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Wacken Open Air 2014Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 31.07.2014 - Review (15133 mal gelesen) |
Schon im vorfeld des W:O:A 2014 gab es den einen oder anderen Kritiker, der bemängelte, dass es keinen richtigen Headliner geben würde, zumindest keinen, der dem 25. Jubiläum gerecht würde. Das hört angesichts von Bands wie SLAYER oder SAXON dann doch recht hart an. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass die besagten Bands den Eindruck vermitteln, derzeit an jedem Laternenpfahl zu spielen.
Davon ab war die Vorfreude auf das Festival groß. Nach nächtlicher Anreise glänzte das Festival einmal mehr mit reibungsloser Organisation, allerdings mit einigen komischen Neuerungen: so haben kamen uns mehrere Beschwerden zu Ohren, dass so komisch eingelotst wurde, dass manche Frühanreiser relativ weit hinten landeten. Getoppt wurde das mit einer Freifläche vor dem Einlass, die in der Nacht auf Donnerstag befüllt wurde. Dass sich manch einer, der bereits am Montag oder Dienstag ankam, da ein wenig veräppelt vorkam, ist verständlich.
Es gab auch noch andere Veränderungen: so wurden bei den Einlässen zum Infield die Überbauten weggelassen. Im Ergebnis kommte man auch von den Fressständen oder noch weiter hinten auf die beiden Hauptbühnen schauen. Ergo war selbst bei Bands wie AVANTASIA die Platzsituation im hinteren Bereich etwas entspannt. Kritisch daran war nur, dass man nun die Eingänge und die Ausgänge nicht mehr so klar unterscheiden konnte, was manchmal zu ein wenig Gedränge führte.
Wie für das Wacken inzwischen üblich begannen bereits am Mittwoch die Metal Battles sowie manche Konzerte auf den Nebenbühnen (wastelandstage, Wackinger Village, Beer Garden). Insofern kann man getrost von einem Viertagesfestival sprechen.
Im Folgenden bekommt ihr jetzt erstmal chronologisch einige Bandberichte. Daran schließen sich dann noch ein paar weitere Gedanken zum Festival sowie eine abschließende Bewertung an. Alle Bilder könnt ihr in der Gallery bewundern.
Mittwoch, 29.07.
RABBIT AT WAR und MEGABOSCH (Sirius)
Das Wackinger Village hat Zuwachs bekommen. Wer Wikinger und Mittelalter schon immer irgendwie überholt fand, der kommt nun mit Cyberpunk-Postapokalypse-Action auf seine Kosten: Hinter Met und Bierständen breitet sich das Wasteland von Wacken aus und Frauen und Männer in sehr sehr knappen Kostümen räkeln sich zu harten Klängen und riesigen Feuerfontänen. Knapp sind die Kostüme nur deswegen, weil nach dem Atomkrieg Stoff eine rare Ressource ist. Das erschließt sich dem nüchternen Theoretiker. Das die Bühne aus allerlei Frontalcrash-Material zusammengeschweißt ist, scheint da auch noch logisch vertretbar. Aber die Feuerfontänen? Vielleicht hat nur ein findiger Tüftler versucht, einen Traum von Till Lindemann plastisch darzustellen. Und gleich darauf fragt man sich, wie die Wasteland Warriors, die wie aus Mad Max entsprungen über das Gelände cruisen, die Schrottkarren der absonderlichsten Formen in denen sie sitzen, überhaupt zum fahren bekommen.
Während man gerade noch berauscht von dem Anblick und der unglaublich guten Inszinierung einer postapokalyptischen Traumwelt zwischen den Blechlawinen hindurchblickt, trifft das Ohr eine gar erschreckend schlechter Rammstein-Verschnitt. Texte, die versuchen düster und provokativ zu sein, jedoch nicht über das Level der lächerlich armseligen Perversion und Aggression hinwegkommen und musikalisch nicht mal das eher bodenständige musikalische Niveau von Neuer Deutscher Härte erreichen. Sofort wird die Flucht gen Metschiff ergriffen um sich dieser bodenlosen Frechheit an musikalischem Sommerschlussverkauf zu entledigen. Oder sie zumindest schön zu saufen. Aber man muss nachsichtig sein: RABBIT AT WAR, ein Name der schon auf nicht viel hoffen lässt, müssen nach dem Atomkrieg einfach wieder ganz vorn anfangen.
Na das kann ja heiter werden. Und dann kamen MEGABOSCH. Klasse, eine Band mit Heimwerkercharme. Die Knöchel weiß um den Plastikbecher, wird das Spektakel beobachtet. Es ist der krönende Abschluss des ersten Festivaltages, mittlerweile schon der Mittwoch. Und vllt sind es die vielen halbnackten Frauen, die Waffen oder die unablässig feuerspuckenden Flammenwerfer, die mich wieder mit der neuen Stage versöhnen. Allerdings muss man auch anerkennen, dass die Jungs und Mädels von MEGABOSCH den Rock, den sie auf dem Schrotthaufen über die Bühne bringen, viel souveräner verkaufen können als RAW.
Zugegeben: Diese Idee, eine postapokalyptische Landschaft auf ein Metalfestival zu bringen, ist wirklich gut.
HULDRE (Jenny)
Sicherlich auch wegen der brennenden Sonne war die Headbanger Stage im Zelt der Bullhead City am frühen Abend beim Auftritt von HULDRE gut gefüllt. Der letzte Metal-Battle präsentiert mit den Dänen von HULDRE Folk-Metal mit Drehleier, Flöte und (barfüßiger) Geigerin sowie einer Sängerin, namentlich Nanna Barslev, die etwas an Alannis Morissette erinnert, sowohl stimmlich als auch mit ihrer Art sich zu bewegen.
