Interview mit Anders und Axe von Bloodbath

Ein Interview von Eddieson vom 11.08.2015 (16924 mal gelesen)
Während auf der Black-Stage AMORPHIS den 20. Geburtstag von "Tales Of A Thousand Lakes" feiern, treffen wir uns mit Anders (git) und Axe (dr) zum gemütlichen Plausch in einem Strandkorb. Gut gelaunt und mit voller Vorfreude auf die kommende Show erzählen sie uns etwas über die Sängersuche, wie sich die verschiedenen Festivals so unterscheiden, wie es so mit Nick als neuem Sänger läuft und einiges mehr.

Tag zusammen! Wie geht es euch!

Anders: Uns geht es gut, wir sind grad angekommen, bzw. du bist ja schon seit gestern hier [zeigt auf Axe, der gestern ja schon mit OPETH auf der Bühne stand]

Axe, wie war die Show?

Axe: Danke, sehr gut. Das Publikum war toll und zum Glück kam dann ja auch mal etwas die Sonne raus.

Ihr spielt alle in verschieden, erfolgreichen Bands. Gibt es da überhaupt die Zeit und die Möglichkeit vor so einer Festival-Tour zu proben?

Anders: [seufzt laut] Proben ist so langweilig. Das ist etwas, das keiner von uns gerne macht. Wir haben ein paar Proben gemacht um sicher zu gehen aber ansonsten gibt es nicht viele Proben bei BLOODBATH.

Aber es funktioniert trotzdem.

Anders: Ja, wird sind da Profis in der Band. Jeder weiß, was er zu tun hat. Es ist ein großes Vergnügen mit den Jungs zu spielen, es macht sehr viel Spaß, das hat es schon immer getan. Auch die Proben sind immer witzig, wir sind aber nun mal keine "Proben-Band", das passiert nicht oft.

Ihr spielt ja einige Festivals in diesem Jahr. Sind die Festivals im Grunde alle gleich oder gibt es schon große Unterschiede zwischen den diversen Festivals?

Axe: Im Grunde sind sie alle gleich [Anders & Axe lachen] Nein, im Ernst. Natürlich sind sie alle verschieden. Es liegt z. B. daran, in welchem Land die Festivals sind, um welche Uhrzeit man spielt, ob man nun bei Tageslicht spielt oder im Dunkeln, das ist schon ein großer Unterschied.

Anders: Ja, total. Den ersten Eindruck von einem Festival bekommt man dadurch, wie gut es organisiert ist. Wenn die Organisation gut ist, man sich gut um einen kümmert, dann kommt man in eine gute Stimmung und man muss sich nur darum kümmern eine gute Show zu spielen. Wenn ein Festival aber schlecht organisiert ist und man sich um Dinge kümmern muss, für die man eigentlich nicht zuständig ist, dann nimmt das halt die gute Laune. Aber bei einem solchen Festival, wie diesem, muss man sich keine Sorgen machen, alles ist super organisiert, alle kümmern sich und so freue ich mich mal wieder hier in Wacken zu sein. Kleine Festivals haben natürlich auch ihren eigenen Charme. Die Leute, die noch richtig "brennen" für ihr Festival. Wenn die Leute mit ihrem Herzen dabei sind, spiele ich jedes Festival. imgleft

Habt ihr Zeit euch andere Bands anzusehen?

Axe: Ja!

Anders: Das kommt immer etwas darauf an, wann wir spielen. Ein gutes Beispiel dafür war neulich auf dem Tuska Festival in Finnland. Ein sehr gutes Festival und wir haben den Opener für das Festival gemacht, also waren wir gegen Mittag fertig. Also, was machen wir dann? Klar, andere Bands ansehen, Bier trinken und einfach eine gute Zeit haben. Wir mit BLOODBATH bevorzugen es aber im Dunkeln zu spielen, weil wir die Dunkelheit brauchen.

Axe: Das ist halt so ein ein Death Metal-Ding, das passt eben nicht so gut zur Sonne.

Anders: Heute Abend werde ich mir dann natürlich noch JUDAS PRIEST ansehen und OBITUARY machen auch immer Spaß.

Axe: Ich habe mir gestern noch AT THE GATES angesehen.

