Fleshgod Apocalypse - Opera

Review von Opa Steve vom 23.08.2024 (11968 mal gelesen)
Fleshgod Apocalypse - Opera Da ist es also, das erste Album ohne Paolo Rossi. Der Basser und Gründungsmitglied hatte auf der 70000 Tons Of Metal 2024 die letzte Tour mit der Band und gehört seitdem nicht mehr zum Line-up. Die Besetzung weist auch bislang noch keinen neuen festen Bassisten aus, aber Tausendsassa Francesco Paoli hat den Bass seitdem aushilfsweise übernommen und es ist davon auszugehen, dass Rossi auf dem neuen Album "Opera" auch keinen Beitrag mehr geleistet hat. Ob es daran liegt, dass die Band einen spürbaren Stilwechsel vollzogen hat, oder ob ich mir das nur einbilde, kann vermutlich während dieser Rezension nicht ganz geklärt werden.

Tatsächlich empfinde ich FLESHGOD APOCALYPSE im 2024er Gewand deutlich moderner. Das Orchestrale ist weniger geworden, nicht mehr so ein pro-aktiver Teil der Arrangements, und die ganzen Stimmen werden vor allem zum Andicken des Gesamtsounds genutzt. Fett klingt "Opera" auf alle Fälle. Aber für mich auch deutlich "todesmetallischer" gemäß Standard. Viele moderne Death Metal-Bands können diesen etwas tiefen und technisch orientierten Death Metal spielen. Wenn man sich abheben will, bringt man auch noch ein paar Samplerspuren unter und nennt das dann "symphonisch" oder "orchestral". Was aber FLESHGOD APOCALYPSE bislang auszeichnete, war die Tatsache, dass in die orchestralen Parts ein hörbar großer Aufwand geflossen ist, was sich in vielen Feinheiten, führenden Melodien und einer klassisch orientierten Epik niederschlug. Auf "Opera" hingegen ist es eher Begleitung. Erst in 'Bloodclock' hat man mal das Gefühl, dass dahinter ein selbständig agierendes Orchester stehen könnte. Auf der anderen Seite stehen hektische, moderne Elemente. Hochgeschwindigkeit war ja schon öfter ein Thema, da die Band gern in spielerische Grenzbereiche vorgedrungen ist. Aber Songs wie 'Per Aspera Ad Astra' wirken nur noch extrem zappelig und können damit allein nicht unbedingt jemanden bei den Hörnern packen. Auch wenn hier manchmal schwindelerregende Duelle zwischen Gitarre und Keyboardspur geliefert werden. Technisch ist hier wieder alles im leuchtend grünen Bereich. Was auch ansonsten verwunderlich wäre. Aber "Opera" spricht durchaus eher den modernen Deather an, wird in 'Matricide 8.21' sogar ein bisschen dancefloormäßig.

Der moderne Deather wiederum dürfte sich durch die gelegentliche stampfende Epik aus dem Takt gebracht fühlen. Die Mischung fließt diesmal nicht so natürlich zusammen, wie man es ansonsten gewohnt ist. Und noch ein Manko hält mich von einer Top-Empfehlung ab: Die weiblichen Vocals sind vielseitiger und experimenteller. Klingt gut, ist aber nicht immer gut gemacht. 'I Can Never Die' wartet mit einem Refrain auf, den man ansonsten bei ausgelutschten Female Fronted Epic Metal Bands erwarten würde. Man hätte die Melodie auch einem Pop-Sternchen in den Achtzigern geben können. In 'Pendulum' zerrt der jammerige Gesang schon an den Nerven. Und wo wir schon dabei sind: Ist das die aktuell recht präsente Julie Christmas in 'Morphine Waltz'? Oder hat sich Veronica herself an diesem Psycho-Gekrächze probiert? Unter'm Strich muss ich leider zu diesen Experimenten sagen: Nein, es passt so nicht. Ich möchte Veronica als opernhafte und theatralische Zweitstimme hören.

Mir ist klar, dass man einen Song wie 'The Violation' nur einmal im Leben schreibt. Aber was FLESHGOD APOCALYPSE als verlässliches Genre in verlässlicher Qualität 15 Jahre lang abgeliefert haben, legt die Messlatte sehr hoch. "Opera" kann hier leider nur noch mit 7/10 Blutstropfen aus dem Rennen gehen. Jammern auf hohem Niveau, aber früher war mehr Lametta.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Ode To Art
02. I Can Never Die
03. Pendulum
04. Bloodclock
05. At War With My Soul
06. Morphine Waltz
07. Matricide 8.21
08. Per Aspera Ad Astra
09. Till Death Do Us Part
10. Opera
Band Website:
Medium: CD, digital
Spieldauer: 43:26 Minuten
VÖ: 23.08.2024

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