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RockHarz Festival 2018Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 04.07.2018 - Review (25738 mal gelesen) |
Das Rock Harz 2018 steht einerseits ganz im Zeichen des Jubiläums, denn das Festival gibt es seit nunmehr 25 Jahren. Andererseits hat das Festival für dieses Jubiläum zugelegt, denn das Gelände wurde so weit wie möglich ausgereizt, was auch dazu geführt hat, dass das angrenzende Gelände des Privatflughafens annektiert und mit Campern und Zelten zugestellt wurde. Mehr geht nicht, möchte man meinen, doch die Fakten geben noch mehr her. Die Anzahl der Zuschauer konnte auf 17.000 hochgeschraubt werden und auch die Tagestickets waren bereits am Donnerstag ausverkauft. Zum Jubiläum wurden also einige Stellschrauben bewegt und das Festival fährt auf Anschlag. Dementsprechend, auch wenn es in den Vorjahren eigentlich schon zur Selbstverständlichkeit gehörte, liest sich das Billing, wobei man sich auch für den Mittwoch nicht hat lumpen lassen und reichlich auffährt. Erstaunlicherweise gibt es bei der Anfahrt kaum Stau, wobei die Auflösung darin liegt, dass bereits am Dienstag 10.000 Leute angereist sind! Die jeweils fälligen 10 Euro je Fahrzeug sind gut und gerne investiert.
Die entspannte Anreise, und damit sind wir auch schon mittendrin im Geschehen, führt zu einem bereits in den Nachmittagsstunden gut gefüllten Innenraum. Der Veranstalter hat in weiser Voraussicht im Vergleich zu den Vorjahren auch für die Öffnung sämtlicher Verkaufsgeschäfte grünes Licht gegeben, so dass alle Stände geöffnet und recht schnell auch stark frequentiert sind. Auch die kulinarische Vielfalt steht anders als in den Jahren zuvor bereits heute vollständig den Besuchern zur Verfügung, so dass man konstatieren darf, dass sich der Mittwoch nunmehr vollständig zum Festivaltag etabliert hat. Pünktlich um 16:30 Uhr geht es endlich los!
Mittwoch, 04.07.2018
MONUMENT werden auf Festivals anscheinend gerne gebucht, denn sie bringen eine fette Prise NWoBHM mit. Der Stoff ist auch heute noch gerne genommen, zumal die alten Helden und Genrebegründer immer noch und mehr als erfolgreich aktiv sind. Die - wie passend - Briten erinnern stark an IRON MAIDEN und sind dennoch keine Cover-Band, sondern mit eigenem Material am Start. Im Vergleich zu den Vorjahren sind auch schon reichlich Zuschauer am Start, denn die, die jetzt noch anreisen, sind fast schon die Nachzügler. Auch die Buden, weitestgehend in den Vorjahren am Mittwoch noch geschlossen, sind vollständig geöffnet und so spielen MONUMENT vor einem großen Publikum und begeistern die Festivalbesucher mit ihrem NWoBHM. Der Opener hat damit schon mal gestochen, so dass es so gerne weitergehen kann.
Der nächste Part scheint nicht ganz jugendfrei zu werden, denn bereits der Soundcheck lässt erahnen, dass es gleich etwas derber zur Sache gehen wird. Kein Wunder, wenn bei der Ballenstedter Hitze - die Sonne knallt gnadenlos auf das Festivalgelände runter - der ein oder andere Beischlaf ganz im Sinne von DRONE vollzogen wird ... natürlich hinter Zeltwänden unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Niedersachsen geben währenddessen auf der Bühne ordentlich Gas und animieren das Publikum mit ihrem angethrashten Groove Metal ordentlich Staub aufzuwirbeln, denn der gewünschte Circle Pit lässt nicht lange auf sich warten.
Vor zwei Jahren rutschten die Bayreuther Power Metaller ins Billing, weil DRACONIAN aufgrund von Passproblemen absagen mussten. Diesmal spielen sie im Rahmen des Warm-Up-Programms für das morgen beginnende Festival mit einem offiziellen Slot, der die Fans begeistert. Mit ihren Hymnen kann man den Humpen ordentlich kreisen lassen und der Bierzuspruch dürfte aufgrund der offensichtlichen Begeisterung der Besucher sprunghaft in die Höhe schnellen. Wieder einmal wissen die Jungs von WINTERSTORM auf dem Rock Harz zu überzeugen und man empfiehlt sich in den nächsten Jahren für einen weiteren Auftritt.
Dass die Truppe von BANNKREIS als Band erst ihren vierten Live-Auftritt auf dem Rock Harz absolvieren, verwundert aufgrund der erst im letzten Jahr erfolgten Bandgründung nicht wirklich. In klassischer Besetzung mit Flöte, Drehleier und Cister ist der SUBWAY TO SALLY Ableger musikalisch gut aufgestellt und kann das Publikum genregerecht bedienen. Der Bandname schließt den Kreis zum damaligen SUVWAY TO SALLY-Album "Bannkreis", so dass eine musikalische Idee von damals den Weg zur neuen Band gefunden hat, die das Glück hat, dieses Jahr einige Festivals zu bespielen und ihren Namen bekannt zu machen. Das Material stammt von dem in diesem Jahr veröffentlichten Debüt "Sakrament", was von den Fans gerne angenommen wird und es würde mich nicht wundern, wenn nach diesem Sommer der Name BANNKREIS ist vieler Munde ist.
Wenn eine Band "Manowar-Classics" ankündigt, dann könnte es sich hierbei um MANOWAR handeln ... oder ROSS THE BOSS. Wenn man heutzutage Songs von MANOWAR ohne großes Gelaber live erleben möchte, dann geht man eben nicht zu einem MANOWAR-Konzert, sondern besucht beispielsweise das Rock Harz. Scheiß also auf die lauteste Band der Welt und genieße Ross Friedmann und seine Jungs. Er hat wieder einmal eine schlagkräftige Truppe um sich versammelt. Sänger und wahres Dynamit auf der Bühne ist Marc Lopes, der das Set auf der Bühne förmlich lebt und wie ein Berserker die Bühne beackert. Auf Festivals und besonders aktiv in 2018 gibt der Ross an der Gitarre noch mal so richtig Gas und macht auch gerne mal ein böses Gesicht, auch wenn man ihm das Schauspiel nicht abnehmen mag. Sein Gitarrenspiel in der Kombination mit Marcs Mikroarbeit - hier nur von Gesang zu sprechen wäre für die geleistete Performance keine ausreichende Würdigung - sorgen für die nötige Belebung im Publikum und zu einem weiteren Highlight zum Anreisetag, der durch die vielen Frühanreiser zum ersten Festivaltag aufgestiegen ist. Alle Beteiligten haben fetten Spaß in den Backen und die eine Stunde Spielzeit ist wie im Nu verflogen. Schnell noch die Umbaupause mit einem kleinen Snack überbrückt und schon geht es mit ...
