Iotunn - Access All Worlds | |
---|---|
Review von Rockmaster vom 05.03.2021 (10311 mal gelesen) | |
Nach dem einminütigen Intro von 'Voyage Of The Garganey I' empfehlen sich IOTUNN zunächst einmal nachhaltig für die Genreschublade Melodic Death. Aber IOTUNN wären umsonst nordische Götterriesen mit dem Backstagepass zu allen Welten, würden sie es dabei belassen. Ist schon der Anfang des Titels bockstark, wechselt die neue Stimmgewalt am Mikro, Jón Aldará, bald von Death-Growls in die Tonlage des Tenors (nicht im Sinne klassischen Gesangs, aber die Tonhöhe dürfte hinkommen) und lässt dem Zuhörer vor Staunen die Kinnlade hinunterklappen. Wahnsinn! Erst einmal ist es unfassbar mutig, im Metalbereich mit Jóns einzigartiger Stimme anzutreten. Abgesehen davon aber funktioniert die Kombination von Stimme und Instrumentalstil so unvergleichlich gut, dass man sich zwangsweise fragt, warum das noch niemand vorher ausprobiert hat. Tatsächlich hatten IOTUNN Titel komponiert, bevor die Band einen neuen Sänger hatte, um Benjamin Møller Jensen von der 2016er EP "The Wizard Falls" zu ersetzen. Hört man das fertige Album, kann man nur glauben, dass die Jungs von Anfang an wussten, dass Jón einsteigen würde. Müssen wir jetzt noch die übrigen Bandmitglieder mit Lob überschütten? Aber ja doch! Die Keimzelle der Band, das Brüderpaar Jesper und Jens Nicolai Gräs an den beiden Gitarren harmonieren toll, wie dereinst die Brüder Amott bei ARCH ENEMY. Mit träumerischer Leichtigkeit entführen die melodischen Riffs und Soli den Zuhörer in andere Welten, nein, in alle Welten. Großartig! Der letzte Neuzugang der Band, Eskil Rask, ist wie so viele Bassisten häufig Opfer des modernen, kompakten Sounds, drum fällt es schwer, seinen künstlerischen Beitrag im Detail zu beurteilen. Was man heraushören kann (zum Beispiel in 'The Tower ...'), überzeugt aber. Hervorragende Arbeit gibt's auch noch von Drummer Bjørn Wind Andersen, der dem Hörer - neben allen anderen musikalischen Merkmalen - nachhaltig die Idee in die Trommelfelle drischt, dass hier die eingangs genannte Genreschublade zu klein ist für IOTUNN. Vordergründig betrachtet könnte man behaupten, dass es Jesper Gräs nicht gelungen sei, seinen Traum einer 70er-Jahre Space Rock-Band in IOTUNN zu verwirklichen. Taucht man indes tief in die sieben Tiel des Albums ein, spürt man, wie viel von dieser Idee Klang und musikalisches Konzept der Band beeinflusst hat. Von Anfang an wurde der Kreativität freier Lauf gelassen, und stilistische Grenzen wurden schlichtweg ignoriert. Das Ergebnis hat mit gleich drei Titeln über zehn Minuten schon etwas Episches, und vor allem die teils progressiven Songstrukturen sorgen dafür, dass sich keiner der Titel nach wenigen Minuten totgenudelt hat. Kurzum, IOTUNN haben fünf Jahre nach ihrer EP einen grandiosen Longplayer-Erstling vorgelegt, der sich ein wenig ausnimmt, als würden Altmeister ihren legendären Status zementieren. Nein, mit 'Voyage Of The Garganey I' hat die Reise durchs weite All und durch weite Welten gerade erst begonnen, und man möchte meinen, wenn die Jungs es schaffen, sich selbst treu zu bleiben und ihren Traum zu leben - und natürlich wenn die Fans das goutieren - kann es viele Jahre 'Safe Across The Endless Night' gehen, und man wird die fünf Dänen dereinst zu den ganz Großen zählen. Gute Anspieltipps sind der Opener 'Voyage Of The Garganey I', 'Access All Worlds', 'The Weaver System' und 'The Tower Of Cosmic Nihility', das sich so langsam zu meinem Lieblingstitel auf dem Album entwickelt. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Voyage Of The Garganey I 02. Access All Worlds 03. Laihem's Golden Pits 04. Waves Below 05. The Tower Of Cosmic Nihility 06. The Weaver System 07. Safe Across The Endless Night | Band Website: www.facebook.com/iotunn Medium: CD Spieldauer: 61:46 Minuten VÖ: 26.02.2021 |
Alle Artikel