf der nächsten Scheibe nicht noch eine Riesenschippe drauflegen, würde ich sie heutzutage unter "ferner liefen" ablegen.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Echoes Of The Past (1:20)
02. Arrival (5:37)
03. Pathfinder (4:48)
04. Scarlet Skies (5:12)
05. The Awakening (5:56)
06. Rapt In Darkness (4:59)
07. Intersection (4:27)
08. Saviors Of The Universe (6:15)
09. New Dawn Of Evadera (2:10)
10. Zero (4:07)
Band Website:
Medium: Vinyl
Spieldauer: 44:51 Minuten
VÖ: 13.01.2023

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