... KREATOR weiter. Der Headliner des Abends kommt im "besten Licht zum Fotografieren" daher, nämlich im undankbaren blau und rot. Dazu ein Bühnenbild mit (vermeintlichen) Spiegeln, in denen während des Auftritts Bilder angezeigt werden und Texte durchlaufen.Der Kontrast ist für die Kamera nicht zu schaffen, entweder bekommt man die Bilder scharf oder man kann mit viel Glück den ein oder anderen von der Band fotografieren. Dazu noch die Pyro, die den Auftritt weiter untermalen, für ordentlich Hitze im Graben sorgen und ein gutes Foto fast unmöglich machen. Der Auftritt selbst ist ohne Fehl und Tadel, die Thrash-Heroen ziehen ihr Programm gekonnt durch und Mille Petrozza legt mit seinen Jungs einen würdigen Headliner-Auftritt ab. Die Thrasher sind für jedes Festival und insbesondere als Headliner eine Bank und Mille hat mit seinen Ansagen die Zuschauer im Griff. Bestens animiert und unterhalten ziehen die Besucher so nach und nach von dannen, um im Camp-Ground weiterzufeiern.
Donnerstag, 05.07.2018
Für die Frühaufsteher geht der erste Festivaltag mit BLIND CHANNEL und einer guten Prise Rock los. Die Finnen betätigen sich bei erneut schönstem Wetter als Wachmacher in Weiß (???) und haben genau die Musik am Start, die den verschlafenen Gemüter so früh am Mittag vorgesetzt werden kann. Ihr Rock mischt sich mit poppigen Elementen und bringt die Fans mit wohldosiertem Tempo und nicht zu übertriebener Härte so langsam in Schwung.
Als nächstes beehren uns CELLAR DARLING, die man auch gerne als ELUVEITI-Ableger sieht, wurde die Band doch von drei ehemaligen Mitgliedern von ELUVEITI gegründet. Dennoch mag man nicht in den gleichen Topf geworfen werden und bemüht sich um Eigenständigkeit. Die musikalische Ausrichtung liegt daher auch stärker im folkigen Bereich, während die rohen Elemente im Vergleich zurückgefahren sind. Verstärkt um eine Gastmusikerin leistet die Band in der heißen Mittagssonne Überzeugungsarbeit, um auch die Bekanntheit der Band zu erhöhen. Das Publikum ist neugierig und wird so nach und nach mit der Musik der Band warm, denn fremdeln ist eigentlich nicht das Ding der Rock Harzer.
Mit NOTHGARD wird es bunt, zumindest im musikalischen Sinne. Als Kontrastprogramm zur vorherigen Band gibt es nun melodischen Todesmetall auf die Ohren, denn jetzt sollte so langsam jeder verschlafene Spätzünder die Schläfrigkeit abgeschüttelt haben. Zumindest vor der Bühne ist schon mal mehr Bewegung auszumachen und so werden die Bayern, die im Herbst im Vorprogramm von OMNIUM GATHERUM auftreten werden, freudig empfangen. Mit ordentlich Spielfreude und leidenschaftlichen Solis setzen die Jungs ein erstes Härtestatement.
Mit SKÁLMÖLD kommt der Viking Metal auf die Bühne, wobei die Isländer schon so etwas wie einen Exotenstatus für sich beanspruchen dürfen. Nicht jedoch ihre Musik, denn die Band wird sehr gut empfangen und der Einlauf gerät fast schon zu einem Triumphzug. Bei diesen Voraussetzungen haben die Jungs leichtes Spiel und können mit ihrer Setlist quasi die volle Punktzahl abräumen, ehe es wieder von der Bühne geht, weil Drummer Jón schnell zu seiner Holden muss, denn diese wünscht geehelicht zu werden und da ist zu spät kommen absolut verboten.
Die Belgier DIABLO BLVD. haben mit dem Phänomen des Zuschauerschwunds zu kämpfen, denn nach dem schweißtreibenden Auftritt der Isländer haben sich einige aufgemacht, Durst und Hunger zu stillen. Den Kampf nehmen die Jungs aus Antwerpen an und heizen trotz gnadenloser Sonneneinstrahlung dem Publikum ein, wobei Animationsversuche irgendwann dann doch auf fruchtbaren Boden fallen und der Zuspruch dann doch noch zufriedenstellend ausfällt.
Und wieder wird es bunt auf der Bühne, denn die fleischgewordene Verballhornung des Power Metal-Genres entert die Bühne des Rock Harz. Natürlich wollen sie nur den Heiligen Gral finden und zurückerobern und haben sich dafür den Superherometal ausgedacht, der geeignet sein soll, alle Feinde in die Flucht zu schlagen. Zumindest bietet sich auf der Bühne ein lustiges Bild von fünf Musikern mit ihren Heldenkostümen, die mit dem dazugehörigen Chor - den Festivalbesuchern - einen amtlichen Auftritt hinlegen und dem Gral erneut ein Stück näher zu kommen scheinen. Neben ihren schreienden Kostümen machen die Jungs von GRAILKNIGHTS tatsächlich auch noch nette Unterhaltung für das auf dem ausgedörrten Boden des Geländes mitgehende Partyvolk, so dass die 45 Minuten nicht nur für ordentlich Spaß in den Backen sorgt, sondern auch eine gute Portion Unterhaltung bietet.
Nach diesem Auftritt muss es wieder amtlich was auf die Fresse geben. Dafür eignen sich hervorragend unsere holländischen Nachbarn von GOD DETHRONED, die nicht nur vorzügliche Alben veröffentlicht haben, sondern auch in der Lage sind, eine amtliche Festival-Setlist aufzustellen. Fehlen darf dabei natürlich nicht eine Auswahl aus "The Grand Grimoire" und "Bloody Blashpemy", wobei sich schnell zeigt, dass eine Dreiviertelstunde einfach zu kurz ist, um eine Band mit derart vielen starken Veröffentlichungen angemessen zu würdigen. Schade, dass es ein paar Soundprobleme gibt, wobei sie nicht so gravierend ausfallen wie letztes Jahr, wo einfach eine Boxenseite komplett ausgefallen ist. In dieser Form und bei dieser Spielfreude sind GOD DETHRONED auch in den nächsten Jahren gern gesehene Gäste und ich kann nur hoffen, dass Henri Sattler die entsprechenden Einladungen erhält und uns noch häufig besuchen wird.
Während wir immer älter werden stellen wir so nebenbei auch fest, dass die Bands mit uns altern. Oder umgekehrt, die Fans altern mit den Bands. 20 Jahre sind LETZTE INSTANZ schon unterwegs und passenderweise finden sie sich auch noch auf dem Jubiläums-Festival des Rock Harz ein. Zu diesem Anlass hat man eine feiertaugliche Setlist zusammengestellt, die auch stimmliche Unterstützung aus ist. Dabei darf 'Maskenball' und 'Rapunzel' natürlich nicht fehlen, wobei man eine leicht angepasste Fassung des ÄRZTE-Songs 'Junge' dabei hat. Viele Stimmen singen ausgelassen mit und die Sachsen fühlen sich bestätigt, dass sie - wieder einmal - alles richtig gemacht haben.
Mit PRIMAL FEAR kommt die nächste Band auf die Bühne, die ordentlich abzufeiern weiß und kein Problem damit hat, die Fans mitzureißen. Der Opener 'Final Embrace' zeigt schon mal die Richtung an und auch das Publikum hat verstanden und geht stehenden Fußes mit. Wie gut Ralf Scheepers bei Stimme ist, wird einem klar, wenn man den Songs wie 'In Metal We Trust', 'Nuclear Fire' oder 'Metal Is Forever' lauscht. Der Mann ist ein Kraftpaket und quasi die Bestbesetzung fürs Mikro und kann auf die professionelle Unterstützung von Goldlöckchen Matt Sinner vertrauen, der neben seinem Bass auch hin und wieder mal das Mikro quält. Die Schwaben sind eine Festival-Bank, die mit ihrem Auftritt viel Spaß verbreiten und ein kleines Metal-Feuerwerk abfeuern, wohlwissend, dass man bei der vorherrschenden Brandgefahr gewissermaßen behutsam vorgehen muss.
Jetzt steht Pagan Metal aus Bayern auf dem Programm, wobei zusätzlich mit Feuersäulen eingeheizt wird. Die deutschen Texte, sieht man mal vom Opener 'Prey' in der Setlist ab, finden sich auch reichlich Kehlen im Publikum, die begeistert mitsingen. Robse Dahn und seine Jungs haben reichlich Spaß bei ihrem Auftritt und wundern sich, dass ihnen auf einmal die Zeit wegläuft. Eigentlicher Plan waren mehr als 10 Songs, aber nach 'Apokalypse' wird Robse, der gerne weitergemacht hätte, einfach das Mikro abgestellt und fertig ist es mit dem Auftritt, denn auf der Nachbarbühne stehen bereits ...
... SODOM in den Startlöchern. Die Gelsenkirchener Thrasher grasen zurzeit anscheinend alles ab, was so geht, waren sie unlängst doch erst beim Heimspiel, dem Rock Hard im Gelsenkirchener Amphitheater. Tom Angelripper hat seine Band in diesem Jahr mal wieder ordentlich durchgerüttelt, zwei neue Leute und mit Frank Gosdzik ein bekanntes Gesicht an Bord geholt. Eingespielt zeigte man sich bereits auf dem Rock Hard und so feiert sich Tom anscheinend in erster Linie selbst, weil er einfach nur Bock auf Metal hat. Natürlich feiert er auch das Rock Harz mit dem aufgefahrenen SODOM-Material der 80er, denn ein neues Album soll es erst 2019 geben. Wir üben uns in Sachen Album also in Geduld und genießen derweil eine Band, die bereits 37 Jahre auf dem Buckel hat, auch wenn das ausschließlich auf den Mastermind zutrifft.
Ich hätte sie mir gerne als Headliner gewünscht, auch wenn aus dem redaktionellen Umfeld bereits Stimmen laut wurden, sie wären ziemlich überschätzt. Gemeint sind AMORPHIS, die mit "Queen Of Time" in diesem Jahr ein neues Album herausgebracht haben. Mit 'The Bee', 'Daughter Of Hate' und 'The Golden Elk' haben uns die Finnen auch gleich 3 Songs von diesem Album mitgebracht. Wer richtig gut aufgelegt ist, ist wieder einmal Tomi Joutsen, der omnipräsent die Bühne vereinnahmt und ständig mit dem Publikum interagiert. Leichtes Spiel hat er bei Songs wie 'Sacrifice', aber auch weitere Songs der Setlist sind recht melodisch. Dazu bedient man sich dem üppig ausgestatten Backkatalog, um ein paar Härtegrade als Abwechslung einfließen zu lassen. Mit 'Against Widows' geht sogar zurück zu den Anfängen des melodischen Death Metals der Band. Noch ein Album früher, nämlich "Tales From The Thousand Lakes", wird für 'The Castaway' bemüht. Der Vorgänger "Under The Red Cloud" wird ebenso gestriffen wie "Eclipse", wobei für eine ausreichende Würdigung die Spielzeit einfach zu kurz ist. Ich habe den Eindruck, dass die Band die schwierige Aufgabe mit der richtigen Songauswahl gut gelöst hat und auch wenn nicht alle Alben Berücksichtigung finden konnten, eine gute Mischung aus neuen und alten Perlen gefunden wurde. Ich freue mich auf den nächsten Besuch der Finnen, gerne über 75 Minuten!
