Lacuna Coil - Comalies | |
---|---|
Review von Opa Steve vom 07.09.2002 (14535 mal gelesen) | |
Lacuna Coil gehören für mich zu den wenigen berechtigten Senkrechtstartern dieses Business, und jeder, der mich kennt, weiss, wie sehr ich diese Band schon in frühen Tagen geliebt und ihr Grosses vorausgesagt habe. Ein dritter Longplayer wird immer mit Spannung erwartet. Wird man die bisherige Steigerung beibehalten können, oder sich konzeptionell in Wirrungen verzetteln? Nein, so spannend möchte ich es nicht machen. Um es vorweg zu nehmen: das neue Album "Comalies" baut den im superstarken Vorgänger "Unleashed Memories" eingeschlagenen Weg weiter aus, ohne sich im Drang zu waghalsigen Experimenten oder gar kühler stilistischer Berechnung zu verlieren. Comalies, wieder in identischer Besetzung und wieder mit Waldemar Sorychta an den Knöpfen eingespielt, ist soundmäßig das bisher stärkste Album. Die Produktion ist druckvoll, sehr transparent, aber ohne die nötige Härte zu verlieren. Es wird weitaus mehr Studiotechnik eingesetzt als beim Reverie-Album, welches eher noch einen ordentlichen Homestudio-Charme versprühte. Passend zu den ausgefeilten Arrangements besitzt jede Spur, jede Stimme den passenden Sound, die passenden Effekte, und das passende Panorama. Normalerweise bin ich ja ein Skeptiker bei solch ausgefeilten Produktionen, da man bei der Live-Reproduktion ja doch in einige Verlegenheit gerät. Aber hier erfreut es nicht nur zum Einen das Ohr des Hörers, sondern es wurde auf spektakuläre Spielereien verzichtet, so dass alles weniger dramatisch ist, als man eigentlich meinen will. Dank digitaler Soundboards sollte heute jedes Instrumentenequipment in der Lage sein, auch live einen reibungslosen Soundwechsel jeglicher Coleur zu ermöglichen. Wer Sorychta schon mal mit Grip Inc. Live gesehen hat, weiss, wie sehr er auf einen Riesensack Gitarrensounds im Gepäck steht. Doch kommen wir zur Musik: die 13 Songs dieses über 50 Minuten langen Albums sind geschickt angeordnet. Die Mailänder starten mit einem sperrigen "Swamped" und lassen es auch mit dem folgenden "Heaven's a lie" erst mal ruhig angehen. Auffällig ist schon wieder die erneute Steigerung der Vocalisten Cristina und Andrea. Beide sind noch vielfältiger und ausdrucksstärker geworden. Trotzdem: die Songs sind jetzt noch nicht so spektakulär. Aber gewinnen tut am Schluss der, der sich seine Kräfte aufspart. Ab nun folgt Steigerung auf Steigerung: "Daylight Dancer" mit seinen monotonen, Ultravox-ähnlichen Analogsynths fesselt sofort durch Andreas klasse Gesangslinie. Das Album gewinnt immer mehr, nicht nur an Fahrt (z.B. Self Deception, welches auch auf Paradise Lost's "Icon" einen Platz gefunden hätte), sondern auch an Tiefe sowie stilistischer Vielfalt. Natürlich dominieren die SloMo-Riffs, weil sie besonders viel Platz lassen, aber auch rhythmusbetonte Songs wie "Unspoken" oder Banger vom Schlage "The Prophet said" sorgen nach wie vor für gute Auflockerung. Balladen oder Gothic-Elemente sorgen zwischendurch für wohlige Gänsehaut. Mich fesselt alles an dieser Band. Die Leichtfüßigkeit der doch sehr emotionalen Kompositionen, die starken Stimmen des Gesangsduos, die Gitarren, die nicht alles zerhacken, sondern ihren optimalen Platz einnehmen, und nicht zuletzt Cristianos interessantes und wohlplatziertes Drumming (man höre sich die Akzente bei "Tight Rope" an). Lacuna Coil sind noch eine Spur ruhiger geworden. Für meinen Geschmack sollte hier aber auch Schluß sein. Die Balance aus Produktion, Vielfalt und Emotion ist erreicht. Gerne würde ich nochmal so fantastische Rocker wie "My Wings" hören, aber auch so haben wir es mit einer wirklich besonderen Band zu tun, der der Erfolg gegönnt sei. Einen leichten Punktabzug gibt's nur für die beiden Opener, die bei dem ansonst gebotenen Niveau leider nicht mithalten können. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
1. Swamped 2. Heaven's Lie 3. Daylight Dancer 4. Humane 5. Self Deception 6. Aeon 7. Tight Rope 8. The Ghost Woman And The Hunter 9. Unspoken 10. Entwined 11. The Prophet Said 12. Angel's Punishment 13. Comalies | Band Website: www.lacunacoil.it Medium: CD Spieldauer: 51:51 Minuten VÖ: 23.09.2002 |
Alle Artikel