Livebericht Nitrogods |
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Ein Livebericht von Krümel aus Andernach (Juz-Liveclub) - 26.10.2019 (26434 mal gelesen) |
Drei mal Rock'n'Roll auf unterschiedlichste Interpretationsweisen. Dazu ein Line-up, welches mit PSYCHOPUNCH eine uns schon sehr vertraute Band und mit den NITROGODS eine kürzlich begeisterte Rezension für uns bereithielt. Grund genug, in die Metal-Hochburg Andernach zu fahren, und sich dort im JUZ Live Club mal ein etwas alternativeres Programm zu geben.![]() ![]() MAXXWELL fahren sich heute mehr als einen Achtungserfolg ein. Auch wenn sie für viele nicht geläufig sind, beweisen sie, dass man mit Enthusiasmus und Schweiß jedes Publikum knacken kann. ![]() ![]() ![]() PSYCHOPUNCH legen in meinen Augen einen richtig geilen Gig hin, bei dem aber eine unglückliche Kombination aus Erwartungshaltung des Publikums und der Songauswahl nicht zum durchschlagenden Stimmungserfolg führt. Das eher rockig-metallische Publikum hätte mit mehr flotten Nummern des aktuellen Albums bei der Stange gehalten werden müssen. Als die Band mit erhobenem Bier ermahnt, das Trinken nicht zu vergessen, hoffe ich stark auf den Wirbelsturm 'Raise Your Glass', der aber leider heute ausgespart bleibt. Die rock'n'rolligen Nummern mit dem Fifties-Feeling sind zu stark im Set vertreten, die flotten Gassenhauer zu wenig. Da das neue Album auch gerade erst ein paar Tage auf dem Markt ist, ist es auch leider schwer für viele, direkt richtig einzusteigen. Aber egal - von allen PSYCHOPUNCH-Gigs haben die fünf in Andernach die in meinen Augen beste Leistung abgeliefert. Show gut, Stimme gut, der Großteil der Songs stark. Aber eben nicht für jedermann/-frau. Anfang des Sommers hatte mich das aktuelle NITROGODS-Album "Rebel Dayz" schon sehr für sich eingenommen. Denn Henny Wolters Gitarre, die staubtrockenen Drums von Klaus Sperling und vor allem Bassists Claus "Oimel" Larchers Organ klingen - wie es sich für ordentlichen Rock 'n' Roll gehört - so richtig dreckig; kurz gesagt eben: Dirty, dirty, dirty ... Daher bin ich an diesem Abend natürlich mächtig auf meine Live-Premiere der Truppe gespannt. Wird sie, wie ich es in meinem Review vermutet habe, hier und heute beim zweiten Date der diesjährigen "Rebel Dayz"-Tour ihren Fans viel Spaß bereiten? Das hoffe ich doch, denn bereits während der Umbaupause füllt sich die Halle des JUZ zusehends mit der erwartungsvollen Zuschauerschar. Bevor das Trio aber die Bretter entert, muss natürlich für Fronter Oimel das obligatorische Weizenbier an den Mikroständer geklemmt werden. Nicht, dass der Arme noch trocken läuft ... das wäre höchst unverantwortlich. ![]() Als dann alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird nicht lang gefackelt und man legt mit 'Black Car Driving Man' vom selbstbetitelten 2012er Debütalbum los. Spätestens mit den folgenden aktuellen Stücken 'Rebel Dayz' und 'Breaking Loose' haben die Herren aus Hannover und Stuttgart das Publikum fest im Griff. Denn sie beweisen eindrucksvoll, dass es für einen mitreißenden Rock 'n' Roll-Gig keines großen Tamtams und auch keiner 1000 Mitmusiker bedarf. Man braucht einfach nur drei gestandene Kerle, die jeden Song mit viel Herzblut performen. Schon jetzt gefallen mir NITROGODS noch besser als auf Platte. Live räumen sie - trotz des zugegeben etwas älteren Kalibers - einfach mächtig ab und präsentieren sich so dermaßen lässig, als hätten sie die gesamte Coolness dieser Welt für sich gepachtet (vor allem bei 'At Least I'm Drunk (In Hell)'). Sänger und Bass-Saitenzupfer Oimel nimmt zwischendrin immer wieder große Schlucke seines Weizenbiers zu sich - bestimmt nur mit der Absicht seinen imposanten Resonanzkörper zu pflegen und die knarzige Stimme zu ölen, die stellenweise eine große LEMMY-Ähnlichkeit aufweist. Diese Tatsache ist logischerweise nicht nur mir aufgefallen, denn während einer Ansage meint Oimel dann auch trocken: "Manche Leute sagen uns ja, wir würden sie an MOTÖRHEAD erinnern. Tja, natürlich habt ihr Recht!" - und dann hauen uns NITROGODS 'Damn Right (They Call It Rock 'n' Roll)' aus ihrem 2014er Werk "Rats & Rumours" um die Ohren. ![]() In der Mitte des Set nach 'Rancid Rock' legt Felldrescher Klaus Sperling ein schönes Drumsolo ein. Aber damit noch nicht genug des Zwischenspiels. Denn Klaus krabbelt sodann hinter seinem Drumkit hervor und hält ein beeindruckendes Plädoyer gegen Playback und zu moderne Technik, indem er einfach mit einem seiner Drumsticks den Takt und Beat des Sounds weiter vorgibt - völlig ohne technischen Schnickschnack wie ClickTrack oder ähnliches. Das kommt bei den Leuten vor der Bühne supergut an, eben weil es auf eine witzige und ungewöhnliche Art präsentiert wird. Danach haben die NITROGODS weitere Stücke aus ihrer aktuellen, aber auch ganz frühen Schaffensphasen für uns in petto. Insgesamt umfasst die Setlist an diesem Abend sage und schreibe siebzehn Rock-Granaten. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass der Dreier einfach supercool rüberkommt und alle Zuschauer mitreißt und begeistert? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit ... Die Kerle sind einfach Spitzenklasse! ![]() Leider, leider, endet mit 'Whiskey Wonderland' und 'Wasted In Berlin' der reguläre Auftritt. Das will allerdings die aufheizte Meute in der Halle so gar nicht akzeptieren und fordert mit vehementen "Zugabe"-Rufen zur Rückkehr auf die Bretter auf. Natürlich lassen sich die Herren nicht lange bitten und legen sehr zum Erstaunen und dann zur riesigen Freude der Zuschauer eiskalt mit 'Ace Of Spades' los. Da gibt es nun endgültig kein Halten mehr in der Hallenmitte: Das Andernacher Publikum kocht und ein ordentlicher Moshpit entsteht, der erst zur Ruhe kommt, als der letzte Hall des an- und abschließenden 'Overkill' verklingt. Da ist es natürlich nicht verwunderlich, dass die Leute ihre Jungs mit einem tosenden Applaus verabschieden. Das hat sich die Band auch mehr als redlich verdient. Was für ein Rock 'n' Roll-Fest! Für mich eindeutig das beste Konzert in diesem Jahr. Und wenn ich so recht überlege, auch eine der besten Live-Shows überhaupt, die ich in den letzten 30 Jahren erleben durfte. Danke NITROGODS! |
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