Der Abend steuert unausweichlich auf den Headliner zu und die nächste Band hat die Aufgabe, aber auch das nötige Rüstzeug, das Publikum auf den dann anstehenden Headliner einzustimmen und vorzubereiten. SCHANDMAUL laden zum Tanz ein und haben mit 'Der Hofnarr', 'Der Teufel hat den Schnaps gemacht...' - wenn das nicht das Sauflied schlechthin ist -, 'Dein Anblick' und natürlich 'Walpurgisnacht' das beste Animationsprogramm dabei, was man für diese Aufgabe nur haben kann. Den Zuschauern passt das ebenfalls gut ins Konzept, man ist b(e)reit und willig und textsicher wird der einstündige Auftritt der Mittelalter-Folk-Rock-Band aus Gröbenzell bei München abgefeiert, als würde es keinen Morgen mehr geben. Doch, den gibt es ganz sicher, aber wer weiß, wann die Herrschaften wieder den Weg nach Ballenstedt nehmen, deswegen muss man die Feste feiern wie sie fallen.
Und dann ist es soweit, der Headliner-Auftritt von POWERWOLF steht endlich an und wieder wird es reichlich Feuersäulen geben. Ist nicht auch der Wolf wieder in den Harz zurückgekehrt? Falls nicht, POWERWOLF sind auf jeden Fall wieder da und das bereits zum vierten Mal. Mittlerweile hat man sich den Headliner-Status erarbeitet, wobei man nicht nur durch reichlich Schminke und Gewänder auf sich aufmerksam gemacht hat. Ein neues Album ist auch bereits fertig, findet jedoch erst zwei Wochen nach dem Rock Harz den Weg ans Licht der Öffentlichkeit. Aber was wäre der Auftritt in Ballenstedt ohne Kostproben vom neuen Album? Richtig, nüscht, deswegen feuern die Wölfe auf die gierige Meute vor der Bühne 'Fire & Forgive' und 'Demons Are A Girl's Best Friend' ab und haben als Kostprobe die ersten beiden Songs des neuen Albums mitgebracht. Das künstlerisch gestaltete Bühnenbild wird einem Headliner ebenfalls würdig und die Show ist von der Choreo absolut sattelfest arrangiert. Hier sind auch zwei, die sich mögen. Auf der einen Seite Attila Dorn auf der Bühne, auf der anderen Seite sein Publikum, mit dem er spielt, es animiert und immer wieder mitreißt, so dass die Zuschauer diesen Auftritt und den Abend so schnell nicht vergessen werden. Dazu haben die Saarländer noch einige Klassiker mitgebracht und nach dem abschießenden 'Lupus Dei' werden die rundum glücklichen Zuschauer in die Nacht entlassen, entweder für einen kleinen Nachtsnack, den Weg Richtung Zelt oder Unterkunft oder vor die andere Bühne, wo MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN als "After Headliner Late Night Slot" quasi als Rausschmeißer fungieren.
Freitag, 06.07.2018
Für die Frühaufsteher gibt es die dänischen Rocker von I'LL BE DAMNED auf die Ohren, die darunter zu leiden haben, dass doch noch einige Spätstarter im Campground gemütlich ein Frühstück oder die erste Wurst vom Grill genießen. Der zweite Frühauftritt zur Mittagszeit wird von AEVERIUM gestaltet, die mit ihrer besonderen Alternative-Mischung einen interessanten Farbklecks einbringen. Für das Männer-Quintett verstärkt um Sängerin Aeva Maurelle auf jeden Fall ein gelungener Auftritt, der die Niederrheiner gerne wieder den Weg in den Harz finden lässt.
Karneval und Klamauk erhält mit der nächsten Band auf der Bühne des Rock Harz Einzug, denn die Italiener von NANOWAR OF STEEL nehmen sich und den Metal auf die Schippe und können dabei auch noch was an ihren Instrumenten. Dennoch wird man das Bild einfach nicht mehr los, zumal die aufblasbare Gitarre für die Verballhornung schlechthin steht und rosa Röckchen bei mir Augenkrebs verursachen. Den Besuchern ist das wurschtegal, Klamauk zieht und das Infield hat sich erstaunlich gefüllt, so dass die Jungs mit ihrer Masche auch die müden Krieger aus den Zelten locken.
Mit OBSCURITY wird es zur besten Mittagszeit etwas derber, denn die Velberter bringen nicht nur die Bandnamen "Dunkelheit" in den Harz, sondern auch eine interessante Mischung aus Death, Black und Viking Metal. Die uniformierte Truppe - das Auge isst bekanntlich mit - nutzt ihren ersten Auftritt auf dem Festival zur Präsentation ihrer musikalischen Streitmacht. Das noch nicht warmgelaufene Publikum nimmt den Auftritt gut an und lässt sich zu so früher Mittagsstunde gerne animieren, lassen die Temperaturen zum Glück doch etwas zu wünschen übrig.
Die große Unbekannte in diesem Jahr sind die Hallenser ANNISOKAY, die aufgrund des Heimvorteils aber keine Berührungsängste mit dem Publikum haben und Post Hardcore-mäßig ordentlich Gas geben. Sänger Dave Grunewald ist am Mikro wie ein Tier und beackert (nicht nur) die Bühne wie ein Berserker. Mit dem Klargesang von Christoph kommt es immer zum Wechsel zwischen den heftigen und gemäßigten Passagen gibt. Schade nur, dass die Jungs heuer nur zu viert auf der Bühne stehen, denn die zweite Gitarre musste vom Band ersetzt werden. Dennoch springt der Funke über und die Zuschauer machen vor der Bühne nicht minder Alarm und gehen mit Circle Pit und Co. ab.
Die Horror Punker von THE OTHER haben nicht nur viel Zeit in der Maske investiert, sondern auch in der Songschmiede. Wie man beim Publikum abräumt und ordentlich Gas gibt, ist den Jungs ein Begriff und wird ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt. Auch wenn es nicht den breiten Geschmack des Publikums trifft, wird die Abwechslung gerne aufgenommen und es gilt anzuerkennen, dass die Festivalmacher immer darauf geachtet haben, ein vielfältiges Programm aufzufahren.