Die Dänen schaffen es, den Metaller in eine Fantasywelt abzuholen, was mit Sicherheit auch an der für uns etwas fremdländischen dänischen Sprache liegt. Im Großen und Ganzen liegen HULDRE zwar im Folk-Bereich, strecken ihre Fühler aber auch in viele andere Richtungen aus, hier und da mischen sich zum Beispiel auch Black- oder Power-Metal-Elemente in die Musik. Das Ergebnis ist eine stimmige Mischung und Spaß an Musik, die auch auf das Publikum überspringt.
FORK (Jenny)
Als kleiner A-Capella-Liebhaber kam ich nicht um FORK umhin. Die aus Helsinki stammende Band überzeugt mit einem ganz eigenen Stil innerhalb der Vocal Music. In schwarzen Lack-Outfits schauen gerade die beiden Damen ansehnlich aus, was gerade einmal geschätzte 250 Metaller im Zelt vor der W.E.T. Stage mitbekommen. Neben Final Countdoun (die Herren Sänger präsentieren sich mit Langhaarperücke) werden auch eindeutige Nicht-Metal-Songs von FORK vorgetragen, von AVICIIs 'Wake me Up' bis zu 'Cotton-Eye-Joe' von den REDNEX im Medley. Das ebenfalls in diesem Rahmen angestimmte 'Macarena' von LOS DEL RIO (Sommerhit 1993, wer es vergaß) ließ sich leider ausschließlich am "Macarena" erkennen. Hier haben FORK wirklich kurzweilig den Faden komplett verloren!
Normalerweise hätte ich FORK auf einem Metal-Festival als fragwürdig empfungen, eben aufgrund der absolut metalfremden Songs, auf dem diesjährigen Wacken Open Air passten FORK aber ganz gut hin, nahmen doch kaum mehr Metaller am Festival teil.
ERIC FISH (Lestat)
ERIC FISH ist bekanntermaßen auf Solowegen eine ganz andere Nummer wie mit SUBWAY TO SALLY, die Vorfreude auf den Auftritt entsprechend groß. Als wir in der Kirche ankommen, müssen wir aber feststellen, dass nicht nur wir diesen Gig sehen wollen: Bereits 1 Stunde vor Beginn ist der Raum überfüllt, wir rutschen gerade noch rein, bevor dicht gemacht wird. Lediglich ein Rollifahrer mit Begleitung kommt kurz vor Beginn dank des Einsatzes von ERIC persönlich noch rein. Ohne große Ansagen fängt der Auftritt mit dem 'Bard's Song' an - eine besondere Verneigung vor BLIND GUARDIAN in meinen Augen. Überhaupt weiß FISH immer wieder durch Cover-Versionen zu überraschen: Im Laufe des Auftrittes bekommen wir unter anderem noch 'Aerials' von SYSTEM OF A DOWN, ein Medley von 'Rebell Yell' und 'White Wedding', 'Royals' von LORDE (eigentlich gar kein Metal) und 'Twisted Transistor' von KORN zu hören. Eigenes Material hat er allerdings auch dabei, unter anderem die Hymne 'Wacken Is The Law', eine Lobpreisung dieses Festivals. An sich ist das Lied ganz OK, taugt als Live-Highlight, in meinen Augen hat der Subway-Fronter aber schon bessere Lieder geschrieben.
Abseits von den dargebotenen Songs bekommen die Glücklichen, welche einen Platz ergattert haben, einen astreinen Auftritt geboten: es gibt wenige Musiker der Metalszene, die in einer Kirche auftreten könnten, ohne dass dies gotteslästerlich wirkt. ERIC kann das. Mit seinem ganz eigenen Charme und Anmut gibt er dem Auftritt einen gewissen familiären Touch, plaudert zwischen den Songs über sich und sein Soloprojekt und schafft eine kleine Oase inmitten (oder besser im Auftakt) des Festivals. Je weiter das Konzert voranschreitet, des lockerer und gelöster wird die Stimmung, und ganz am Schluss, fangen die ersten Reihen an zu tanzen. Die Erwartungen an den Gig wurden nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen, eindeutig einer der Top-Auftritte auf dem diesjährigen W:O:A.
Donnerstag, 30.07.
YE BANISHED PRIVATEERS (Lestat)
Das W:O:A ist auch deswegen nicht mit anderen Festivals zu vergleichen, weil es immer auch die Nischen für kleinere Acts schafft, auf kleineren Bühnen, die so platziert sind, dass man sie dennoch wahrnimmt. Dazu gehört die Beergarden Stage, auf der unter anderem diese Band ihr Stelldichein gibt. Eigentlich machen YE BANISHED PRIVATEERS nur Seemannsgarn. Das aber perfekt. Sie sind in Kostümen auf der Bühne, bei denen man meinen könnte, sie seien gerade vom Dreh des letzten "Fluch der Karibik" abgehauen. Dazu liefern sie eine perfekte Show, in der sie den Sänger zu Beginn an den Händen gefesselt auf der Bühne auspeitschen lassen (gestellt natürlich), und auch insgesamt der Eindruck entsteht, man sei zur Kolonialzeit in die Karibik katapultiert worden. Das Liedgut schließlich ist ordentlicher, detailverliebter Seemanns-Folk. Ohne Metal. Einfach mit Ziehharmonika, Banjo, Gitarre, Geige und diversem Percussionzubehör. Diese Kombination macht einfach nur Spaß - und schlägt die auf der Party Stage auftretenden SANTIANO um längen. Auch wenn die eine E-Gitarre haben. Aber Metal ist beides nicht, dann schon lieber die authentisch wirkenden Seeräuber.
