Livebericht Hypocrisy (mit Soilwork und Amorphis) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Cologne (Live Music Hall) - 17.04.2006 (36539 mal gelesen) |
An einem Ostermontag lud die illustre Schar von unterschiedlichsten Bands in die LiveMusicHall nach Köln ein, um das Ostereier-Suchen schwermetallisch zu versüßen. Angesichts der bunt zusammengewürfelten Mischung (überwiegend aus dem Nuclear-Blast-Stall) und des Feiertags war man schon gespannt, welches - und vor allem wieviel - Publikum sich denn einfinden würde. Die Befürchtungen bewahrheiteten sich, denn die LiveMusicHall war verglichen mit anderen Package-Touren verhältnismäßig dünn gefüllt, was sich auch leider bis zu den Headlinern nicht mehr siginifikant ändern sollte. Aber auch der Genuss von Bewegungsfreiheit hat was für sich.... Bewegungsfreiheit hatte man beim Opener SILENT DECAY wirklich in ausreichender Menge. Das reservierte Publikum stand noch stumm herum, selbst die ersten Reihen waren gelockert, und mehr als Höflichkeitsapplaus gab's nicht. Viel verheizt wurde bei dem kurzen Gig allerdings auch nicht, denn die sehr Crossover-lastige Musik der Jungs war einfach noch zu eindimensional, um wirklich ins hüpfende Tanzbein zu gehen. Dazu kamen noch gravierende gesangliche Schwächen bei den melodischen Vocalpassagen, welche den Eindruck von SILENT DECAY trotz aller Poserei nicht gerade verbesserte. KORODED boten als zweite Combo auf den Brettern einen Ausblick von dem, wo SILENT DECAY vielleicht mal hinwollen: on stage klang deren Stil nicht unähnlich, aber man merkte doch sehr schnell den Klassenunterschied der Newcomer und KORODED, die schon einige gute Kritiken im Blätter- und Onlinewald einheimsen konnten. Komposition und Darbietung waren wesentlich abwechselungsreicher und auch souveräner. Die Stärke, die KORODED auf ihren Tonträgern ausspielen, entpuppten sich auch live als die Glanzparts dieser Band: nämlich das unverhoffte und immer top gelungene melodische Arrangement zwischen den ansonsten rhythmischen Riff-Attacken. Einige wirklich gelungene Speedattacken motivierten die Matte zum Kreisen, aber aufgrund der heute angesagten Fleischmützenübermacht im Publikum überlegte der sympathische Shouter Jan erst einmal, ob man auch Glatzen kreisen lassen könne.... Netter Gig, der vom Publikum leider auch noch nicht gebührend beachtet wurde. Gespannt durfte man auf BETZEFER sein. Gibt es doch nicht gerade viele metallische Bands aus Israel, die den Weg nach Westeuropa finden. Der Vierer aus dem geheiligten Land war gerade die 2. Woche ihrer Headliner Tour unterwegs, spielten jedoch zwischendurch einige andere Shows mit. Die durchaus sympatischen Jungs lieferten ein echt nettes, stellenweise sehr schnelles Geknüppel ab. Begonnen wurde der Set mit einem ihrer ältesten Tracks 'Shee' von 2001er Album, bevor es dann mit einer Auswahl von Songs aus dem aktuellen Werk "Down Low" weiterging ('Under', '6s & 7s'). Mit 'Bestseller' (bei dem mich Shouter Avital mit seinem Kreischgesang manchmal an Dani Filth erinnerte) und 'Doomsday' gab es sogar einen Ausblick auf die neuere Arbeit von BETZEFER. Der Sänger schonte seine Stimme, die (wie er mir im Anschluss an den Auftritt bei einem Plausch verriet) eh schon durch eine handfeste Grippe angeschlagen war, während des Gigs nicht. BETZEFER ernteten erstmals an diesem noch frühen Abend Zugaberufe, die zeigten, dass die Band bestens beim Publikum in der zu 3/4 gefüllten Halle