Haggard - Eppur Si Muove

Review von Odin vom 19.05.2004 (8298 mal gelesen)
Haggard - Eppur Si Muove HAGGARD zelebrieren seit einiger Zeit die wohl mächtigste Mischung von klassischer Orchestrierung und Death Metal.

Das aktuelle dritte Studio-Album des inzwischen 16-köpfigen Metal Orchesters glänzt wieder mit einer flüssigen Verwebung aller Elemente von Blast Beats, Stakkato-Riffs und den bekannten ultratiefen Grunts bis zu den lieblichen Stimmen der weiblichen Vokalisten, die über den Streichern tronen. Da spielen sich schonmal Lead-Gitarre und Violine gegenseitig Bälle oder Themen zu und die wohl teilweise extrem leise aufgenommenen Vocals von Bandkopf Asis Nasseri drohen den Engelsstimmchen den Boden unter den Füßen wegzuziehen.

Sehr charmant ist auch die Beteiligung von Texten in verschiedenen Sprachen, insbesondere einige deutsche Passagen wirken besonders bedrohlich, wenn Nasseri sie irgendwo im Frequenzbereich von wenigen hundert Hertz ins Mikro haucht. So auch in 'Herr Mannelig', das uns ja schon von IN EXTREMO bekannt ist. HAGGARD verleihen diesem frühen germanischen Lied aber eine ganz andere Erhabenheit, majestätische Gewalt.

Thematisch setzen sich HAGGARD bzw. Asis Nasseri, der Songs und Texte schreibt, mit Galileo Galilei, seiner Arbeit und deren Konfrontation mit der Kirche auseinander. Ein Themen-Album in der Tradition der Vorgänger also, die sich bereits mit der Geschichte von Michel de Notredame und dem europäischen Mittelalter beschäftigten. Die Musik hilft dabei, eine perfekte Atmosphäre für eine Zeitreise zu schaffen, die den Hörer durch einen Strudel durch Raum und Zeit in das Italien des 16. Jahrhunderts versetzt und dort gefangen hält.

Die Musik von HAGGARD jemandem zu erklären, der sie noch nicht kennt, ist schwer bis unmöglich. Auf der Suche nach vergleichbaren Künstlern fallen mir nur THERION ein, die ein paar ähnliche Ansätze verfolgen, und ORPHANED LAND, die in einer vergleichbaren Intensität Death Metal und orientalische Folklore-Einflüsse mischen. So kann ich nur empfehlen, einfach mal reinzuhören, zum Beispiel auf der Website von HAGGARD. Etwas open minded muss man schon sein und Klassik sollte man auch mögen - aber dann kann man in dieser Band und diesem Album besonders ein wahres Juwel finden. Es gibt weder Ausfälle noch klar herausragende Songs, einzig 'Of A Might Divine' und den Titelsong 'Eppur Si Muove' möchte ich als Anspieltipps nennen, wobei man für letzteren auch schon über acht Minuten mitbringen muss. Dennoch ist es irgendwie zu früh schon wieder vorbei und ich sitze wieder im Hier und Heute. Ein Glück, dass CDs reibungsfrei und somit ohne Abnutzung abgespielt werden...


Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01) All ´inizio è La Morte
02) Menuetto In Fa-Minore
03) Per Aspera Ad Astra
04) Of A Might Divine
05) Gavotta In Si-Minore
06) Herr Mannelig
07) The Observer
08) Eppur Si Muove
09) Larghetto / Epilogo Adagio
10) Herr Mannelig (short version)
Band Website: www.haggard.de
Medium: CD
Spieldauer: 50:20 Minuten
VÖ: 26.04.2004

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