Flugverspätung und der verflixte Verkehr (O-Ton Tom S. Englund) haben zum Ausfall des Autogrammstunde von EVERGREY geführt. Wenigstens der Auftritt war nicht gefährdet und so stehen die Jungs pünktlich auf der Bühne und ziehen eine famose Show ab. Ich weiß nicht ob es an der Uhrzeit lag und viele Leute um halb vier meinten, unbedingt ihren Hunger stillen zu müssen, denn das Infield hätte gerne etwas voller sein dürfen. Der Spielfreude der Band tut das keinen Abbruch, sie spielen auch nach ihrem gestrigen Auftritt in Barcelona und der beschwerlichen Anreise mit Hingabe und Lust, was auch der Zuschauer sehr schnell bemerkt, so dass der Funke nicht lange braucht um überzuspringen. Eine festivaltaugliche Setlist mit Schwerpunkt auf den letzten beiden Alben, ein Gitarrensolo und ein perfekt aufgelegter Tom sprechen für den viel zu kurzen Auftritt der Band. Die Ankündigung um kurz vor vier, dass jetzt der letzte Song kommt, verursacht dann doch ein wenig erstaunen, auch wenn sich das Stück zum epischen Animiersong auswächst. Doch am Ende ist alles wieder gut, denn es folgt noch ein allerletzter Song, so dass die eh zu kurze Spielzeit zur Zufriedenheit der Fans ausgefüllt wird.
Mit reichlich Shitstorm im Gepäck sind die vermeintlich erfolgreichste Gothic Metaller von CREMATORY angereist. Im Ergebnis ist die Tour der Rheinland Pfälzer verhaltener besucht worden, als man es sich vor der losgetretenen Diskussion, die eigentlich den Verkauf ankurbeln sollte, gedacht hatte. Die Promotion ging also eher nach hinten los und so verwundert es nicht, dass (auch?) der Auftritt auf dem Rock Harz dazu genutzt wird, Werbung in eigener Sache zu machen und sich den Fans und Zuschauern anzubiedern. Neben diesen Störgeräuschen wird doch tatsächlich auch noch Musik gemacht und da haben uns die Jungs und das Mädel eine Auswahl ihrer Gassenhauer und noch ein paar Eindrücke von ihrem letzten Album mitgebracht. Den Zuschauern scheint es letztlich egal zu sein, was da in der Vergangenheit gelaufen ist, denn der Auftritt wird gerne mitgenommen.
Die Band mit den unterschiedlichen Stimmen. Immerhin 3 Sänger sind bei AMARANTHE am Mikro beschäftigt, wobei Elize Ryd für den teils recht kräftigen und hohen Frauengesang zuständig ist, während ihre beiden Mitstreiter den männlichen Part und die Growls abdecken. Der Name täuscht also, hier wird nicht lieblich geträllert, sondern es geht heftigst zur Sache. Die Musikrichtung ist ein Genremix aus Metal mit Death- und Core-Elementen, auch wenn es vielleicht etwas platt auf den Punkt gebracht ist. Die Band versprüht dabei eine Dynamik und Agilität, die wirklich Freude macht. Auf der Bühne ist immer reichlich Bewegung angesagt und es wird nicht nur die gesamte Bühne abgearbeitet, sondern auch das Publikum von allen Seiten mit einbezogen.
Aufgrund der Programmänderung - der Auftritt von ENSIFERUM kann leider nicht zur geplanten Zeit stattfinden und rutscht in die Nacht - kommen BATTLE BEAST in den Genuss eines längeren Sets, den die Profis locker auszufüllen wissen. Die leicht gedrungene Sängerin Noora Louhimo ist auf der Bühne eine Power-Röhre, die mächtig Gas gibt und es genregerecht krachen lässt.
Nach diesem Auftritt sind noch einige Minuten zu überbrücken und sorgen für Verwirrung beim Publikum, denn eigentlich kündigt die Musik vom Band den Auftritt von FINNTROLL bereits an. Doch das Intro zieht sich wie Kaugummi, während die Bühne leer bleibt. Wie 2016 gelingt es der Band so, wieder in den Zeitplan zu passen, hätten die Überminuten nach meinem Geschmack aber gerne für ein, zwei weitere Songs nutzen dürfen. Das Warten hat sich letztlich aber doch gelohnt, denn auch Folk Metal kann feist in die Fresse gehen und die finnischen Trolle sind gewillt, dem Publikum eine heftige Vorstellung zu bieten. Dass Mitmach-Programm ist ebenfalls an Bord und bei 'Trollhammeren' gibt es beim Publikum kein Halten mehr.
ALESTORM gehören auch zu den Wiederholungstätern, werden aber auch gerne ins Billings gehoben, denn sie wissen Party zu veranstalten und das Publikum zu animieren. Sie brennen auf der Bühne ein Hitfeuerwerk ab und werden von mehreren tausend Kehlen lautstark unterstützt. Die Grabenschlampen bekommen reichlich Arbeit, denn bei den erhitzten Gemütern steigt auch die Lust aufs Crowdsurfen sprunghaft an. Die Saat ist gelegt, der Abend und der noch anstehende Headliner können also kommen.
Bevor der Freitags-Headliner die Rock Stage entert, geben sich EISBRECHER auf der Dark Stage die Ehre. Die von "Alexx" hochtrabend als deutschsprachige Rockmusik mit Elektro-Elementen bezeichnete Musikrichtung der Band ist auf jeden Fall so erfolgreich, dass auch EISBRECHER innerhalb kürzester Zeit wieder auf dem Rock Harz auftreten. Der Fan hat die maritimen und teils derben Texte lieben gelernt und tritt auch 2018 textsicher auf. Songs wie 'Eiszeit', 'Miststück' und 'This Is Deutsch' sind eine Bank und treffen die Erwartungshaltung des Publikums. Es geht auch ohne Feuer, denn EISBRECHER wissen auch so, wie man den Zuschauer effektvoll unterhalten kann.
Dann ist es endlich soweit, die Zeit ist für den Headliner und somit HAMMERFALL gekommen. Die eigentliche Pyro-Show - das Motto "Harz On Fire" sollte auch um das Festivalgelände herum umgesetzt werden und den Harz sprichwörtlich in Brand setzen - musste aufgrund der hohen Brandgefahr ausfallen, dennoch dürften reichlich Salven aus den Feuersäulen zu erwarten sein, denn die Band hat ein Set vorbereitet, dass viel Raum für effektvolle Böller- und Pyro-Aktionen lässt. Kein Wunder, denn die Band brennt auch songtechnisch ein Feuerwerk ab und serviert uns 'Renegade', 'Blood Bound', 'Threshold' und noch weitere Kracher. Vor der Bühne wird es heiß und auch im Infield steigen die Temperaturen bedrohlich an. Erleichterung verschafft man sich durch einen schwebenden Blick oberhalb der Zuschauerköpfe, immer in der Hoffnung, dass einen die Meute nicht fallen lässt. Nach 70 Minuten ist auch diese Messe wieder einmal viel zu schnell gelesen und HAMMERFALL verlassen nach einem Zugabeteil, der mit 'Hearts On Fire' abgeschlossen wird, die Bühne.
VERSENGOLD scheinen Nachtarbeiter zu sein, denn bereits 2016 haben die Bremer die Nacht bestritten. Aufgrund einer Flugverspätung musste der Ablauf geändert werden und ENSIFERUM rutschten so in die Nacht. Noch schlechter traf es EISREGEN, die durch den Einschub von ENSIFERUM 50 Minuten später auf die Bühne durften und mit ihrem Auftritt den Festivaltag spät in der Nacht abschließen.
Samstag, 07.07.2018
Die Frühaufsteher haben heute bereits ein gut gemischtes Programm genossen. Mit WALKING DEAD ON BROADWAY gibt es eine gehörige Portion Deathcore auf die Ohren, wobei die Leipziger auch eine erträgliche Anreise verbuchen können. Mit ERDLING schließt sich der nächste 30-Minuten-Slot an, wobei der Name nicht unbedingt auf Neue Deutsche Härte schließen lässt. Die STAHLMANN-Absplitterung hat sich 2015 gegründet und arbeitet seitdem kontinuierlich an der Bandentwicklung, wobei das Rock Harz eine gute Bühne für das in Kürze erscheinende neue Album "Dämon" ist. Mit AHAB gibt es dann eine Portion Funeral Doom auf die Ohren, wobei sich thematisch alles mehr oder weniger rund ums Wasser dreht. Nach dieser sicherlich gewöhnungsbedürftigen Vorstellung, die von langsamen und schweren Metal-Klängen beherrscht und auf die Musik fokussiert gespielt wird, ist es mal wieder an der Zeit, ...
... etwas sinfonischen Metal einzustreuen. Die Tiroler Jungs von SERENITY legen einen ordentlichen Gig aufs Harzer Parkett, wobei sich das Publikum den Temperaturen angemessen eher zurückhält, denn der Tag ist noch lang und es muss mit den Kräften gehaushaltet werden. Der Kontakt zwischen Band und Publikum stimmt, denn Georg Neuhauser ist recht gesprächig und bekommt sein Publikum immer wieder gegriffen und animiert. Wenn da nicht diese Mittagshitze wäre.
SKYCLAD haben mit der Violinistin Georgina Biddle einen Aktivposten in den Reihen, die das Publikum zu unterhalten und mitzureißen weiß. Gewöhnungsbedürftig ist der Gesang von Kevin Ridley, der irgendwie militärisch, zumindest aber für einen Sänger eher untypisch rüberkommt. Dennoch kann die Band mit ihrer Musik, die sehr energetisch ist, überzeugen, denn keine Band spielt eigentlich für den Pub gemachte Musik derart metallisiert. Da kann man nur sagen "Auf zum Bierstand und Horns up".
Wir erinnern uns noch lebhaft an das Jahr 2015, als die Norweger in der Nacht ihren bewegenden und kontrastreichen Auftritt hinlegten. Nicht minder bewegend und kontrastreich geht es auch 2018 zu, denn mit bunten Luftballons behangen gibt das Septett auf der Bühne mächtig Gas und tauscht ständig die Position. Lediglich die Mittelpositionen - das große Drumkit und die kleinere Variante am Bühnenrand - sind stationär gehalten, während es Drumherum ein ständiges Gewusel gibt. Die trolligen Songs laden zum Tanzen und Trinken ein, wobei auch das beliebte Thema Essen nicht unter den Tisch fallen darf. Die Norweger sind schon ein lustiges Völkchen und TROLLFEST sowieso. Wieder ein Beispiel für das Kontrastprogramm auf dem Rock Harz, bei dem auch mal kein Auge trocken bleibt.
Die 2012 gegründeten Band AVATARIUM ist in diesem Jahr der einzige Vertreter des Genres und sie kommen mit einer explosiblen Mischung aus Doom und Rock im Gepäck in den Harz. Das Quintett wartet im Vergleich zu vielen Genrevertretern mit einer Sängerin auf, die nicht nur seit Bandgründung dabei ist, sondern auch noch recht passabel Deutsch spricht. Jennie-Ann Smith weiß daneben auch stimmlich zu überzeugen und strahlt auf der Bühne mit ihrem im Wind wehenden weißen Mantel und den blonden Haaren stetige Präsenz aus. Die teils anmutigen Bewegungen sorgen ebenfalls dafür, dass man sich auf Jennie-Ann konzentriert, wobei auch die Gitarristen gelegentlich in den Vordergrund treten und amtliches Posing abliefern. Musikalisch haben die Schweden eine gute Mischung aus der doomigen, schweren Langsamkeit und dem knackigen tempogebenden Rock gefunden, der die leider recht dünn gesäten Fans im Infield begeistert. Zwischenzeitlich hat sich auch der Wind eingegrooved und weht ziemlich unangenehm Staub und Stroh über das Gelände, so dass einige mit Mundschutz durch die Gegend laufen.
Während nebenan noch der Auftritt von AVATARIUM lief, füllte sich der Platz vor der Dark Stage bereits reichlich. Die Verpflichtung von GLORYHAMMER erweist sich also bereits als Volltreffer, noch bevor die Band einen Ton gespielt hat. Christopher Bowes, der erst gestern seinen Auftritt mit ALESTORM absolviert hat, führt seine Mannen auf die Bühne und spult einen lupenrein-geilen Auftritt ab. GLORYHAMMER stehen für hymnisch-epischen Metal, die die verarbeiteten Fantasy-Geschichten mitreißend darbieten. Die Fans stemmen die Hörner in die Höhe und singen textsicher mit, was das mindeste an Begeisterungsfähigkeit bei dieser Vorstellung ist. Ohne Frage hätten die Fans die Band auch zum Headliner gehypt, wenn sie gekonnt hätten. Aber auch so ist der Auftritt eine Bank und bei der Performance dürfen die Jungs gerne wiederkommen.
Die Bitterfelder Party-Musikanten GOITZSCHE FRONT sind heute mal eben zum Festival gefahren, um ihren Auftritt zu absolvieren. Der Drummer Tom „TT“ Neubauer gibt mit seinem T-Shirt "FCK NZS" ein klares Bekenntnis ab, wobei dieses Jahr einige politische Statements zum Thema Fremdenhass zu vernehmen sind, und sei es teils nur in den Lyrics. Die Bitterfelder scheinen in ihrem Heimat-Bundesland alles im Griff zu haben, können sie mit ihren Gassenhauer ähnlichen Fußballliedern das partygeneigte Volk mit Leichtigkeit einfangen. Bestens unterhalten gehen die Zuschauer auf Zuruf mit und man ist verwundert, wie schnell die Zeit vergeht und der Auftritt schon wieder vorbei ist.
Wer EXODUS sehen möchte, weiß, was ihn erwartet. Die Jungs sind ein eingespieltes Team und reißen ihre Show routiniert runter. Für manche ist EXODUS sicherlich so etwas wie ein Highlight, wobei sich die Amis gerne nach Deutschland aufmachen, um ihren Thrash Metal in die Köpfe der Festival-Besucher einzuhämmern. Die Ansagen sind wie immer knapp und präzise, um dem oldschool-Stuff viel Platz einzuräumen. Die Fans vor der Bühne gehen frenetisch mit und feiern jeden Song ab, egal ob Klassiker wie 'Burn In, Burn Out' oder den 89er Titeltrack 'Fabulous Disaster'. EXODUS wissen ihren Auftritt im Harz zu genießen und feiern mit den Fans eine Megaparty. Was soll gefühlt jetzt noch kommen?
Richtig, CANNIBAL CORPSE. Die Jungs hätten mit EXODUS eine Fahrgemeinschaft bilden können - und haben es vielleicht auch? -, denn sie kommen ebenfalls aus dem Amiland und feiern in diesem Jahr runden Geburtstag, nämlich 30-jähriges Bandbestehen. Grund genug, sie zum Jubiläums-Rock-Harz einzuladen, denn was die bisher nur auf dem Papier bestehende Waldbrandgefahr nicht geschafft hat, das besorgen jetzt CANNIBAL CORPSE mit einer Abrissbirne nach der anderen im Gepäck. Für die Fans ist dieser Auftritt das Vollbrett, bei dem es keine Gnade und keine Gefangenen gibt. Mich zumindest schüttelt es ordentlich durch und ich freue mich danach auf etwas Abwechslung mit ...
... DIE APOKALYPTISCHEN REITER! Ihnen fehlen lediglich zwei Jahre, sonst könnten sie mit dem Rock Harz zusammen ein 25-jähriges Jubiläum feiern. Die bunte Mischung aus Folk, Metal und diverser Einflüsse anderer Spielarten kommt beim Publikum riesig an, dementsprechend voll ist es vor der Dark Stage. Sie haben bereits einen Dauergast-Status, zumindest gefühlt, doch das stört hier überhaupt nicht, denn neben mitreißender Musik gibt es auch zwei Gummiboote und diverse Luftballons, die auf die Reise geschickt werden. Nach diesem Auftritt versteht man, warum die Reiter gerne zu Festivals eingeladen werden, denn sie können Stimmung.
Gefühlt sind PARADISE LOST ein Headliner, zumindest sind sie vom Zeitplan gesehen ziemlich nah dran. Auch sie feiern dieses Jahr Jubiläum, nämlich 30-jähriges Bandbestehen. Im letzten Jahr gab es mit "Medusa" ein neues Album, das sich wieder in Richtung der Anfangszeit der Band orientiert. So verwundert es natürlich nicht, dass das aktuelle Album mit drei Songs während des Auftritts bedacht wird, "Dranconian Times" zwei Songs beisteuert und ansonsten ein bunter Strauß aus verschiedenen Alben den Weg in die Setlist gefunden hat. Der Auftritt selbst hinterlässt bei mir einen ambivalenten Eindruck, denn das Feuer und die Dynamik der früheren Jahre ist irgendwie nicht mehr zu spüren. Meine Frau meinte nur, "sie sind alt geworden". Kann man so stehen lassen, denn unter dem Strich hätte die Band schon etwas mehr Feuer und Spielfreude versprühen dürfen.
Nach meiner Erfahrung mit KNORKATOR 2016 habe ich dieses Jahr ein klares Bild von dem, was mich bei der Band erwartet. Und doch werde ich eines besseren belehrt, denn "Stumpen", wie sich der Sänger Gero Ivers selber nennt, tickt da eher unberechenbar und geplant spontan. Erwarte das unerwartete, darf man also unter dem Strich zusammenfassen. Doch was macht die Band, die nunmehr zum siebten Mal hier auftritt und zwischenzeitlich im Zweijahresrhythmus im Harz aufschlägt, so besonders? Klar, Stumpen ist als Frontmännchen eine ganz besondere Figur, der sich zu bewegen weiß und mit seinen Outfits und Tattoos auch optisch was hermacht. Seine Show ist schon besonders und fesselt den Zuschauer, der von KNORKATOR bestens unterhalten wird. Die Musik ist da fast schon Beiwerk, auch wenn es im Bandrepertoire den ein oder anderen Gassenhauer gibt. Doch was passiert jetzt? Während die Fotografenmeute noch ihre Fotos macht, holt Stumpen die Grabenschlampen auf die Bühne. Eine nette Geste, denn die Jungs leisten einen vorzüglichen Job und sind echt voll nett. Kaum sind die Herrschaften unten, darf dann doch tatsächlich die ganze Fotografenmeute auf die Bühne. Die mit überwiegend zwei Kameras bewaffneten Kollegen lassen sich es nicht zweimal sagen und klettern über die vor der Bühne aufgestellten Boxen hoch und lassen sich von Stumpen und Kollegen auf die Bühne helfen. Auf der Bühne beginnt eine wilde Knipserei und selten hat man in so viele strahlende Fotografengesichter geschaut. Währenddessen springt Stumpen todesmutig einfach mal von der Bühne, weil ein Kollege im Rollstuhl nicht auf die Bühne kann. Für ein Foto ist sich Stumpen nicht zu schade und auch dieser Kollege ist happy. Flugs geht es dann für Stumpen in bester Turnermanier wieder rauf auf die Bühne, gekonnt im Handstand und dann abgerollt wird weitergesungen, als wäre nichts gewesen. Die Fotografenmeute wird wieder von der Bühne und nach dem dritten Song aus dem Graben geschmissen, während die Kinder von Alf und Stumpen auf die Bühne kommen und jeweils ein Duett mit Daddy singen dürfen. Nach diesem Auftritt kann man wirklich sagen, dass KNORKATOR im Gedächtnis haften bleiben und es würde mich nicht wundern, wenn wir Stumpen, Alf und die Musikercrew 2020 auf dem Rock Harz widersehen werden.