ankam. Wegen des straffen Zeitplanes konnte leider der Wunsch der Fans nicht erhört werden. Als nächstes enterte der als Special Guest des Festivals angekündigte Fünfer aus Nordhausen, MAROON, die Bühne. Zur Zeit ist die Band auf Tour, um ihr neuestes Werk "When Worlds Collide" zu promoten. Klar, dass die Straight Edge Hardcoreler, deren Musik auch ein wenig mit thrashigen Metal Riffs gespickt ist, dem FUCK EASTER-Publikum einige Töne daraus präsentiert haben. Durch den guten Sound und die agilen Show, vor allem von Sänger Andre, der auch schonmal Hüftschwungeinlagen zum Besten gab, kamen zu dieser relativ frühen Zeit MAROON gut bei der Hörerschaft an. Auch SCAR SYMMETRY stellten sich auf dieser Tour dem bunten Publikum und mussten beweisen, dass sie auch Live den Ansprüchen gerecht werden, die man beim Hören ihrer CDs an sie stellt. Ob's Erfolgsdruck oder allgemeine Nervösität war: das Quintett stand erst mal wie angewurzelt und steif wie 'ne Schülerband auf den Brettern. Ihr melodischer Metal-Core kam so leider eine Prise zu brav rüber. Leider war das durch die Power von BETZEFER oder MAROON verwöhnte Publikum dann doch etwas enttäuscht, obwohl es sich zweifelsohne für SCAR SYMMETRY interessierte. Die 5 Schweden schafften es so leider nicht, sich in der recht kurzen Gig-Dauer so richtig warm zu spielen. Auch ihr Markenzeichen, die zweistimmigen Vocals, litt unter einem wohl nicht so guten Monitorsound, und gerade das sticht natürlich sofort ins Ohr - äh - ins Auge. Da half auch die perfekte Instrumentalarbeit nicht viel weiter. SCAR SYMMETRY konnten ihr Potential leider so nicht ausschöpfen, und man muss den Gig schweren Herzens unter "Pech" verbuchen. Schade, denn diese Band hat im Studio längst bewiesen, dass sie was auf'm Kasten hat. Vielleicht war's auch einfach nur ein schlechter Tag. Jemand, der aber absolut kein Pech hatte und die Halle in ein Meer von Pommesgabeln und geschüttelten Matten verwandelte war die ONE MAN ARMY in Gestalt des Ex-CROWN-Sängers Johan Lindstrand und sein untotes Quartett. Stilsicher mit trashigem "Evil Dead"-Shirt und wie immer grimmig gut bei Stimme nahm Johan das Publikum in Beschlag, während seine Mitstreiter ein Killerriff nach dem anderen aus der PA feuerten. Nach diesem Gig gibt es nicht mehr viel zu sagen als festzustellen, dass diese Band den Namen ONE MAN ARMY wirklich verdient hat. Keine langen Ansagen, pausenlose Power, und zum Abschluss gab's 'Bulldozer Frenzy', welches nochmal die gesamte Halle mächtig aufmischte. Macht euch gefasst auf weitere Killershows dieses Jahr, denn die ONE MAN ARMY wird dieses Jahr noch einige Sommerfestivals in Deutschland heimsuchen. Eine Gelegenheit, die sich niemand entgehenlassen sollte! Ruhiger ging es nun mit AMORPHIS weiter. Nachdem deren langjähriger Sänger vor zwei Jahren die Band verließ, fand man nach intensiver Suche in Tomi Joutsen einen neuen Fronter. Dass diese Wahl nicht falsch war, beweisen die finnischen Death Metaller nun mit ihrem neuen Werk "Eclipse" und ihrem Auftritt auf dem FUCK EASTER-Festival. Mit Songs der neuen Scheibe im Gepäck bot der Sechserpack in der Live Music Hall einen technisch perfekten Set. Die Jungs präsentierten dem Publikum aber auch älteres Material. Sogar von der allerersten Scheibe "The Karelian Istmhus" von 1993 wurde ein Lied gespielt. Vor allem der sympatische und durchaus charismatische Shouter konnte die gut mitgehende Hörerschaft überzeugen. Trotz aller Begeisterung und vieler Zugaberufe der Menge, konnten AMORPHIS leider nicht nochmal auf der Bühne erscheinen. Mit SOILWORK begann nun der schwedische Teil des Abends. Gleich mit den ersten Tönen fiel auf, dass die Jungs um Sänger Bjorn "Speed" Strid unheimlich an Professionaliät gewonnen haben (z.B. im Vergleich zu Auftritten im Rahmen ihrer Tour zum 2002er Album "Natural born chaos"). Dass die meisten der anwesenden Zuschauer nur auf SOILWORK gewartet hatten schlug sich in den engen ersten Reihen nieder. Es waren sogar mehr Leute anwesend als beim anschließenden Headliner HYPOCRISY... Und mit ihrem melodischen Death Metal Core enttäuschten die Schweden SOILWORK ihre große Fangemeinde nicht im Geringsten. Die Jungs präsentierten Songs aus ihrer aktuellen CD "Stabbing Drama" sowie ältere Songs (z.B. 'Bastard Chain', 'The Bringer'). Es gab sogar eine Premiere: der schnelle Hammer 'Stay and wait'. Soundtechnisch waren SOILWORK eine Wand und ließen auch in der Hinsicht nichts zu wünschen übrig. Neben dem agilen Moshpit und den Bangern vor der Bühne, waren auch die Musiker auf den Brettern nicht faul. Vor allem der Shouter und der waldschratige Bassist, der bei 'One with the flies' und auch sonst ständig auf den Monitoren poste, sorgten für Bewegung. Auf Kommando des Sängers hüpfte zum gelungenen Abschluss dann fast die ganze Halle beim letzten Song des Auftrittes 'As we speak'. Nach einem Hallenfestival mit so vielen Bands ist es nicht selten, dass beim Headliner die Leute schon ziemlich verbraucht sind. So hatten auch HYPOCRISY das Problem, sich mit einer Halle zu begnügen, die sich auch für die letzte Band nicht weiter füllte als vorher auch. Zu unterschiedlich war das teilweise vorangegangene modernere Material, und nicht wenige junge Leute traten nach "ihren" Helden bereits den Rückweg an. HYPOCRISY starteten erst mit langsamen Bangern, um dann kontinuierlich ein Brikett nach dem anderen nachzulegen. Mit der ungewöhnlichen Wahl von 'Let The Knife Do The Talking' stiegen sie gemächlich ein und verabschiedeten sich direkt vom "Virus"-Album wieder. Der mittlerweile recht riesige Backkatalog von HYPOCRISY erlaubte es Peter und seinen Mannen, kein typisches Promotionkonzert zusammenzustellen und das aktuelle Album einfach durchzuspielen. Die Songauswahl ging zurück bis in Zeiten von "Fourth Dimension", so dass Peters Ansage "We play some new shit, some old shit, some different shit" durchaus ihre Berechtigung hat. Auch die Abwechselung zwischen melodramatischen Stücken und echten Nackenbrechern hielt sich gut die Waage, wobei sich HYPOCRISY den echten Killer als Einstieg in den Zugabenblock aufhebten: 'Warpath', der starke Opener des "Virus"-Album, prügelte spät am Abend nochmal die Scheiße aus allen Nacken. Horghs fantastische Blasts waren den ganzen Abend über tadellos, wenngleich doch die Drumsamples an den Triggern etwas arg klinisch waren und die Bassdrums fast den ganzen Sound dominierten. Ansonsten gab's natürlich wie immer nichts zu meckern - der Sound war fett und tief, die Lightshow spartanisch dunkel und von dominantem Rot, Peter röchelte und kreischte wie in jungen Jahren, aber ein klein wenig vermisse ich bei HYPOCRISY-Gigs immer etwas Lebendigkeit, da die Gigs eben alle so ähnlich sind. Aber ob ein routiniertes Schlachtschiff wie diese Combo nun ein Manko ist oder gerade ein Garant für gute Konzerte muss jeder für sich entscheiden. |
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