Captain Black Beard - Sonic Forces | |
---|---|
Review von baarikärpänen vom 13.05.2020 (7081 mal gelesen) | |
"Harhar, reich mal eine neue Buddel Rum!" - Zugegeben, wer solch einen Namen für seine Band wählt, der muss leider damit rechnen, dass man ihn vorab und ungehört in eine Ecke mit den Erfindern des Piraten-Sounds RUNNING WILD packt, im Fahrwasser der Schunkel-Metaller ALESTORM verortet oder als Musikanten im Gefolge eines Jack Sparrow. Aber nichts von alledem trifft auf die Schweden von CAPTAIN BLACK BEARD zu. In deren Musik lässt sich nicht eine einzige Note aus der Jukebox des "Black Hand Inn" finden, noch nicht mal in den Texten ein klitzekleiner Verweis auf die Freibeuter der Meere. Dieser Vierer steht für reinrassigen AOR, gewürzt mit härterem Rock, garniert mit Keyboards galore. Da leider schon seit Jahren nichts Vernünftiges mehr aus dem eigentlichen Mutterland dieser Wohlfühlmusik, den USA, kommt, sind es schon wieder die Skandinavier, die den Tag retten. Es ist ja fast schon unheimlich, in welcher Schlagzahl eine Perle nach der anderen in den tiefen der schwedischen Wälder eingespielt wird. Gerade noch THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA abgefeiert, schon steht der nächste Ohrenschmeichler parat. Ich muss aber gleich mal Abbitte leisten, denn bisher war mir der Name CAPTAIN BLACK BEARD kein Begriff. Und das ist umso schlimmer, weil die Band immerhin schon seit 2009 unterwegs und "Sonic Forces" bereits das fünfte Album ist. Immerhin teilten sich die Schweden schon die Bühne mit Graham Bonnet, Joe Lynn Turner oder HOUSE OF LORDS, kein Geringerer als Bruce Kulick (unter anderem KISS) gastierte auf einem ihrer Alben und noch zu Anfang des Jahres war man mit Geoff Tate on the road. Namen, die aufhorchen lassen. Bereits 2016 trennten sich CAPTAIN BLACK BEARD von ihrer Sängerin Sakaria Björklund, woraufhin Jona Tee (H.E.A.T.) bei der Aufnahme zum nächsten Album aushalf, live sprang Linnea Vikström (THERION) in die Bresche. Nun endlich scheint man seit 2019 mit Martin Holsner den richtigen Sänger gefunden zu haben. Genau dieser Holsner ist es dann auch, der auf "Sonic Forces" den Unterschied ausmacht, die Scheibe erst so richtig veredelt. Damit möchte ich in keiner Weise die Leistung der anderen Musiker schmälern. Aber gerade im AOR steht und fällt letztendlich alles mit dem Mann/der Frau hinter dem Mikro. Holsner als Klon des übermächtigen Steve Perry (JOURNEY) zu bezeichnen, wäre unangemessen und ungerecht, aber er hat sich schon bei eben jenem nur das Beste abgeschaut, wie schon der Opener 'Headlights' verdeutlicht. Wenn ein Song dich dazu bringt, die Stiefel anzuziehen, Sonnenbrille auf, Verdeck runter und ab zum Strand, dann ist es AOR, so wie er sein soll. CAPTAIN BLACK BEARD wissen ganz genau, wie sie die Falle zu süßlich rüberzukommen geschickt umgehen können. Das beweist das nachfolgende 'Lights & Shadows', bei dem die Keyboards zwar immer noch präsent, aber deutlich reduzierter sind. Dafür brilliert Gitarrist Christian Ek mit herrlich einschmeichelnden Licks und einem Solo, bei dem auch ein Neal Schon (ebenfalls JOURNEY) bewundernd Beifall spendet. Das aber nicht nur JOURNEY Pate standen für "Sonic Forces", sondern auch HEART Eindruck hinterlassen haben, erkennt man an 'Tonight'. Im weiteren Verlauf des Albums fühlt man sich zudem sogar mehr als einmal an die Größen des kanadischen AOR/Melodic Rock, namentlich LOVERBOY, TRIUMPH oder die (sträflich unterbewerteten und leider vergessenen) REFUGEE erinnert. Siehe dazu 'Young Hearts', 'Gotham City' oder das abschließende 'Emptiness'. Letzterem haben CAPTAIN BLACK BEARD ein FOREIGNER-typisches Saxophon-Solo spendiert. Klingt zwar eher wie aus der "Konserve", aber geschenkt. Der gute Wille zählt. Toll in Szene gesetzt wurde "Sonic Forces" übrigens von Dave Dalone. Der lässt als Mitglied von H.E.A.T. natürlich nichts anbrennen. Klar, CAPTAIN BLACK BEARD wird man in eine Schublade zusammen mit ihren Landsleuten von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA packen. Für mich haben CAPTAIN BLACK BEARD aber eindeutig die Nase vorne im Vergleich, denn im Gegensatz zu THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA verzichten CAPTAIN BLACK BEARD auf zu viel Theatralik. Hier stehen die Songs an sich im Vordergrund. Auch wenn die Keyboards eine prägende Rolle spielen, so ordnen sie sich doch zu jeder Sekunde dem Gesamtsound unter. Wäre mir eigentlich schon 8,5 Punkte wert. Aber wer so elegant JOURNEYs 'Separate Ways' in einem Song zitiert, wie CAPTAIN BLACK BEARD es in 'Sonic Forces' machen, der bekommt noch 'nen halben Punkt obendrauf. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Headlights 02. Lights & Shadows 03. Disco Volante 04. Tonight 05. Sonic Forces 06. Time To Deliver 07. Midnight Cruiser 08. Young Hearts 09. Gotham City 10. Emptiness | Band Website: www.facebook.com/captainblackbeardband Medium: CD Spieldauer: 42:59 Minuten VÖ: 15.05.2020 |
Alle Artikel