Pristine - Road Back To Ruin | |
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Review von Rockmaster vom 05.05.2019 (7564 mal gelesen) | |
Was für ein vielseitiges und gelungenes Werk, das PRISTINE aus Norwegen hier mit "Road Back To Ruin" präsentieren. Schlägt man den Bandnamen in einschlägigen Wörterbüchern nach, erfährt man, dass er "makellos" oder auch "ursprünglich" heißen kann, und dass offenbar gleich in mehreren Sprachen. Beides kann ich nur voll bestätigen. Der Opener 'Sinnerman', eher einer der schnelleren und härteren Titel des Albums verfängt gleich total, und schon ist's um den Anhänger des "ursprünglichen" Hard Rock geschehen. Einen kurzen Moment lang (aber wirklich nur einen kurzen) könnte man an die alten DEEP PURPLE denken, so kompakt und treibend kommt der Song daher. Tempo und Drive begeistern, Sängerin Heidi Solheim ist der Hammer, und gekrönt wird der Titel von einem Solo auf der Hammond Orgel, die bei der Aufnahme des Albums leider nur von Gastmusikern bedient wurde. Ein Traum, da werden glatt meine Augen feucht. Der Titelsong 'Road Back To Ruin' ist langsamer und lässt etwas deutlicher spüren, dass die Band tendenziell eher im Blues Rock zu verorten ist, vom Rhythmus her etwas schleppender und dennoch fesselnd. Drummer Ottar Tøllefsen gelingt es großartig, den Song abwechslungsreich zu untermalen. Kongenial unterstützt wird er dabei von Gustav Eidsvik am Bass, der auch dann, wenn die Band eher einen kompakten Sound generiert, immer eigenständig bleibt. Espen Elverum Jacobsen an der Gitarre fehlt aus der Stammbesetzung noch, der mal mit der Hammond Orgel, gespielt von den Gastmusikern Anders Oskal und Hansi Enzensperger, verschmilzt, und mal in bester ROLLING STONES-Manier die Leads schrammelt. Ein echtes Highlight auf dem Album ist der Song 'Bluebird', der aus seinem relativ konstanten Rhythmus mit ein paar scheinbar einfachen Breaks eine unglaublich fesselnde Wirkung erzielt. Faszinierend ist auch der emotionale Titel 'Aurora Skies', der aus seiner Ruhe eine Sogwirkung erzeugt, der man sich nicht entziehen kann. Wer nicht wirklich aufmerksam zuhört, könnte ab der Mitte des Albums "Pulver verschossen" herumkritteln, denn tatsächlich scheint die Band die Titel der ersten Hälfte hier nicht mehr zu toppen. Aber mal ehrlich, wen stört's? Wir schreiben hier keine griechische Tragödie, bei der die Handlung nach zwei Dritteln ihre Klimax erreicht, das Niveau halten PRISTINE allemal. Ein bisschen bedauerlich ist, dass der Beitrag der syrischen Sängerin Rasha Rizk beim Intro des Titels 'Blind Spot' ein wenig untergeht. In der Ausführung ist das weder multi-kulti noch politisch, ich weiß nicht, wie ich das einsortieren soll. 'Your Song', von NEILL YOUNG inspiriert, ist stilistisch ein kleiner Fremdkörper, aber der flotte Schlusstitel 'Dead End' belegt, dass die Band sich eher auf der Überholspur denn in einer Sackgasse befinden dürfte. Auch wenn mit der ausufernden Welle an Blues Rock und Psychedelic Rock-Bands so allerlei auf den Markt schwappt, mit PRISTINE haben wir hier Vertreter der Oberklasse am Start. Müsste man glatt nochmal aufs Konzert gehen, um die hochgelobte Live-Energie zu begutachten. Ach ja, hat hier irgendjemand einen Vergleich zu den BLUES PILLS gezogen? Kann man machen, muss man aber nicht. Sängerin Heidi ist noch ein allgemeiner Appell gegen den Mangel an Empathie in der heutigen Gesellschaft derart wichtig, dass er Eingang in die Credits des Albums gefunden hat: "Take care of each other. Be generous, including and kind". Enough said! Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Sinnerman (3:07) 02. Road Back To Ruin (4:50) 03. Bluebird (5:31) 04. Landslide (3:27) 05. Aurora Skies (5:04) 06. Pioneer (3:02) 07. Blind Spot (7:05) 08. The Sober (3:35) 09. Cause And Effect (6:16) 10. Your Song (3:01) 11. Dead End (2:34) | Band Website: www.pristine-music.com/ Medium: CD Spieldauer: 47:32 Minuten VÖ: 19.04.2019 |
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