Ein Interview von Wulfgar vom 17.06.2011 (25698 mal gelesen)
Gerade ist das neue PAIN Album draußen. Und was heißt das für Mastermind Tägtgren? Promotion, Promotion, Promotion.
Jedenfalls war der sympathische Schwede sehr kommunikativ und gut aufgelegt, als wir telefoniert haben.
Hallo Peter, als Erstes mal vielen Dank für das Interview, als großer Fan von PAIN, und seit kurzem auch HYPOCRISY, ist es mir eine besondere Ehre.
Peter: Oh, danke Mann.
Wie gehts dir und der Band?
Peter: Yeah, perfekt! Wir haben gerade herausgefunden, dass wir in Deutschland in den Top Fourty gelandet sind. War gerade diese Woche, es könnte gerade nicht besser sein.
Ich weiß, dass du heute schon ne Menge Interviews hinter dich gebracht hast und auch hiernach noch damit zu tun hast. Ich denke, dein Ohr müsste langsam zu glühen anfangen.
Peter: (lacht) Nein nein, so schlimm ist es noch nicht.
Trotzdem als kleine Abkühlung - erinnerst du dich an den kältesten Gig, den du bis jetzt gespielt hast?
Peter: Hhmm, meinst du jetzt kalt von der Temperatur her oder als Publikumsreaktion gesehen?
Wie du willst.
Peter: Naja, wir hatten mal so einen Outside Gig. Wo war das noch...in Russland oder so und es war derartig scheiße kalt da, dass man vor dem Auftritt die Saiten der Gitarre kaum gespürt hat (lacht). Ich meine, es ist ziemlich schwer, die Finger zu bewegen und richtig zu spielen, wenn man seine Finger nicht spürt. Aber wenn's um Kälte in einer Menge vor der Bühne geht. Es gab mal einen oder zwei ziemlich seltsame Auftritte, ich glaube das war in Polen, der Menge da hat es wirklich nicht besonders gefallen. Dann denkst du dir: Ok, ich muss es wohl besser machen. Aber letzlich versuchen wir, die Leute zu überzeugen.
In letzter Zeit gab es viele verschiedene Gerüchte über die Schließung des Abyss Studios, was kannst du uns dazu sagen?
Peter: Nein, geschlossen sind sie nicht. Es ist eher so, dass ich mit HYPOCRISY und PAIN jetzt schon seit 5 oder 6 Jahren so beschäftigt bin, weil ich einfach mehr Mühe in meine eigenen Bands investieren wollte. Um die Alben fertig stellen zu können, auf Tour zu gehen, die Fans zu treffen und so. Es war also einfach nicht genug Zeit, große Produktionen zu machen. Es war eher so, dass ich zwischendurch mal eine Woche dort war, um Bands abzumischen, oder so. Aber ab dem nächsten Jahr werde ich wieder damit anfangen, weil ich fühle, dass es Zeit ist, wieder Bands aufzunehmen und zu produzieren.
Sind die Fragen darüber, dass du ein Workaholic bist und ob du mal eine Pause brauchst, 6 Jahre nach deinem kleinen 2 Minuten Todestrip, eigentlich weniger geworden?
Peter: Weißt du, das hat mich nie besonders berührt. Ich habe mich immer so gefühlt, als ob jemand den falschen Körper gestoppt hätte (lacht). Ich habe dadurch nicht aufgehört, Gas zu geben, aber wenn man die ganze Zeit zurückblickt und denkt, oh mein Gott, ich werde sterben, dann wird man kein schönes Leben haben. Also hab ich immer versucht, so viel zu geben wie ich kann.
Wer würde das wohl bezweifeln. In früheren Interviews hast du gesagt, dass die Sachen, die du für ein PAIN oder HYPOCRISY Album schreibst, hauptsächlich um die Dinge gehen, die in deinem Leben passieren.
Peter: Naja nein, eigentlich eher mit PAIN. Bei HYPOCRISY Zeug kannst du mehr abgehobene Sachen machen. Das geht von Religion über SciFi und Horror Geschichten. Aber bei PAIN sind es schon reale Sachen, die jeder sehen kann, also kein Fantasie Zeug. Ob ich damit einverstanden bin oder nicht, einfach Dinge über die ich schreiben will. Ich meine, du kannst ja nicht anfangen über irgendeinen Bullshit zu schreiben. Es passt einfach gut, wenn ich darüber schreibe und viele der Fans finden das gut und sagen mir, dass sie solche Dinge ganz ähnlich sehen. Also ich bin da auf der richtigen Spur, denke ich.
Faktisch bist du eine der produktivsten Figuren im Metal-Geschäft. Es gab fast jedes Jahr ein neues Album, das du gemacht hast und das für die letzten 8 oder 9 Jahre.
Peter: (lacht) 20 Jahre.
Oder sogar 20.
Peter: Was soll ich sagen, ich finde es einfach gut. Ich meine, wenn man Ideen hat, soll man auch versuchen sie umzusetzen. Natürlich ist nicht spontan jede Idee, die man hat, gut. Deshalb ist es manchmal ganz gut, Riffs und Songs zu sammeln, bevor man sie veröffentlicht, weil man dann später darauf zurückgreifen kann, um daran zu arbeiten oder sie zu verfeinern, anstatt einfach direkt loszulegen.
Gab es bestimmte Sachen, die einen hauptsächlichen Einfluss auf das neue Album hatten?
Peter: Ja, tatsächlich, meine Gitarre. Die Art und Weise, wie ich geschrieben habe, die Songs waren weit mehr Gitarren-geprägt als sonst. In der Vergangenheit war das Keyboard immer im Focus und dann hat man Gitarrenspuren darunter gelegt. Und diesmal hat es sich für mich richtig angefühlt...ich weiß nicht genau warum, aber ich habe angefangen Gitarrenriffs zu schreiben und deshalb ist das Album vielleicht etwas näher am HYPOCRISY Stil als sonst, hat aber immer noch die PAIN Merkmale. Ich denke, es liegt daran, dass ich das Album diesmal komplett auf der Gitarre geschrieben habe.
Kommen wir mal zu einem Song, den ich persönlich sehr geil finde. Ist 'The great Pretender' eine reale Person?
Peter: Ehm nein, ich denke es geht eher darum ein cooler Typ sein zu wollen, so ein Supermann-Typ, der versucht, die Welt zu retten, darin aber dauernd versagt. So wie der Superheld, der in der Telefonzelle verschwindet um sein Kostüm anzuziehen, aber er passt eigentlich gar nicht rein. Er ist eigentlich mehr ein Clown als ein Superheld, aber er versucht sein Bestes.
Könntest du uns den Dreh des 'Dirty Women' Videos beschreiben? Nebenbei, echt schade um das zerstörte Drumset.
Peter: Ja, Mann ich weiß, aber alles im Namen des Rock`n Roll. (Wir müssen beide lachen [Anm.d.A.])
Ich wollte mal was anderes machen und diesmal nicht im Focus stehen. Ich wollte, dass mal jemand anderes in der Band im Rampenlicht steht. Wir kamen dann auf diese Idee, ich glaube, es war in Südamerika auf der HYPOCRISY Tour letztes Jahr im September. Ich und die Manager haben uns zusammengesetzt und haben Ideen für das PAIN-Album gesammelt, weil das HYPO-Album war schon fertig war und Südamerika das letzte war, was wir gemacht haben. Also haben wir mit Ideen jongliert und ich hatte dann die Idee, dass der Drummer anfangen könnte, irgendeine verrückte Scheiße abzuziehen, während wir vorne stehen, versuchen cool auszusehen und gar nichts mitkriegen. Es war eigentlich so gedacht, einen one-shot zu machen, d.h. keine Frauen, nichts, nur eine Kamera von vorne und das war's. Aber dann kamen Pyrotechnik und Feuer dazu und dann haben wir gedacht: Ok, wir müssen es mit mehreren Aufnahmen machen.
Na, wenn ich jetzt höre wie es gemeint war, kann man schon sagen dass es auch so rüberkommt.
Peter: Ja, finde ich auch. Ich meine, Ok, PAIN ist meine Band und jeder sieht mich immer vorne stehen. Aber lass doch ruhig ein paar mehr Leute rausbringen. Mehr Leute dazugehören und verrückte Sachen machen. PAIN-Videos waren sowieso schon immer ein bisschen lustig.
Na gut, hast den den deutschen Freakos da draußen noch was zu sagen?
Peter: Yeah, vielen Dank, dass ihr uns geholfen habt in die deutschen Top-Fourty einzusteigen. Das war auf eine positive Art und Weise sehr überraschend.