Sortilège - Phoenix

Review von baarikärpänen vom 03.09.2021 (9266 mal gelesen)
Sortilège - Phoenix Einen nahezu magischen Abend erlebten die Besucher des KIT 2019, als neben Sänger Christian "Zouille" Augustin immerhin noch drei weitere Mitglieder der 80er-Besetzung zur Reunion-Show von SORTILÈGE baten. Da waren sich alle Anwesenden einig. Die Geschichte und den Einfluss dieser Truppe auf den französichen Metal-Sektor der frühen Jahre muss man nun wirklich keinem mehr erklären. Wie hoch das Ansehen der Band ist zeigt sich alleine schon daran, dass sie auch von nachwachsenden Generationen, die zur Blütezeit von SORTILÈGE noch nicht mal in Planung waren, geradezu vergöttert werden. Nach dem umjubelten KIT-Auftritt folgten weitere Konzerte, unter anderem auch auf der 70.000 Tons Of Metal-Kreuzfahrt. Aber das war 2019 und wir schreiben mittlerweile 2021. SORTILÈGE gibt es immer noch, aber außer Zouille ist nun keiner der Musiker mehr an Bord, die mit ihrer EP und den Alben "Métamorphose" (zu empfehlen der Re-Release auf zwei CDs; die zweite Scheibe bietet das Album in der Produktion, die von der Band eigentlich gewünscht war) und "Larmes De Héros" das nächste große Ding aus Frankreich hätten werden können. Sowas führt bei mir immer zu der Frage, inwieweit das noch gerechtfertigt ist, die Band unter dem ursprünglichen Namen weiterzuführen. Zumal Zouille in den Jahren zuvor unter eigenem Namen auch nicht untätig war. Ein weiterer Punkt dürfte auch der sein, dass schon so mancher Musiker sein musikalisches Erbe mit einer halbgaren neuen Truppe so ziemlich zersemmelt hat. Ein Beispiel dafür waren unter anderem die Dänen EVIL. Ich hätte gerne herausgefunden, warum das so ist, aber Interviewanfragen wurden seitens des Managements abgeblockt. Glaubt man dem, was Zouille im Vlog so sagt, gab es aber kein böses Blut (dieses und weitere interessante Videos rum um "Phoenix" findet ihr auf YouTube ). Nun gut, erste Hinweise könnte das neue Album "Phoenix" bringen.

imgcenter


"Phoenix" allerdings taugt dazu erst mal nur bedingt. 14 Songs befinden sich auf dem Album, wovon 12 Neueinspielungen älterer Klassiker sind, plus zwei Stücke neueren Datums. An sich ist das keine schlechte Idee, die neuen Musiker erst mal mit solch einem Album den Fans vorzustellen. Klar dürfte damit aber auch sein, dass vor allem die älteren Songs ein wenig anders klingen. Neben Christian "Zouille" Augustin bestehen SORTILÈGE jetzt aus Gitarrist Olivier Spitzer (u. a. SATAN JOKERS), Gitarrist Bruno Ramos (MANIGANCE), Bassist Sébastien Bonnet (ZUUL FX) und Schlagzeuger Clément Rouxel (ZUUL FX). Vor allem die Wahl der Rhythmusabteilung klingt spannend, weil ZUUL FX für derben Industrial- beziehungsweise Thrash Metal stehen. Dass beide Musiker sich aber auch im Bereich des eher traditionellen Metals wohlfühlen, wird schon nach dem ersten Durchlauf von "Phoenix" deutlich.

SORTILÈGE (oder doch besser Zouille?) hätten es sich einfach machen und auf Nummer sicher gehen können, indem sie die Produktion möglichst oldschool gehalten hätten. Ich bin mir fast sicher, dass sich viele Hörer sogar an der sehr modern klingenden Produktion stören werden. Auf der anderen Seite allerdings macht gerade der frische Sound deutlich, wie zeitlos gerade die alten Klassiker sind, denn sie funktionieren auch im neuen Klanggewand perfekt. Gerade Songs wie 'D'Ailleurs', 'Messager' oder 'Sortilège' bekommen mächtig Wumms, ein Stück wie das vormals eher mittelprächtige 'Quand Un Aveugle Réve' wird deutlich aufgewertet. Wo wir schon bei der Songauswahl sind, könnte man doch leicht ins Nörgeln kommen, weil SORTILÈGE einigen Stücken eine Frischzellenkur gegönnt haben, die bei mir persönlich nicht auf der Hitliste gelandet wären, wie zum Beispiel 'Marchand D'Hommes' oder 'Mourir Pour Une Princesse'. Aber, wie bereits gesagt, gerade die Songs, die früher gerne unter den Teppich gekehrt wurden, gewinnen durch die Produktion. Vor allem aber auch durch die beiden Gitarristen, die mit ihrem Spiel sehr zu gefallen wissen. Mir persönlich sind zu viele Stücke von "Larmes De Héros" auf dem Album gelandet. Mehr Fokus auf "Métamorphose" (vor allem 'Hymne A La Mort' fehlt) hätte mir besser gefallen. Aber letztlich Meckern auf hohem Niveau.

Bleiben die beiden neuen Songs 'Phoenix' und 'Toujours Plus Haut'. Der Titelsong ist natürlich bewusst gewählt. Nicht umsonst heißt es im Chorus "Wie ein Phönix erhebt sich Sortilège". Auch wenn der Song sehr modernmetallisch beginnt, wird spätestens mit dem einsetzenden Gesang ein typischer SORTILÈGE-Banger daraus, der zudem mit einem extrem eingängigen Chorus aufwartet. 'Toujours Plus Haut' liegt Zouille nach eigener Aussage sehr am Herzen. Textlich eine Parabel, mit der Zouille den Menschen seinen Respekt zollt, die mit einer Behinderung geboren wurden und trotzdem ihr tägliches Leben meistern. Wer die Musik beigesteuert hat, ist leider aus den Infos nicht ersichtlich, aber ich tippe gewaltig auf Bruno Ramos, da der Track eine nahezu perfekte Verbindung zwischen den Trademarks von MANIGANCE und SORTILÈGE herstellt. Ich finde, SORTILÈGE haben den Spagat geschafft, modern zu klingen, ohne die alten Stärken zu vernachlässigen. Sollten SORTILÈGE auf dem für 2022 angekündigten neuen Album die Qualität der beiden neuen Songs halten, dürfen wir uns auf jeden Fall freuen.

Noch ein paar Worte zu Zouille, der mit seiner einzigartigen Stimme maßgeblich für den Erfolg von SORTILÈGE stand. Natürlich muss auch er dem Alter Tribut zollen. So verwundert es nicht, dass er die alten Songs etwas tiefer aber dennoch kraftvoll singt, sogar den ein oder anderen spitzen Schrei immer noch rauslässt. Ich finde sogar, dass seine Stimme sogar noch etwas besser klingt mit dem rauhen Timbre. Bei 'Phoenix' erinnert mich das sogar verdammt an Graham Bonnet (RAINBOW, ALCATRAZZ und weitere).

Leider ist "Phoenix" nur als Import zu haben, aber das sollte keinen davon abhalten, seine Fühler gen Frankreich auszustrecken. Die eingangs erwähnten Bedenken, ob das Unterfangen funktioniert, mit einer komplett neuen Hintermannschaft und einer zeitgemäßen Produktion die großartigen alten Songs neu einzuspielen, sind bei mir nach mehreren Durchläufen komplett zerstreut. Es funktioniert prächtig. Selbst Die Hard-Oldschooler sollten mit "Phoenix" keinerei Probleme haben. Für den Mut und die Umsetzung gibt es satte neun Punkte von meiner Seite.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. D'Ailleurs
02. Progeniture
03. Delire D'un Fou
04. Messager
05. Phoenix
06. Majesté
07. Mourir Pour Une Princesse
08. Civilisation Perdue
09. Gladiateur
10. Quand Un Aveugle Réve
11. Toujours Plus Haut
12. Marchand D'Hommes
13. Chasse Le Dragon
14. Sortilège
Band Website: www.facebook.com/SortilegeWithZouille
Medium: CD, LP
Spieldauer: 63:24 Minuten
VÖ: 27.08.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Der pappige Schlagzeugklang ist echt zum heulen, das ist nicht metal, dieses billige geratter, wann kritisiert das endlich mal ein echter Metaller, das finden nur kinder gut!
(04.09.2021 von Gurgengandalf)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten