Blue Öyster Cult - The Symobol Remains

Review von Damage Case vom 03.11.2020 (8378 mal gelesen)
Blue Öyster Cult - The Symobol Remains Die Dinosaurier, sie leben noch! Zumindest einige von ihnen. Die ROLLING STONES, DEEP PURPLE, AC/DC, SCORPIONS, JUDAS PRIEST, URIAH HEEP und ALICE COOPER sind nur einige dieser lebenden Fossilien, deren verbliebene Originalmitglieder in der Regel die 70 Lenze schon von oben sehen. Was haben BLUE ÖYSTER CULT mit dieser Riege zu tun? Einerseits gehört die 1967 gegründete Formation zweifelsohne vom Alter der Band und deren noch aktiven Gründungsmitgliedern Eric Bloom (75, Gesang und Gitarren) und Donald 'Buck Dharma' Roeser (72, ebenfalls Gesang und Gitarren) her dazu, andererseits haben all die genannten Akteure gemein, dass sie ein formidables Spätwerk veröffentlichen. DEEP PURPLE haben dieses Jahr mit "Whoosh!" auf Champions-League-Niveau geliefert, AC/DC könnten anhand der bisher gehörten Vorabsongs mit ihnen gleichziehen, und die New Yorker liefern nach beinahe 20 Jahren mit "The Symbol Remains" ihr erstes Studioalbum seit "Curse Of The Hidden Mirror" (2001) - und zwar ein oberamtliches. Nix Opa-Mucke, das hier ist schlicht zeitlos! Der Albumtitel und das Covermotiv suggerieren bereits den Verbleib der Band in Form ihres ikonischen, aber namenlosen Logos, das stellvertretend für die Band Bestand hat und mal eben kurz einer Abrissbirne gleich Kleinholz aus den Fassaden einer antiken (?) Stadt macht. Sollte damit vielleicht Athen gemeint sein, ließen sich entsprechend auch die sprichwörtlichen Eulen dorthin tragen, sofern man über diese Kultband an dieser Stelle noch weitere erklärende Worte verfassen sollte.

Weiter geht es daher ohne Umschweife mit der Musik, und die startet doch etwas unspektakulär, aber kraftvoll mit dem stampfenden Opener 'That Was Me' inklusive der nicht zum ersten Mal von der Band verwendeten Reggae-Gitarren im Mittelteil (zum Beispiel 'Showtime' vom Vorgänger). Danach wird es noch bunter, auch weil sich die Songwriter Bloom, Richie Castellano (erstmals seit seinem Einstieg 2003 als Komponist am Start) und Buck Dharma munter am Gesang abwechseln: AOR-Klänge (JOURNEY, TOTO?) in den astreinen Hits 'Box In My Head', 'Tainted Blood' und 'Edge Of The World', alle inklusive zuckersüßen Refrains/Melodien. Locker flockiger Rock'N'Roll in 'The Return Of St. Cecilia'. MANOWAR / ACCEPT-Chöre im metallischen Stampfer 'Stand And Fight'. Klamauk wie das verwirrende 'Train True' - man kann kaum glauben, dass das dieselbe Band ist, die GHOST maßgeblich mitinspiriert haben mag ... dann mag den Schweden um Dauerpapst Tobias Forge eher das leicht mystisch-schräge 'Nightmare Epiphany' gefallen. Und das klingelnde Smartphone zu Beginn von 'The Machine' muss man sich auch erstmal trauen. Nicht unerwähnt bleiben soll unbedingt das leicht theatralische Sechs-Minuten-Stück 'The Alchemist'. 'Florida Man' hingegen rockt sich so leger durch seine Spieldauer wie ein alter Chevy durch Serpentinen in den sonnendurchfluteten Bergen Kaliforniens. In diesem Song klingen die 1970er durch wie auf keinem anderen auf "The Symbol Remains". Weit hinten auf dem Album findet man noch weitere versteckte Highlights: Die von Buck Dharma vorgetragenen, locker rockenden 'Secret Road' und 'Fight', wieder mit starker AOR-Kante, die der Band einfach sehr gut zu Gesicht steht. Der Sound, gezaubert von der Band selbst im Mercy College Studio A zu New York, lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Schön druckvoll, transparent und glasklar umschmeicheln die Instrumente und Gesänge die Ohren der Zuhörer.

Fazit: Einer Band, die in den 1970ern KISS (ja, genau die Band, die angeblich niemals für eine andere Band eröffnet hat) als Vorband im Programm hatte und seit beinahe 50 Jahren Alben veröffentlicht, kann niemand eine gewisse stilistische Bandbreite auf einem Album als Orientierungslosigkeit vorhalten. Die Jungs wissen, im Gegensatz zu einigen teilweise extrem nichtssagenden Werken der späten Siebziger und frühen Achtzigern exakt, wie variantenreich sie 2020 klingen wollen - gerne auch unter Zuhilfenahme externer Songwriter. Man darf hoffen, dass 'The Symbol Remains' nicht das letzte Studioalbum aus dem Haus BLUE ÖYSTER CULT bleiben wird.

Drei Anspieltipps: Der Breitwandrocker 'Edge Of The World', der Ohrenschmeichler 'Secret Road' und das Mini-Opus 'The Alchemist' bilden die stilistische Bandbreite ganz gut, aber dennoch nicht komplett ab.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. That Was Me
02. Box In My Head
03. Tainted Blood
04. Nightmare Epiphany
05. Edge Of The World
06. The Machine
07. Train True (Lennie’s Song)
08. The Return Of St. Cecilia
09. Stand And Fight
10. Florida Man
11. The Alchemist
12. Secret Road
13. There’s A Crime
14. Fight
Band Website: www.blueoystercult.com/
Medium: CD
Spieldauer: 61:15 Minuten
VÖ: 09.10.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten