Interview mit Eric Young von Crashdiet

Ein Interview von Elvis vom 02.05.2011 (22633 mal gelesen)
Im Rahmen der "Dark Decadence"-Tour 2011 hatten wir die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch mit CRASHDIET-Drummer Eric Young. Lest selbst, was Camp der Nachwuchs-Glamgötter so abgeht - viel Spaß!

Eric Young: Oh, Du hast Merchandise eingekauft (mit Blick auf meine HARDCORE SUPERSTAR-Shirts auf dem Arm)? Tolles Shirt hast Du da an (lacht)!

Danke, ja - es war doch eine gute Idee, gleich ein CRASHDIET Shirt zur Show anzuziehen. Ich hätte ja gern auch was Neues von CRASHDIET gekauft, wenn's noch irgendetwas gegeben hätte.

Eric Young: Nein, es ist einfach alles ausverkauft! Das ist einerseits gut und andererseits schlecht. Das Gute ist, dass die Leute offensichtlich unsere Shirts mögen (lacht). Allerdings ist es natürlich schlecht, dass die Fans in der nächsten Stadt nicht die Möglichkeit haben, noch welche davon zu kaufen. Das ist natürlich nicht so schön, aber wir arbeiten dran. Ehrlich gesagt haben wir nicht mit einer so guten Resonanz gerechnet. Von daher, ist's schon eher eine gute Sache (lacht)!

Euer Merchandise ist ja auch klasse. Das Shirt, was ich anhabe, ist z.B. verdammt gut, genau wie Eure Zip-Hoodies. Endlich gibt's auch gutes Merch von Euch zu kaufen.

Eric Young: Du kannst mir glauben, wir haben auch mindestens die letzten zwei Jahre verdammt hart an unserem Merchandise gearbeitet. Wir hatten leider ein paar ausgesprochen abgefuckte Leute für uns im Merch-Bereich beschäftigt. Das ging ganz und gar nicht gut, weswegen wir beschlossen haben, es in der Form in die Tonne zu treten. Wir machen das jetzt lieber selbst für unsere Fans. Jedesmal, wenn Du jetzt etwas von uns kaufst, ist es höchstwahrscheinlich Peter London - unser Bassist - der das Zeug verpackt und Dir schickt. Das geht direkt von uns an die Fans, so müssen wir das offenbar machen, wenn das ordentlich funktionieren soll.

Klingt nach einer guten Idee. Die Show heute war super! Ich hatte den Eindruck, dass Ihr versucht habt, so viele Songs wie möglich in Euer Set reinzuquetschen, richtig?

Eric Young: Oh, absolut! Wir hätten sogar noch einen Song mehr spielen können, da wir am Ende doch noch vier Minuten Luft hatten. Ein paar Songs haben wir im Vergleich zum letzten Gig ausgetauscht, dafür ein paar andere hinzugenommen und andere rausgekickt, deswegen wussten wir gar nicht so richtig, wie die Set List am Ende aussehen würde. Letztlich hat sie sich als gut erwiesen.

Das war eine feine Mischung aus allen drei Alben. "Generation Wild", Eure aktuelle Platte, ist ja auch verdammt stark geworden. Das hat mich ein bisschen überrascht, nachdem "Rest In Sleaze" damals so ein fantastisches Debüt war und "The Unattractive Revolution" dagegen so düster und komplex im Vergleich war. "Generation Wild" ist dagegen wieder mitten in die Schnauze rein.

Eric Young: Das war auch das Gefühl, was wir haben wollten, dabei. Wir wollten ein wenig zurück zu unseren Wurzeln gehen. Es klingt immer ein bisschen nach Klischee, wenn man das so sagt, aber es war wirklich so, dass wir uns gefragt haben "Was hat uns hierher geführt? Was hat uns zu denen gemacht, die wir sind?". Darüber haben wir nachgedacht und gesehen, was uns an den Punkt gebracht hat. Die Leute hören uns aus einem bestimmten Grund. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir uns da nur nach den Fans richten, letztlich machen wir immer unser Ding. Wir wollten einfach so weit wie möglich dem CRASHDIET-Pfad folgen.

War es Deiner Meinung nach schwierig, dieses Album aufzunehmen? Oft heißt es ja bei der dritten Platte "Hopp oder Top" und Ihr hattet ja noch nie einfache Umstände.