HAMMERFALL (Sirius)
HAMMERFALL. Ein Highlight des diesjährigen Wacken. Und das nicht unverdient, schließlich sind die Schweden seit 1993 unterwegs um dem Kontinent Power Metal zu bringen. Und diese frühen Anfänge sollen nun mit ihrem Debütalbum gefeiert werden, dass während ihres Wacken-Gigs komplett gespielt werden soll. Sicherlich ein Ohrenschmaus für alle Die-Hard-HAMMERFALL Fans, aber ob das auch beim allgemeinen Publikum ankommt, dass wirklich nur die Musikvideos ihrer erfolgreichsten Songs abgefeiert hat, bleibt abzuwarten. Der Vorhang fällt und die Menge, die in Scharen erschienen ist, jubelt. Mit einem Knall beginnen HAMMERFALL ihren Auftritt. Zuallererst fällt auf, dass die Jungs ganz schön gealtert sind. Und dann fällt leider auf, dass Joacim Cans weniger Druck auf der Lunge hat, als man erwartet hätte. Der Laune scheint das jedoch keinen Abbruch zu tun und HAMMERFALL haben die Menge im Griff, die freudig Refrains mitsingt, klatscht, die Hörner zeigt und ausgelassen Crowdsurft. Solide Bühnenarbeit, ein paar Feuer- und Raucheffekte. Den Abschluss gibt man mit dem obligatorischen `Hearts On Fire` und bringt die Stimmung noch einmal auf einen Hochpunkt. Und weg waren sie. Der Auftritt war genau das was er war: Ein Auftritt. schnörkellos und für den mit den Stücken weniger vertrauten nicht wirklich spannend mitzuverfolgen, zumal die Akustik wahrlich nicht die beste war.
STEEL PANTHER (Sirius)
Was HAMMERFALL an Action und Show auf der Bühne vermissen ließen, warfen STEEL PANTHER händeweise um sich. Unglaubliche Bühnenpräsenz, von vorn bis hinten durchgeplant und perfekt umgesetzt. Profis bei der Arbeit. Ihren Platz auf der True-Metal Stage haben sie sich jedenfalls verdient, fragt man sich als männlicher Betrachter doch, wo Metal-Retro-Look aufhört und Homoerotik anfängt. Aber davon können auch MANOWAR ein Liedchen singen. Warum funktioniert das STEEL PANTHER Konzept so gut? Die Musik ist leichte Kost, für jeden Metaller irgendwie akzeptierbar. Die Texte sind leicht verständlich und auch noch nach 10 Bier auswendig mitbrüllbar. Und singt der Typ da vorne gerade die ganze Zeit von Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Frauenzimmern? Wie unanständig, da muss man doch gleich genauer hinhören! Und wie auch das so häufig besungene Thema, macht auch die Musik von STEEL PANTHER einfach Laune. Aber der eigentliche Grund, warum der gesamte Konzertplatz mit Menschen gefüllt ist, ist das, was sich quasi als „Zugabe“ noch an das Konzert anschließt. Die meisten Bands würden jetzt ihren beliebtesten Song spielen,die Crowd grölt mit, die Instrumente werden noch ein paar mal ekstatisch geschlagen und dann bedankt man sich artig beim Volk, nennt sie das beste Publikum, das man jemals hatte und verlässt dann zufrieden die Bühne. Eines der bekanntesten Lieder von STEEL PANTHER ist `Party All Day Fuck All Night‘. Und bei einem solchen Song, kann man ja wohl nicht tatenlos herumstehen und sich einfach nur beklatschen lassen. Nein, man lädt sich einfach ein paar mehr oder minder zurechnungsfähige Damen auf die Bühne ein, lässt sie ihre Brüste zeigen und sich noch anderweitig erniedrigen. Selbstverständlich sind dabei auch Frauen, wie sie nicht in den feuchten Träumen eines stählernen Panthers auftauchen, also muss man dafür sorgen, dass in der ersten Reihe ein selbstgewähltes Exemplar den Sänger antanzen darf. Schade, dass diese Illusion einer hemmungslosen Party durch das grell-gelbe Artist-Bändchen der Dame zerstört wird. Nachdem STEEL PANTHER die Bühne verlassen haben, stellen sich nur noch die Fragen: Was werden die Frauen, die sich auf der Bühne entblößt haben, morgen darüber denken? Und haben ihre Eltern auch zugesehen?
DUNKELSCHÖN (Jenny)
Gefühlt dominieren dieses Jahr Bands mit Mittelalter- sowie Folkeinschlag das Wacken Open Air. DUNKELSCHÖN haben auf auf jeden Fall ihre Berechtigung in der Szene! Nicht wenige Touristen und Metaller freuen sich auf der Wackinger Stage auf eine Alternative zu den "Titten-Titten-Titten"-Stimmen bei STEEL PANTHER. Die Sängerin Vanessa Istvan kann auch ohne zuviel nacktes Fleisch durch ihren vielseitigen Gesang -von engelsgleich bis growlen-, ebenso wie mit ihrer lockeren, sympatischen Art auf der Bühne besthen. Und dabei nicht zu vergessen: Auch Vanessas Flötenspiel unterstreicht die Athmosphäre. Die 7-köpfige Band lässt sich bei ihren Songs viel von den alten Mythen und Traditionen inspirieren, so vertonen sie diverse Balladen ebenso wie alte Texte, lateinische Trinklieder und weiteres historisches Liedgut. Meine Aussage der 7-köpfigen Band stimmt übrigens nicht ganz, spätestens beim gemeinsamen Isis-Wings-Tanz mit Frontfrau Vanessa war auch dem letzten Zuschauer klar, dass die Cellospielerin Monika zu zweit auf der Bühne war. Es steht dunkelschöner Nachwuchs an!
Wieder Folk, wieder Mittelalter? Ja und nein. Interessant, geschichtsgeschwängert und garantiert nicht langweilig!
EHRLICH BROTHERS (Lestat)
OK, jetzt die ganz doofe Frage: Was soll das denn? Eine Showeinlage von Las-Vegas-Magiern, um eine Bahnschiene zu verbiegen und damit eine stählerne 25 zu zimmern? Das ganz in der Umbaupause vor SAXON, wodurch die 10 Minuten nach Plan anfangen? Wollen die Organisatoren uns verarschen? Den Eindruck hat jedenfalls der Großteil des Publikums. Die Brüder werden immer wieder ausgepfiffen und durch "SAXON"-Rufe aufgefordert, die Bühne zu verlassen. Erst als sie ihr Programm fertig haben und von der Bühne gehen, gibt es Applaus. Aber keineswegs, weil dem Publikum die Show so toll gefallen hatte. Liebe Wacken-Leute: Macht sowas bitte nie, nie, nie wieder! Wird sind hier nicht auf der Kirmes! Vielleicht auf einer Kirmes-ähnliches Veranstaltung. Aber das ging dann doch zu weit.
SAXON (Lestat)
Zu Beginn die ganz ketzerische Frage: Was haben SAXON und die EHRLICH BROTHERS gemein? Beide kommen mit einer Harley auf die Bühne gefahren. Biff legt aber nicht mit irgendwelchen Zaubertricks los, sondern mit 'Motorcycle Man'. Zunächst gestaltet sich alles wie ein normaler, solider Auftritt: Mit unter anderem 'Heavy Metal Thunder' und '747 (Strangers In the Night)' werden Klassiker gespielt, die nicht fehlen dürfen. Nach letztgenanntem und einer etwas längeren Ansprache fällt der Vorhang - und 'Crusader' sowie alle weiteren Lieder werden fortan von Pauken und vier Geigen begleitet. War der Sound bis dato noch halbwegs knackig, wurde er nun durch oder wegen der Klassik etwas weicher. Das mag den Streichern den entsprechenden Raum gegeben haben - den armen Biff hats aber durcheinander gebracht. Die Einsätze sind nicht mehr immer hundertprozentig, und alles in allem hat er schon bessere Leistungen hingelegt. Davon ab: Insgesamt hat das schon eine fette Soundkulisse ergeben. Dazu dann noch sechs weitere Kracher wie 'Battalions Of Steel', 'The Eagle Has Landed' und 'Princess Of The Night', und fertig ist die Headlinershow. Durch die Klassikelemente vielleicht nicht jedermanns Geschmack, in meinen Augen aber dennoch gelungen.
Freitag, 31.07.
CHTHONIC (Lestat)
Die Taiwanesen sind hierzulande leider immer noch absoluter Underground, trotz inzwischen 16 Jahre Bandbestehen und 6 Studioalben, die auch auf englisch erschienen sind (auf chinesisch sind es freilich nochmal ein paar Scheiben mehr). Und vor allem: trotz überagender Musik. In meinen Augen dürften CHTHONIC (das "CH" bleibt übrigens stumm) im Moment eine der besten Black Metal Bands sein: Das Songwriting ist ausgefeilt, und die mit eingearbeiteten asiatischen Elemente verleihem der Musik ein wenig Extravaganz. Nun sind sie also mal wieder auf dem W:O:A, mit dabei im Gepäck: Eine riesige LED-Leindwand und ein zehnköpfiges Orchester mit asiatischen Instrumenten. Vor der Bühne ist, obwohl CHTHONIC auf der Black Stage eröffnen schon einiges los, die Stimmung ist bestens, die Texte werden teilweise mitgesungen. Die Band ist dementsprechend gut drauf und zeigen, dass sie es eigentlich verdient hätten, auch später zu spielen. Dieser Auftritt war mit eines meiner Highlights auf dem diesjährigen Wacken Open Air. Und für alle, die CHTHONIC doch schon kennen: Die Setlist setzte sich vor allem aus den Alben "Takasago Army" und "Bú-Tik" zusamen.
HEAVEN SHALL BURN (Sirius)
Wenn jemand Bewegung in die Massen bringen kann, dann sind es HEAVEN SHALL BURN! Die Saalfelder sind zu den ganz großen der Core-Szene aus Deutschland avanciert und rekrutieren ihre Fans nicht nur unter dem Metalnachwuchs. Mitten in der prallen Mittagshitze rufen sie zum Widerstand auf und Marcus Bischoff erscheint zwischen den Ruinen im stilsicheren roten Hemd. Leider krankt der Aufritt von Anfang an, wie zu erwarten gewesen war, an der Unfähigkeit der Tontechniker, den brutalen Sound der Thüringer für eine große Stage aufzubereiten. Naja, die Hauptsache ist, es knallt...Und es rumpelt wirklich verhältnismäßig viel auf dem Platz. Nachdem es rechtlich wohl nicht mehr ganz so in Ordnung ist, zu Wall of Deaths aufzurufen, fehlt der Menge natürlich ein wenig die Orientierung was sich leider auch etwas auf den Umfang und die Wirkung dessen auswirkt. Allerdings muss man auch erwähnen, dass sich der Boden mittlerweile in eine Wüste aus Fahlerde verwandelt hat und jeder, der sich nicht vorsichtshalber ein Tuch um den Mund gebunden hatte, sofort und konsequent an einer Staublunge zugrunde ging. Alles in allem kann man sagen, dass das Feuerwerk an Kraft und Energie, das die Saalfelder auf der Bühne abbrennen, ihre Show zu einer der besten des Tages macht und von den Fans alles abverlangt. Alle Hits im Gepäck und richtig Lust am Zocken.
