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Hell Over Hammaburg 2024Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 01.03.2024 - Review (64317 mal gelesen) |
Freitag, 01.03.2024
Zum 10. Mal findet in der Hamburger Markthalle das metallische Klassentreffen Hell Over Hammaburg statt, und auch dieses Jahr haben die Veranstalter ein vielfältiges musikalisches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Die Steine, die die Deutsche Bahn mir für die Anreise in den Weg gelegt hat, sind vergessen, sobald ich im Foyer der Location stehe, und viele bekannte und vor Vorfreude strahlende Gesichter sehe. Freitag und Samstag kann also kommen. Schon beim ersten Getränk wird klar, dass auch das Thekenpersonal wieder mit Freude und Einsatzbereitschaft dabei ist.
Und pünktlich um 16 Uhr geht es auch schon los. CENTURY machen heute den Opener. Und auch wenn man als Erstes auf dem Hell Over Hammaburg spielt, muss man sich keine Sorgen machen. Schon nach den ersten paar Songs ist die Halle voll und die Stimmung sofort überragend. So macht das Festival Spaß, sowohl vor als auch auf der Bühne. Klassischer Heavy Metal, wie ihn CENTURY spielen, kommt immer gut und die Jungs machen einen fantastischen Job. Doch schon mit KRINGA, die um 17:15 Uhr starten, wie es düster in der Markthalle. Benannt nach der kroatischen Stadt, in der angeblich der erste Vampir gelebt haben soll, gibt es von den Österreichern okkultischen Black Metal. Sänger und Gitarrist Vitra scheint sich während des Gigs in Ekstase zu spielen und plötzlich findet man ihn auf dem Boden spielend wieder. Selbst der Typ, der es irgendwie auf die Bühne geschafft hat und ruhig von der Security raus begleitet wird, bringt die Band nicht aus ihrer spielerischen Laune. Egal ob rasend schnell, melodisch oder leicht doomig - KRINGA versprühen eine dichte Atmosphäre, die das Publikum an diesem frühen Abend direkt einnimmt. Von mir aus hätten sich auch noch etwas weiterspielen können, doch nach 45 Minuten ist Schluss, denn weitere Highlights warten heute noch auf uns.
Eines davon sind die Senkrechtstarter von THE NIGHT ETERNAL. Seit ihrer Gründung im Jahr 2018 geht es für die Essener bergauf. Immer auf Tour, auf den großen Festivals zu sehen und heute in der Markthalle. Schon von Beginn an legen die Jungs einen dynamischen Auftritt hin. Sie starten mit 'Baba O'Riley' von THE WHO vom Band und 'Hate Street Dialogue' von RODRIGUEZ (ebenfalls vom Band), dann mit 'Between Two Worlds' und 'In Tartarus'. THE NIGHT ETERNAL sind mit viel Leidenschaft dabei, was natürlich mit Enthusiasmus vom Publikum bezahlt wird. Die Songaufteilung ist sehr gerecht ausgefallen: Vier Songs von der "Moonlight Cross" und vier Songs von "Fatale", die sie auch in zwei Blöcken runterspielen. Dass THE NIGHT ETERNAL aber nicht nur mit Leidenschaft auf der Bühne stehen, zeigen sie im Verlauf des Abends noch, da sie immer wieder auch mit Leidenschaft bei anderen Bands vor der Bühne zu finden sind. Ein insgesamt hervorragender Auftritt und vorerst der Gewinner des Abends, doch dann kommen PHANTOM WINTER.
Ich muss zugeben, dass die Band, die es ja schon seit 2014 gibt und mittlerweile vier Alben auf ihrem Konto verzeichnen kann, völlig an mir vorbeigegangen ist. Dabei hat mir die Vorgängerband OMEGA MASSIF sehr gut gefallen. Aber auch das zeichnet das HELL OVER HAMMABURG irgendwie aus, man bekommt immer eine "Überraschungsband" geboten. Eine unbekannte Band, die einen völlig überrascht und dann plättet. In diesem Fall sind das PHANTOM WINTER. Diese Mischung aus Sludge, Doom, Post Metal und Death Metal mit mächtig fetten Riffs, einer Wall of Sound, eingestreuten Sprachsamples und dieser absolut düsteren Atmosphäre, packt mich direkt. Alle Alben werden bedacht, dabei natürlich das aktuelle "Her Cold Materials" mit vier Songs, die restlichen mit jeweils einem Song. Die Bühne wird überwiegend im kalten weißen Licht gehalten, dabei viel Leidenschaft auf der Bühne, und so laufen PHANTOM WINTER THE NIGHT ETERNAL direkt den Rang als Tagesgewinner ab. Wahnsinn! Was ein Auftritt.
