Interview mit Skaldir, Morten von Ash Of Ashes

Ein Interview von Farvynn vom 10.06.2022 (22879 mal gelesen)
Im Leben begeben wir uns auf viele Reise, und dies haben ASH OF ASHES in ihrem zweiten Album "Traces" sehr gut in Szene gesetzt. Da lag mir der Gedanke nahe, dass diese Reise auch unsere Wege verbinden soll. Mit meinen Fragen im Gepäck kreuzte ich die Wege von Skaldir und Morten, welche mir rege Antwort geliefert haben.

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Hey Skaldir, Glückwunsch erst mal zum Release von "Traces" und dem Verkaufsstart des Vinyls! Wie geht es euch jetzt, wo das Album auf dem Markt ist?

Skaldir: Hallo Carina! Es ist ein sehr befreiendes Gefühl. Wir haben ja alles getan, was in unserer Macht stand, und jetzt haben alle Fans die Möglichkeit, das Album in welcher Form auch immer zu genießen.

Sowohl über eure Facebook-Seite als auch über euren Promoter Metal Message Global sieht man immer wieder Top-Kritiken zur Platte. Hättet ihr je damit gerechnet? Gerade auch, wenn man "Traces" mit dem Vorgänger "Down The White Waters" vergleicht?

Skaldir: Mein Bruder hat mich letztens daran erinnert, dass wir mit meiner/unserer Musik auch schon bei unseren Vorgängerbands immer Lieblinge der Kritiker waren. Auch "Down The White Waters" hat ja extrem gut abgeschnitten in den Reviews. Dass "Traces" sogar noch etwas besser ankommt, ist höchst erfreulich. Bevor ich ein Album auf die Welt loslasse, habe ich enorm viel Arbeit reingesteckt. Wenn das erkannt wird, freut mich das umso mehr. Noch mehr freuen mich aber meistens die Rückmeldungen der Fans dazu.

Du bist in der Szene nicht unbedingt ein unbeschriebenes Blatt. Der Eine oder Andere kennt dich ja noch von HEL. Inwieweit hat die Band ASH OF ASHES beeinflusst, oder trennst du die beiden Projekte voneinander?

Skaldir: Die Ähnlichkeit der Bands ist sicherlich groß. Bei HEL gab es ja zwei, später sogar drei Songwriter. Die Songs, die ich für HEL geschrieben habe, sind wahrscheinlich gar nicht mal so unterschiedlich zu denen von ASH OF ASHES. Trotzdem ist es eine andere Band. HEL ist Vergangenheit, und wir sind stolz auf unsere Alben. ASH OF ASHES ist jetzt eben ein neues Kapitel. Ich finde es aber auch überhaupt nicht schlimm, wenn Leute HEL erwähnen, wenn sie etwas über ASH OF ASHES schreiben. Wir selber haben das im Pressetext ja auch nicht verhehlt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Auf dem Album zieht sich eine Thematik wie ein roter Faden durch alle Songs, und das ist die Reise. Hast du bewusst das Thema gewählt und dann die einzelnen Texte geschrieben, oder kamen erst die Texte und denn fiel dir das Thema ein?

Skaldir: Morten und ich haben im Vorfeld gemeinsam darüber gesprochen und sind dann auf "Reise" als Thema gekommen. Morten schreibt ja die Texte komplett, und ich kümmere mich um die Musik. Die Musik ist immer zuerst da. Nach der Grundsatzbesprechung hatte Morten dann eigentlich freie Hand. Nur wenn etwas meiner Meinung nach nicht passend gewesen wäre, hätte ich ein Veto eingelegt. Aber er versteht einfach die Stimmung in der Musik und kann diese perfekt in den Texten einfangen. Deshalb übergebe ich jetzt mal an ihn.