Eric Young: Natürlich haben wir uns schon die ganze Zeit irgendwo gedacht, dass es verdammt hart werden würde, wenn es nicht funktioniert. Trotzdem habe ich mir keine überzogenen Sorgen gemacht, da wir so viele gute Songs hatten. Wir hatten ca. 40 Songs für das Album geschrieben, es sind alles großartige Songs und ich glaube, die meisten sprechen für sich selbst. Es gab sogar Streit mitunter, welche Songs die besten sind, von daher war das also mal nicht das Problem. Zudem hatten wir eine tolle Zusammenarbeit mit einem Team namens RamPac (Johan Ramström and Patrik Magnusson). Das sind zwei schwedische Produzenten, die einen verflucht guten Job gemacht haben und den ganzen Scheiß z.B. rausgefiltert haben. Wir sind einfach nur vier Jungs und völlig verrückt, die Ideen sprudeln da nur so aus uns raus. Die beiden kamen dann ins Spiel und haben uns beruhigt und die Spreu vom Weizen getrennt sozusagen. Manchmal braucht von jemanden von außen, der die Dinge aus einem anderen Blickwinkel sieht. Das hat bei diesem Album sehr sehr gut funktioniert und sie waren uns eine große Hilfe. Ich ahnte das von Anfang an und wusste irgendwie, dass es ein großartiges Album werden würde. Von daher war's nicht schwierig und ich habe mir keine sonderlichen Sorgen gemacht. Klar war ich natürlich ein bisschen besorgt, aber das ist man natürlich immer. Wenn man sich gar keine Sorgen macht, stimmt irgendwas nicht.

Simon bringt wirklich eine Menge Energie in die Band. Ihr könnte ja offenbar auch gut zusammen Songs schreiben.

Eric Young: Absolut, Simon macht dermaßen einen Unterschied! Olliver war einfach nicht so sehr an dem ganzen Songwriting, Lyrics und allem interessiert. Sicher, wenn wir sagten "Hier sind ein paar Songs, wir brauchen noch Texte dafür", dann hat er das auch gemacht, aber einfach auf eine völlig andere Weise. Er schreibt Texte einfach gänzlich anders als wir. Wir schreiben aus dem Herzen heraus und bei ihm geht's eigentlich immer nur um Spaß, Party, Mädels und so. Klar kann man das auch auf die Weise machen, aber Simon schreibt eben von Herzen kommend, aus der Lebenserfahrung heraus. Das macht es einfach echter.

Ich habe mit Olliver vor einiger Zeit wegen RECKLESS LOVE ein Interview geführt und er meinte dabei auch, dass er eher ein Geschichtenerzähler sei, weswegen nicht unbedingt alles, worüber er singe, auch notwendigerweise wahr wäre. Das könnte ein bisschen in die Richtung gehen, glaube ich.

Eric Young: Ja, das könnte der Unterschied sein. Ich bin ja ähnlich drauf und denke mir auch gerne Stories aus. Allerdings kann ich keine Texte schreiben, bei denen nicht zumindest irgendwas dahinter steckt. Man könnte auch sagen, ich habe eine sehr miese Fantasie (lacht). Irgendwas brauche ich immer, um was daraus wachsen zu lassen. Wenn ich etwas finde, worüber ich schreiben kann, kann ich auch endlos lange schreiben.

Gibt's schon ein paar Pläne für das nächste Album?

Eric Young: Tatsächlich gibt's die schon! Wir sprechen grade darüber, mit den Aufnahmen Ende des Jahres anzufangen. Vielleicht gibt's das Album dann schon zum Jahresbeginn oder im Frühjahr, irgendwas in dem Dreh. Dennoch sind das bislang recht lose Pläne. Songs haben wir noch keine geschrieben, aber wir haben schon ein paar Ideen im Kopf. Außerdem haben wir noch ein paar verdammt gute Songs übrig, die zwar richtig gut waren, aber irgendwie nicht auf das Album gepasst haben. Einige könnte also auf dem neuen Album auftauchen. Ich habe auch schon ein paar Songs angefangen zu schreiben, im Hinterkopf hab' ich da schon ein paar Texte, Riffs und andere Sachen. Es ist jedenfalls ganz klar im Gespräch.

Wie sieht's denn aus mit Plänen, mal die B-Seiten zu veröffentlichen? Das ist teils sehr schwer, da überhaupt ranzukommen.

Eric Young: Wir haben es schon versucht. Derzeit veröffentlichen wir das Album in verschiedenen Ländern und Regionen, da gibt es teils B-Seiten als Bonus. Wir versuchen, so viele wie möglich davon irgendwo unterzubringen, so als Geschenk an die Fans, um ihnen etwas zusätzlich zu bieten. Unglücklicherweise ist es manchmal oder sogar oft so, dass die Plattenfirma das nicht möchte. Das nervt schon, keine Ahnung, ob sie einfach nur faul sind oder was sonst auch immer. Am besten würde man auch das selbst machen (lacht). Wir planen jedoch nicht, ein komplettes Album nur mit B-Seiten zu veröffentlichen, aber auf unserer Internetseite gibt's etliche Demos zum kostenlosen Download. Immer mal wieder laden wir hier ein Demos für die Mitglieder unserer Community hoch. Wir versuchen den Fans da so viel wie möglich zu bieten.

Nach dieser tollen Show heute Abend, und ich muss sagen, ich hatte Euch schon mit Olliver gesehen, wenn auch leider nicht mit Dave damals - gibt's da keine Pläne für eine eigene Headliner-Tour?

Eric Young: Das ist etwas, was wir wirklich planen. Diese Tour hier lief ein bisschen anders als erwartet. Wir sind grade in Europa dabei, in jedem Land ein bisschen die Temperatur zu messen und zu sehen, was funktioniert und was nicht. Ich hab' zum Beispiel wirklich nicht erwartet, dass wir in Deutschland so viele Leute sehen würden.

Ich ehrlich gesagt auch nicht...

Eric Young: Ja, wow... Natürlich, wir wissen nicht, ob die wegen uns da sind oder eher wegen HARDCORE SUPERSTAR. Ich sehe jedenfalls viele entsprechend aussehende Leute im Publikum und sie haben offensichtlich Spaß. Ich denke, für das nächste Album werden wir versuchen, eine entsprechende Tour zusammenstellen und selbst den Headliner zum machen.

Obwohl Ihr ja erst beim dritten Album seid, gibt's doch auch genug Material für ein volle Show.

Eric Young: Sicher! In Südamerika haben wir z.B. ziemlich viele Headlinershows gespielt und die Leute da mögen uns offenbar sehr (lacht). Da läuft's richtig gut für uns, wir spielen eine anderthalbe Stunde und trotzdem wollen die Leute immer noch nicht nach Hause gehen (lacht). Die wollen einfach die ganze Zeit bleiben. Bereit sind wir jedenfalls sicher dafür, das ist kein Problem. Erst recht nicht, wenn wir noch ein weiteres Album veröffentlicht haben.

Habt Ihr irgendwelche Probleme, von den Promotern gebucht zu werden?

Eric Young: Nein, das glaube ich nicht. Letztlich sollte das hier wirklich die Augen öffnen, hoffe ich doch. Die Leute sehen es sich an und merken, dass das funktioniert und nicht nur Fassade ist. Diese Tour hier wirbelt die Dinge wirklich auf. Wir sind jedenfalls auch absolut scharf darauf, alleine auf Tour zu gehen.

Siehst Du die Möglichkeit einer DVD in der nahen Zukunft?

Eric Young: Wir haben so viel Material von den Albumaufnahmen, den Anfangstagen von Simon, als wir Songs geschrieben haben, Demos aufgenommen haben und all das Zeug. Es gibt wirklich Stunden und Stunden von Material, wir müssen nur die Zeit finden, daraus eine DVD zu basteln. Seit wir mit Simon touren, haben wir ungefähr 80% der Shows aufgenommen. Das Material ist da, keine Frage. Jetzt müssen wir das nur entsprechend mit dem Sound verbinden und dann können wir das zweifellos machen. Die erste DVD haben wir ja selbst gebastelt, richtig simpel, Martin Sweet ist da echt großartig drin. Er macht diese Sachen, ich habe keine Ahnung von so was und kann da gar nix, aber er hat's voll drauf. Ich glaube, er hat sogar schon damit angefangen. Das ist eine ziemlich lange Antwort auf Deine Frage, aber ich glaube sagen zu können, dass wir ziemlich sicher eine DVD veröffentlichen werden (lacht).

Würdet Ihr eine Wiederveröffentlichung der alten DVDs in Betracht ziehen oder gibt's da Probleme?

Eric Young: Ich glaube nicht, dass es solche Probleme gäbe. Die erste DVD ist so ein wenig heilig, würde ich sagen. Mal schauen, was da möglich ist, ebenso mit der zweiten (lacht).

Vielleicht noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Eric Young: Ich bin echt sehr positiv überrascht von den Reaktionen in Deutschland und ich hoffe sehr, wir werden bald wiederkehren. Danke für Euren Support, ich hoffe, wir sehen Euch bald wieder!

Danke für das Interview und noch viel Spaß beim Rest der Tour!

Eric Young: Dankeschön (auf Deutsch gesagt), wir sind wirklich sehr positiv überrascht worden hier!

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