Danach kann nicht mehr viel kommen, dachte ich und so war es dann leider auch. SUMERLANDS, die danach auf die Bühne gehen, werden es verdammt schwer haben. Leider kommt dazu, dass es irgendwelche Probleme beim Soundcheck gibt und die Band mit über zehn Minuten Verspätung anfängt. Musikalisch ist es dann auch das absolute Kontrastprogramm zu PHANTOM WINTER. Die Mischung aus Hard Rock und Heavy Metal passt für mich gerade noch nicht, da ich noch völlig geplättet von den PHANTOM WINTER-Riffs am Boden liege. Dennoch legen die Jungs von SUMERLANDS, die ja zum Großteil auch aus Mitgliedern von ETERNAL CHAMPION bestehen, die morgen ihren Auftritt haben, einen soliden Auftritt hin. Für viele vor der Bühne scheinen sie aber mit Songs wie 'Dreamkiller', 'Blind' oder 'Seventh Seal' den richtigen Nerv zu treffen, denn die Halle kocht. Eine Stimmung, wie man sie sich besser nicht wünschen kann und so hat die Band auf der Bühne 60 Minuten lang ein leichtes Spiel, das Publikum bei Laune zu halten. Denn genau diese soll einigen bei der nächsten Band ordentlich vergehen.
MARE besetzen für heute den Headliner-Slot und sollen um 22:50 Uhr starten. Doch erstmal kommt nur okkultische Musik aus der Konserve. Nach zehn Minuten werden die ersten Pfiffe laut, dann die ersten Rufe, doch es läuft weiter Musik vom Band. Die Bühne ist dunkel, nur von einigen Kerzen beleuchtet. Auch nach 20 Minuten passiert nichts, außer, dass die ersten Leute die Halle verlassen. Doch dann, nach 30 Minuten, betreten MARE die Bühne und Sänger/Gitarrist Kvitrim, der komplett in Schwarz, mit weiß geschminktem Gesicht auf die Bühne kommt, ist mit seiner gefühlten Größe von zweieinhalb Meter eine wirklich imposante Erscheinung. Musikalisch schaffen sie es leider nicht in den verbleibenden 30 Minuten Spielzeit die Stimmung in der Halle zu verbessern und so verabschieden sich immer mehr Leute. Erst später stellt sich heraus, dass die lange Verspätung dadurch geschuldet war, dass ein Flieger eines Mitglieds unheimlich Verspätung hatte und dieser um 22:50 Uhr noch im Taxi zur Halle saß. Hätte man vielleicht besser kommunizieren können, als das Publikum wartend im Ungewissen zu lassen. Obwohl MARE musikalisch einiges zu bieten haben, war die Luft dann doch irgendwie raus, und als gegen 00:00 Uhr das Konzert zu Ende ist, ist die Halle vielleicht noch zur Hälfte gefüllt.
Das war der Freitag. Ich mache mich auf den obligatorischen Spaziergang Richtung Hafen und lasse den ersten Festivaltag in Ruhe und für mich ausklingen.
Samstag, 02.03.2024
Der Samstagvormittag beginnt erst mal mit einer ausgedehnten Shoppingtour. Einige Vinyle finden den Weg in meine Sammlung. So soll es sein, dann noch eine kurze Ruhepause, bis sich um 15 Uhr die Tore erneut öffnen und MEURTRIÈRES den zweiten Festivaltag in der großen Halle eröffnen und APTERA dann um 16:30 UHR das heute geöffnete Marx bespielen. Die Franzosen und Französin von MEURTRIÈRES beginnen damit, dass sich die männlichen Bandmitglieder auf die Bühne knien und Sängerin Fiona diese mit ihrem Schwert auf Schulter und Kopf berührt und sie dann zu ihren Instrumenten gehen. Musikalisch wird dann klassischer Heavy Metal geboten, der eine leicht epische Kante mit sich bringt. Die Band kommt sichtlich gut beim Publikum an, was sie sehr zu überraschen scheint. Die Stimmung vor der Bühne ist sofort da, jeglicher Kater oder Kopfschmerz vergessen und die Fäuste werden in die Luft gereckt. Da MEURTRIÈRES bisher nur eine EP und ein Album veröffentlicht haben, konzentriert man sich mit vornehmlich auf das 2023er-Album "Ronde De Nuit", doch mit 'Alienor' und 'La Déferlante' finden sich auch zwei Songs der selbstbetiteltem EP in der Setlist wieder. Nach 45 Minuten haben MEURTRIÈRES den großen Teil des in der Halle anwesenden Publikums überzeugt, dessen bin ich mir sicher.
APTERA spielen derweil im Marx. Die Band bestehend aus Frauen aus Brasilien, Belgien, Italien und den USA, spielen eine Mischung aus Doom, Sludge und Stoner Rock. Kommt live extrem geil rüber, vor allem die kurzen thrashigen Anleihen machen die Songs noch einen Ticken aggressiver. APTERA sind definitiv eine Überraschung am frühen Nachmittag.
Der Samstag ist traditionell immer etwas hektischer, denn Überschneidungen an Bands liegen natürlich in der Natur der Sache. Kaum sind die letzten Töne aus dem Marx verklungen, legen in der großen Halle DEATH WORSHIP direkt los. Ihrem Ballermix aus Black und Death Metal kann ich leider nicht viel abgewinnen, so lässt mich der Auftritt doch recht kalt und so mache mich auf den Weg zu HEXER, die nach APTERA im Marx spielen. Doch die Realität holt mich recht schnell ein, als ich sehe, dass die Schlange der Wartenden, die auch noch in den kleinen Raum wollen, bis zur Theke geht. So kann ich mir HEXER also abschminken. Als Alternative schaue ich mal über das Merch, welches tatsächlich relativ faire Preise hat, und schaue beim VAN-Stand vorbei, der leider dieses Jahr zu wenig Vinyl dabei hat.
Mittlerweile haben sich DEATH WORSHIP ausgeballert und THE NEPTUNE POWER FEDERATION stecken in den letzten Vorbereitungen zu ihrem Auftritt. Zum zweiten Mal spielen die Australier nun auf dem Hell Over Hammaburg und ich kann mich noch gut an den Überraschungseffekt des ersten Auftrittes erinnern. Pünktlich um 18:30 Uhr geht es los und zu Beginn des Auftritts verteilt Sängerin Screaming Loz Sutch, die natürlich extravagand gekleidet ist, erst mal ein paar Rosen im Publikum, bevor sie dann mit 'Mind Voyager' und 'Let Us Begin' ihr Set starten. Auch wenn ich Zuhause die Art von Musik höchst selten auflege, muss ich sagen, dass es TNPF schaffen, eine Energie on der Bühne auf das Publikum zu übertragen, der man sich kaum entziehen kann. Ihr eingängiger, leicht positiver Rock verbreitet eine Menge Spaß und Songs, wie 'Thirst For Blood', 'I'll Make A Man Out Of You' oder 'Rat Queen' kommen einfach extrem gut. Leider haben sie nur 50 Minuten, um sich in die Herzen neuer und alter Fans zu spielen.
Musikalisch neue Wege geht das Hell Over Hammaburg mit HYSTERESE, denn Punk Rock war meines Wissens nach noch nicht auf dem Festival vertreten. Da fragt man sich doch glatt, warum? HYSTERESE aus Tübingen machen also die Pioniere heute und gleichzeitig einen fantastischen Job. Die Band, rund um Frontfrau Helen Runge versprüht mit ihrem Mix aus Punk, Alternative und etwas Hardcore und starke Dynamik, sodass der Pogotanz natürlich nicht lange auf sich warten lässt. Ein starker Auftritt, der Lust auf mehr Punk und Hardcore auf dem HOH macht.
SLINGBLADE wurden ja schon gleich zu Beginn bestätigt, und während manche in Freudentränen ausbrachen, musste ich mich fragen "Sling wer?". Mit ihrem bisher einzigen Album "The Unpredictet Deeds Of Molly Black" starten sie nun ihr Set pünktlich um 19:50 Uhr. Nein, auch das lässt mich völlig kalt. Hat vielleicht seinen Grund, warum mir die Band bisher völlig unbekannt war. Aber was zählt schon meine Meinung - wenn ich mir die Reaktionen des Publikums so ansehe, dann scheinen SLINGBLADE für viele hier gerade zu liefern. Musikalisch gibt es klassischen Heavy Metal mit ein bisschen MAIDEN-Einschlag. Außerdem kommt auch die Info, dass sie gerade an einem neuen Album basteln, zum richtigen Zeitpunkt.
MEGATON SWORD spielen um 20:40 Uhr im Marx und ich hätte sie wirklich gerne gesehen, doch ich war zu spät. Der Laden ist brechend voll, absolut kein Reinkommen mehr. Hoffentlich dann bald auf der großen Bühne. Nachdem SLINGBLADE ihr Set beendet haben, machen sich MANBRYNE aus Polen bereit. Ich wundere mich etwas über den Altar in Sitzhöhe vorne auf der Bühne, doch als dann der Sänger im Rollstuhl auf die Bühne fährt ist klar warum. Um 21:10 Uhr starten MANBRYNE mit 'Totentanz' vom Band und dann 'Piam I Niepamic' und schnell wird klar, dass dies ein extrem intensiver Auftritt werden wird. 'Ostatni Splot' folgt und bestätigt die Intensivität. MANBRYNE fesseln das Publikum mit ihrer Brachialität. Songs, wie 'Grzechy Ojcow', der Opener vom ersten Album "Heilsweg", 'Pustka, Ktora Znam' und 'Majestat Upadku' kommen einfach zu geil. Steht man auf MGLA oder GROZA, dann kommt man an ihnen nicht vorbei. MANBRYNE beschließen ihr Set mit einem OREMUS-Cover. Eine Band, bei der Sänger S. früher aktiv war. 60 Minuten purer polnischer Black Metal und schon jetzt der Gewinner des Tages.
Vom polnischen Black Metal zum Black/Crust Metal aus der Stadt, die es nicht gibt: Bielefeld. UNRU machen heute den Rausschmeißer im Marx. Sie starten mit den sphärischen Klängen des Openers 'Krakstad' der neuen EP "Die Wiederkehr des Verdrängten", dessen Titeltrack direkt im Anschluss den Nacken strapaziert und mit 'Der Hauch Der Freiheit' machen sie das Triple der EP voll. Wie schon MANBRYNE schaffen auch UNRU, einen äußerst intensiven Gig auf die Bühne zu bringen, und mit dem folgenden 'Totemiker' gibt es tatsächlich nur einen Song vom Album "Als Tier Ist Der Mensch Nichts". 'Hungersteine', ebenfalls von der EP, und 'Die Welt In Der Wir Sterben' folgen und nach 50 Minuten entlassen UNRU das Volk, das nun zum Headliner des heutigen Abends strömt.
Ein Festival nähert sich dem Ende. Immer wieder erwischt man sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Schön ist die Zeit, viel gute Musik, viele nette Leute, aber auch - und das gehört auch zur Wahrheit - ist es anstrengend. Irgendwann schmerzen die Füße und die Beine. Ja, ist so. Doch bevor wir zum endgültigen Schluss kommen, hat noch der heutige Headliner ETERNAL CHAMPION seinen Auftritt. 70 Minuten bekommen sie, um mich vollends zu überzeugen, denn auf Platte sind sie zwar okay bis gut, aber mehr auch leider nicht. Okay, MANOWARS 'Fighting The World' als Intro zu nehmen passt schon mal, warum dann aber noch 'The Godblade' als zweites Intro folgt verstehe ich nicht. Eröffnet wird das Set dann mit 'War At The Edge Of The End' und 'Coward's Keep'. Ja, bisher ganz solide. Die Band scheint gut drauf und der Funke ist bei den meisten eh schon bei 'Fighting The World' übergesprungen. 'The Armor Of Ire', 'The Last King Of Pictdom' und 'Retaliator' folgen, bevor sie mit 'Destroyer' ein LEGEND-Cover einstreuen. Sänger Jason sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, indem er von der Bühne in den Fotograben geht und sich zur ersten Reihe stellt. Tom Warriors "Uugh" wird immer wieder sowohl vom Publikum als auch vom Sänger gerufen. 'Ravening Iron' und 'Worms Of The Earth' leiten das Ende des Sets ein. Sänger Jason mittlerweile oben ohne und mit einer Art Kettenhelm auf der Bühne und die Band bringt zuletzt 'I Am The Hammer' und 'Skullseeker'. Dann ist Ende. Ja, es war ein guter und solider Auftritt, aber zum Fan gemacht hat er mich nicht.
Egal, denn letztendlich muss ich sagen, dass auch das 10. Hell Over Hammaburg wieder ordentlich Spaß gemacht hat, für einige nette Gespräche und musikalische Überraschungen sorgte und mit PHANTOM WINTER (Freitag) und MANBRYNE (Samstag) zwei verdiente Tagessieger hatte. Wir sehen uns 2025!
Weiter Fotos findet ihr hier. |
Billing
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