Morten: Wie Skaldir schon sagte, gleichen wir immer unsere Ersteindrücke von der Musik ab, und dann mache ich mich an die Texte. Das Thema Reise und die Spuren, die Reisen hinterlassen, boten sich insofern an als beide Themen ein breites Spektrum an Einzelgeschichten ermöglichen und die Songs auf dem Album untereinander sehr verschieden sind und verschiedene Stimmungen transportieren. Zudem lassen die Themen konkrete historische Aspekte zu, sowie ebenfalls mythologische, philosophische oder gar politische Inhalte. imgleft

Nebst den typischen Aspekten der Reise - zwischen Aufbruch und Rückkehr - kommen auch viele mythologische Aspekte zur Sprache. Gerade bei 'The Eternal Traveller' muss ich unweigerlich an Odin und seine Gestalt als Wanderer zwischen den Welten denken. Gerade da bietet die Edda viel Potenzial. Welche Geschichten hast du dir da zu Eigen gemacht und vertont?

Morten: Es gibt einige Songs mit konkreten historischen Inhalten auf dem Album, aber eben auch Songs, die nicht an ein konkretes Ereignis oder dergleichen gebunden sind - und dazu gehört unter anderem auch 'The Eternal Traveller'. Egal, ob es sich um konkrete historische Anknüpfungspunkte handelt oder nicht - ich versuche stets Geschichten zu erzählen. Gleichzeitig soll es aber nicht ausschließlich eine einzige Geschichte sein, die erzählt wird, sondern ich versuche auch immer, etwas Platz für die Ideen der Hörerinnen und Hörer zu lassen. Und wenn bei dir nun Odin und seine Wanderungen zwischen den Welten als Assoziation geweckt werden, dann ist dies eben die Geschichte, die du dort heraushörst und das ist dann auch gut so, denn das ist dein ganz persönlicher Zugang zu dem Song. Gleichzeitig wird es bestimmt andere Leute geben, die eine andere Geschichte für sich darin finden und andere Anknüpfungspunkte sehen - Möglichkeiten bietet der Song, glaube ich, genug.

Gerade mit 'To Those Long Forgotten' sprichst du nicht nur die positiven Dinge der Reise an, sondern auch die Negativen. Als Gespräch zwischen Mutter und Vater, die den Verlust ihres Sohnes besingen, hast du dir mit Rúnahild und Christopher "Elvarhøi" Rakkestad zwei Vokalisten gesucht, die besser nicht hätten passen können. Nur - wie kam es dazu, die Platte auf einer eher traurigen und nachdenklichen Note auslaufen zu lassen? Eigentlich versucht man doch eher, auf einer positiven Note zu enden.

Skaldir: Mir ist es enorm wichtig, dass ein Album einen definierten Anfang und ein erkennbares Ende hat. Es soll ja ein in sich geschlossenes Werk sein. Dass dieser Track in der Reihenfolge der letzte sein muss, stand relativ früh fest. Die Melodie gleitet langsam aus und bleibt bestenfalls noch eine Weile im Kopf. Ich weiß gar nicht, ob man auch im Metal immer versucht, auf einer positiven Note zu enden. Kommt wahrscheinlich auf die Richtung an. Auch wenn das Thema ein ernstes und trauriges ist, finden wir, dass der Song das Album perfekt beschließt.

Wo wir aber schon bei Mystik und Rúnahild sind: Sie ist ein wiederkehrendes Element. Schon auf eurem Debütalbum war sie mit der Hardangerfiedel zu hören und nun leiht sie euch ihre Stimme. Als Mystik Folklore-Spiritualistin kommt man selten jeden Tag zu solch einer Gelegenheit. Wie habt ihr zwei euch kennengelernt? Da sie selbst Musikerin ist, wäre es für mich die naheliegendste Lösung.