Nick als neuen Sänger vorzustellen war wohl für jeden eine große Überraschung. "Grand Morbid Funeral" ist schon einige Zeit raus. Jetzt mit etwas Abstand zum Release, wie sind die Reaktionen auf das Album und Nick als neuem Sänger?

Anders: Mittlerweile sind sie sehr gut. Die ersten 1 bis 2 Monate waren schon sehr brutal. Viele Fans wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten und sie verglichen ihn zu viel mit den alten Sängern. Das ist der erste Fehler, den man machen kann, ihn mit den anderen zu vergleichen. Natürlich wird er nicht wie die anderen sein. Wir wollten nie, dass er so ist, wie die anderen und er hat auch gar nicht erst versucht die anderen zu imitieren. Macht also nicht den Fehler ihn zu vergleichen, sondern nehmt ihn so, wie er ist. Wenn du ihn jetzt immer noch nicht magst, dann okay, fuck off! [[lacht] Wenn sich die Leute aber erst mal darauf eingelassen haben, sich damit beschäftigt und es verstanden haben und sich dann plötzlich alles wendet. Das kann man an den Reaktionen sehen, wenn wir live spielen. Sie lieben die Songs.

Axe: Er ist in der Tat ein komplett anderer Sänger. Der Style seiner Stimme mag für viele seltsam klingen, gerade, wenn man die andern Sänger noch im Kopf hat.

Anders: Genau. Das Album wurde von mir und Nick geschrieben und es hat ein komplett anderes Gefühl im Gegensatz zu den anderen Alben. Ich persönlich sage nicht, dass ein Album besser ist als das andere. Sie sind alle verschieden und wir mit BLOODBATH mögen es, verschiedene Stile des Death Metals zu zeigen, denn darum geht es auch bei BLOODBATH. Wir zollen Tribut an die weltweite Death Metal-Szene.

Ich muss auch zugeben, dass ich das Album mehrmals hören musste, doch dann hat es irgendwann klick gemacht. Aber nach den ersten Durchläufen war ich schon etwas irritiert.

Anders: Genau daran habe ich gedacht. Die Leute brauchen die Zeit um es sacken zu lassen. Das kann ich gut verstehen, denn es ist wirklich ein Unterschied zu dem Album, welches wir vorher gemacht haben. Das wollten wir aber auch. Man kann nicht sagen, es ist wie Tag und Nacht, denn es ist immer noch Death Metal und Death Metal ist noch immer ein kleines Genre. Bei "The Fathomless Mastery" ging es uns mehr um Technik, eine dickere Produktion, eben um Hi-Fi-Death-Metal. Und mit diesem Album wollten wir wieder rottiger und dreckiger sein, wieder mehr Spontanität reinbringen, das haben wir vorher mit BLOODBATH noch nicht gemacht.

Als Mikael die Band verlassen hat, habt ihr in einem Moment mal darüber nachgedacht, die Band ad acta zu legen?

Axe: Nein, eigentlich nie.

Anders: BLOODBATH war schon immer eine Band, die lief, die man nicht einfach sein lassen kann. Wir sind alle sehr aktiv und dann warten wir auf die nächste Attacke. Wir sind alle so beschäftigt mit unseren anderen Bands, dass wir nicht wissen, wann es mit BLOODBATH zu Ende ist. Wir suchen auch nicht danach BLOODBATH sterben zu lassen, denn BLOODBATH nebenbei zu haben, ist manchmal wie eine Ladestation. Wenn wir z. B. von einer Tour zurückkommen, z. B. mit KATATONIA oder OPETH, dann sind wir hungrig danach wieder Old School Death Metal zu spielen. Das ist doch das Beste, was man machen kann. Und dann kommt man neu aufgeladen in den KATATONIA-Kreislauf zurück. Das funktioniert super für uns.

Axe: Wir haben den Death Metal in uns drin. Das ist etwas, das wohl nie weggehen wird, das sitzt tief irgendwo in unserem Körper drin.

Anders: Es ist in deiner Genetik oder in deinem Blut und es wird nicht weggehen. Was wir alle gemeinsam haben, ist Death Metal. Das haben wir alle gemeinsam schon seit unserer Zeit als Teenager, wir sind damit aufgewachsen. Wir feiern also unsere alte Zeit und das macht eine Menge Spaß. imgright

Wen hattet ihr damals noch auf der Liste als Kandidat für den freien Posten am Mikro?

Anders: Hmmmm...[überlegt] Ich meine, eigentlich war es nie etwas, das wir versucht haben zu verbergen. Wir haben natürlich mit einer Menge Leute gesprochen. Wir haben z. B. mit Dave Vincent von MORBID ANGEL gesprochen, aber der wollte zu viel Geld, das konnten wir ihm nicht bieten, wir haben auch mit Marc Grewe ehemals von MORGOTH gesprochen, der weit, weit oben auf der Liste stand, aber der macht momentan ein anderes Old-School-Projekt mit den Leuten von DIMMU BORGIR. INSIDIOUS DISEASE nennen die sich, und da dachten wir, dass zwei Old-School-Projekte vielleicht zu viel sind. Dann kamen wir mit Nick zusammen und das schon vor einigen Jahren, d. h. Nick war in der Schwebe schon der neue Sänger ein paar Jahre, bevor wir das neue Album geschrieben haben.

Und Peter (Tägtgren) und Dan (Swanö) waren aber keine Optionen für euch?

Anders: Dan Swanö war nie die Wahl als kompletter Sänger, weil er selbst sagt, dass er das live eine komplette Show über nicht mehr schafft. Das ist zu viel für ihn. Er war vorher in der Band und hat mehrmals innerhalb der Band die Plätze gewechselt. Er hat als Schlagzeuger angefangen und wechselte dann an die Gitarre. Er ist übrigens auch mit uns heute hier.

Er steht mit euch auf der Bühne?

Anders: Ja, er wird mit uns singen. Das wird ein Spaß! So schließt sich der Kreis.

Kommt Mikael auch noch dazu?

Anders: Nein, der ist schon zu Hause. Der kann nicht mehr [lacht] Aber nächste Woche auf dem Summerbreeze ist es dasselbe.

Axe: Ja, auf dem Summerbreeze spielen auch OPETH und BLOODBATH

Anders: Genau. Manchmal klappt es, wenn man ihm ein paar Biere ausgibt, dann bringen wir ihn mit uns auf die Bühne.

Wie sieht die Zukunft für BLOODBATH aus?

Anders: Keine Ahnung. Wir haben noch nicht darüber nachgedacht. Jetzt genießen wir erst mal den Sommer. Wir spielen 13 Festivals.

Axe: Wir haben eine Südamerka-Tour gespielt und jetzt diese Festivals, das sind die besten Shows, die wir jemals gespielt haben.

Anders: Die Band klang niemals besser als in diesem Sommer. Also, niemand ist interessiert daran BLOODBATH sterben zu lassen. Wir brauchen halt immer ein wenig Zeit bevor wir was starten, aber das liegt nun mal an unseren anderen Bands. Aber wir spielen alle gerne und vor allem Festivals, denn Festivals machen Spaß und BLOODBATH ist eine Fun-Band!

Axe: Wir sind eine Fun-Death-Metal-Band [alle lachen]

Ist also Fun-Death-Metal eine neue Kategorie?!

Anders: Ja, wir drehen es um. Dunkelheit bedeutet Spaß.

Axe: [Axe zeigt auf ein paar ältere "Passanten", die gerade vorbeilaufen) Ich habe solche Leute noch nie auf einem solchen Festival gesehen.

Anders: Das ist Wacken. Jeder ist eingeladen.

Die Einwohner von Wacken dürfen das Festival besuchen, ohne Eintritt zu zahlen.

Axe: Okay, das erklärt, warum hier öfter "normale" Menschen rumlaufen.

Anders: Das finde ich aber cool!

Jungs, vielen Dank für eure Zeit, wir wünschen euch viel Spaß bei der Show nachher, genießt den Rest des Festivals und die letzten Worte gehören nun euch.

Anders: Wir sind wirklich froh, dass wir das alles machen dürfen und grüßen alle, die uns diesen Sommer gesehen haben, und haltet die Daumen gedrückt, dass es bald wieder was Neues von BLOODBATH geben wird.

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Ich finde es ja witzig, wenn wie am Summer Breeze OPETH, BLOODBATH und PARADISE LOST spielen; man daher immer wieder die gleichen Leute sieht. Schönes Inti btw.
(18.08.2015 von des)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten