Interview mit Federica von Lenore S. Fingers

Ein Interview von Opa Steve vom 13.03.2014 (16574 mal gelesen)
Ein äußerst junger Newcomer aus Italien überzeugte den Rezensenten mit einem gelungenen Debüt-Einstieg. Wir sprachen mit Federica, die als Teenager schon Songs schrieb, die uns zu 9 Blutstropfen gereichen.

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Hallo Federica! LENORE S. FINGERS sind ja noch eine relativ unbekannte Band, weswegen du dich vielleicht erst einmal unseren Lesern vorstellen könntest?

Federica: Hi Stefan, mein Name ist Federica, und ich singe und spiele Gitarre in LENORE S. FINGERS. Wir kommen aus Italien, und unser Album "Inner Tales" kam gerade raus.

In der Kürze liegt die Würze, hahaha! Ihr habt euch ja 2010 gegründet, als die Jüngsten von euch noch Teenager waren. Hat sich das Lineup oder die Musik in dieser Zeit noch verändert?

Federica: Das jüngste Mitglied bin ich selbst, und 2010 war ich gerade mal 14. Alles hat angefangen, als ich Patrizio getroffen hatte. Zu dieser Zeit spielte ich in einer Akustik-Coverband, und als er mich gehört hatte, fragte er mich, ob ich mit ihm spielen würde. Zu dieser Zeit hatte ich schon einige Songs komponiert, die auf "Inner Tales" enthalten sind, z. B. 'The Last Down' oder 'Victoria', aber das waren noch Akustikversionen. Zusammen haben wir begonnen, diese zu arrangieren, wir experimentierten mit anderen Musikern, aber das ultimative Lineup fanden wir dann Ende 2011. Ich glaube nicht, dass wir unsere Musik verändert haben, denn wir haben nie anderes Material umgesetzt, als das, was ich in meinem Zimmer komponierte. Unabhängig davon haben wir natürlich selbstverständlich auch andere Einflüsse.

Wie alt sind denn die Songs auf eurem Debütalbum? Habt ihr auch auf älteres Material von Demos verzichtet?

Federica: Ich habe viele Songs geschrieben, seit ich 10 bin. Alle in rein akustischer Form. Einige Songs, die ich mit 12 geschrieben habe, wurden von der Band angepasst. Aber andere, wie z. B. 'Song To Eros', stammen aus der Zeit, als ich 16 war. Das ist der erste Titel, den wir uns gegriffen haben. Das Konzept von Singles oder Demos mögen wir hingegen gar nicht.

"Inner Tales" hat bei uns eine sehr gute Kritik mit 9/10 Punkten erhalten. Wie waren so die anderen Reaktionen?

Federica: Glücklicherweise waren alle Reviews positiv. Ich habe bemerkt, dass einige Leute - normalerweise die mit den etwas verhaltener positiven Reaktionen - glaubten, uns in eine bestimmte musikalische Ecke stecken zu können. Da das natürlich nicht funktioniert, kamen sie zum Ergebnis, dass wir unseren Stil noch nicht gefunden hätten. Der Rest war aber in der Lage, uns zu beurteilen, ohne uns in irgendeine Form zu pressen.

Könntest du uns etwas über die persönlichen Einflüsse der Bandmitglieder sagen? Steht ihr alle auf das Dark/Gothic-Ding, oder habt ihr eher unterschiedliche Einflüsse?

Federica: Unsere Einflüsse sind sehr unterschiedlich, auch wenn wir alle eine Schnittmenge haben. Mein Haupteinfluss kommt vom Dark Wave und Melodic Metal, Bands wie KATATONIA, THE CURE, PARADISE LOST und so. Patrizio hat sehr ähnliche Vorlieben, aber er tendiert auch zum Hardcore und hört auch sich viele aktuelle Bands an. Gianfranco und Domenico hören vor allem extremen Metal, das genaue Gegenteil von Giuseppe, der Progressive Metal liebt. Nichtsdestotrotz lieben wir alle das Genre, welches wir spielen.

Es ist interessant, solche authentisch melancholische Musik von so jungen Leuten zu hören. Ist dieses Gefühl ein Teil deines realen Lebens, oder magst du einfach diese Art von Musik und passt dich dafür als Person an?

Federica: Alles, was ich schreibe, kommt aus meinen eigenen Erfahrungen. Ich möchte Dampf ablassen oder meine Gefühle durch meine Musik darstellen. Diesbezüglich ist der Titel auch sehr klar. Ich könnte niemals andere Musik auf natürliche Weise schreiben, das wäre dann eher mechanisch.

Die Art, wie sich euer Album präsentiert, offenbart eine kleine, aber sehr feine Note visueller Kunst. Wie wichtig ist das optische Konzept für euch und wer hat das Cover gemacht?

Federica: Das "Inner Tales"-Cover ist die perfekte grafische Wiedergabe des Songs. Das Cover hat Gianfranco gestaltet, der nicht nur unser Drummer ist, sondern auch unser Graphikdesigner. Er hat das Bild des Zimmers gefunden und hat es auf seine Weise verändert: er hat das verträumte Mädchen auf das Bett platziert, er hat viele Details wie das Foto an der Wand und ähnliche Sachen hinzugefügt. Für mich ist die Optik sehr wichtig, denn es ist genauso wie deine Frisur oder deine Kleidung: es erklärt, wie du drauf bist, und gibt deiner Umwelt eine präzise Vorstellung von dir selbst.

Eure Musik ist sehr variabel. Ihr habt die Power-Metal-Gitarren, aber die Songs machen immer Platz für viel Dynamik und leise oder akustische Parts. Die letzteren verlangen dem Gesang mehr ab, da er mehr im Vordergrund steht. Was bevorzugst du zum Singen: die Metal-Parts, oder eher die leisen?

Federica: Um ehrlich zu sein bevorzuge ich die leisen Stellen, denn meiner Meinung nach erreicht das, was in Ruhe und Klarheit vorgetragen wird, einfacher und tiefer die Herzen der Menschen. Nichtsdestotrotz mag ich auch die Heavy-Parts, wenn ich das Gefühl habe, einen starken Gedanken zu vermitteln.

Die Benutzung von Gitarren-Synthies ist in der Metal- und Rockmusik nicht gerade üblich. Welche Stellen unterstützt ihr durch diese Synthies, und wie macht ihr das auf der Bühne?

Federica: Wir wollten eine bestimmte Atmosphäre erschaffen. Die Gitarren-Synthies haben uns dabei sehr geholfen, vor allem bei einigen Arpeggios oder an den Stellen, wo Giuseppes Keyboards schon ausgelastet sind. Patrick ist derjenige, der uns dazu ermuntert hat, und er kümmert sich auch um die Technik.

Wie viele Gigs habt ihr schon gespielt, und was ist für euch interessanter? Auf der Bühne zu stehen, oder an Klängen und Arrangements zu feilen?

Federica: Bevor das Album rauskam, hatten wir lediglich zwei Gelegenheiten, live zu spielen. Nach der Veröffentlichung hatten wir noch vier Dates. Wir wollen jetzt versuchen, so viel wie möglich live zu spielen, denn wir sind neugierig, wie die Leute darauf reagieren. Unabhängig davon arbeiten wir schon am nächsten Album. Ich spiele gerne live, aber ich liebe es auch, meine Zeit mit Komponieren zu verbringen. Ich kann wirklich nicht sagen, was ich wählen würde, wenn ich müsste.

Erzähl uns doch bitte etwas darüber, wie die Songs bei euch entstehen. Bist du der Haupt-Songwriter, oder tragt ihr mit der ganzen Band die Ideen zusammen?

Federica: Der Prozess ist recht simpel: ich schreibe in meinem Zimmer eine akustische Version, dann arrangieren wir die zusammen. Ich schreibe auch die Texte.

Gäbe es einen Traum-Headliner, mit dem ihr gerne touren würdet?

Federica: Da gibt es eine Menge Bands, mit denen ich gern spielen würde ... allen voran KATATONIA.

Ihr seid hauptsächlich in einem Alter, wo man sich um Studium oder Ausbildung kümmert. Wie finanziert ihr die Band und was macht ihr privat, um genügend Zeit für die Band zu haben?

Federica: Patrizio hilft mir finanziell aus, denn meine Eltern sind nicht sehr oft bereit, mir Geld zuzustecken (lacht). Aber ich versuche, den größten Teil meiner Freizeit für das LENORE S.-Projekt aufzubringen, und notfalls vernachlässige ich dafür auch mal die Schule.

Vielen Dank für deine Zeit, die du dir jetzt für Bleeding4Metal genommen hast. Zum Schluss erkläre doch unseren Lesern bitte möglichst kurz, warum sie unbedingt in euer Album reinhören müssen?

Federica: Ich glaube, jeder sollte da reinhören, denn es ist ein spontanes Album, geboren aus ursprünglichen Gefühlen und sein Sound weicht von den Genre-Klassikern ab.

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