Symphorce - phorcefulAhead

Review von Odin vom 14.11.2002 (9987 mal gelesen)
Symphorce - phorcefulAhead Wiedermal eine Scheibe, die sich lange bei mir aufhält, bevor sie besprochen wird. Allerdings hat sie in diesen Tagen auch einen Großteil der Zeit im CD-Player verbracht, da fühlt sie sich richtig wohl und man gönnt es ihr auch.

Nach einem ruhigen, düsteren Einstieg stampft schon gleich "Speak My Mind" los, planiert den Boden für die restlichen 9 Songs. Von Anfang an wird eine angenehme Atmosphäre verbreitet, ein paar Keyboardsounds tragen auch ihren Teil dazu bei, aber hauptsächlich sind es die mächtigen, schleppenden Gitarren und Andy B. Francks Stimme, die alles fest im Griff hat.
Nahtlos geht es weiter zu "Unbroken", welches erstmal das Gaspedal durchdrückt und zwei Gänge weiter schaltet. Zwar spart man sich noch ein, zwei Gänge nach oben auf, aber dafür erweist sich dieser Song schnell als hartnäckiges Krabbeltier im Ohr des Hörers. "Unbroken" ist einer der 'schlimmsten' Songs in dieser Hinsicht, die es in letzter Zeit zu hören gab. Der Chorus ist einfach, kurz und wirksam. Goldkelchen Andy ist ja inzwischen schon hinreichend bekannt durch seine Arbeit als Frontmann bei Brainstorm, aber hier kann er sein ganzes Gespür für große Melodien und Kompositionen ausspielen.

Weiter geht es im gehobenen Midtempo und auch schonmal einem Riff, das an die Kollegen von Primal Fear erinnert. So sind die folgenden Songs auch nicht sehr außergewöhnlich, geizen nicht mit Riffs und Melodien, die aber selten so glatt und geschmeidig sind wie beim Gros der Genre-Vertreter. Wenn man alles, was etwas sperriger ist als simpler Power Metal, als progressiv bezeichnen will, dann wandern Symphorce auch schonmal auf Prog-Metal Pfaden. Im Grunde genommen sind die Songs aber einfach etwas abwechslungsreicher und ausgefeilter zusammengebaut, was manchmal den Einstieg erschwert, aber der Band auch einen ganz eigenen Charakter verleiht.

So meint man zum Beispiel am Anfang von "Longing Home" deutliche Anleihen von Grave Digger ausmachen zu können, wenn Andy wieder etwas düsterer und tiefer singt (klingt wie Chris Boltendahls cleaner Gesang auf "The Grave Digger").

Nicht mit allen Songs kann ich mich vorbehaltlos anfreunden, so bin ich mit dem folgenden "Moving In Circles" noch nicht ganz einig, ob es ein grandioser Live-Song ist oder ein komisches Experiment mit verzerrten Vocals. Jedenfalls ist das mehrstimmige Flitzefinger-Solo über dem anfangs Phaser-verzerrten Bass ziemlich cool. Was uns zur Instrumentalfraktion insgesamt bringt. Die leistet ganze Arbeit. Nicht zuletzt Gitarrist Cede (Freedom Call) packt eine ordentliche Portion Engagement in die Saiten, und auch die Drumms wurden schonmal zärtlicher behandelt. Die Produktion räumt jedem seinen Raum ein und hält den Sound trotzdem kompakt und einigermaßen druckvoll. Die Zusammenarbeit von Produktion und ausgefeilter Arbeit der Musiker kommt im dichten "Your Blood, My Soul" recht gut zum Ausdruck.

Inzwischen nähern wir uns der Klimax des Albums. Wer beim tierisch rockenden "Rage Of Violence" noch die Matte stillhalten kann, der sollte sich dringendst überlegen, ob er nicht lieber schnell die Halle verlassen sollte! Hier ist es mal andersherum, denn im Refrain kann man eine Auszeit nehmen - aber zum Glück geht es danach wieder weiter im Riff. Dieser Song sollte live eine echte Waffe sein und wird Symphorce hoffentlich im Frühjahr durch die Hallen begleiten.

Mit dem treibenden und bedrohlichen "Touch And Infected" sowie dem wiederum atmosphärischen "Nothin' Left" beendet man dann einen Durchgang des Albums. Man kann recht zufrieden auf die etwa 48 vergangenen Minuten zurückschauen. Ohne echte Ausfälle, aber mit einigen ganz großen Songs gehen Symphorce wirklich volle Kraft voraus in die nächste Runde. Vielleicht schmecken die Arrangements nicht jedem Metal Anhänger gleich gut, aber der Unterhaltungs- und musikalische Wert von "phorcefulAhead" liegt ganz schön hoch.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
1. Speak My Mind
2. Unbroken
3. Slow Down
4. Longing Home
5. Moving in Circles
6. Falling Through Again
7. Your Blood, My Soul
8. Rage Of Violence
9. Touched And Infected
10. Nothin' Left
Band Website: www.myspace.com/symphorcepower
Medium: CD
Spieldauer: 47:07 Minuten
VÖ: 18.11.2002

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