Exhorder - Mourn The Southern Skies | |
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Review von Damage Case vom 21.09.2019 (7336 mal gelesen) | |
Wie wird man älter und weiser ohne dabei zahnlos zu wirken? Eine Frage, die sich nicht nur Berufsjugendliche der Kategorie Rolf Eden stellen, sondern auch jene, die in ihrer wilden Jugend das Haus gerockt und sich dann von der Bildfläche verzogen haben. Was hat das mit den Südstaaten-Thrashern EXHORDER zu tun? Nun, hier sind nun ein paar leicht ergraute Herren zurück auf dem Parkett, bei denen man zweimal hingucken und -hören muss, um zu erkennen, um wen es sich handelt. Aber halt! Der Fan jüngeren Alters mag sich an dieser Stelle vielleicht fragen, ob die Opas aus New Orleans hier nur eine billige Kopie von LAMB OF GOD oder PANTERA abliefern. Doch ihnen und allen anderen Nichtwissenden sei gesagt: Hier spielen die großen Jungs auf. Das Original. Die dürfen das so. Denn EXHORDER, dieser Name, diese Legende, steht für Gefahr. Für zwei stilprägende Alben ("Slaughter In The Vatikan" von 1990 und "The Law" von 1992) und damals wahrlich "durchschlagende" Konzerte, die all das überhaupt erst (mit)definiert haben, woraus später mal Tough-Guy-Gehabe, Groove-Metal und im dritten Jahrtausend gar die NWOAHM wurden. Unumwunden gaben PANTERA gar stets zu, dass Phil Anselmos Ultrakurzvielleichtgastspiel bei EXHORDER ihren Stilwechsel zu dem, was die Welt als "Cowboys From Hell" kennt, mehr als alles andere beeinflusst hat. Leugnen wäre ohnehin sinnlos gewesen, wurden einige Elemente, wie der Gitarrensound teilweise dreist kopiert. Über fünfundzwanzig Jahre lang wurde eine Rückkehr EXHORDERs herbeigesehnt. 2019 ist es nach siebenundzwanzig Jahren Albumpause soweit. Und EXHORDER sind in der gleichen Situation wie alle anderen lange abwesenden Legenden (jüngst POSSESSED und SACRED REICH): Sie können eigentlich nur verlieren, und es schon gar nicht Altfans und Neuinteressierten gleichsam recht machen. Also schert sich die Band um die einzigen beiden verbliebenen Originalmitglieder Vinnie Labella (Gitarre und Zigarre) und Kyle Thomas (unverwechselbarer Gesang) einen feuchten Dreck um Erwartungshaltungen und liefert mit "Mourn The Southern Skies" ein Comeback-Album, das weder versucht durch Modernisierung nahtlos an alte Glanztaten anzuknüpfen (siehe POSSESSED) noch den gewohnten Stil nach über zwanzig Jahren Albumpause auf gewohntem Niveau zu reproduzieren (SACRED REICH). EXHORDERs dritter Streich bildet einen vom bisherigen Werk völlig losgelösten Thrash-Bolzen, welchem man nicht zu jeder Sekunde anhört, wer hier eigentlich aufspielt. Eine der wohlig-löblichen Ausnahmen bildet zum Beispiel 'Beware The Wolf' - für diesen Song hätten PANTERA 1992 getötet oder zumindest freiwillig ihre Gesichter für die Cover-Gestaltung von "Vulgar Display Of Power" hingehalten. Es werden, wie beispielsweise im überlangen Titelsong, jedoch auch immer wieder Facetten angeboten, die daran erinnern, dass Kyle Thomas mit FLOODGATE auch eine Stoner-Rock-Band am Start hat. Andere Songs wie 'Yesterday's Bones' transportieren ein Gefühl, das DOWN ('March Of The Saints') und PANTERA ('Floods') in ihren besten Momenten nicht besser in Songs auszudrücken vermochten. Hinzu kommt, dass Kyle Thomas' Stimme heute nicht ansatzweise so im Eimer ist wie die von Phil Anselmo. Deshalb klingt der Frontmann von EXHORDER heute noch so, wie der andere es gerne würde - variabel von eindringlichem Gesang über rostiges Reibeisen bis hin zu markerschütternden Growls. Beispielhaft höre man 'All She Wrote' - hier kann der Gesang alles! Für die Thrasher, die sich zu EXHORDER gerne selbst vermöbeln, gibt es mit 'My Time', 'Rumination' und 'Ripping Flesh' mindestens drei Brecher, die auf den ersten beiden Alben genauso glänzend gestrahlt hätten, wie sie es auch 2019 tun. Auch haben EXHORDER heute definitiv immer noch den Monster-Groove - 'Assunder' und 'Arms Of Man' krallen sich die Schlüssel zu den Dampfwalzen und dann wird kräftig losplaniert. Das megafette Riffing, das so viele bei den Blaupausen "Slaughter In The Vatican" und "The Law" kopierten, aber fast keiner qualitativ erreicht hat, überstand die Zeit ebenfalls verlustfrei. In jedem einzelnen Song. Die gefühlte Brutalität ist ebenfalls immer noch da, wenn auch mehr durch die fette und glasklare Produktion als durch halbstarkes Harte-Kerle-Gehabe. Das Nähmaschinen-Drumming der frühen 90er ist über den Jahrtausendwechsel allerdings abhanden gekommen. Nicht schade. Das gezeichnete Cover mit einem nicht wirklich prickelnden Horror-Voodoo-Touch ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, möglicherweise ein kleiner kommerzieller Kompromiss, weil man mittlerweile zur weltweiten Verbreitung des eigenen Liedguts beim Marktführer in Donzdorf unter Vertrag steht? Fazit: Wie eingangs geschrieben, spielt hier das Original. Oder besser gesagt, so würden die schmerzlich vermissten PANTERA klingen, hätten sie die Chance zu einem reifen Spätwerk gehabt. Oder LAMB OF GOD, wenn ihnen ausreichend Talent für durchgängig mitreißendes Songwriting in die Wiegen gelegt worden wäre. Beides vereint "Mourn The Souther Skies" - ein astrein durchkomponiertes und eingespieltes, in sich geschlossenes Album. Der Rezensent muss an dieser Stelle daher Abbitte leisten, denn im Review zu SACRED REICHs "Awakening" wurde selbiges als das eine Thrash-Album genannt, das man 2019 kennen sollte. "Mourn The Southern Skies" ist mindestens das zweite, wenn nicht sogar jenes welches. Drei Anspieltipps: Kennt ihr diese Alben, auf denen jeder Song knallt? EXHORDER haben diesen erlauchten Kreis soeben erweitert. Die Zielgruppe weiß Bescheid, was zu tun ist. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. My Time 02. Asunder 03. Hallowed Sound 04. Beware The Wolf 05. Yesterday's Bones 06. All She Wrote 07. Rumination 08. Arms Of Man 09. Ripping Flesh 10. Mourn The Southern Skies | Band Website: www.exhorder.com Medium: CD Spieldauer: 52:52 Minuten VÖ: 20.09.2019 |
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