Anvil - One And Only

Review von Damage Case vom 29.06.2024 (15213 mal gelesen)
Anvil - One And Only Wenn eine Band nach gut 45 Jahren Bandbestehen ihr inzwischen 20. Studioalbum veröffentlicht, beweist das zumindest, dass es eine mehr oder weniger treue Fangemeinde geben muss, die der Band seit Jahrzehnten folgt. Im Fall von ANVIL, dem Trio um das liebenswerte Duo Steve "Lips" Kudlow (Gesang und Gitarren) und Robb Reiner (Schlagzeug), kommt noch hinzu, dass man ihnen einen massiven Sympathiebonus entgegenbringt, denn die Kanadier sind so unfassbar herzerwärmend erfolglos und standhaft dabei. Das nötigt massivsten Respekt ab. Doch nun ist mit dem neuen Werk "One And Only" ein Moment gekommen, an dem man ANVIL nur noch schwerlich folgen mag. Im aktuellen Metal Hammer gibt Robb im Interview zu Protokoll, dass sie auf "One And Only" das machen, was sie schon immer tun. Und genau das trifft es auf den Punkt, denn ANVIL kopieren sich seit mindestens fünf Alben zu 100 Prozent selbst. Wenn denn wenigstens die Qualität stimmen würde, doch vor allem in diesem Punkt liefert die Band schlicht nicht mehr ab.

Vom irgendwie erträglichen Titelsong bis zum rasanten Finale 'Blind Rage' muss man ANVIL dabei zuhören, wie sie bei recht drucklosem Sound die immer selbe Formel aus einfallslosen Riffs entweder im langsamen, mittelschnellen oder schnellen Song nebst sturer Wiederholung des Songtitels im Refrain abspulen. Dadurch wirkt die Musik stark nach Schablone und ein wenig onkelhaft - und damit peinlich. Das wirklich extrem furchtbare 'Feed Your Fantasy' tönt wie ein hüftsteifer Boogie, wie ihn die ebenfalls nicht gut gealterten STATUS QUO nicht bemitleidenswerter hinbekommen hätten. 'Gold And Diamonds' wird von Lips dermaßen schräg gegrölt, dass es auch nicht mehr kauzig oder kultig ist, sondern einfach nur unprofessionell. Metal bringen ANVIL schon sehr lange nicht mehr, eher Rock für Kaffeefahrten und Seniorenheime. Denn merke: Double Bass alleine macht keinen Metal, wie schon MOTÖRHEAD wussten. Der Film "Anvil! The Story Of Anvil" und das damit verbundene, herzerweichende Comeback liegen inzwischen über 15 Jahre zurück, sodass sämtliche kaschierenden Sympathieboni für Lips' und Robbs immer wieder durchgekauten drei bis fünf Songideen langsam aufgebraucht sind.

Fazit: Während andere Dinosaurier wie JUDAS PRIEST, DEEP PURPLE und SAXON im Spätherbst ihrer Karrieren auch mit neuen Alben noch relevant bleiben, verkommen ANVIL zur vollkommen belanglosen und zahnlosen Selbstkopie ihrer selbst. Das einzig Gute ist, dass Lips & Co. als Menschen und Band die Corona-Pandemie gut überstanden haben und irgendwie noch da sind, zum Beispiel für Liveauftritte. Neue Musik auf Konserve braucht es nun jedoch definitiv nicht mehr.

Anspieltipps: Ganz ehrlich, es ist kein einziger Burner am Start. Im Rahmen der nicht vorhandenen Variation der Songwritingformel kann man mal das stampfende 'Truth Is Dying' oder den flotten Rausschmeißer 'Blind Rage' anchecken. Für den einen oder anderen werden die rar gesäten Highlights "One And Only" vielleicht in hörbare Durchschnittsnotenregionen hieven.

Gesamtwertung: 2.5 Punkte
blood blood dry dry dry dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. One And Only
02. Feed Your Fantasy
03. Fight For Your Rights
04. Heartbroken
05. Gold And Diamonds
06. Dead Man Shoes
07. Truth Is Dying
08. Rocking The World
09. Run Away
10. World Of Fools
11. Condemned Liberty
12. Blind Rage
Band Website: www.anvilmetal.com
Medium: CD + digital
Spieldauer: 45:30 Minuten
VÖ: 28.06.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten