Child Bite - Blow Off The Omens

Review von Rockmaster vom 07.12.2019 (5238 mal gelesen)
Child Bite - Blow Off The Omens "Is this real life?"

CHILD BITE aus Detroit stellen uns die existenzielle Frage verpackt in die musikalische Mischung aus Metal und Punk. Inhaltlich sicherlich näher an letzterer Stilrichtung, ist doch das erste auffällige musikalische Element die ausgeprägte Anwendung von Piggy-Riffs (R.I.P.). Wer kennt und liebt sie nicht immer noch. Wer nicht? Piggy, mit bürgerlichem Namen Denis D'Amour, der mit seinem Gitarrenspiel den Stil der kanadischen Band VOIVOD bis zu seinem viel zu frühen Krebstod maßgeblich geprägt hat, ist immer noch in unser aller Herzen (dringende Hörempfehlung an alle, die da Nachholbedarf haben). Neuzugang Jeremy Waun bei CHILD BITE greift dieses Spiel mit atonalen Elementen wie vermutlich seine beiden Vorgänger auf und gibt damit auch dieser Band einen beinahe unverwechselbaren Sound. Dazu kommt die mal aggressive, mal exaltierte Stimme von Jello Biafras stimmlichem Halbbruder Shawn Knight, der die Töne seines Gesangs (von echten Melodien kann man da selten reden) auf den Punkt versemmelt oder verschleppt - das muss man erst einmal in der Perfektion hinbekommen. So prägt auch er maßgeblich den Stil der bissigen Blagen. Den oft verzerrten Bass zupft seit inzwischen zwölf Jahren Sean Clancy, und ein hauptberuflicher Schlagzeuger ist derzeit nicht vermerkt. Die Vertretung macht aber auch einen exzellenten Job.

Ist der Opener 'Mock Ecstasy' mit der eingangs gestellten Frage für meinen Geschmack erst ein Appetizer auf das, was die Band noch in petto hat, steigert sich das Spiel über die drei Titel 'The Stimulus Gorge', das langsamere aber geniale 'Vexed Life' und 'They All Look Away' mit wütenden, bissigen Lyrics aus der Sicht eines Außenseiters kontinuierlich an. Danach verliert sich die Band eine Zeit lang - für meinen persönlichen Geschmack - arg in Titeln mit ausgeprägt monotonen Strukturen. 'Disposable Hysteria' sticht hier noch einmal mit seinem schrillen Riff und rhythmischem Wechselspiel heraus. An dem titelgebenden Song 'Blow Off The Omens' ist bemerkenswert, dass Piggys legitimer Stellvertreter auf dieser Welt und Nachfolger bei VOIVOD, Dan "Chewy" Mongrain, sich höchstpersönlich die Ehre gegeben hat und das Gitarrensolo zum Besten gegeben hat. Musikalisch betrachtet ist das Album nicht immer so bissfest, wie der Bandname vermuten lässt, aber das Ritalin hat man dem Blag schon weggenommen.

Mit Gesellschaftskritik und bissigen Kommentaren zur Gleichgültigkeit im Umgang miteinander verliert man die eingangs gestellte Frage nie aus dem Kopf: "Is this real life?" Natürlich ist es Teil von Kunst, dass jeder seine eigene Antwort auf diese Frage finden wird, und dass jeder seine Realität anders interpretiert. Der Promoter spoilert aber eine mögliche Antwort, die ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchte: "It's all fake and we're all fucked!"

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Mock Ecstasy (3:11)
02. The Stimulus Gorge (3:03)
03. Vexed Life (4:12)
04. They All Look Away (3:31)
05. Become An Animal (2:57)
06. The Wrong Ones Breed (4:21)
07. Persistence Award (2:57)
08. Disposable Hysteria (3:11)
09. Blow Off The Omens (4:42)
Band Website: www.childbite.com
Medium: CD
Spieldauer: 32:04 Minuten
VÖ: 22.11.2019

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten