Bowmen - Play Some Rawk

Review von Rockmaster vom 15.05.2020 (12353 mal gelesen)
Bowmen - Play Some Rawk Das erste Mal untergekommen sind mir die BOWMEN hier, als das Reviewangebot zu "Play Some Rawk" eingetrudelt ist. Uns hat man "groovigen Metal mit schweren Riffs und melodiösem Gesang" versprochen. Das klingt doch gut! Erst mal YouTube angeworfen, und das spuckte gleich die "Stay Home" Corona Session vom Titeltrack 'Play Some Rawk' aus, die die Band im April aufgenommen hat. Da ja Ausgangsbeschränkungen herrschten, hat jeder sein Wohnzimmer, seinen Keller oder Studio aufgesucht und dort live und online mit den anderen sein Instrument eingespielt und das Ganze gefilmt.



Im schwarz-weißen dreifach-Split-Screen tauchen drei Herren im besten Alter auf, ein kurzer Fehlstart am Schlagzeug, und dann zeigen die drei der Jugend, wie Rock geht. Mit hammermäßigem Groove und heavy Sound donnert das erste Riff in einer kompakten Einheit mit Bass und Schlagzeug aus den Lautsprechern. Dazu kommt dann eine überraschend helle, klare Gesangsstimme. Die Jungs, das sind Markus Escher am Mikro und der Gitarre, Stefan Pfaffinger am Bass und Christian "Tilly" Klaus an den Drums, packen mich gleich, und so muss ich mich einfach um diesen Job bewerben.

imgrightDas Promo kommt, und was soll ich sagen: Der Titeltrack und Opener klingt auf der Scheibe nur unwesentlich anders als im YouTube-Video. Roh, ehrlich und direkt. Im Interview bestätigen mir die drei, dass sie das Album fast vollständig live eingespielt haben und auch genau so roh klingen wollen. Daher auch das Wortspiel "Raw-k" im Titel, mit dem sie darauf hindeuten wollen, dass man Rockmusik eben nicht komplett durchproduzieren muss. Auch der zweite Titel 'Save Me' punktet mit lässigen Riffs und coolen Bass-Lines von Stefan sowie eingängigen Gesangsmelodien. Was die drei aus ihren Instrumenten rausholen, ist Rock pur. Auch Tillys Arbeit am Schlagzeug finde ich toll, der Rhythmus ist abwechslungsreich und immer auf den Punkt. Markus Stimme sticht aus dem Gesamtsound schon heraus, was vielleicht nicht jeden gleich anspricht, aber der Musik noch mal eine besondere Note gibt. Mit 'Bowmen' haben die Bugleute (nein, die BOWMEN sind nicht mit Pfeil und Bogen unterwegs, aber Stefan segelt) ihre offizielle "come, sing along" Live-Mitsing-Hymne geschrieben (ich würde mich jetzt bei neun von zehn anderen Alben leicht despektierlich über das "Nanananana" äußern, aber das funktioniert hier! Und das ist echt eine Kunst!), die ich gerne mal im Konzert erleben würde.

Ich könnte jetzt eigentlich noch jeden anderen Song des Albums irgendwie hervorheben, das flotte 'Keep Rollin'', 'Pick Me Up', alle mitreißend, groovend, eingängig. Insbesondere ist aber 'Make Racism Wrong Again' bemerkenswert. Markus hatte den Spruch einst auf dem T-Shirt eines Mädels auf einer Demo gelesen - diese Information führte im Interview zu albernen Spekulationen und Rückfragen - und fand, das müsse man zu einem Song verarbeiten. Die Band hat lange geknobelt, wie man durch Einsatz aller drei verfügbaren Stimmen die Aussage, die sie hier eigentlich am liebsten rausschreien wollen, noch intensiver rüberbringen kann. So kam es dazu, dass neben Markus Lead-Gesang Stefan den melodiösen Refrain singt, Tilly mit Kopfstimme Melodien dazu singt, was unglaublich tolle Vibes generiert, und - zum Schluss - Markus rappt. Ja, tatsächlich. Rappt. Seien wir ehrlich, und ich glaube, ich trete den Jungs damit nicht zu nahe: Die amerikanische Rap- und Hip Hop-Szene werden sie damit nicht aufmischen, aber auf einem Rock-Album ist das echt mutig. Ich hab einige Durchläufe gebraucht, bis der Titel bei mir wirklich angekommen ist. Und Tilly hat mir bestätigt, dass auch die Band da lange dran gefeilt hat und dass alles zunächst sehr sperrig war. Aber irgendwann macht es dann "klick", dann funktioniert der Song und dann kommt auch diese Intensität rüber. Die Message, die er transportiert, muss man nicht drüber diskutieren, kann man eh nur unterstüzten.

"Play Some Rawk" ist nach "Mission 27° 59' 17'' N 86° 55' 31'' E" (das ist der Mount Everest) das zweite Album der BOWMEN, und man spürt, das ist nicht nur ein später Karrierestart, sondern auch ein Herzensprojekt der drei. Egal in welchen und wie vielen anderen Bands sie vorher unterwegs waren und welche Stile sie gespielt haben, der Rawk der BOWMEN ist die Art Musik, die immer in ihnen drin steckte - und das hört man aus jedem Takt auf diesem Album. Ich wünsche den Jungs, dass sie trotz dieses dämlichen Corona mit dem Album durchstarten und dann bald auf der Bühne in München, London und Paris stehen. Ich wäre auf jeden Fall dabei.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Play Some Rawk
02. Save Me
03. Bowmen
04. Different Point Of View
05. Make Racism Wrong Again
06. Keep Rollin'
07. Pick Me Up
08. I Am
09. Frozen Time
10. Fly
Band Website: bowmen-band.de/
Medium: CD
Spieldauer: 38:51 Minuten
VÖ: 15.05.2020

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