Wie jedes Jahr gibt es ein großes Stell-Dich-Ein aller Beteiligten, die bei diesem Festival mitgewirkt und mitgeholfen haben, um dieses Event auf die Beine zu stellen. Wie jedes Jahr ist den Machern der Dank des Publikums gewiss und so gibt es auch dieses Jahr den gebührenden Applaus für die mehr als 100 Menschen, die sich zum Abschied dem Publikum auf der Bühne zeigen. Nach 25 Jahren hat sich die Vorstellung der Crew erstmalig in der Running Order wiedergefunden und sie hat auch etwas Zeit erhalten, denn Personen, die sich um das Festival verdient gemacht haben, werden geehrt. Ich kann mich da nur anschließen und bedanke mich ebenfalls für eure Arbeit und Engagement. Weiter so und auf in das 26. Rock Harz-Jahr!
Endlich ist es soweit und endlich werden wir auch erfahren, was der große Abschluss-Headliner IN FLAMES in Sachen der bereits am Vormittag aufgebauten LED-Leinwände für uns mitgebracht hat. Die Göteborger eröffnen ihren Auftritt mit 'My Sweet Shadow' und lassen 'Pinball Map' folgen. Weiter geht es mit 'Delight And Angers', Everything's Gone' und 'Cloud Connected'. Anders Fridén ist an diesem Abend nicht der Mann der großen Worte, aber als er einen Circle Pit fordert, folgt die Meute vor der Bühne stehenden Fußes und man kann den aufgewirbelten Staub durch die hell erleuchtete Bühne förmlich sehen und schmecken. Das Programm wird weiter abgespult mit 'Fear Is The Weakness', 'Here Until Forever', 'The Choosen Pessimist', 'The Mirror's Truth', 'Only For The Weak' und 'Where The Dead Ships Dwell'. Die dazugehörige Lichtshow ist gigantisch und leistet während des Auftritts so viel Kontrastprogramm, dass die Augen fortwährend unterwegs sind, um alles, was auf der Bühne geboten wird, zu erfassen. 'The Truth', 'Alias', 'Paralyzed'. Anders geht bei den Songs in seinem Element als Sänger auf und beinahe zu Boden, immer wieder geht er vor dem Monitor förmlich in die Knie und verschmilzt mit dem Song. Doch auch dieser Auftritt neigt sich dem Ende zu und es folgen noch 'Take This Life' und 'Deliver Us', ehe 'The End' den gelungenen Auftritt der Band leider 10 Minuten zu früh beendet. Schade, denn zwei Songs wären sicherlich noch gegangen, aber auch die gebotenen 80 Minuten haben geflasht und ein glückliches Grinsen hinterlassen.
Da IN FLAMES zu früh aufgehört haben, hätten MANNTRA früher anfangen können, doch die Chance wurde nicht genutzt. Der Start ist daher pünktlich um 0:50 Uhr und das Festival findet mit den kroatischen Exoten ihren Abschluss. Eine Randbemerkung zum gestrigen Sieg der Kroaten gegen Russland bei der Fußball-Weltmeisterschaft kann sich Sänger Marko Matijevic Sekul nicht verkneifen und sei ihm gegönnt. Special Guest ist zu dieser späten Stunde Michael Rhein von IN EXTREMO, der den Titeltrack des letzten Albums 'Meridian' mit eingesungen hat und für einen kleinen Auftritt die Band unterstützt. Folk Metal auf Kroatisch ist zwar schwer zu verstehen, aber die Jungs um die hübsche Bassistin Maja Kolaric sorgen für einen gelungenen Abschluss.
Nach vier teils recht warmen und am Samstag auch staubigen Festivaltagen ist es mal wieder an der Zeit, ein Résumé zu ziehen. Kurz und knapp gesagt ist der Ablauf ausgereift und absolut optimiert. Die Tonprobleme haben im Vergleich zum letzten Jahr zugenommen, aber vielleicht war es auch der Technik zu trocken, staubig und insbesondere zu heiß. Die Festivalmacher haben aufgrund der Witterungsbedingungen Wasserzapfstellen und vor den Bühnen eine Erfrischung durch den bereitgelegten Feuerwehrschlauch sichergestellt, so dass der Dehydrierung keine Chance gegeben wurde. Das Infield war deutlich voller und die Aufstockung der Kapazität hat man gemerkt, denn die Wege um das Publikum herum wurden deutlich länger und beschwerlicher. Ob man auch im nächsten Jahr wieder auf Anschlag fährt, wird sich zeigen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass den Ausrichtern das Flugfeld für die Festivaltage auch zukünftig gerne überlassen wird. Unter dem Strich gibt es eigentlich nichts zu meckern, wenn man davon absieht, dass die Organisation 2018 noch etwas straffer wirkte und der leicht familiär-chillige Charakter etwas verdrängt wurde. Das Rock Harz hat auch 2018 wieder großen Spaß gemacht und nicht wenige Stimmen haben bereits verkündet, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Und wenn ich darf, würde ich mich in dieser Schlange gerne einreihen. In diesem Sinne: Bis 2019!
Pics / Bericht: RJ |
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