SANTIANO (Jenny)
Auf SANTIANO war ich eigentlich neugierig. Kannte ich diese zuvor v.a. aus dem Fernsehen (ok, aus der Fernsehwerbung), hoffte ich dennoch, auf dem Wacken eine Überraschung zu erleben. Leider ließen mich die Flensburger im Staub stehen. Es kommt doch das starke Gefühl auf, dass die Mainstream-Band auf dem Wacken spielen darf, um eine Alternative für die Wacken-Touristen auf der Partystage darzustellen. Die Songs sind glatt gebügelt bis zur Verwechselbarkeit, die Band steht nur auf der Bühne herum. Und überhaupt weht der Charme des ZDF-Fernsehgarten über das Festival. Seemannsrock in allen Ehren, aber da hatten wir auch bessere Vertreter auf diesem Festival. Allein: Man kann ihnen zu Gute halten, dass der Sound gut war und sie auch singen konnten.
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS (Lestat)
"Musik machen andere"! Unter diesem gelebten Motto kennt man die Auftritte der GRINDFUCKERS. Für das diesjährige Wacken haben sie sich aber etwas Besonderes einfallen lassen: Eine Releaseparty. Aber nicht irgendeine Releaseparty: Es ist eine Weihnachtsreleaseparty für ihr weihnachtsalbum "RAMPAMPAMPAMM! - Weihnachten mit den Grindfuckers". Dafür haben die Hannoveraner sich in Engels-, Marien- und Weihnachtsmannkostüme geworfen, eine Schaumkanone nebst Weihnachtsbäumen und Lametta aufgestellt und spendieren dem Publikum dazu auch noch eine extra Portions Glitter. Neben Klassikern wie 'I've been looking for Grindcore' oder 'Fata Morgana' bekommen die Zuschauer dementsprechend natürlich Stoff vom neu veröffentlichten Album gespielt. Auffällig ist dabei: je neuer die Liedkreationen, desto länger sind die Lieder. Erstaunlich viele kommen dabei über die magische 30-Sekunden Grenze. Das Publikum feiert das Spektakel unter Schaumregen mit Polonaisen und kräftigem Bangen.
SLAYER (Sirius)
Wer SLAYER neulich bei der METALLICA-by-Request-Tour gesehen hat, der hat sich nicht mehr viel von der Liveperformance der Amis erwartet. Headliner Slot ist selbstverständlich, aber eben nur aufgrund des Retrostatus der Band. „Geh´n mer halt zu Slayer“, lautet das Motto. Die Dunkelheit ist bereits über dem norddeutschen Acker hereingebrochen und die Lichter blitzen grell über die Köpfe zehntausender Wartender hinweg. Und plötzlich kommen die alten Helden auf die Bühne und trotz dessen, dass Tom Araya mittlerweile wie der Weihnachtsmann auf Sommerurlaub aussieht und Kerry Kings Gitarre mittlerweile lässig von seinem enormen Bauch gestützt wird, blühen SLAYER auf der riesigen True Metal Stage auf. Feuer und Licht unterstützen perfekt die Songs und die Stimmung ist nicht anders zu beschreiben als perfekt. So stellt man sich ein Metal-Konzert der Oberklasse vor. Zwar merkt man deutlich auch den Zahn der Zeit, etwa bei den recht schwächlichen Ansagen zwischen den Songs. Aber das sind kleine Details, die dem überragenden Eindruck keinen Abbruch tut. Wunderbar, wenn man eines besseren belehrt wird und sich die alten Thrash-Giganten, trotz kürzlicher Verluste, noch nicht ganz abmelden müssen.
Samstag, 01.08.
ARCH ENEMY (Lestat)
Dieses Jahr konnte man an mancher Stelle den Eindruck bekommen, dass die Running Order ausgewürfelt worden war. Besonders deutlich wurde es bei ARCH ENEMY. Anders lässt sich es nicht erklären, dass die Schweden bereits zu so früher Stunde auf der Black Stage eröffnen. Diesem Fehler folgte aber so gleich der zweite: es wurden zu wenig Eingänge aufgemacht, so dass es innerhalb kürzester Zeit ein ziemliches Gedränge gab. Man war auch gespannt, schließlich ist die Ära Angie zuende und eine neue Ära beginnt - mit der blutjungen, aber mindestens genauso gut aussehenden Alissa White-Gluz. Jedenfalls lassen sie und die Jungs sich nicht anmerken, wie viel Uhr es ist und treten von Beginn an das Gaspedal durch. Wie gewohnt liefern sie eine solide Leistung ab, wobei Alissa positiv auffällt, es ist wirklich erstaunlich was für eine Bühnenpräsenz sie an den Tag legt. und was für eine Stimme sie hat. Es strömen immer mehr Zuschauer hinzu, und gegen Ende des Gigs kommen wir an Größenordungen heran, die normalerweise erst nachmittags erreicht werden. Das, gepaart mit der Setlist, auf der eine Reise durch die Bandgeschichte unternommen wird, und Aliza, führen zu einem wirklich gelungen Auftritt, der Lust auf mehr macht.