Skaldir: Wir kennen uns schon seit über 10 Jahren. Damals, als ihre Band noch ELIWAGAR hieß, habe ich für sie Mixing und Mastering in meinem Tonstudio gemacht. Das ging über viele Jahre. 2016 hab ich dann auf dem letzten ELIWAGAR-Album "I Vølven's Vev" auf ihrem Lied 'Vi Høster Som Vi Sår' neben Mix und Mastering auch etwas Tin Whistle gespielt. Als unser "Down The White Waters"-Album dann Form annahm, wollte ich ursprünglich, dass sie auf einem Song Concertina spielt. Dass ist so eine Art Akkordeon. Sie fand aber, dass die Hardangerfiedel besser passen würde und hatte damit natürlich Recht. Als wir dann für das aktuelle Album eine weibliche Stimme brauchten, musste ich nicht lange überlegen, wen ich da frage. Ihr Gastgesang, aber auch die Beiträge der anderen Gastmusiker, haben das Album um ein ganzes Stück weiter nach vorne gebracht. Wir haben uns auch schon persönlich in Norwegen bei ihr getroffen, und sie ist absolut liebenswert. Solche Menschen braucht man, solche Menschen wollte ich auch auf meinem Album haben. imgright

Nun aber zu dir als Person: Du bist ja mehr oder weniger im Hintergrund eine Ein-Mann-Show. Nicht nur, dass die Platte in deinem Studio aufgenommen und vollendet wurde, du übernimmst ja auch gleichzeitig den Merch-Vertrieb und was sonst noch anfällt. Ist es nicht gerade vor einem Release schwer, alles zu managen? Für dich muss ein Tag fast 48 Stunden haben, damit alles abgearbeitet werden kann.

Skaldir: Es ist vor und nach dem Release wirklich sehr viel Arbeit und kostet viel Zeit, aber das ist in Ordnung. Was die Musik und die Qualität angeht, bin ich wahrscheinlich wirklich ein Kontrollfreak. Gerade der Sound ist mir enorm wichtig. Vielleicht sollte ich für den Versand einen Schülerpraktikanten einstellen? ;) Nein, ich bin auch gerne persönlich mit den Bestellern und Reviewern in Kontakt, wie du ja auch schon gemerkt hast. Es ist fast so wie früher in den Tape-Trading-Zeiten. Und dann gibts Besteller-Namen, an die man sich erinnert, die schon vor 10 Jahren eine CD bei mir gekauft haben. Mit anderen kommt man ins Gespräch und stellt fest, dass sie schon vor 15 Jahren oder länger meine Band HEL kannten und jetzt immer noch an dem interessiert sind, was ich jetzt mache. Das ist schon etwas ganz Besonderes.

Das Einzige, was du freiwillig aus der Hand gegeben hast, ist alles rund um den Promotion-Bereich. Ich durfte Markus Eck von Metal Message Global selbst kennenlernen und habe auch eure gemeinsame Podcast-Folge gehört. Man könnte meinen, ihr kennt euch schon einige Jahrzehnte und habt euch gerade spontan auf ein Bier getroffen, allein weil die Gesprächsthemen recht weit gefächert sind. War die Folge längerfristig zwischen euch geplant oder mehr eine "Halt mal kurz mein Bier, ich muss kurz was aufbauen"-Idee?

Skaldir: Haha, es war relativ spontan, aber so spontan dann auch nicht! ;) Besser kennen wir uns seit circa 12 Jahren und wir haben uns auch schon getroffen als ich mal in Bayern war. Ich denke, einen Promoter mit mehr Leidenschaft, Hingabe und Expertise wird man nicht finden. Du wirst mir da wahrscheinlich auch zustimmen, denn er ist ja in diesem Fall auch unser Mittelsmann für dieses Interview.

Ich darf mich erstmal bedanken, nicht nur für die Zeit, die du in unseren kleinen Plausch investierst, sondern auch für das geniale Album. Ich hoffe mal, dass wir uns demnächst on Tour zu einem Bier treffen können. Wäre dahingehend inzwischen was geplant?

Skaldir: Sehr gerne! Ich muss mich bei dir bedanken, denn du hast mir ja mit deinen Fragen auch deine Zeit gewidmet. Freut mich total, dass dir das Album so gut gefällt. Derzeit ist nichts geplant wegen Auftritten, aber wer weiß - vielleicht läuft man sich ja irgendwo über den Weg?

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