Interview mit Aleksi von Swallow The Sun

Ein Interview von Krümel vom 02.03.2012 (21739 mal gelesen)
Anfang Februar haben die melancholischen Doom-Deather SWALLOW THE SUN ihr bisher bestes Album "Emerald Forest And The Black Bird" veröffentlicht. Da war es natürlich an der Zeit, der Band ein paar Fragen um dieses großartige Werk zu stellen. Und Aleksi Munter, seines Zeichens Keyboarder der Finnen, gab bereitwillig die Antworten.


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Ihr habt ja kürzlich das neue Album "Emerald Forest And The Black Bird" veröffentlicht. Unsere Leser möchten sicherlich etwas mehr darüber erfahren. Könntest Du bitte kurz das Konzept der Scheibe bzw. der Songs umreißen?

Aleksi: Die Songs drehen sich um ein bestimmtes Thema. Sie erzählen von diesen nächtlichen Stunden, in denen man in dieser Art von Zwischenwelt wach liegt; in einer solchen nicht enden wollenden Nacht, in der man über die Möglichkeiten in seinem Leben, vergangene Fehler, geliebte Menschen und Verluste sinniert. Dies ist gut in den Ereignissen des ersten Songs dargestellt. In diesem erzählt ein Vater seinem sterbenden Sohn eine Geschichte. Zwar folgen die Lieder keinem Handlungsstrang, höchstens gelegentlich, aber sie haben alle dieses Grundthema.

Mich interessiert speziell die Entstehung eben dieses genialen Titeltracks 'Emerald Forest And The Black Bird'. Ist es wahr, dass Juha ein Gute-Nacht-Lied für Kinder immer wieder gehört hat und dabei auf die Idee für diesen Track kam?

Aleksi: Ja, das ist richtig. Es ist ein sehr eindringliches Schlaflied, das ein seltsames Gefühl hervorruft. Und sicherlich erzeugt der Titelsong, der in Teilen sehr abstrakt ist, ebenfalls ein solches Feeling. Juha hatte beim Hören immer den Eindruck, dass es für ein sterbendes Kind gesungen wurde, daher auch das Thema von 'Emerald...'

Meiner Meinung nach ist das Album sehr abwechslungsreich. Jeder Song hat seine eigene Atmosphäre und Stimmung. Trotzdem klingt das Werk insgesamt wie aus einem Guss. Würdest Du mir da zustimmen?

Aleksi: Ja, das tue ich. Die Scheibe bietet tatsächlich mehr Abwechslung als irgendeine unserer früheren CDs; und trotzdem scheinen alle Songs sehr gut zueinander zu passen. Ich denke, das rechtfertigt auch die Länge der Spielzeit, die mit weniger Vielfalt ein wenig ermüdend wäre. Außerdem wollten wir monumental klingen, wenn es drauf ankommt; hatten andererseits aber keine Angst davor, auch mal intimer zu klingen.

Im November habt ihr das Video zu 'Cathedral Walls' auf der Insel Suomenlinna abgedreht. Es sieht so aus, als wäre das eine wirklich kalte Landschaft... Wieso habt ihr gerade diesen Ort gewählt?

Aleksi: Es war extrem frostig und windig an diesem Tag. Sehr zum Nachteil für die spärlich bekleideten Tänzerinnen, die dieses Wetter für mehrere Stunden aushalten mussten. In manchen Einstellungen sieht man an dem von der Seite kommenden Regen, wie windig es war. Filmtechnisch gesehen, war das Wetter aber perfekt. Es war ein Zufall, dass wir den Nebel auf dem Meer, die Grautöne und die trostlose Landschaft einfangen konnten. Das ist perfekt für den Song und seine Atmosphäre gewesen. Außerdem liegt die Insel relativ nah bei Helsinki, wo die Produktionsfirma angesiedelt ist.

'Cathedral Walls' ist nicht nur das erste Video, das ihr zum Album gefilmt habt, man findet in dem Lied auch NIGHTWISH's Anette Olzon als Gastsängerin. Wenn ich es richtig verstanden habe, hörte sie den Rough Mix und mochte ihn auf Anhieb. Habt ihr Anette den Song absichtlich präsentiert und gefragt, ob sie ihm ihre Stimme leihen möchte? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Aleksi: Wir fragten sie ganz direkt. Wir suchten nach einer weiblichen Stimme für diesen Track und Juha stolperte über Anettes Solo-Sachen. Da wussten wir: Die ist es. Also fragten wir sie - und sie mochte den Song sofort. Es ist klasse, was dabei herausgekommen ist!

Mit 'Labyrinth Of London' habt ihr einen weiteren (den inzwischen 4.) Part von 'Horror' auf die Scheibe gepackt. Als ich 2007 mit Pasi über diese Fortsetzungen sprach, verriet er leider nicht allzu viel darüber. Könntest Du bitte etwas dazu sagen? Welche Idee steckt dahinter? Wird es in Zukunft noch mehr Teile davon geben?

Aleksi: Nun, alle 'Horror'-Stücke sind mit einem bestimmten musikalischen Thema verbunden. Und zwar dergestalt, dass alle Lyrics dieses Feeling eines B-Movies erzeugen. Ich denke, sie sind irgendwie "erzählerischer" als alle unsere anderen Lieder. Von daher, yeah, ich denke, es wird mehr davon geben.

Welcher der Titel des Albums ist Dein persönlicher Favorit und warum?

Aleksi: Ich würde sagen 'This Cut Is The Deepest', weil es ein exzellentes Stück ist. Es hat einen für uns anderen Sound, und man kann daran erkennen, wie sehr Mikko sich als Sänger entwickelt hat. Außerdem mag ich 'Hate, Lead The Way' wegen seiner bloßen Power und 'Labyrinth of London' wegen seiner großartigen Melodik.

Einmal mehr war Rami Mursula für das Artwork, das meiner Ansicht nach hervorragend ist und perfekt zum Konzept passt, verantwortlich. Gab es da eurerseits Vorgaben gemacht, oder habt ihr euch einfach auf Ramis Erfahrung verlassen?

Aleksi: Wir hatten die Idee für das Auge auf dem Cover. Und wir wollten den Rest des Artworks irgendwie traumhaft und abstrakt und unter Verwendung der Farbe Grün haben. Ansonsten hatte Rami freie Hand, und er hat natürlich unsere Erwartungen erfüllt. Anfangs machte ich mir ein paar Sorgen um die Covergestaltung, aber als ich die ersten Skizzen von ihm sah, waren all meine Befürchtungen bezüglich des Konzepts wie weggeblasen. Er ist ein beeindruckender Künstler und man kann sehr gut mit ihm arbeiten.

War er auch für das Design eurer Webseite verantwortlich? Mir ist aufgefallen, dass, wenn man die verschiedenen Bereiche anklickt, oben immer ein anderes Bild erscheint. Manchmal ist es das selbe Vogelauge wie auf dem CD-Cover, dann der schwarze Vogel, dann ein Wald und so weiter. Aber ab und zu sieht man aber ein anders gestaltetes (menschliches?) Auge, in dem sich "irgendetwas" spiegelt. Es ist schwer zu erkennen - im Hintergrund könnte ein Schriftzug sein und im Vordergrund ein dunkler Turm?? Was genau stellt es dar?

Aleksi: Die Webseite nutzt Graphiken, die Rami für das Booklet angefertigt hat, auch das menschliche Auge stammt daher. Doch ich weiß nicht genau, was sich darin reflektiert; daher ist jede Interpretation eine gute.

Für mich ist dieses Album euer bisher überragendstes Werk. Alles ist stimmig, es gibt darauf keinerlei Ausfälle. Denkst Du selbst auch, dass "Emerald..." das beste SWALLOW THE SUN Album ist? Oder gibt es etwas, das ihr rückblickend lieber hättet anders machen wollen?

Aleksi: Yeah, ich denke wirklich, es ist unsere beste Arbeit. Alles hat geklappt, es gab keine Unstimmigkeiten. Natürlich sind da ein paar Dinge, die man anders oder besser machen könnte, aber nichts Ernstes. Wir sind extrem glücklich mit dem Ergebnis - von den Songs über die Produktion bis zum Artwork. Aber es ist gut, wenn es immer noch Raum für Verbesserungen gibt; wie sollte man sonst auch weitermachen?

Ich glaube, viele europäische Fans brennen darauf, euch live zu sehen. Aber bisher gibt es keine Ankündigung für eine größere Europatour, richtig? Warum nicht? Ist es für euch heutzutage (wie Pasi vor ein paar Jahren erwähnte) immer noch unerschwinglich, ausgiebig außerhalb Finnlands zu touren?

Aleksi: Das hat sich geändert. Irgendwann nach dem Release von "New Moon" dachten wir, es wäre unerreichbar für uns, innerhalb von Finnland zu touren, hahaha! Wir spielten 150 Shows, von denen nur 15 in Finnland stattfanden. Aber bzgl. einer Europatour: Seid geduldig - wir haben da was in Planung, können darüber aber momentan noch nichts verraten. Keine Sorge, es wird ein paar Auftritte geben.

Jetzt eine oft gestellte Frage: Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Gönnt ihr euch eine kreative Pause? Oder seid ihr voller neuer Ideen für ein Nachfolgerelease? Ich könnte mir vorstellen, dass nach einem so großartigen Stück Musik wie "Emerald Forest..." ein sehr großer Druck auf euch lastet, oder?

Aleksi: Die Planung ist die selbe wie immer - es gibt keine Pläne. Musik muss auf natürliche Weise aus einem heraus entstehen; das kann man nicht wirklich beschleunigen. Und wenn man sich wegen einer vorherigen Arbeit unter Druck setzt, bist Du von vorne herein kaputt, denn das beeinflusst Deine Musik. Wir haben immer das getan, was sich für uns gut angehört hat. Und jedes Mal hörte es sich wie das Beste an, das wir bis dahin gemacht hatten. Also lass uns einfach schauen, was die Zukunft bringt; ich hoffe, es wird interessant!

Traditionell gehören die letzten Worte dem Künstler...

Aleksi: Danke für das Interview. Wir sehen uns bei den Shows! Cheers!!

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