EMPEROR (Sirius)
Die Black-Metal-Pioniere von EMPEROR sind als eine der ersten unter den bestätigten Bands für das Wacken 2014. Hervorragend! Man hätte gedacht, dass die Aussicht auf dieses Konzert eine ganze Menge an Menschen anlocken würde. Schließlich sah man EMPEROR 2006 das letzte mal und eine Tour, oder gar ein Album, sollte es nicht geben. Was sich nun tatsächlich vor der Bühne zeigt, ist mal wieder symptomatisch. Genau wie schon bei KING DIAMOND, scheint der typische Wacken Besucher sich eher weniger für einen Live-Auftritt zu interessieren. Allerdings ist Black Metal unter der brennenden Mittagssonne auch immer eine problematische Angelegenheit.
Problematisch ist auch der persönliche Hintergrund der Truppe: Mord und Totschlag, Gefängnisstrafen und Kirchenzündeleien. Doch mit den Taten der 90er ist auch der Look der Norweger verwischt und so können die Black-Metal-Pioniere optisch mittlerweile auch als Avantgarde BM durchgehen. Der Auftritt verläuft eher unspektakulär, aber musikalisch sehr interessant. Leider finden sich nicht viele unter der Menge, die die Lieder wirklich kennen und feiern. Das sprunghafte Anwachsen von EMPEROR-Shirtträgern im Anschluss des Konzerts scheint allerdings darauf hinzuweisen, dass der Auftritt ein voller Erfolg war.
DER W (Jenny)
Auf den W freute ich mich im VOrfeld wirklich, als frankfurter Mädchen quasi mit der ONKELZ-Geschichte aufgewachsen. Ja, DER W ist nicht DIE BÖHSEN ONKELZ, aber immerhin ein Teil davon. Umso mehr verwundert es mich, ihn auf die W.E.T. Stage, ins Zelt, zu stecken. Wer hat denn da die Bandverteilung wieder gewürfelt?
Das Zelt jedenfalls war Übervoll, die Metalheads (ja, hier waren wirklich mal keine Metal-Touris zu finden!) stimmten sich mit ONKELZ-Hymnen auf den anstehenden Gig ein. Als der W dann endlich die Bühne betrat, brodelte das Zelt gewaltig. Leider verläßt alsbald der Sauerstoff dieses, weswegen ich mir die Songs und die Stimmung von außerhalb anhören muss. Was auf der Bühne weiter passiert, nicht ersichtlich, die emotionale Aufladung und die Stimmung des Zeltes dagegen elektrisiert...!
MEGADETH (Lestat)
Die Geschichte von MEGADETH ist eng verwoben mit dem Rausschmiss Daves bei METALLICA, aus deren Schatten sie nie wirklich heraus treten konnten. Umso größer dürfte die Genugtuung bei Dave sein, dass er es vor James Hetfield auf die Wackenbühne geschafft hat. Nun mag man über die Songwritingkünste Daves nach seinem Entzug denken, was man will: Als erstes schallt 'Hangar 18' aus den Boxen, und damit ist klar, wohin die Reise geht: es werden fast ausschließlich Lieder der glorreichen Zeit gespielt, inklusive der 'Symphony Of Destruction'. Die leider relativ überschaubare Menge an Zuschauern (man vergleiche mit ARCH ENEMY am Morgen) feiert Dave und seine Band ab, die sehr gelungene Videoshow auf der LED-Leinwand tut ihr übriges. Allein: Der Sound ist unter aller Kanone, selbst ganz hinten, bei den Essensständen, ist alles sehr basslastig. Schade bei einer gitarrenlastigen Band...
AVANTASIA (Lestat & Jenny)
Tobias Sammet ist so etwas wie der Duracell-Hase der Metalszene. Tourt er nicht mit EDGUY, spielt er ein AVANTASIA-Album ein. Oder tourt mit selbigen. Oder vielleicht auch doch mit EDGUY. Wieso dieser Ausflug in das Privatleben des Tobi S.? Ganz einfach: Man hört es. Es ist der mit Abstand schlechteste AVANTASIA-Auftritt, den wir bis dato miterleben durften. Tobi trifft immer dann, wenn es hoch hinaus geht, kaum die Töne, weil er schlicht nicht mehr so hoch kommt und jeden Ton aus sich heraus quetschen muss. Leider hat die Background-Besetzung auch keinen viel besseren Tag erwischt.
Zu all diesem Verdruss kommt auch noch das leider inzwischen typische Wacken-Touristen-Publikum. Bei Sprüchen wie "Oh klatschen die alle toll mit" kann einem nur Angst und Bange werden, ein absoluter Klassiker wie 'Farewell' wird nicht gleich erkannt. Da hilft weder, dass die Leute bis weit hinters Infield stehen, um zu schauen (aber auch nur das), noch die Sprüche und witze von Tobi, allein als er die KREATOR-Fans zum Durchhalten animiert mag aufheitern.
Als 25 Minuten vor Ende der Zeit AVANTASIA die Bühne nach dem "letzten Lied" verlassen, bleiben die Zugaberufe aus. Klar, JEDER weiß ja, dass weitere 25 Minuten folgen. Tobias Sammet schafft nun tatsächlich, die gesamten Worte der Spielzeit, die er nicht mit Witzemachen verbracht hat, in 15 (!) Minuten zu packen, um die Band vorzustellen. Tobi, wir verneigen uns vor dir für diese Leistung!
FLESHGOD APOCALYPSE (Lestat)
Die Italiener machen wirklich extremen Metal: Auf das Death-Metal-Geballer kommt noch Orchester oben drauf. Live ein echtes Risiko: wenn hier der Sound nicht sitzt, hört man nur noch Brei. Erstaunlich ist auch die Zeit, zu der FLESHGOD APOCALYPSE spielen: Parallel zu AVANTASIA, allerdings im Zelt. Umso erstaunter durfte man sein, wie viele Fans sie angezogen hatten: Bullhead City ist brechend voll. Und: Der Sound ist erste Sahne! Zumindest, wenn man die verfälschenden Ohrstöpsel rausnimmt. Und oben drauf gibt es noch klassischen Gesang an Stelle der clean gesungen männlichen Vocals. Das alles macht den Auftritt zu einem ekstatischen Erlebnis mit Gänsehaut pur und zusammenbrechenden Nackenmuskeln, der nocheinmal die letzten Kräfte an diesem dritten Tag mobilisiern lässt, und zwar vom ganzen Zelt. Das war definitiv der Überraschungsauftritt und heimliche Gewinner des Festivals.
ICS VORTEX (Sirius)
ICS VORTEX. Was ist das denn, fragt man sich. Irgendwie kommt einem der Name bekannt vor, aber woher? Um es kurz zu machen: ICS VORTEX ist das Soloprojekt des geschassten DIMMU-BORGIR-Bassisten und Clearsängers Vortex. Da es die Band VORTEX aber schon gibt, musste er eben noch ein paar Buchstaben dazufügen. Wer jedoch denkt, jetzt Symphonic Black Metal in reiner DIMMU Manier aufgetischt zu bekommen, der hat sich geschnitten. Was zu später Stunde noch im Bullhead-City-Zirkus über die Bühne geht, ist eine Mischung aus progressivem Rock und Black Metal. Die Einflüsse seiner ehemaligen Band sind klar zu spüren, aber nie hätte man erwartet, ein musikalisch so anspruchsvolles wie auch überragendes Werk zu hören. Ein Ende ist immer auch ein Neubeginn und dieser stellt für Vortex gleichzeitig die Möglichkeit dar, die Musik in der Form und auf der Stufe der Professionalität zu erschaffen, die er möchte. Und auch gesanglich hätte man eine solche Klasse nicht erwartet. Komplex und fesselnd. Die perfekte Band für den Ausklang des Festivals und ein Beispiel dafür, wie tiefgründig und verwoben Musik geschrieben werden kann, ohne gleichzeitig Biss und Hörbarkeit einzubüßen.
VAN CANTO
Die Geschichte VAN CANTOS ist mit dem Wacken Open Air recht eng verknüpft, ist die Band ja eigentlich nur durch dieses Festival bekannt geworden. Kein Wunder also, dass sie gerade hier eine große Special-Show ablieferten. Als Vertreter des seichten Metals zogen auch sie noch jede Menge Zuschauer an, denen man aber anmerkte, dass vier Tage Festival in ihren Knochen stecken. Alle Mühe hat sich aber voll gelohnt: Zu fast jedem Cover zauberten sie ein zugehöriges Bandmitglied auf die Bühne. Neben Chris Boltendahl von GRAVE DIGGER, Andre Matos (ANGRA) und Victor Smolski (RAGE) seien noch Tarja Turunen (u.a. Ex-Nightwish) und Jörg Michael (Ex-STRATOVARIUS, Ex-RAGE, Ex-GRAVE DIGGER) zu nennen. Jörg lieferte sich mit VAN CANTOS Bastian Emig ein Drumsolo-Duell, das auf beiden Seiten von je einer Pole-Dancerin begleitet wurde. Der einzige Gast, der fehlte, war IRON MAIDENs Bruce Dickinson bei 'Fear Of The Dark'. Dafür wurde das Lied aber von allen zuvor schon auf der Bühne gewesenen Gästen begleitet. Diesen Auftritt werden VAN CANTO so schnell nicht toppen können. Stimmung bei Band und Publikum waren fantastisch, was angesichts des abgebrannten Gästefeuerwerks auch kein Wunder ist.
Eindrücke: (Jenny & Lestat)
Auf Wacken-Watt-Wandern dürfen sich die Festival-Touristen leider erst im kommenden Jahr wieder freuen. Bis auf einen kleinen Schauer am Donnerstagmorgen, den viele verschlafen haben durften, prägen Staub und Prärieempfinden das Festivalgeschehen. Im Zelt bei der W.E.T.- und Headbanger-Stage jedenfalls wurde zwischen den Gigs ordentlich gewässert. Leider nur dort. Die anderen Bühnen blieben staubig. Und nicht nur die: Einige Händler reinigen mit Luftdruck zwischendurch besondere Gewandungen, um diese wieder ansehnlich zu gestalten.
Schwer fiel es dieses Jahr, Eindrücke von Wacken einzufangen, von Festivalteilnehmern, die nicht zum ersten Mal das WOA besuchen. Exemplarisch sei hier eine 3er-Gruppe Mädels zu nennen, alle in 2012er bzw 2008er Wacken-Shirts. Auf die Frage, zum wievielten Male sie das W:O:A besuchen würden, gaben sie an, dass sie zum ersten Mal da wären. Anscheinend wurden die Shirts irgendwann ersteigert - um halt so tun zu können. Irgendwo ist da doch was falsch! Wo sind die Zeiten hin, als man ein Festival-Shirt stolz trug, weil man es miterlebt hat? Ich trage doch auch keinen Ehering, obwohl ich nicht verheiratet bin. Tut mir leid, aber mir fehlt hier das Verständnis und ich erlebte dieses Szenario leider mehrfach.
Ich war auch "nur" 2012 zuvor auf dem WOA, habe aber hier eine extreme Entwicklung sehen können. Wo sind die stolzen "WACKEN"-Rufe an jeder Ecke geblieben? Wie kann es sein, dass Bands wie EMPEROR oder KING DIAMOND kaum jemanden aus dem Zelt locken? Wieso tönt auf dem Campingplatz aus mehreren Zelten Hiphop oder Techno? Was waren das für komische musikalische Einlagen nach SKYLINE? Sorry Wacken, aber dann kann man nur den Eindruck bekommen, dass du zu einem Disney-World für Möchtegern-Metaller verkommst!
Das nicht alle das Festival so kritisch sehen, wie manch ein Pressemitarbeiter, machten vier Spanier deutlich, die vor MEGADETH im Publikum getroffen wurden: Sie waren von allem einfach nur begeistert und wollen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein. Man muss aber auch dazu sagen, dass auch diese vier erst einmal vorher mit dabei waren. Den eigentlichen Wacken-Spirit haben also auch sie nie kennengelernt.
Gespräche mit manchen Händlern sorgten für einen zweifelhaften Eindruckt bezüglich der Geldpolitik der Organisatoren: Da war stellenweise die Rede von höheren Standmieten bei stärkerer Regulierung und damit verbundenen Umsatzeinbußen. Das kombiniert mit der Tatsache, dass man (kein Witz!) in den Backstagebereich weder Essen noch trinken mitnehmen durfte, weil der Veranstalter dort ein anderer ist wie auf dem Infield und der ja auch Geld verdienen wolle, nimmt einem die Illusion des Festivals aus Spaß an der Musik. In so einem Moment wird nochmal deutlich: Das hier ist knallhartes Business!
Fazit: (Lestat)
Wie zu Beginn schon angedeutet: Daumen hoch für die Orga! Die Idee mit den befüllbaren Getränkebeuteln im Wacken Full Bag Of Metal war super, kombiniert mit den Frischwasserstellen sorgte das für ausreichend Flüssigkeitszufuhr bei den Gästen. Ein Gespräch mit den Sanis führte zu Tage, dass die Zahl der Dehydrierungen dementsprechend auch deutlich zurück gegangen waren. Es gab auch wieder an mehreren Stellen kostenlose Toilletten mit fließend Wasser, und auch auf dem Campground war die Sanitärsituation wohl akzeptabel.
Auch waren die Laufwege insgesamt clever ausgelegt, variabel wurden je nach Tageszeit und Band Teilstücke nur in eine Richtung freigegeben. Die Security war im Großen und Ganzen freundlich, meist sogar kompetent. Dass wir als Presse mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen hatten, war für uns ärgerlich, dürfte den normalen Festivalbesucher aber wahrscheinlich nicht tangiert haben. Allein: Der Verdruss und manche immer stärkere Tendenz (siehe "Eindrücke" bzw. Bericht zu AVANTASIA) hin zum Touri-Event Wacken sorgte dafür, dass mancher Fotograf ankündigte, das letzte Mal dabei gewesen zu sein.
Ganz am Ende bleibt also zu sagen: Das W:O:A ist nach wie vor ein geiles Festival für alle, die ein perfekt organisiertes Festival haben wollen und nicht auf eine eingeschworene Metallergemeinschaft bestehen. Wer mit ein paar Touris leben kann, der wird sich in Wacken nach wie vor wohlfühlen. Jeder, der ein echtes Metalfestival haben will, ohne Szenefremde, der sollte das Wacken Open Air vorerst wohl eher meiden. Bleibt ihm auch nichts anderes übrig, nachdem 2015 schon nach 12h ausverkauft war. Angesichts dieser Zwiespältigkeit sei euch gesagt sein: Das Wacken ist nichts mehr für mich. Bis nächstes Jahr! |
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AUGUST BURND RED, AMON AMARTH, A PALE HORSE NAMED DEATH, APOCALYPTICA & AVANTI!-ORCHESTRA, ARCH ENEMY, AVANTASIA, BEHEMOTH, BEMBERS, BLECHBLOSN, BRING ME THE HORIZON, BÜLENT CEYLAN, CARCASS, CHILDREN OF BODOM, CHTHONIC, CREMATORY, C.O.P. UK (CRIMES OF PASSION), DECAPITATED, DEGRADED, DER W, DEVON TOWNSEND PROJECT, DUNKELSCHÖN, EMPEROR, ENDSTILLE, EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, FIRKIN, FLESHGOD APOCALYPSE, FOR THE IMPERIUM, GODSIZED, HAMMERFALL, HATEBREED, HEAVEN SHALL BURN, HELLYEAH, ICED EARTH, ICS VORTEX, J.B.O., KING DIAMOND, KNORKATOR, KREATOR, LACRIMAS PROFUNDERE, MASTERPLAN, MEGADETH, MOTÖRHEAD, NACHTGESCHREI, NAILED TO OBSCURITY, NIGHTMARE, OMNIA, ONKEL TOM, PAMPATUT, PRONG, RED HOT CHILLI PIPERS, SALTATIO MORTIS, SANTIANO, SAXON, SCHANDMAUL, SKID ROW, SODOM, STEEL PANTHER, THE OCEAN, THE VINTAGE CARAVAN, TORMENT, VOGELFREY, VREID, W.A.S.P. |
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